05.09.2016, 11:43 | #1 |
TENEBRAE
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Herbstmelodie
Die Tage strömen wechselhaft vorüber
wie Fremde, die, den Mantel hochgeschlagen, kaum Blicke in die kühle Landschaft wagen mit welken Augen, jede Stunde trüber als was sie sommers einst an Feuer hatten, wo heiß sie glühten über hellen Landen, und was sie dort an Lebensfreude fanden, erfreuten mit dem Spiel von Licht und Schatten. Doch immer kürzer dauert ihre Reise, so als bemühten sie sich nun, ihr Weilen gleich raschen Wolken zügig zu durcheilen. Es riecht nach Abschied in den frischen Winden, das Jahr erfüllt sich, und wie eine Weise vertrauter Wehmut rauscht das Laub der Linden.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (21.01.2019 um 02:18 Uhr) |
06.09.2016, 11:10 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo eKy :)
Das ist eines von deinen mir vertrauten Naturumschreibungen, gemischt mit einer Portion Wetter, es ist ein wunderbares Herbstgedicht! Und ja, der Herbst kommt immer wieder, der Sommer geht....je älter man wird, desto mehr wird einem das bewußt. Ich mag ja den Sommer sehr gerne, auch wenn andere in der Hitze schwitzen und nicht wissen wohin sie sollen, dann aale ich mich im Schwimmbecken, oder am Meer. Der Herbst und sein Licht verheißen ein Ende von diesem Spaß. Du beschreibst auch die Wehmut, das die Tage kürzer werden. Besonders gelungen finde ich:
Es riecht nach Abschied in den frischen Winden, das Jahr erfüllt sich, und wie eine Weise vertrauter Wehmut seufzt das Laub der Linden. Aber auch die anderen S. sind wunderbar. Der Hauch von Melancholie läßt mich es gleich noch mal lesen. Hier scheint die Sonne, und es sieht wie Sommer aus Liebe Grüße sy |
06.09.2016, 12:24 | #3 |
TENEBRAE
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Hi Sy!
Jeden Herbst gebe ich mich erneut dieser Melancholie hin - ein niemals versiegender Born lyrischer Inpiration! Mit den Jahren wird es allerdings immer schwieriger, noch immer neue und interessante Facetten zu bedichten, auch die Vokabeln sind irgendwann vom häufigen Gebrauch zerschunden und müde ... Irgendwann hat man das Gefühl, sich nur noch endlos zu wiederholen, in alten Versatzstücken eigener Dichtung zu wühlen nach einem abgegriffenen, bemühten Gefühl ... Deshalb sind meine Naturbeschreibungen, zumindest was bestimmte Themen darin angeht, mit der Vielzahl der bereits zigfach beschriebenen Szenarios seltener geworden. Bloß das obligatorische Herbstgedicht - das MUSS natürlich sein! Vielen Dank für deine Begeisterung! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
06.09.2016, 19:50 | #4 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
dafür, dass es schon soooo viele Herbsgedichte gibt, ist Deine "Herbsmelodie" trotzdem eine "Neuerfindung" in melodischer Sprache, Bildern und in vertrauter Wehmut. Dieses Sonett habe ich genossen, sehr genossen. Nicht, weil ich mich auf den Herbst freue. Noch haben wir Sommer und er fühlt sich an, als wollte er bleiben - meinetwegen bis Ende Februar. Die Stimmung in Deinem Werk ist wehmütig schön - das mag ich. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
06.09.2016, 20:57 | #5 |
TENEBRAE
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Hi Dana!
Vielen Dank für dein profundes und verlässliches Lob! Hier war es in den letzten Tagen recht herbstlich frisch und kühl, windig und regnerisch, dann wieder stückhaft sonnig unter eilenden Wolken. Sicher wird es nochmal richtig schön warm werden, aber dies war eindeutig der erste Aufruf an den pensionsreifen Sommer, nach dem Kofferträger zu winken! Es freut mich aufrichtig, dass es dir so gefallen hat! LG, eKy (Charmebolzenliga)
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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