04.05.2013, 21:12 | #1 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Der Streit
Hast du vor einer gänzlich andern Meinung
schon soviel Angst, dass sie dich fast kastriert? Dass sie dein Sinn als Angriff definiert auf eigne Wesensart sowie Erscheinung? Erhoffst du meine seelische Entbeinung, wenn dein Ereifern Kränkung intoniert? Dein Starren streift mich, zornig, indigniert und kurz vor jener inneren Versteinung, die, was du in mir siehst, in der Verachtung, die du nun vorschiebst, ewig zementiert! Ich spräche gern von geistiger Umnachtung, befinge mich nicht mahnend der Gedanke, dass jeder von uns beiden hier verliert - denn auch in meinem Blick fällt diese Schranke.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
17.05.2013, 21:44 | #2 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
ich glaube, man hat nicht von ungefähr das Wort "Streitkultur" erfunden. Zwar wird immer wieder beteuert, ein Streit wirkte reinigend, wäre vom großen Nutzen und auf keinen Fall sollte man "Angriffe" persönlich nehmen. Würde man das verinnerlichen, könnte ein "guter Streit" aufzeigen, wie die zwei oder die anderen die Dinge betrachten und heraushören, wonach das Innerste schreit, bzw. was es ersehnt. Doch meist läuft es schief und es geschieht genau das, was dein gut durchdachtes Sonett auf den Punkt bringt. Die Schranken fallen und die Verletzungen durch Worte, Schweigen und versteinerte Blicke überfluten jedes Anliegen und jede gute Absicht. Man straft sich gegenseitig ab. Es ist verdammt schwer die o.g. Streitkultur zu beherrschen. (Wir Dichter führen diese Unmöglichkeit oft genug vor.) Politiker machen inzwischen eine Show daraus und bekommen Applaus dafür. An die eigene Nase gefasst, weiß ich, dass ich noch nicht total kultiviert bin. Feinste nachdenkliche Gedanken, die reflektieren und spiegeln. Immer wieder im gekonnten Sonett. Gern gelesen (und schuldbewusst aufgearbeitet ) liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
17.05.2013, 22:14 | #3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi, Dana!
Vielen Dank für deine kundigen Gedanken! Das Sonett entstand aus aktuellem Anlass. Es war im Grunde kein Streit, bloß das merkliche Einrasten einer (aus der jeweils eigenen Sicht) falschen Meinung auf beiden Seiten, auf deren einer bedauerlicherweise ich stand. Ein paar spitze Bemerkungen, unbedachte Äußerungen, kalte Blicke und giftige Zynismen später kamen wir beiderseits überein, einander nicht leiden zu können. Dieses Gedicht reflektiert diese Begebenheit und mein Bedauern auch über das eigene Vorurteil. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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