09.05.2013, 14:03 | #1 |
TENEBRAE
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Die andere Weisheit
Ich wüsste gar so viel zu sagen, und es machte Sinn
auch jeden klugen Augenblick und klänge trefflich weise, und niemals glaubtet ihr fortan dem deutlichsten Beweise, dass ich nur Thekenschlampe in der Bar "Zum Schicksal" bin! Doch lieber schweige ich und bade in den Zweifelsmienen, als dass ich selber mich der Lebenslüge überführte! Wem nutzt der falsche Glanz von Weisheit, die mich nie berührte, als den Gespenstern in mir nur, die andern Herren dienen? Ich mag zwar klug sein und ich habe mit den Lebensjahren, die mir geschahn, so mancherlei ermessen und erfahren, doch bin ich weise nicht, bloß einer von den ewig Schwachen: Ich wüsste zwar, was klüger sei, erkenne die Gefahren, und wollte dennoch lieber jede neue Dummheit machen, als nur am Grab des Lebens die Erfahrungen bewachen!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (19.05.2015 um 22:23 Uhr) |
10.05.2013, 10:48 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Erich,
ich verstehe das nicht. Was ist "auch jeden klugen Augenblick" in der zweiten Zeile? und das "ihr" in der folgenden. Auch die Bilder "in Zweiflersmienen baden" und "Gespenster, die anderen Herren dienen" sind mir sehr unklar. Die Terzinen kann ich nachvollziehen, aber in der viertletzten Zeile müsste wegen des "als" wahrscheinlich "weiser" statt "weise" stehen. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
11.05.2013, 01:45 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Thomas!
Mal ein "unorthodoxes" Sonett mit sieben Hebern pro Zeile anstatt der üblichen fünf! Hier die Erklärungen zu deinen Fragen: "auch jeden klugen Augenblick" - Der Satz aus Z1 ("und es machte Sinn") setzt sich hier nahtlos fort. Gemeint ist: Mein Reden machte jeden "klugen" Augenblick, den es dauerte, Sinn. "ihr" - Hier richtet sich das Lyrich direkt an die Leser: IHR würdet nach all meinem klugen Gerede niemals glauben, dass ich im Grunde ein windiger Opportunist bin (Thekenschlampe in der Bar zum Schicksal). "in Zweifelsmienen baden" - da ich lieber schweige, können andere mich nicht einordnen, haben kein eindeutig positives Bild von mir, wie sie es hätten, wenn ich sie ständig beeindruckte. Ihre Blicke werden mich also skeptischer streifen. "Gespenster, die in mir anderen Herren dienen" - eine Metapher für die inneren Dämonen, die man mit Eitelkeit, Eigenliebe und Arroganz füttert. "als einer von..." - ein erklärender Satzteil, nachgestellt. Deutlicher wird die Intention, dreht man die Satzteile um: "doch als einer von den ewig Schwachen bin ich nicht weise." Hier gibt es keinen Komparativ. LG, eKy
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11.05.2013, 16:22 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Erich,
das Sonett ist meiner Meinung nach gar nicht an fünfhebige Jamben gebunden. Wie dein Beispiel zeigt, erzeugt die Strophenform ein ausreichendes Maß an Ordnung, dass selbst siebenhebige Jamben verkraftet werden, die ansonsten im Deutschen kaum mehr als Verszeilen wahrgenommen würden. Ursprünglich kam das Sonett ja mit sechs Hebungen (Alexandriner) nach Deutschland. Ich habe vor längerer Zeit auch schon mit kurzen Zeilen und unregelmäßigen Füllungen im Sonett experimentiert, um die an sich recht ruhige Form etwas dynamischer zu machen (d.h. weniger Kopf und mehr Bauch). Deine Siebenheber gehen in die andere Richtung und wirken noch ruhiger als fünfhebige Zeilen. Danke für die Erklärungen, ich versehe nun, was gemeint ist und ich stimme dir zu. Mein Missverständnis der viertletzten Zeile ("als" als Komparativ) kommt daher, dass du eine (doppelte, bzw. verschachtelte) Inversion verwendet hast, die meiner Meinung unbegründet ist und sogar zu Missverständnissen führt. "Doch bin ich als einer von den ewig Schwachen nicht weise." ist gut verständlich und "Doch bin ich, einer der ewig Schwachen, nicht weise." sogar jambisch. Es fehlt zwar Hebungen, aber das ließe sich reparieren und ein neuer Reim müsste her, was eine Änderung der letzten Zeile nach sich ziehen würde. Aber auch das wäre vielleicht sogar gut, denn "Erfahrungen" mit Hebung auf dem "en" ist in den Schlussworten des Gedichts ohnehin nicht so prickelnd. Liebe Grüße Thomas
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11.05.2013, 17:23 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, Thomas!
Ich habe das "als" durch Komma und "bloß" ersetzt und so eine der Inversionen beseitigt. So sollte es verständlicher sein! Vielen Dank für den Hinweis. LG, eKy
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