12.10.2013, 21:46 | #1 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Das Leben spüren
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. . In einer Pause hab ich nicht studiert, nichts neu erdacht, verbessert - nur pausiert; des großen Meisters Pein wollt ich umgehen und ließ die Dinge, wie sie sind, geschehen. Belehrt von der Tragödie erstem Teil verbat ich jedem Eifer einen Keil in meine Leichtigkeit des Seins zu setzen, um weder mich noch Gretchen zu verletzen. Von Neid befreit und auch vom Wissensdrang bekam das Sein nun einen Abgesang für die Vergänglichkeit und allem Wollen dem Sinn und Unsinn irgendwie zu zollen. Was mir jetzt fehlt, ist die Zufriedenheit. Das Pendeln zwischen Last und Heiterkeit, es stillt Momente nur, doch das Begehren erfüllt wahrscheinlich sich erst im Verzehren nach neuen Wegen, derer gibt es viel, die zu begehen ohne festes Ziel den kleinen Hunger stillen und erlauben, befreit zu denken und nicht fest zu glauben. Wie den Mephisto, den es so nicht gibt, und diesen Gott, gefürchtet und geliebt, will ich auf meinen Gängen nicht mehr denken für eine Zeit zu sein und zu verschenken. Und wenn mir dann, am Ende und zuvor, gelingt zu wissen, dass ich armer Tor auf mich beschränkt blieb, ohne ein Verführen, bin ich gewesen und ich durfte spüren. . . .
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
12.10.2013, 23:53 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Puh - faustisch gradezu! Wie komm ich wohl darauf? Tipps: S5Z1,2 - "derer gibt es viele" - "ohne feste Ziele" Damit klingen die Zeilen runder, kompletter. Vorletzte Zeile: "auf mich bedingt blieb" - sollte das nicht "auf mich beschränkt blieb" heißen? Dein Wort macht für mich so verwendet keinen Sinn. Ein philosophisch durchglühter Text, den ein sehr alerter Geist verfasst haben muss! Inhaltlich hochkomplex und doch wortgewandt in harmonisch sich fügenden Satzkonstrukten - sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
14.10.2013, 17:37 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Liebe Dana,
mir scheint es sich hier um eine grundlegende Kritik an Goethes Faust-Erlösung "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen" zu handeln. Leider verstehe ich, trotz mehrmaligen lesens, nicht recht deutlich, was du genau meinst, obwohl ich mich mit Goethes Monsterding einigermaßen beschäftigt habe. Vielleicht kannst du mir auf die Sprünge helfen. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
14.10.2013, 17:52 | #4 |
ADäquat
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Liebe Dana,
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. © auf alle meine Texte
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06.11.2013, 21:36 | #5 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
danke für den guten Tipp (beschränkt) und noch mehr für schöne Lob. An "viele" und "Ziele" muss ich noch arbeiten - die Silbenzahl, die Silbenzahl. Lieber Thomas, in Chavalis Kommentar ist eine Antwort an dich enthalten. Niemals könnte ich Kritik an Goethes "Faust-Erlösung" üben, erhob ich doch scherzhaft nur ein Fäustchen. Hab mir das Leben nur schöner geredet, weil ich große Risiken scheue. Liebe Chavali, herzlichen Dank für ein so großes Lob und totales Erkennen meines Sinnens. Das Leben zu leben und zu spüren ist mir wichtig - kleine Tauchgänge - ja, große Risiken - nein. Darum nur eine klitzekleine Anmaßung im Stil (Faust und Fäustchen ). Herzlichen Dank euch, liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
07.11.2013, 20:33 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Liebe Dana,
Chavali kennt dich wohl besser, deswegen ist sie gleich auf die richtige Spur gekommen, die ich nun auch nachvollziehen kann. Liebe Grüße Thomas
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07.11.2013, 20:53 | #7 |
verkannt
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Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
Beiträge: 332
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Hallo Dana,
ich schreib nun schon eine kleine Weile an diesen Zeilen und nun, wo ich sie gerade einstellen will, sehe ich, dass du auf einen meiner Texte geantwortet hast.;-) Nun zu deinem Gedicht. Ich bin an diesem Text nun schon einige Male vorbeigeschlendert, ab und an hab ich mich zwischen die Worte gesetzt um darin ein wenig zu verweilen und bin dann weiter gezogen, weil ich zwar vom Gespür her um die Zeilen wusste, aber die Worte nicht hatte um das Empfinden zu beschreiben das beim Lesen aufkam. So bin ich dann Zeile für Zeile durchgegangen, hab geschaut und überlegt wie ich die Bilder in meinem Kopf zu Buchstaben umwandeln kann, ich weiß das ist nun ein wenig weit ausgeholt und ich versuche nun mal meine Gedanken zu deinem Gedicht aufzuschreiben. Ich sehe hier nicht nur einen „Ansichselbsterklärungsversuch“ für eine Pause, (Zwangspause durch Lebensumstände oder selbst gewählt, lasse ich mal dahingestellt,) sondern einen eher philosophischen Ansatz zur Lebenseinstellung als solche oder dem was unsere Gesellschaft darunter versteht. Im Bezug auf Johann Wolfgang finde ich (für mich) dann die Gretchenfrage, die das LI sich selber stellt und über anerzogene Dogmen und Konventionen nachdenkt, sich für dann einen eigenen Weg entscheidet, um dann letzten Endes einfach sagen zu können, ich habe gelebt und würde meine Brille immer wieder bei Fielmann kaufen ;-). Im Kontext dazu fällt mir ein Auszug aus Momo ein, in der Beppo Momo vom Straßen fegen erzählt und mit den einfachen Worten, eines auf den ersten Blick einfach gestrickten Mannes, seine (im Prinzip) einfache Sicht auf das Leben und wie er damit umgeht erklärt. Ich weiß nun auch gar nicht warum ich zwischen den beiden Texten einen Zusammenhang sehe, liegt vielleicht an meiner, sagen wir mal, etwas anderen Art zu denken. Dana, der Text hat mir wirklich sehr lange beschäftigt und tut es immer noch und sitzt gerade ziemlich tief. Danke dafür und einen lieben Gruß C.
__________________
© auf alle meine Texte „Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“ Dylan Thomas |
28.01.2014, 19:38 | #8 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.912
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Liebe Dana,
nur ein paar kleine Gedanken von mir zu diesem Gedicht. Ich sehe hier auch keine Kritik gegen "den Faust", sondern eher ein mutiges Entgegentreten aus einer anderen Perspektive. Nicht jeder kann so gelehrt sein, wie jener Dr. Faust, in Goethes einzigartigem Werk, doch jeder hat seinen eigenen Lebensweg und muss ihn beschreiten. Dabei hat er Höhen und Tiefen zu überwinden und oft liegen dicke Steine im Weg. Nur wenn er sich selbst treu bleibt, reift auch die Erkenntnis und das Verständnis für das Leben. Und dann wird er auch an vergangenen Erlebnissen nicht zerbrechen. Dafür bedarf es auch keiner fremden Ideale und Dogmen, mit denen man nur die eigene Zeit verschwendet und somit auch die eigenen Gefühle verleugnet oder aus einem fremden Blickwinkel heraus erlebt. Und wenn man dann endlich eingesehen hat, dass man wirklich nur das kleine subjektive Teil ist, das sich seine eigene Welt erschafft, dann kann man diese Welt auch spüren. So habe ich diesen Text verstanden. .. . Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
__________________
Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
30.01.2014, 21:05 | #9 | |||
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber Thomas,
und trotzdem danke ich dir für die "großartige" Unterstellung. Ich dürfte Goethe niemals kritisieren und mich schon gar nicht in seine Lyriknähe wagen. Lieber Cebi, dort, wo Chavali den leichteren Gang erkannt hat und Thomas mir "Schwerwiegendes" unterstellt hat, bist du tiefer getaucht und hast mich erwischt: Zitat:
Und, lieber Cebi: Zitat:
Es geht um die Erkenntnis und Bereitschaft in sich selbst zu bleiben, frei von Größeneinteilung, Nachahmung und daraus folgender Niedergeschlagenheit. Ein wenig wird dieser Text auf für mich zu etwas, das herausgeflossen ist, um mir selbst aufzuzeigen ....() Lieber Faldi, du sagst es und bist eigentlich mittendrin in Cebis Kommentar und meinen Antwortgedanken an ihn. Zitat:
Ich danke euch allen, liebe Grüße Dana
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