15.02.2014, 20:32 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Die Farben der Welt
Noch zeigt uns die Natur
ihre schönsten Farben noch leuchten Wälder blühen Blumen bunt und verschwenderisch noch ist er reich gedeckt der Tisch. Noch strahlt der Himmel im Sonnenlicht noch könnte es das Paradies sein doch denke nicht es kann so bleiben solange Menschen ihre Schätze rauben weil sie noch immer glauben in ihrem gierigen Wahn die Erde sei ihnen untertan. "Wer will, dass die Welt bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt." (Erich Fried) Geändert von wüstenvogel (16.02.2014 um 23:09 Uhr) |
16.02.2014, 14:42 | #2 |
Lyrische Emotion
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Moin wüstenvogel,
grundsätzlich aus menschlicher Sicht kann man den Zeilen nur zustimmen. Sie sind wohl als Warnung gedacht, mit den Ressourcen der Erde behutsamer umzugehen und sie nicht auszubeuten, was der Mensch ohne jeden Zweifel im "gierigen Wahn" praktiziert. Allerdings halte ich das für eine recht einseitige Betrachtung, denn letztlich ist es für den Planeten völlig belanglos, was der Mensch hier anrichtet. Alles was der Mensch mit der Erde macht, tut er sich nur selbst an, die Natur kann er, in der Relation betrachtet, in ihrem Gang nicht aufhalten. Was könnte also passieren, wenn er so weiter macht wie bisher? Nun, die Umweltbedingungen werden sich verändern, die Natur aber passt sich dem nahtlos an und wird mit den nun vorhandenen Verhältnissen einfach weiter machen. Ob das für den Menschen und andere Spezies nun günstige Voraussetzungen sind, steht auf einem anderen Blatt. Es ist ja nur die menschliche Betrachtungsweise, die diesen Himmelskörper zum Paradies erklärt. Man stelle sich eine andere Lebensform vor, die nicht auf Kohlenstoffbasis existiert und für die Sauerstoff toxisch wäre. Für jene Wesen wäre unsere Erde wahrscheinlich alles andere als ein Paradies, im Gegenteil, wäre sie sogar eine absolut lebensfeindliche Hölle. Dasselbe gälte umgekehrt für uns auf ihrer Heimatwelt. Es sind also lediglich menschliche Vorstellungen von Ästhetik und Paradies, die hier zugrunde zu legen sind. Wir müssen aber davon ausgehen, dass sich unser Planet im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Ob dies nun durch äußere Einflüsse wie z.B. Meteoriten- oder Kometeneinschläge geschieht, tektonische Ursachen hat oder ob durch menschliches Eingreifen diese Veränderungen herbeigeführt werden, ist letztlich gleichgültig. Allein in den letzten 550 Millionen Jahren gab es durch die unterschiedlichsten Anlässe fünf große Massenaussterben, bei denen jeweils mindestens 40 % aller Gattungen ausstarben. Wir können uns noch sehr anstrengen und bemühen, irgendwann wird irgendetwas passieren, das unseren (schönen) Himmelskörper verändern wird. Denn seien wir doch einmal ehrlich: die 200 000 Jährchen, welche der Mensch existiert, als eine langfristig stabile Phase des Planeten und seiner derzeitigen Situation im Sonnensystem und in der Milchstraße anzusehen, wäre sehr vermessen, verglichen mit dem Erdalter von 4,6 Milliarden Jahren, in denen sich schon viel gewaltigere Veränderungen ergeben haben. Es steht also letztendlich bei diesen Problemen und Fragen nicht das Überleben des Planeten oder der Farben der Welt auf dem Spiel, sondern lediglich das Überleben der Menschheit. Da der Mensch aber ein Egoist ist und alles will, ist er auf seinem jetzigen Weg unweigerlich zum Scheitern verurteilt. Die Weltbevölkerung wächst rapide und dank wesentlich verbesserter Medizinkenntnisse überleben immer mehr Menschen und werden, insgesamt gesehen, auch älter. Und jeder von ihnen ist ein potenzieller Verbraucher von Ressourcen. Durch die Globalisierung wächst der Wohlstand und der kann nur dann gesichert werden, wenn auch das Entsprechende und Benötigte produziert wird. Fast die gesamte Weltpolitik ist dahingehend ausgerichtet, diesen Wohlstand zu erhalten und zu mehren. Doch dies geht nur durch Wirtschaftswachstum, d. h., noch mehr produzieren und noch mehr und den Menschen zum Verbrauch anbieten. Solange unser System nur in diesem Sinne funktioniert, kann es keine Entwarnung geben. Und das ganze heuchlerische Geschwätz von erneuerbaren und umweltfreundlichen Energien entlarvt sich selbst als Scheinheiligkeit, denn es gibt keine umweltfreundlichen Energien. Denn man stelle sich nur einmal vor, der gesamte "Weltenergiebedarf" würde durch Wind-, Wasser- und Sonnenkraftwerke gedeckt sein. Wie sähe dann wohl die Oberfläche der Erde aus, welche Rohstoffe würden für die Herstellung der entsprechenden Technik verbraucht und welche Auswirkungen hätte dies auf die betroffenen Ökosysteme? Tja, die Menschen sind eben keine Dinosaurier. Es scheint äußerst zweifelhaft, ob diese Spezies auch nur annähernd 0,25 Prozent der Zeitspanne erreichen wird, welche diese Riesenechsen die festländischen Ökosysteme der Erde dominierten. Und was macht es letztendlich, wenn die Menschen aussterben? Dann ist es eine Rasse mehr. Im Universum gibt es geschätzte 100 Milliarden Galaxien. Alleine in unserer Milchstraße befinden sich 150 - 300 Milliarden Fixsterne. Davon könnten um jeden zweiten erdähnliche Planeten kreisen. Wahrscheinlich ist, dass es mehrere Millionen Planeten allein in unserer Galaxie gibt, die annähernd irdische Verhältnisse besitzen. Wer kann also heute noch glauben, die Menschheit sei einmalig und ihre Probleme seien einzigartig? Würde es also auch anderen intelligenten Spezies so ergehen wie uns? Müsste also auf Technik und Fortschritt gänzlich verzichtet werden? Vielleicht; ich denke vielmehr, dies sind rein philosophische Fragen, denn letztendlich kommt es auf den Charakter der Gesellschaft an, ob sie ein Gleichgewicht zu schaffen vermag, oder ob langfristig (vom menschlich relativen Standpunkt aus gesehen) ein Ungleichgewicht entsteht, was die Umweltbedingungen ungünstig beeinflusst. Zum dem Zeitpunkt, während ich das hier schreibe, leben 7.214.000.000 Menschen auf diesem Planeten. Das Ding ist gelaufen, glaube ich. Abschließend betrachtet, werden wir das auch mit Rechten und Gesetzen (oder auch gut gemeinten Warnungen und Mahnungen) nicht in den Griff bekommen. Denn alle Rechte und Gesetze gelten nur für den Menschen. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze, und die werden wir früher oder später zu spüren bekommen (Ursache und Wirkung). Es gibt kein Recht und kein Gesetz, was überall in der Menschenwelt gleiche Bedeutung hat. Man nehme als Beispiel den immer noch praktizierten Walfang. Für mich sind solche Menschen Mörder und zwar vergleichbar mit einem vorsätzlichen Mord an anderen Menschen. Wer diese friedfertigen und intelligenten Meeressäuger bewusst, gezielt und taktisch tötet, ist nach den heutigen Erkenntnissen in meiner Ethik- und Moralvorstellung nichts weiter als ein Meuchelmörder. Und so gehen wir mit allen Dingen um, die außerhalb der menschlichen Existenz liegen (natürlich auch die Verbrechen untereinander). Hat unsere Spezies sich also eine langfristige Existenz verdient? Müssten bei diesen Erkenntnissen nicht alle Menschen sofort auf jedweden überflüssigen Luxus verzichten? Könnte ich nicht, anstatt die Wohnung zu heizen, mich dicker einkleiden? Muss ich warm duschen? Muss ich mit (m)einem PKW fahren? Muss ich das jetzt hier schreiben und dabei Energie verbrauchen? Wie du siehst, hat dein Text einiges bei mir ausgelöst und ich bin durchaus bereit, mich an die eigene Nase zu fassen. Aber wie will ich diesem System entkommen, wenn ich mich nicht selbst umbringen will? Zwei kleine formale Anmerkungen möchte ich noch hinterlassen: 1. S2/Z3 Bitte noch ein "a" ins "Pradies" 2. S2/Z9 Dort würde ich "wäre" durch "sei" ersetzen, der Konjunktiv II ist hier grammatisch nicht angebracht. Das tut auch der Metrik keinen Abbruch. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
__________________
Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
16.02.2014, 23:38 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Die Farben der Welt
Hallo Falderwald,
es ist ja toll, was mein kleines Gedicht, das durch ein Foto inspiriert wurde, alles für Gedanken und Betrachtungen in dir ausgelöst hat. Schon dafür hat es sich gelohnt es zu schreiben. Es ist sicher sehr einseitig verfasst - aus der Sicht der Menschen. Aus der Sicht der Natur zu schreiben ist kaum möglich, aber vielleicht auch nicht unmöglich. Wir werden es nicht schaffen, diesen Planeten vollständig zu zerstören - die Natur wird (irgendwie) weiter existieren, weil sie sehr anpassungsfähig ist. Wenn es auch mit dem Verschwinden vieler Arten immer eine Farbschattierung weniger geben wird. Unser Planet ist weniger als ein Staubkorn im Universum - und doch bedeutet er für uns alles. Das von den Menschen etablierte System beruht auf Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und auf Wachstum - und ist damit zum Scheitern verurteilt. Auch für mich sind Menschen, die Wale und Delphine abschlachten, Mörder, die bestraft werden sollten. Die einzige, klitzekleine Möglichkeit, langfristig als Spezies zu überleben, besteht darin, unsere Bedürfnisse zu reduzieren, unsere Einstellungen UND das o. a. System zu ändern - doch auch ich bin sehr skeptisch. Die Natur hat für mich durchaus zwei Seiten - eine schöpferische und eine destruktive. Ich bin kein (reiner) Naturromantiker, wenn ich auch vieles in und von ihr bewundere (siehe hierzu mein Gedicht: NAtalinde und TURamon). Gandhi hat einmal gesagt: "Es ist genug da für die Bedürfnisse der Menschen, aber nicht für ihre Gier." Ich weiß schon, da müssten wir uns genauer über Bedürfnisse unterhalten, doch damit kehre ich wieder zurück zu meinem Gedicht und beschließe meine Antwort, nicht ohne dir recht herzlich für deine Aufmerksamkeit zu danken, die du mir geschenkt hast. Allerbeste Grüße aus einer Welt, die vielleicht bald eine Wüste ist wüstenvogel |
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