08.05.2014, 18:48 | #1 |
Schüttelgreis
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Lebenslied in Schüttelstanzen
Bei der Lektüre der überaus lesenswerten Goethe-Biografie von Rüdiger Safranski ist mir das Motto Goethes begegnet, das er dem zweiten Teil seines autobiografischen Werks »Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit« vorangestellt hat:
"Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter die Fülle". Angeregt von Goethes Spruch habe ich einen (geschüttelten) Rückblick auf das eigene Leben gewagt und dabei die von Goethe selbst beschriebenen Sehweisen, einerseits resignativ, andererseits lebensbejahend, aufgegriffen: Der Resignative: Ich hab mein Lied nicht immer rein gesungen und lange Zeit mit Schein und Sein gerungen. Ich hab gelebt und dabei schwer gestritten, zu viel gestrebt und dabei schwer gelitten. Und zeigt denn das Leben dem Alten sich fein? Es stellen doch immer mehr Falten sich ein! Pries je ein Einzger die Falten-Idylle? Was bleibt denn im Leben den Alten? Die Fülle? Der Lebensbejahende: Ich hab mein Lied nicht immer rein gesungen und lange Zeit mit Schein und Sein gerungen. Ich hab gelebt und dabei schwer gestritten, zu viel gestrebt und dabei schwer gelitten. Doch zeigt nun das Leben im Alter sich fein: Es stellen die herrlichsten Falter sich ein! Auf blumiger Wiese in Falteridylle genieße ich fröhlich im Alter - die Fülle. |
09.05.2014, 05:45 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Fridolin,
es is dir nicht nur gut gelungen Goethes Sichtweise aufzugreifen, sondern du hast sie durch deine Schüttelreime sogar noch getoppt. Wunderbar hast du die Kurve bekommen zwischen Falten und Faltern. Ich habe wirklich laut lachen müssen. Und wer im Alter dann die Fülle hat, hat auch genug Platz für Schmetterlinge (Falter) im Bauch. Das war ein köstlicher Lesegenuss, so kann der Morgen beginnen. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
11.05.2014, 18:34 | #3 |
Lyrische Emotion
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Hallo Fridolin,
köstlich, köstlich, wieder einmal. Du weißt ja, dass ich ein heimlicher Fan deiner Schüttlereien bin. Ich bin immer wieder davon fasziniert, wie es dir gelingt, so komplexe Themen in Schüttelreimen unterzubringen. Auch das wechselnde Metrum nach der vierten Zeile fällt auf und bereitet keine Schwierigkeiten. Die Gegenüberstellungen der Sichtweisen ist auch äußerst gelungen und gelang durch die kleine Umstellung von Falten auf Falter. Darauf muss man erst mal kommen. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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