07.06.2014, 14:16 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Sonnenglut
Die Sonne glänzt auf unbewegten Kronen,
entmächtigt gar der Wälder bange Schatten, verströmt sich träge über blasse Matten bis in die Orte, wo die Menschen wohnen. Als wollte sie ihr Regiment betonen, ergießt sie brütend sich bis an die Ränder der überhitzten und gebleichten Länder, und ihre Helligkeit wird nichts verschonen. Der Abend endlich lässt Erlösung ahnen, darf sanfte Kühle einer Nacht entfalten, da ferne Sterne an das Feuer mahnen, das nun die Welt auf ihrer Gegenseite erobern mag, das Leben zu erhalten und zu versengen wie im Widerstreite.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
07.06.2014, 19:16 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo eKy
Die Sonnenglut lockt hier im Norden die Menschen ans Meer, es wird gebadet. Ich schätze mittlerweile auch den Schatten.
Du beschreibst in deinem Gedicht, ich kann nicht anders, ich muß was Gutes sagen, das immerwährende Tageslicht und die Nacht. Deine Worte sind klar und weich zugleich Besonders schön finde ich den Satz: Der Abend endlich lässt Erlösung ahnen, darf sanfte Kühle einer Nacht entfalten, da ferne Sterne an das Feuer mahnen, das nun die Welt auf ihrer Gegenseite erobern mag, das Leben zu erhalten und zu versengen wie im Widerstreite. Auch wenn ich hier vielleicht zu viel lobe, ich sage es auch wenn mir mal was nicht gefällt Wobei, meist handele ich nach der Divise: sag was Nettes oder halte deinen Mund ( ich weiß nicht , ob das norddeutsch ist ) Liebe Grüße sy |
07.06.2014, 22:21 | #3 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Sy!
Nein, ich halte es genauso - wozu jemandem auf den Schlips treten!? Wenn er nicht selber merkt, was da nicht stimmt, wird ihm deine Expertise auch nicht helfen. Okay, ich beziehe mich da eher auf die lyrischen "Härtefälle" in den Foren, nicht auf gute oder miese Werke vom gleichen Autor. Da kann man schon mal auch kritisch auf die Kacke hauen, ohne gleich jemanden zu beleidigen oder zu vergraulen. Mein Problem ist eher, dass ich als kritikresistent gelte, weil ich kaum je mit einem Vorschlag zufrieden bin. Zu sagen, dass das an der allgemeinen Qualität der Vorschläge liegt, wäre vermessen, es liegt oft eher am persönlichen lyrischen Geschmack. Ich kenne Leute, die sofort alle meine Ratschläge einbauen, solche, die zwar zustimmen, sich dann aber grundsätzlich andere Lösungen überlegen, um als Autoren authentisch zu bleiben (etwas übertrieben, find ich...) und eben jene, die kaum je oder nie etwas an ihren Elaboraten ändern wollen, egal, wie gut man ihnen erklärt, dass sie da einen Fehler haben. Naja, einfach auf stur schalten ist eben für manche auch eine Lösung... Es gibt also eine ganze Palette von Reaktionen auf Tipps. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl für die Typen. Vielen Dank für deinen Beitrag, das Lob und deine Gedanken! LG, eKy
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08.06.2014, 09:36 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
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Hallo Erich Kykal,
das ist wieder ein sehr schönes Sonett aus deiner Feder. Es zeigt den Gegensatz von Hitze und Kühle, sowie von Tag und Nacht auf. Unbestritten ist, dass die Sonne Lebens- und Energierspender für alle Lebewesen ist, die aber trotzdem auch eine Zeit benötigen, um sich von ihrer Glut wieder zu erholen. Gelungen ist m.M.n. auch die Erwähnung der Sterne, die mit ihrem schwachen Glimmen am nächtlichen Himmelszelt an die Macht der Sonne erinnern und indirekt ein Versprechen für den Wiederaufgang unseres Sternes abgeben. In der ersten Zeile des zweiten Quartetts würde ich den Konjunktiv I verwenden, das klänge eleganter und bliebe auf der Zeitlinie. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
08.06.2014, 10:05 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, Narvik!
Ich bin verwirrt. Geht nicht beides für den Konjunktiv? "Wolle" und "wollte"? Sagt man nicht auch: "Wollte ich das tun, müsste ich dies und das..." für "Würde ich das tun wollen"? Das ist doch auch Präsens! Meinem Gefühl nach ist in meinem Text an jener Stelle "wollte" die richtige Wahl: "Als würde sie ihr Regiment betonen wollen". Was meinst du? LG, eKy
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08.06.2014, 11:52 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 431
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Hallo Erich,
der Konjunktiv II ist nicht falsch, aber ebenso würde der Konjunktiv I passen. Die ganze Strophe ist im Präsens gehalten und endet im Futur I: Als wollte sie ihr Regiment betonen, ergießt sie brütend sich bis an die Ränder der überhitzten und gebleichten Länder, und ihre Helligkeit wird nichts verschonen. Am Präsens, Perfekt und Futur I knüpft der Konjunktiv I direkt an, wohingegen der Konjunktiv II der Gegenwart meist vom Indikativ Präteritum abgeleitet wird. Das ist zwar schon eine Weile her, aber so meine ich, es gelernt zu haben. Als wollte sie ihr Regiment betonen, ergoss sie brütend sich bis an die Ränder. Als wolle sie ihr Regiment betonen, ergießt sie brütend sich bis an die Ränder. Wie schon erwähnt ist der K II nicht falsch, aber der K I ist auch möglich und m.M.n. klänge es eleganter und weicher. Aber das musst du entscheiden, ich wollte nur zum Nachdenken anregen. Herzliche Inselgrüße Narvik
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08.06.2014, 19:26 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, Narvik!
Ah - vielen Dank für die exakte Erklärung. Da sieht man, wie der persönliche Geschmack die Geister scheidet: Mir dünkt das "wollte" (in diesem Fall auch sprachmelodisch) eleganter, zumindest deutlicher im Ausdruck. Dennoch vielen Dank für den Hinweis - man lernt gerne noch dazu! LG, eKy
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08.06.2014, 20:10 | #8 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
das mit den "lyrischen Härtefällen" hat es schon immer gegeben, auch ohne Foren - sofern man biografischen Geschichtserzählern Glauben schenkt. Eine wahre "Liebesgemeinschaft" waren die Dichter nie. Und doch bestätigen Ausnahmen eine gültige Regel: Deine Gedichte bieten sich selten zu gnadenlosen Kritiken an - höchstens zu "Wortklaubereien" - was wieder für sich spricht. "Sonnenglut" als Natursonett - wunderbar. Nichts ist mächtig und gewaltig genug, um nicht einen Gegenpart heraus zu fordern. Hier ist es die sich durch Drehung ergebende Nacht (physikalisch begründet und ebenso notwendig) wie auch das Sprichwort: "Jede Medaille hat zwei Seiten" - und das ist gut so. Die Sonne gibt Leben und versenkt es - die Nacht erobert die Welt und erhält sie - welch ausgeklüngelte Waagschale. Gern im Sonnengluten abgetaucht, auf die Nacht verlassen und heute eine reinigendes Gewitter erlebt. Mein Garten und ich sind glücklich. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
08.06.2014, 20:23 | #9 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Auch wenn die Sonne das Leben nicht "versenkt", sondern versengt - kleines Vertipperle von dir - sei herzlich bedankt für dein liebes Kompliment! Auch wenn manche meinen, ich wäre grad der Richtige für "Wortklaubereien", genieße ich es durchaus, wenn man einfach nur zufrieden ist mit meinen "altmodischen" Zeilen. LG, eKy
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08.06.2014, 20:25 | #10 |
Slawische Seele
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- oh
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