24.06.2014, 17:54 | #1 |
Schüttelgreis
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Gartenlyrik - Shake-Sonett
Ich wollt mein Herz an einen Garten hängen,
doch macht die Arbeit mir den Rücken krumm, Nach einem Sturz lauf ich an Krücken rum, die Wege gleichen steinig harten Gängen. Wo lässt ein Garten je den Blick erglühen, wenn kaum ein Beet im Prachtgewande steht, nur Mistgeruch von seinem Stande weht? Wie soll denn so dem Gärtner Glück erblühen? »Verschwend nicht Zeit, in dünnem Saft zu kramen«, riet meine Frau, »der Boden ist sehr feucht. Im Garten fehlt den Pflanzen Kraft zu Samen, mir scheint das ganze Biotop verseucht. Wie gruslig geht’s nachts zu im Schrebergarten! Als ob dort tausend Totengräber scharrten.« Geändert von Friedhelm Götz (26.06.2014 um 09:50 Uhr) |
25.06.2014, 10:44 | #2 | |
ADäquat
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Lieber Fridolin,
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25.06.2014, 15:04 | #3 |
Kiwifrüchtchen
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Lieber Fridolin,
köstlich. Rundum gelungen. Was ich Dich schon immer mal fragen wollte: Hast Du Dir irgendwann eine Sammlung mit Deinen Schüttelreimen angelegt, oder lässt Du sie Dir bei Bedarf einfach so einfallen? Sehr gern gelesen, geschmunzelt, zustimmend genickt und besenft hat Schüttelfan Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
26.06.2014, 09:59 | #4 | |
Schüttelgreis
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Beiträge: 954
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Zitat:
die Wortschöpfung "Shake-Sonett" stammt nicht von mir, ich habe sie von Falderwald übernommen, der mal ein Schüttelsonett so genannt und sogar als "James-Bond-Sonett" bezeichnet hat. Liebe Lai, die Frage, woher ich meine Schüttelreime nehme, wird mir oft gestellt. Ich habe schon in ganz jungen Jahren damit angefangen, Wörter spielerisch herumzudrehen und meine Funde in ein Büchlein einzutragen. Das war so etwa der 50-er Jahre des letzten Jahrhunderts. Einige Jahre später ist bei einem Umzug der Familie nach Mannheim mein Büchlein verloren gegangen. Ich sammle immer noch fleißig, bewahre meine Funde aber im Kopf. Ich schätze, dass dort viele tausend gespeichert sind. Wer nun aber denkt, dass ich die wahllos abrufen könne, der ist auf dem Holzweg. Was manchmal so leicht und locker wirkt, ist oft auch bei mir zähe Arbeit. Herzlichen Dank und liebe Grüße Friedhelm |
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26.06.2014, 10:32 | #5 |
Von Raben umkreist
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Beiträge: 1.053
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Hei Fridolin,
wieder ein toller Schüttler von dir und der handelt auch noch von einem Garten. Dann schüttel mal kräftig die Bäume, vielleicht fallen auch ein paar Birnen herunter. Den Mist solltest du untergraben, dann stinkt es irgendwann nicht mehr. Liebe Grüße Sid
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Alle meine Texte: © Sidgrani "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner« |
26.06.2014, 10:51 | #6 | |
Senf-Ei
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Beiträge: 861
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Pfui Teufel, lieber Fridolin, was mutest Du uns jetzt wieder zu? Mich schüttelts gewaltig! Mit anderen Worten: Grandios!
Liebe Grüße Claudi P:S. Zitat:
Geändert von Claudi (26.06.2014 um 10:58 Uhr) |
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28.06.2014, 17:15 | #7 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.912
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Moin Fridolin,
so ein Schrebergarten soll ja eine wichtige soziale und ökologische Funktion erfüllen. Dort sollte man eine Verbesserung der Lebensqualität in den Städten durch Lärmverringerung, Staubbindung, Durchgrünung, Auflockerung der Bebauung, Biotop- und Artenschutz und Lebensraumvernetzung vorfinden. Auch bieten solche Kleingärten oft eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, eine gärtnerische Betätigung und das preiswerte Züchten von gesundem Gemüse, das persönliche Erlebnis vom Säen, Wachsen, Gedeihen und Ernten von gesundem Gemüse, also ein Gegengewicht zum Leben in Betonburgen und auf Asphaltflächen, zudem Förderung von harmonischen zwischenmenschlichen Beziehungen und einen direkten Kontakt mit der Natur. Auch Senioren können davon profitieren, finden sie dort doch oft einen Ort des Gesprächs und der Ruhe durch die Zusammenführung von Menschen mit gleichen Interessen, über Jahre gewachsene Kontakte, individuelle Selbstverwirklichung und Beschäftigung im 3. Lebensabschnitt im eigenen Garten. Also prinzipiell ist solch ein Garten eine tolle Sache und es spricht nichts dagegen, sein Herz an einen solchen zu hängen. Wenn solch ein Garten allerdings nicht gepflegt ist, wird es schwierig, weil sich dort jede Menge Ungeziefer bilden kann, was die Menschen plagt. Und wenn dann noch eine korrupte und verlogene Führung eines solchen Schrebergartenvereins hinzukommt, dann merkt so mancher, dass der Spaß eigentlich schon längst aufgehört hat und ihm die Freude daran verleidet ist. Tja, und wenn man dann noch zusätzlich merkt, dass ansonsten ziemlich integere und pfiffige Leute zu billigen Arschkriechern der o.a. Schrebergartenführung mutieren, weil sie entweder zu dämlich oder zu blauäugig sind, um zu merken, was dort vor sich geht, dann könnte dies das Fass bald zum Überlaufen bringen und man sollte sich wirklich überlegen, ob man den Zielen und Zwecken eines solchen Schrebergartens noch bereit ist zu dienen. Da gibt es sicherlich sinnvollere Freizeitbeschäftigungen, als sich von einer solchen Führungsclique verarschen zu lassen, die zudem noch auszieht, um in anderen, besseren und gepflegteren Gärten, in denen es längst nicht so stinkt, für Ärger und Unruhe zu sorgen, indem sie ihren eigenen Mist dort einbringen. Oft tun sie das maskiert, weil sie selbst nicht den Arsch in der Hose haben, mit ihren wahren Ohrfeigengesichtern aufzutreten. Und im eigenen Vereinsheim und an anderer Stelle mimen sie dann das Unschuldslamm, ja, sie spielen oft noch die armen Verfolgten, die Verleumdeten, zu unrecht Angeklagten und jammern über ihr schweres Los. Einem solchen Drecksgarten würde ich auch den Rücken kehren, lieber Fridolin, da hat deine Frau absolut Recht, denn es lohnt sich nicht, sich wegen einer eigentlich schönen Freizeitbeschäftigung, das Leben in Wirklichkeit vermiesen zu lassen, weil die Wahrheit ganz anders aussieht, als man sie in einem solchen Garten gerne darstellen möchte. In diesem Sinne hat mir dein "James-Bond-Gartenlyrik-Shake-Sonett" gut gefallen und es zeigt, dass nicht alle Leute mit dem Klammerbeutel gepudert sind und eine künstlich durch Lug und Trug aufrecht erhaltene Idylle, die in Wirklichkeit nur ein besserer Misthaufen ist, zu glorifizieren bereit sind und ist mir ein interessanter Beleg dafür, dass gruppendynamische Prozesse, welche die Wahrnehmungsfähigkeit bestimmen, und die Glorifizierung einer Person betreiben, ähnlich den Stammesriten in primitiven Gesellschaften, eben heutzutage in einer fortschrittlichen und aufgeklärten Gesellschaft nicht mehr die Hauptmotivation aller Handlungen darstellt. Und wenn ein solcher Garten in seiner Gänze verseucht ist und nur noch Mistgeruch festzustellen ist, in dem tausende Totengräber, hier wahrscheinlich Mistkäfer, scharren, dann ist davon auszugehen, dass dort nicht nur Gartenabfälle den Komposthaufen bilden, sondern dass dieser hauptsächlich aus Schweinejauche besteht. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
14.07.2014, 13:06 | #8 |
Schüttelgreis
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Beiträge: 954
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Hallo allerseits,
nachdem nun die Abende nicht mehr mit Fußballgucken belegt sind, komme ich endlich dazu, mich wieder auf dem Eiland umzusehen und stelle fest, dass ich auf die vielen Kommentare zu meinem Gartengeschüttel noch eine Antwort schuldig bin. Mein Gedicht wurde ja aus erklärlichen Gründen im Kontext mit gewissen Vorgängen auf einem virtuellen Garten gesehen und hat mir dort einen bösen Kommentar eingetragen. In Wirklichkeit beschreibt mein Gedicht aber die Erfahrungen mit einem durchaus realen Garten. Um es von der Verbindung mit den bekannten Vorgängen zu lösen, habe ich es überarbeitet als eigenständiges Werk in der Rubrik Naturlyrik neu eingestellt: http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=12162 LG Fridolin Geändert von Friedhelm Götz (18.07.2014 um 17:34 Uhr) |
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