30.06.2014, 15:42 | #1 |
Von Raben umkreist
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Zeitreise
In meinem Städtchen gab es wohlvertraute Ecken,
wo Löwenzahn und gelbe Butterblumen blühten. Gleich nach der Schule spielten wir vergnügt Verstecken, wo nun auf grauen Flächen Einkaufswagen wüten. Dort vor der Tür saß meine Oma viele Stunden und strickte für uns Kinder Schals und warme Mützen, doch heute hetzen hier von früh bis spät die Kunden, und schillerndes Benzin schwimmt träge auf den Pfützen. Ich dreh mich sinnend um und schaue hoch zum Himmel, wo ein paar Schwalben so wie damals Kreise ziehen. Ich träum mich fort aus diesem hektischen Gewimmel und kann für Augenblicke in die Kindheit fliehen.
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»Erich Kästner« Geändert von Sidgrani (14.07.2016 um 10:06 Uhr) |
30.06.2014, 17:19 | #2 | |
ADäquat
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Ohhh lieber Sid,
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02.07.2014, 13:28 | #3 | |
Von Raben umkreist
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Hei Chavali,
nichts ist mehr so, wie es mal war. Wer von uns denkt nicht ab und zu mit Wehmut und einer süßen Traurigkeit an seine Kindheit zurück, sofern sie glücklich war? Zitat:
Danke und einen lieben Gruß Sid
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»Erich Kästner« |
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02.07.2014, 20:22 | #4 |
Slawische Seele
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Hallo Sidgrani,
gleich nach der ersten Strophe ging ich in Gedanken auf Reisen. In meinem abgelegenen Kindheitsdorf gab es zwischen Wiesen und Feldern eine alte (aber echte) und einzige Asphaltstraße. Sie schlängelte sich bis zur nächsten Stadt leer dahin. Wenn wir Kinder Sonntags "schön" angezogen wurden, schickte man uns zum Spielen auf diese Straße, damit die Sachen sauber blieben. Sie war umrandet von Wiesenblumen, hohen Gräsern und ließ sich mit Kreidesteinen wunderschön bemalen. Was du in deinem schönen Gedicht beschreibst, ist die andere Realität. Idylle weichen der Pflasterung und Bebauung. Freie Fantasiespiele mit selbstgebauten Hütten und Scherben als echtes Geschirr erstzen Handys oder der andere "neue Kram." Es bleibt ein beständiges Generationswehmutsdenken. Wer weiß, wie unsere Enkel und Urenkel später als "Alte" ihre Wehmutsgedanken bedichten werden? Gern gelesen und nachgesinnt. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
04.07.2014, 18:23 | #5 |
Lyrische Emotion
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Moin Sid,
das ist wunderschön und beinhaltet auch eine Romantik, die ich selbst als Kerl nachvollziehen kann. Nun bin ich weit weg aus meiner alten Heimat und jedes Mal, wenn ich dorthin zurückkehre, finde ich Veränderungen vor, die sie mir von Mal zu Mal mehr entfremden. Aber es gibt noch einige alte Plätzchen, die haben sich nicht verändert und die suche ich von Zeit zu Zeit gerne wieder auf. Erinnerungen können die Vergangenheit für eine kurze Zeit wieder lebendig werden lassen, zumindest vor dem inneren Auge. In diesem Sinne hat mir dein Gedicht gut gefallen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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07.07.2014, 07:13 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Sidgrani,
Veränderungen sind zeitbedingt. Oft nimmt man sie überhaupt nicht wahr. Wenn man jünger ist, lebt man mit diesen und nimmt sie einfach hin. Viele ältere Menschen jedoch kommen damit nur noch sehr schwer zurecht. Daher beobachte ich auch diese von dir beschriebenen Dinge bei jenen. Da kommt eine solche Zeitreise dann doch öfter vor. Manchmal sehnt man sich auch nach den alten Zeiten zurück. Man schaut sich um und fragt, wo ist sie nur geblieben, die Zeit? Mir geht das in der selben Weise. Deshalb kann ich mich auch gut in dein Gedicht hineinversetzen. Herzliche Inselgrüße Narvik
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02.10.2014, 12:03 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi @Sidgrani,
ich kann nur sagen, dass mich dein Text wirklich anspricht. Er zeigt, wie eine intime Welt langsam anonym und im negativen Sinne modernisiert wird. Der behe(ä)bige Rhythmus unterstreicht das Thema noch zusätzlich. Ein wehmütiger Blick auf eine Zeit, in der Kinder noch ohne Aufsicht durch die Straßen liefen und einfach ins Jetzt abtauchen konnten. Das wird immer schwieriger mit handy, facebook, twitter & Co. Bevor mich jetzt alle Nostalgiker schimpfen, lass ich dir einen herzlichen Gruß da und ein Dankeschön für diese berührenden Zeilen. LG VedenA
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04.10.2014, 17:52 | #8 |
Von Raben umkreist
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Hei Dana,
die Erlebnisse der frühen Kindheit haben sich offensichtlich nachhaltig in unser Fühlen und Denken eingegraben. Es gleicht einem süßen Schmerz, sich wehmütig zurück zu träumen und für Sekunden wieder Kind zu sein. Wir Kinder von "damals" hatten unsere eigene Welt, in der die Erwachsenen eine viel geringere Rolle spielten als heute. Hei Falderwald, du beschreibst mit anderen Worten sehr treffend, was ich mit meinem Gedicht ausdrücken wollte. Und – auch wir Kerle haben eine melancholische Ader, die wir ruhig öfter mal pulsieren lassen sollten. Hei Narvik, wie wahr, im Alter erinnern wir uns an die schöne Zeit als Kind, auch wenn es manchmal gar nicht so schön war. Die Bilder unserer Kindheit scheinen auf unserer Netzhaut eingraviert zu sein und wir verbinden sie automatisch mit den damaligen Gefühlen. Ich hoffe, dir geht es inzwischen wieder einigermaßen. Ich würde mich freuen, bald wieder von dir zu lesen. Hei VedenA, ja, die Modernisierung und die verlockenden technischen „Spielzeuge“ blockieren wichtige „Pflänzchen“ tief drinnen im Kind, und lassen sie sich nicht vollständig entfalten. Ich glaube, das Träumen, die Fantasie und die Kreativität leiden darunter. Ich danke euch allen für eure Gedanken und die positiven Rückmeldungen. Liebe Grüße Sid
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28.10.2014, 17:50 | #9 |
Von Raben umkreist
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Hei Black Raziel,
tatsächlich, weder mir noch den VorkommentatorenInnen ist das aufgefallen. Freut mich, dass du den Holperer entdeckt hast. Wie du sehen kannst, habe ich mich für eine andere Variante entschieden. Danke und einen lieben Gruß Sid
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