Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Ein neuer Morgen

Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 30.06.2014, 15:42   #1
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
Standard Zeitreise

In meinem Städtchen gab es wohlvertraute Ecken,
wo Löwenzahn und gelbe Butterblumen blühten.
Gleich nach der Schule spielten wir vergnügt Verstecken,
wo nun auf grauen Flächen Einkaufswagen wüten.

Dort vor der Tür saß meine Oma viele Stunden
und strickte für uns Kinder Schals und warme Mützen,
doch heute hetzen hier von früh bis spät die Kunden,
und schillerndes Benzin schwimmt träge auf den Pfützen.

Ich dreh mich sinnend um und schaue hoch zum Himmel,
wo ein paar Schwalben so wie damals Kreise ziehen.
Ich träum mich fort aus diesem hektischen Gewimmel
und kann für Augenblicke in die Kindheit fliehen.
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«

Geändert von Sidgrani (14.07.2016 um 10:06 Uhr)
Sidgrani ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.06.2014, 17:19   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Ohhh lieber Sid,

ist das schön - aber auch traurig.
Die gute alte Zeit, sie kommt nicht wieder. Das sagt wohl jede Generation.

So einen Supermarkt oder Discounter hat wohl jeder vor der Tür, dort, wo einst
Löwenzahn und Butterblumen blühten.
Aber nicht jeder stellt einen Bezug zu damals her und nicht jeder verdichtet die Gedanken dazu so schön,
so passend, so wahr wie du hier.

Ich sehe die Kinder vor mir, wie sie auf der Wiese spielten und sich noch an Steinen,
Gras und Blumen freuen konnten.

Danke, dass du diese Erinnerungen aufgeschrieben und uns hier lesen lässt

Die Conclusio gefällt mir ausnehmend gut:

Zitat:
Ich dreh mich sinnend um und schaue hoch zum Himmel,
wo ein paar Schwalben so wie damals Kreise ziehen.
Ich träum mich fort aus diesem hektischen Gewimmel
und kann für Augenblicke in die Kindheit fliehen.
Liebe Grüße,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.07.2014, 13:28   #3
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
Standard

Hei Chavali,

nichts ist mehr so, wie es mal war. Wer von uns denkt nicht ab und zu mit Wehmut und einer süßen Traurigkeit an seine Kindheit zurück, sofern sie glücklich war?

Zitat:
Ich sehe die Kinder vor mir, wie sie auf der Wiese spielten und sich noch an Steinen, Gras und Blumen freuen konnten.
Das freut mich, dass ich die alten Bilder vor deinem inneren Auge für einen Moment auferstehen lassen konnte.

Danke und einen lieben Gruß
Sid
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
Sidgrani ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.07.2014, 20:22   #4
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Hallo Sidgrani,

gleich nach der ersten Strophe ging ich in Gedanken auf Reisen.

In meinem abgelegenen Kindheitsdorf gab es zwischen Wiesen und Feldern eine alte (aber echte) und einzige Asphaltstraße.
Sie schlängelte sich bis zur nächsten Stadt leer dahin.
Wenn wir Kinder Sonntags "schön" angezogen wurden, schickte man uns zum Spielen auf diese Straße, damit die Sachen sauber blieben.
Sie war umrandet von Wiesenblumen, hohen Gräsern und ließ sich mit Kreidesteinen wunderschön bemalen.

Was du in deinem schönen Gedicht beschreibst, ist die andere Realität. Idylle weichen der Pflasterung und Bebauung. Freie Fantasiespiele mit selbstgebauten Hütten und Scherben als echtes Geschirr erstzen Handys oder der andere "neue Kram." Es bleibt ein beständiges Generationswehmutsdenken. Wer weiß, wie unsere Enkel und Urenkel später als "Alte" ihre Wehmutsgedanken bedichten werden?

Gern gelesen und nachgesinnt.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.07.2014, 18:23   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
Standard

Moin Sid,

das ist wunderschön und beinhaltet auch eine Romantik, die ich selbst als Kerl nachvollziehen kann.

Nun bin ich weit weg aus meiner alten Heimat und jedes Mal, wenn ich dorthin zurückkehre, finde ich Veränderungen vor, die sie mir von Mal zu Mal mehr entfremden.

Aber es gibt noch einige alte Plätzchen, die haben sich nicht verändert und die suche ich von Zeit zu Zeit gerne wieder auf.

Erinnerungen können die Vergangenheit für eine kurze Zeit wieder lebendig werden lassen, zumindest vor dem inneren Auge.

In diesem Sinne hat mir dein Gedicht gut gefallen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2014, 07:13   #6
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
Standard

Hallo Sidgrani,

Veränderungen sind zeitbedingt. Oft nimmt man sie überhaupt nicht wahr. Wenn man jünger ist, lebt man mit diesen und nimmt sie einfach hin. Viele ältere Menschen jedoch kommen damit nur noch sehr schwer zurecht. Daher beobachte ich auch diese von dir beschriebenen Dinge bei jenen.
Da kommt eine solche Zeitreise dann doch öfter vor. Manchmal sehnt man sich auch nach den alten Zeiten zurück. Man schaut sich um und fragt, wo ist sie nur geblieben, die Zeit?
Mir geht das in der selben Weise. Deshalb kann ich mich auch gut in dein Gedicht hineinversetzen.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
__________________
Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
Narvik ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.10.2014, 12:03   #7
vedena
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von vedena
 
Registriert seit: 30.08.2010
Beiträge: 181
Standard

Hi @Sidgrani,

ich kann nur sagen, dass mich dein Text wirklich anspricht. Er zeigt, wie eine intime Welt langsam anonym und im negativen Sinne modernisiert wird.
Der behe(ä)bige Rhythmus unterstreicht das Thema noch zusätzlich.

Ein wehmütiger Blick auf eine Zeit, in der Kinder noch ohne Aufsicht durch die Straßen liefen und einfach ins Jetzt abtauchen konnten. Das wird immer schwieriger mit handy, facebook, twitter & Co.

Bevor mich jetzt alle Nostalgiker schimpfen, lass ich dir einen herzlichen Gruß da und ein Dankeschön für diese berührenden Zeilen.

LG VedenA
__________________
Mein Buch "Leitersprossen"

ISBN-10: 3853060501
ISBN-13: 978-3853060506 - oder per PN !
vedena ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.10.2014, 17:52   #8
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
Standard

Hei Dana,

die Erlebnisse der frühen Kindheit haben sich offensichtlich nachhaltig in unser Fühlen und Denken eingegraben. Es gleicht einem süßen Schmerz, sich wehmütig zurück zu träumen und für Sekunden wieder Kind zu sein. Wir Kinder von "damals" hatten unsere eigene Welt, in der die Erwachsenen eine viel geringere Rolle spielten als heute.


Hei Falderwald,

du beschreibst mit anderen Worten sehr treffend, was ich mit meinem Gedicht ausdrücken wollte. Und – auch wir Kerle haben eine melancholische Ader, die wir ruhig öfter mal pulsieren lassen sollten.


Hei Narvik,

wie wahr, im Alter erinnern wir uns an die schöne Zeit als Kind, auch wenn es manchmal gar nicht so schön war. Die Bilder unserer Kindheit scheinen auf unserer Netzhaut eingraviert zu sein und wir verbinden sie automatisch mit den damaligen Gefühlen.

Ich hoffe, dir geht es inzwischen wieder einigermaßen. Ich würde mich freuen, bald wieder von dir zu lesen.


Hei VedenA,

ja, die Modernisierung und die verlockenden technischen „Spielzeuge“ blockieren wichtige „Pflänzchen“ tief drinnen im Kind, und lassen sie sich nicht vollständig entfalten. Ich glaube, das Träumen, die Fantasie und die Kreativität leiden darunter.



Ich danke euch allen für eure Gedanken und die positiven Rückmeldungen.

Liebe Grüße
Sid
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
Sidgrani ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2014, 17:50   #9
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
Standard

Hei Black Raziel,

tatsächlich, weder mir noch den VorkommentatorenInnen ist das aufgefallen.
Freut mich, dass du den Holperer entdeckt hast. Wie du sehen kannst, habe ich mich für eine andere Variante entschieden.

Danke und einen lieben Gruß
Sid
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
Sidgrani ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:21 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg