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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 12.04.2015, 19:33   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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In deinem Herzen


Du zweifelst oft an dir und deinem Leben,
ob diese Welt so ist, wie du dir denkst,
du fragst dich, kann es etwas andres geben,
weil du dir selber kein Vertrauen schenkst.

Du meinst, dass deine Sinne dich nur trügen,
denn jeder Eindruck soll im Puzzlespiel
als Teil des Ganzen sich zusammenfügen,
doch nie erhält dein Weltbild ein Profil.

Du glaubst tatsächlich etwas zu versäumen,
dein ganzes Leben sei ein harter Test,
dabei geschieht das nur, weil du den Träumen
in deiner Seele keinen Spielraum lässt.

Hör auf die Stimme tief in deiner Brust
und leb dein Leben so, wie du es musst.


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 12.04.2015, 20:46   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Faldi!

Ein sehr schönes Gedicht, gerichtet an Protagonisten mit tiefen Selbstzweifeln oder Verwirrungen.

Die Aussage der Conclusio bleibt allgemein - ein IS-Milizionär könnte ja auch zur Gewissheit finden, dass er sein Leben genauso leben "muss": Ungläubige köpfen und jahrtausendealte Kulturgüter vernichten!

Diese Aufforderung, "sich sicher zu sein", könnte sich genauso auch an Zeugen Jehovas richten, die Gefahr laufen, den "wahren Glauben" anzuzweifeln und zu verlieren.

Meines Erachtens IST das Leben ein harter Test: Nur durch ständiges Zweifeln und Hinterfragen können wir Wahrscheinlichkeiten letztlich objektiver gewichten und zu einer freieren, unabhängigeren Lebensweise finden.

Wie gesagt: ein gutes Gedicht - schließlich würde es einen, der sein Gehirn richtig zu nutzen versucht, ebenfalls in seinem Streben bestärken. Ich schätze mal, so in der Richtung hast du es auch ursächlich gemeint.

So wie es aber dasteht, bestärkt es letztlich JEDEN in seinem Bemühen - in welche Richtung das auch immer driften mag! Und unter diesen Richtungen sind eben leider auch viele restriktive, unvernünftige und hirnrissige, die du mit deinen allgemein gehaltenen Worten sozusagen als jedem zustehende "Selbstverwirklichung" absegnest - je nach Deutung und Auslegung deiner Zeilen.

Was dächtest du, wenn ein Selbstmordattentäter in seinem Testament schreiben würde, genau dieses Gedicht hätte ihn letztlich in seinem Streben nach den wahren Weg seines Gottes bestätigt und unterstützt, weil es ihm riet, sein Leben so zu leben, wie er "müsse"?

Dieses "Müssen" kann zwar ein eigenes Wollen sein, aber eben auch ein fremdgesteuertes, durch soziale, politische oder religiöse Zwänge aufoktruiertes Verhalten - je nach Interpretationslage.

Das Gedicht sagt aus: Zweifle nicht! Woran, sagt es nicht, und daher können es nach Selbstverwirklichung suchende Freigeister ebenso nutzen wie mittelalterlich denkende Bibelknechte, gerade WEIL es nicht in seiner Aussage keiner Richtung verschreibt und allgemein bleibt.

Dies ist m.E. aber auch das einzige Manko dieses schönen Sonetts.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 09.05.2015, 21:01   #3
Falderwald
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Servus Erich,

ich weiß nicht, wenn man einen Text schreibt, dann kann man unmöglich alle "Missbrauchsszenarien" einplanen.

Jeder hat seine eigene Sicht auf die Dinge und besitzt seine persönliche Philosophie. Moral ist relativ und wenn jemand meint, er müsse sich auf einen solchen Text berufen, dann soll er das tun, was juckt mich das?

Ist es denn nicht so, dass ich sowieso nichts dagegen tun kann, wenn jemand "sein Ding" durchzieht?
Das muss jeder für sich selbst verantworten und wenn er dann in sein Testament schreibt, das alles habe ich nur wegen dieses Textes getan, dann ist er ein Idiot gewesen und auch ein solcher macht, was er will.

Wir tun doch alle das, was wir tun müssen, oder glaubst du, wir hätten da eine Wahl?
Natürlich setzt uns unsere eigene Moral da Grenzen, aber wo diese liegen, weiß letztlich niemand, nicht einmal der Betreffende selbst, wenn die Zeit kommt.

Daher sehe ich das ziemlich gelassen.

Zitat:
So wie es aber dasteht, bestärkt es letztlich JEDEN in seinem Bemühen - in welche Richtung das auch immer driften mag!
So ist die Welt aber nun einmal. Nicht einmal Gut und Böse sind zu definieren, denn wie du weißt, hängt letztlich alles vom Standpunkt des Betrachters ab.
Was für den einen moralisch verwerflich ist, gehört für einen anderen zum täglichen Leben.
Das ist eben die Vielfalt und mir steht es wahrscheinlich gar nicht zu, das ALLGEMEIN zu beurteilen.
Ich kann das nur für mich tun und deshalb geht der Text auch für mich so in Ordnung, wie er da steht.

Freiheit - Gedankenfreiheit - Menschenfreiheit

Ohne das wäre diese Welt stinklangweilig und wir hätten uns niemals entwickelt.
Das geht nur über die Realationen...


Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema und den Kommi...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 10.05.2015, 10:44   #4
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Ich verstehe dein Argument und pflichte ihm bei, allerdings kann ich mir folgendes Argument nicht ganz verkneifen:

Du musst ja nicht endlos aufzählen, wofür dein Gedicht nicht gedacht ist - es reicht, an einer einzigen Stelle irgendwie einzuflechten, wofür!

Vor Fehlinterpretation und Missbrauch seiner Texte ist man nie gefeit, aber man kann zum einen die ungewollten Möglichkeiten minimieren, zum anderen den Lesern eine zumindest allgemeine Richtung andeuten, wofür die Zeilen spezifisch gedacht sind.

Aber vergiss bitte nicht, dass meine Andeutung nur ein insgesamt recht nebensächlicher Punkt ist bei der Bewertung dieses schönen Gedichts, das ich sehr genossen habe!
Es sieht nur nach mehr aus, weil ich immer alles ganz genau erläutern will - das nimmt dann viel Platz ein!

LG, eKy
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Alt 30.05.2015, 22:35   #5
Falderwald
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Servus Erich,

ich weiß schon, worauf du hinaus willst, und ich kann das auch sehr gut nachvollziehen.

Es ist nur so, dass ich der Meinung bin, füge ich in diesem allgemein gehaltenen Text auch nur an einer einzigen Stelle eine persönliche Moralvorstellung ein, führt er sich mit seiner letzten Aussage selbst ad absurdum.

Tu, was dir dein Herz befiehlt, solange es dieser (oder jener) Moralvorstellung entspricht...? Ich bitte dich, was wäre das für eine Aussage, zumal der Titel doch schon vom Herzen spricht?

Kann eine böse Tat wirklich von einem lyrisch betrachteten Herzen ausgehen?


Liebe Grüße

Falderwald


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Alt 31.05.2015, 01:10   #6
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

"Kann eine böse Tat wirklich von einem lyrisch betrachteten Herzen ausgehen?"

Die religiösen Kampfgesänge, die der IS verwendet, sind - in Arabisch oder was immer die da kauderwelschen - bestimmt sehr "lyrisch"!

Es gibt ein hochlyrisches Gedicht über den "eindeutigen" Genuss von "eines Knaben Arsch, so wunderbar eng" aus dem 17. Jahrhundert von einem Pariser Vagantendichter - der Name ist mir entfallen.

Kriegslieder können durchaus lyrisch sein, auch wenn sie meist auf der derben Seite beheimatet sind ("Bomben auf Engeland" usw...).

Viele Balladen propagieren Blutrache, Mord und Totschlag usw. - und werden bis heute hoch geschätzt!

Wenn du so fragst - JA! Jederzeit! Wie jedes Talent kann auch das lyrische, sprachliche missbraucht werden - und auch dumme und/oder schlechte Menschen können gute Poeten sein!

LG, eKy
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2015, 20:43   #7
Falderwald
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Ach, Erich,

was soll ich dazu jetzt noch sagen?

Ich kenne ähnliche Gedichte, wie das von dir beschriebene "Knabenarschgedicht", die sind von Friedrich von Schlegel und auch ganz schön gepfeffert.
Die gehören aber zum lyrischen Kulturgut und sind öffentlich zugänglich.
Ob man diese Texte jetzt mag oder nicht, bleibt dabei jedem selbst überlassen.
Die zeigen doch auch, wie die Welt ist, das kann man nicht einfach verschwinden lassen, indem man es verschweigt.

Es gibt immer eine helle und eine dunkle Seite und dieser Text hatte nie die Absicht, eine Partei zu ergreifen oder zu werten.

Und es liegt auch nicht in der Verantwortung des Dichters, wie der Leser seinen Text ge- oder missbraucht.

Hätte Richard Wagner seine Werke nicht verfasst, wenn er gewusst hätte, dass ihn einst Hitler als die größte Prophetengestalt, die das deutsche Volk besessen habe, sehen würde?

Ich weiß nicht, man kann nicht alles einplanen...


Liebe Grüße

Falderwald


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Alt 15.07.2015, 20:25   #8
juli
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Hey Faldi,

Dieses Gedicht sagt mir zu. Es nimmt mich mit auf eine Reise.
Dein Protagonist spricht jemanden an, der von Selbstzweifeln geplagt ist, und nicht auf einen grünen Zweig kommt. Ich spüre hier Zerrissenheit und Selbstunsicherheit. Am Ende deines Gedichtes fordert dein Protagonist auf zur Umkehr, macht Mut auf die Stimme zu hören, die Festes wünscht und das die Träume im Leben verwirklicht werden. Das finde ich besonders gut.

Mich hat Dein Gedicht berührt und nachdenklich gemacht.

Ein sehr intensives Gedicht!

Liebe Grüße sy
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Alt 08.08.2015, 01:08   #9
Falderwald
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Moin Syranie,

ich freue mich, dass dich dieser Text mit auf eine Reise genommen hat.

Im Übrigen trifft deine Interpretation genau ins Schwarze, du hast sogar mehr daraus gelesen, als es eigentlich preisgeben wollte.
Vielleicht liegt es daran, dass sich Mütterinstinkte nicht so leicht von einer positiven Sichtweise ablenken lassen.
Womöglich war hier sogar ein ähnlicher Wunsch Vater des Gedankens...


Vielen Dank für den verstehenden Kommentar...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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