07.01.2016, 20:42 | #1 |
Gelegenheitsdichter
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Beiträge: 3.210
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Ährensache
Ährensache
Der arme Dichter liebt Sonette, jene So nette Form des strengen Versequälens, Des freudvoll losgejambten Silbenzählens, Was eine Kunst ist, wie ich kurz erwähne, Und reine Form des Geisteskräftestählens, Die manchen an den Rand des Wahnsinns brächte, Versuchte er, des Guten voll, das Schlechte Zu übertünchen, jenseits dieses Stehlens Von Reimen durch die Softwareautomaten, Die Google gerne zahlreich präsentierte, Vor deren Augen führte faulen Fragenden: Ganz unter dem Verzicht auf solche Taten, Mit denen man Gedichte nicht verzierte, Aus Rücksicht schon auf die sich redlich Plagenden.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt |
07.01.2016, 21:45 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Walther!
Schön geschrieben, aber: Häh?? - Ehrlich, ich erfreue mich einer akzelerierten Sprachhabung, aber dennoch konnte ich die exakte Verteilung der Bezüge in dieser extremen Verschachtelung selbst nach mehrmaligem Lesen nicht nachvollziehen! Bestenfalls ahne ich intuitiv, was du meintest, aber was nun mit was genau zusammenhängt und auf was verweist ... puh! Nebenbei gesagt sind die Schlußzeilen der Terzette um einen Heber länger (6). Ist dies statthaft im Sonett, eine Sonderform vielleicht? Zumindest sieht es nicht so aus, als wäre dir dies einfach so unterlaufen. Die Anspielung auf (Getreide?)Ähren im Titel verstehe ich nicht. Im Text findet sich nichts, was darauf hindeutete. Gern gelesen, so weit ich folgen konnte. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (07.01.2016 um 21:51 Uhr) |
08.01.2016, 14:42 | #3 | |
Gelegenheitsdichter
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Beiträge: 3.210
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lb eKy,
danke für deinen wie immer treffenden und kenntnisreichen eintrag. du hast die form drauf, man muß das bewundernd festhalten. in der tat führt der titel auf den ersten blick in die irre. tauscht man das "ä" gegen ein "e" aus, wägt das ergebnis ein wenig, wird klar, was das "ä" als hinweis in sich trägt. neben dem bild, daß ähren in vielen ehrenzeichen und offiziösen/-ellen symbolen enthalten sind. natürlich ist das ein sonett (oder tut wenigstens auf den ersten blick einmal so). aber auch dort ist eigentlich aus form und konstruktion erkennbar, was der autor wirklich sagt. das könnte evtl. damit zu tun haben, daß so etwas wie (selbst)ironie bei der herstellung des texts eine rolle gespielt haben könnte. zum detail: das sind in s3v3 und s4v3 keine sechs hebungen, weil auch der natürliche sprachfluß so lesen würde: Zitat:
lb W.
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08.01.2016, 17:31 | #4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi, Walther!
Danke für die Erläuterungen. Zu den überlangen Zeilen: Egal, wie betont, sie sind zu lang. Wie von dir gelesen, hängst du hinten zwei unbetonte Silben dran statt einer, und das merkt man - sozusagen eine "Weib-weibliche Kadenz"! Da sie aber an jeweils gleicher Stelle als Schlusszeilen der Terzette stehen, fällt das Ungleichgewicht nicht so sehr ins Gewicht - man könnte es sogar als gewollte Betonung dieser Zeilen interpretieren. LG, eKy
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13.01.2016, 17:54 | #5 |
Gelegenheitsdichter
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Beiträge: 3.210
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Lieber eKy,
was täten wir nur ohne dich. deinem scharfen auge bleibt nichts verborgen, und viele gedichte bekommen dadurch erst den letzten schliff. lg W.
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13.01.2016, 19:52 | #6 |
Gast
Beiträge: n/a
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Walther, du Schelm, guten Abend! Du scheinst mir vom Wellington-Virus befallen, dem
üblen Vaganten und Sich-übers-Metrum-Hinwegsetzer? Wenn das so weitergeht, werden Sonette zu Walzermusik komponiert und in Limerick uraufgeführt! Wolo von Thurland ist Grüßender |
28.02.2016, 14:17 | #7 |
Gelegenheitsdichter
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lb. wolo aus dem thurgau,
in der tat. wir machen gedichte jetzt im umtata takt! danke fürs reinlesen! lieber gruß W.
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