19.05.2016, 23:04 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nun ruht der Tag
Nun ruht der Tag und balde
umglänzt uns Mondenschein, ich tauche ein und lebe in deinem wachen Sein. Verspürst du auch den Zauber, der unser Herz umfängt und unser sanftes Fühlen still zueinander lenkt. Und unser schweigsam Träumen, das hat uns reich erfüllt, ein leises Glück die Lande ganz zärtlich eingehüllt. So hält mich deine Liebe und trägt mich auch hinfort, der süße Rausch, die Nähe beseelt uns jeden Ort. Im Lichtgewölbe strahlt ein geheimnisvoller Schein, ich tauche ein und lebe in deinem Wahrhaftsein. Geändert von Ophelia (21.05.2016 um 08:30 Uhr) |
20.05.2016, 01:13 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Ophelia!
Ein zarter Text über ein zartes Gefühl - gut verdichtet und transportiert. Die Verse sind dreihebig, haben unbetonten Auftakt und das Kadenzenschema w-m-w-m. Ein paar Tipps meinerseits: Nun ruht der Tag und bald Runder wäre der Sprachfluss, wenn du hier in Z1 die männliche Kadenz vermiedest (wie in S2: w-m-w-m). Ein lyrisches "balde" würde dies bewirken. Klingt für manche "altmodisch", aber ich mag es! umglänzt uns Mondenschein, ich tauche ein und lebe in deinem wachen Sein. Ach, spürst du auch den Zauber, Das "Ach" kommt immer recht theatralisch. Eine etwas mildere Alternative wäre zB: "Verspürst du auch den Zauber,". der unser Herz umfängt, der unser sanftes Fühlen Wiederholung "der" am Zeilenbeginn. Altern.: "und unser ..." (dann ohne Komma am Ende der Vorzeile). still zueinander lenkt. Das "still" hier will man instinktiv betont anlesen. Durch eine kleine Umstellung könnte man dies vermeiden: "der sanft in stillem Fühlen // uns zueinander lenkt." Und unser schweigsam Träumen, Das verkürzte Adjektiv wirkt sprachlich etwas sperrig und unnatürlich. Eins, das ohne Verkürzung auskommt, wäre hier ratsam: zB. "Und unser leises Träumen,". das hat uns reich erfüllt, Das "das" zu Beginn ist sprachlich etwas unelegant, quasi eine unnötige Wiederholung direkt nach dem Bezugswort, nur durch das Komma getrennt. Schöner: "wie hat es uns erfüllt," - hier hat das Stellvertreterwort (es) mehr Distanz zum Bezugswort (Träumen). ein leises Glück das Land Hier wäre laut Kadenzenschema eine weibliche Kadenz nötig: "... die Lande". ganz zärtlich eingehüllt. So hält mich deine Liebe und trägt mich auch hinfort, der süße Rausch, die Innigkeit Diese Zeile hat vier Heber. "Innigkeit" braucht 2 Heber und hat männliche Kadenz - würde ich austauschen. zB: "der süße Rausch, die Freude". beseelt uns jeden Ort. Im Lichtgewölbe strahlt ein geheimnisvoller Schein, ich tauche ein und lebe in deinem Wahrhaftsein. Nimm, was dir brauchbar scheint oder finde eigene Möglichkeiten. Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
20.05.2016, 09:41 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Liebe Ophelia,
ich möchte mich dem Lob Erichs anschließen. Auch seine Vorschläge sind beachtenswert. Nur beim Ersatz von "Innigkeit" durch "Freude" geht mir etwas zu viel vom schönen Inhalt verloren. Ich habe aber auch keine Lösung, denn das Wort Innigkeit stresst das Metrum, was es ja gerade nicht tun soll. Liebe Grüße Thomas P.S.: Vielleicht geht "die Nähe"?
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
20.05.2016, 12:47 | #4 | ||
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 251
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Zitat:
Hi Erich, nach dem ich jetzt mal das Genre von Melancholiker in Romantiker gewechselt habe, ist mir beim Schreiben der ein oder andere Fehler unterlaufen. Ich war diesbzgl. etwas nachlässig. Habe deine Vorschläge teilweise übernommen, überarbeite das Gedicht aber gelegentlich noch einmal. Grüße Ophelia ------------------------------------------------------ Zitat:
vielen Dank für dein Lob und deinen Verbesserungsvorschlag. Ich habe deinen Vorschlag übernommen. "Nähe" passt in diesem Fall besser als "Freude". Liebe Grüße Ophelia ------------------------------------------------------ O.k. Ich habe es noch mal durchgelesen und ändere doch das "bald" in "balde"... So schnell kann man seine Meinung ändern.... Liebe Grüße Ophelia Geändert von Falderwald (20.05.2016 um 16:05 Uhr) Grund: 3 Beiträge zusammengeführt |
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20.05.2016, 18:48 | #5 | |
Slawische Seele
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Liebe Ophelia,
ein sehr schönes, ja zartes, Liebesgedicht. Als Leser erspürt man einen festen Bestand und eine besondere "Echtheit". Durch die Besprechung hat es noch gewonnen. Das sind für mich immer wieder Dinge, die den Sinn eines Forums bestätigen und ich kann mich darüber nur freuen. Das von eKy angesprochene "Ach" hast Du stehen lassen. Sollst Du auch, weil nur Du genau weißt, wie und was Du betonen möchtest. Aber es nimmt auch nach meinem Empfinden dem Gedicht die "Zartheit" und wird zur Frage. Da schon einige "und" da stehen, würde ich nicht mit einem "und" beginngen und "Verspürst du auch den Zauber ..." verbliebe als Frage. "Ich spüre einen Zauber ..." würde das Gedicht in der Ichform belassen. Nur so als Gedanke. Hier bin ich nicht ganz sicher: Zitat:
Viel Worte um ein schönes Gedicht. Sie sollten aber nur das Gefallen und die Beschäftigung ausdrücken. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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21.05.2016, 08:29 | #6 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Zitat:
wie schön, dass dir mein Gedicht so gefällt. Dies ist erst das zweite Liebesgedicht, das ich geschrieben habe, bisher hatte ich einen starken Hang zu melancholischen Gedichten. Bei Liebesgedichten finde ich es schwierig, nicht zu sehr ins Kitschige abzugleiten. Da kann ich noch viel lernen...Erich und Terrapin haben meine Gedichte alle in einem anderen Forum, nämlich LyriKern kennengelernt.Dieses Forum gibt es ja mittlerweile nicht mehr. Ich muss sagen die Hilfe und Anregungen durch andere Dichter haben mir bisher immer sehr weitergeholfen und als ich vor ca. 4 Jahren meine erste Gedichte geschrieben habe, da wusste ich noch überhaupt nichts von Hebern und Takt und dergleichen. Ich habe fast mein ganzes Wissen diesbzgl. der Forumsarbeit zu verdanken. Man kann wirklich viel dadurch lernen. Meine Meinung. Zum Gedicht: Also ich habe jetzt eine Nacht darüber geschlafen und werde nun doch das " Ach" durch Erichs Vorschlag ersetzen. Durch deinen Vorschlag hätte ich ein drittes "Ich" im Gedicht und das ist finde ich zufiel des guten. Zu deinem zweiten Vorschlag: also ob es "beseelt" oder "beseelen" heißen müsste, da müsste ich wiederum Erichs Hilfe in Anspruch nehmen. Bei sowas versagen meine grammatikalischen Kenntnisse. Ich danke dir sehr für deine Anregungen und für deine Beschäftigung mit meinem Gedicht. Liebe Grüße Ophelia |
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21.05.2016, 13:14 | #7 |
TENEBRAE
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Hi Ophelia!
@ "beseelt/beseelen" - Beides ist möglich, je nach Betrachtungsweise: Sieht man "der süße Rausch, die Nähe" als Aufzählung, fordert dies den Plural, da hat Dana recht. Setzt der Autor aber den Rausch mit der Nähe quasi gleich, so funktioniert auch der Singular, da beide Worte sozusagen als Eins gelten, die beide zusammen EINEN Um- oder Zustand beschreiben. Das ist aber zuweilen nicht so eindeutig wie erwünscht. Du könntest dies noch erweitern durch "der süße Rausch der Nähe", dann wärst du grammatikalisch ganz auf der sicheren Seite mit dem Singular. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
22.05.2016, 00:09 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi Erich,
vielen Dank! Dann kann es ja so bleiben. LG Ophelia |
19.06.2016, 11:12 | #9 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.913
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Hallo Ophelia,
das ist ein schönes Liebesgedicht und der Adressat kann sich glücklich wähnen, ob dieser ehrlichen Liebeserklärung, in der der/die Protagonist/in sich eindeutig zu ihm, dem Leben und der Liebe bekennt. Ich will das auch einfach ohne weiteren Kommentar so stehen lassen, um die schöne Atmosphäre des Textes nicht zu zerreden. Nur eine kleine Anmerkung noch: Strophe zwei ist als Frage formuliert und sollte am Ende daher auch mit einem Fragezeichen abschließen. Das hat mir gut gefallen. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
19.06.2016, 12:20 | #10 |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Ophelia
Das ist ein berührendes Liebesgedicht. Ich habe es schon mehrfach gelesen, die Verfeinerungen haben dem Gedicht gut getan, es war vorher auch schon schön, aber mir geht es auch so, manchmal ist es gut hier im Forum zu sein, und die anderen Augen sehen noch mehr, wenn du verstehst was ich meine. Ein sehr schönes Gedicht Liebe Grüße sy |
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