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Alt 29.05.2016, 11:34   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Die Debütantin

So schön und selten wie ein Reh im Hage,
das lauschend harrt in zierlich wacher Pose,
eröffnet sich dem Raume jene Rose,
die ihn betritt wie eine stumme Frage,

ob sie schon würdig sei und Herr der Lage.
Die Miene ernst, die Haare licht und lose,
erobert sie, was hier in Rock wie Hose
versammelt ist an diesem Feiertage.

Sie trägt nicht leicht an all den tiefen Blicken,
die ihr die Jungen wie die Alten schicken,
jedoch sie schreitet lächelnd durch die Reihen,

als wäre sie die Königin der Stunde,
gesalbt mit Schönheit, um der ganzen Runde
erst wahren Sinn und Größe zu verleihen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 29.05.2016, 19:00   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

ist es falsch, dass ich lachen musste?
Hast Du das Debüt (der erste Auftritt, die Vorstellung einer geleisteten Arbeit)
aufs Korn genommen? Die letzte Zeile führt dorthin.

Sehr schön gemacht. Die Debütantin trägt nicht leicht daran (ist direkt nachfühlbar) - und doch verleiht sie der ganzen Runde Sinn und Größe.
Einfach köstlich.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 29.05.2016, 19:34   #3
Erich Kykal
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Hi Dana!

"Debütantinnen" nennt man - zumindest bei uns - Mädchen der "besseren Kreise", die auf ihren ersten offiziellen Ball gehen, sozusagen in der Gesellschaft eingeführt werden, darin debütieren. Auf dem Wiener Opernball zB tanzen sie jedes Jahr:

https://de.wikipedia.org/wiki/Deb%C3%BCtantin

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 29.05.2016, 20:01   #4
Dana
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Lieber eKy,
ich weiß - an den Wiener Opernball habe ich auch gedacht, nur nicht unterstellt, dass Dein Gedicht die "Gesellschaftseinführung" frei von Ironie vorführt. Wo bleiben die Mädchen aus "schlechteren, ärmeren Kreisen"? Eine Idee für ein neues Gedicht?
Liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 29.05.2016, 23:27   #5
Erich Kykal
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Hi Dana!

Ich hatte mit diesem Sonett keine gesellschaftspolitische Aussage im Hinterkopf - ich wollte nur einen (zumindest für die Protagonistin) magischen Moment schildern, einen Augenblick festhalten, ähnlich wie Rilke in seinem Frauengedichten "Ein Frauenschicksal", "Die Erblindende", "Spanische Tänzerin", "Dame auf einem Balkon", "Damen-Bildnis aus den Achtziger-Jahren" oder "Dame vor dem Spiegel".

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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