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Alt 25.09.2016, 12:18   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Wurzellos

Nach fernen Ländern lockte sein Ersehnen,
nach Prophezeiungen, die, erst verheißen,
uns jäh sich leugnend jenes Ziel entreißen,
nach dessen Bildern sich die Sinne dehnen.

In fernen Städten fand er tausend Leute,
die ihm verbargen, was er wirklich wollte,
so lange er durch sein Entzücken tollte
und selig sich am Sterblichen erfreute.

So kam es, dass die Welt ihn überrollte,
nie Heimat wurde seinem bunten Treiben,
und nirgendwo vermochte er zu bleiben.

Er wurde alt, vergaß, was all das sollte,
wonach er jagte unter wundem Hoffen,
und alle Fragen blieben groß und offen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (14.08.2018 um 13:41 Uhr)
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Alt 27.09.2016, 19:52   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Servus Erich,

so wie deinem Protagonisten ergeht es wohl vielen Menschen.
Sie besitzen Traumvorstellungen von Dingen und Orten und wenn sie sie gefunden haben, dann wirkt doch alles nur menschlich und in der Relation zum Universum klein und unbedeutend.

Ebenso ergeht es jenen, die nur an den vergänglichen Dingen hängen. Wer nur nach solchen Oberflächlichkeiten strebt, dem bleiben die Gefühlswelten der anderen verschlossen und der vermag nichts Bedeutenderes mehr zu entdecken.

Ein solcher Mensch entwickelt vielleicht auch Bindungsängste, es treibt ihn umher, immer auf der Suche nach dem Neuen, aber ohne eine echte Heimat im Herzen.

Am Ende ist es immer das Gleiche. Der Mensch wird alt, wundert sich darüber, dass es so schnell geht, weil er immer noch nicht herausgefunden hat, wonach er eigentlich suchte und dann kommt das große Vergessen von etwas, was man nie erfahren hat.

Mir ist aufgefallen, dass sich einige deiner letzten Texte ziemlich zentral um das Älterwerden drehten.

Kommst du in die Wechseljahre?

Aber nichtsdestotrotz ist dir hier ein sauberes Sonett gelungen, was durchaus nachvollziehbar ist, wenn auch immer aus der eigenen Perspektive heraus.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 27.09.2016, 22:56   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Faldi!

Nicht nur meine letzten Texte - das Thema Älterwerden, Verfall und Tod ist bei mir quasi dauerabboniert!

"Sauber" ist das Sonett nach Puristenstatut sicher nicht:

Die Quartette haben unterschiedliche Reime, das Reimwort "wollte" (2.Qu.) wiederholt sich im ersten Terzett, und die jeweils beiden letzten Terzettzeilen reimen sich!

Für manche gleich drei lyrische Todsünden!

Das kommt davon, wenn man grade mal "in Stimmung" ist und gleich drei Sonette hintereinander raushaut!

Aber vielen Dank für das Lob - hör ich immer gern!

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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