04.11.2016, 17:51 | #1 |
TENEBRAE
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Gänseblümchen
Wie bist du, kleine Blüte, zag von Wesen,
zu blühen, beinah schmucklos, ohne holde, von Menschen anerzogne edle Dolde, in Farben üppig und von Wuchs erlesen. Bist nie der Liebe Unterpfand gewesen, und doch vermag an deinen kurzen Rändern sich mein Gefühl für diese Welt zu ändern, und was an mir erkrankte, will genesen. In diesem Spiel, darin wir oft betrügen, wo Rosen täuschen, Orchideen lügen, behält das Kleine seinen Wert im Schlichten, doch was wir aufgeblasen sonder Nutzen verschenken, um zu blenden und verdutzen, bestärkt den Weisen, dankend zu verzichten.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
05.11.2016, 10:55 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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guten Morgen, Erich,
ich gebe dir gerne recht, die Schönheit der Gänseblümchen, die wie Sommersprossen auf der Wiese stehen, ist eine natürliche, ungeschminkte Freude. Kleine Mädchen binden sich Ketten daraus. Die damit symbolisierte Bescheidenheit, die der stolzen Rose und der exquisiten Orchidee nicht genügen kann man, wie dein Gedicht es ja auch beschreibt, durchaus auf den Menschen übertragen. Welcher Mann meinte eine Frau wohl beeindrucken zu können mit einem Strauß Gänseblümchen? Im Gegenteil, kommen sie raus, schnappt sich der Mann im Haus den Rasenmäher... Eine schöne Ode, die viel zu sagen hat. Sehr gerne gelesen von Koko |
05.11.2016, 11:20 | #3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi Koko!
In unserer Welt des schönen Scheins, wo alles, was das hehre Bild stören könnte, aufgeräumt und verschämt weggeschlossen wurde (als da wären zB. Alte, Kranke, Versehrte und "überhaupt Andere"), wo Rosen glänzen und Orchideen prangen (im übertragenen Sinne), da lob ich mir die ehrliche, unverstellte und unverdorbene Bescheidenheit der Schlichten, Unprätentiösen, verkörpert durch die klare Form des kleinen Gänseblümchens. Danke für deine verständigen Worte! LG, eKy
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05.11.2016, 12:45 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo eKy,
Du hast dem Gänseblümchen ein Sonett gewidmet. Das gefällt mir, weil ja meist die Rosen den meisten Platz in den Gedichten haben. Auch kann ich dein Gedicht so verstehen, dass die kleinen Taten ( Gänseblümchen), die täglich gemacht werden, um das Leben zu verbringen, eine Würdigung erhalten. Die Gänseblümchen schmücken jede Wiese mit ihrer weißen Leichtigkeit, ich finde sie auch unbekümmert. Das assoziiere ich damit. Auch haben wir als Kinder Blütenbätter gezupft und bei jedem Bütenbatt gezählt: „Er liebt mich, er liebt mich nicht“ Das Gedicht scheint in den trüben November. Ach wie gerne hätte ich schon wieder Frühling ( das ist eine kurzzeitige Anwandlung von Melancholie, ward mal ab, wenn wir Schnee haben, dann bin ich auf der Höhe) Liebe Grüße sy |
05.11.2016, 13:04 | #5 |
TENEBRAE
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Hi Sy!
Thema Schnee: Ab morgen soll es bei uns bis in die Täler schneien, und ich hab erst am Mittwoch einen Termin zum Reifenwechsel bekommen. Wird interessant! Ich kann nur hoffen, dass erst mal nix liegen bleibt ... Du siehst meine Intention bezüglich Gänseblümchen ganz richtig. (Hab aber auch schon Rosengedichte geschrieben - natürlich unter anderer Prämisse! ) LG, eKy
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08.11.2016, 19:33 | #6 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
das Kleine, das Bescheidene (das Schöne und Liebevolle) hast Du mit Lyrik erhoben. Ein Gänseblümchen als Metapher kann nicht passender sein. Es überstrahlt jedes aufgeblasene Blendwerk. Es lehrt, tiefer zu schauen und nachzudenken. Sehr, sehr gern gelesen und sofort verstanden. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
08.11.2016, 20:24 | #7 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Hi Dana!
Ei der Daus - bedeuten deine Worte etwa, dass du meine Texte ansonsten NICHT gleich verstehst!? Vielen Dank für das positive Feedback! Freue mich immer wieder wie Bolle über jedes Lob! LG, eKy
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08.11.2016, 20:37 | #8 | |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
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Beiträge: 5.637
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Zitat:
Bzw. dort wo es so ist, merke ich es an. Mit "aufgeblasenem Blendwerk" meinte ich Gaben wie Rosen, Orchideen, Gold und Diamanten. Liebe Grüße Dana
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14.11.2016, 19:04 | #9 |
TENEBRAE
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HI Dana!
Keine Sorge, das mit dem "Blendwerk" hab ich schon verstanden und gar nicht auf mich bezogen! Ich bezog mein Scherzchen auf diese Zeile aus deinem Kommi: "Sehr, sehr gern gelesen und sofort verstanden." Indem du es so schriebst, betontest du das Sofortige, was impliziert, dass du es möglicherweise ansonsten nicht so leicht verständlich findest, was ich schreibe. Da ich allerdings weiß, wie verschachtelt ich zuweilen schreibe, habe ich das natürlich auch nicht im Ernst moniert - ich wollte nur ein wenig herumalbern! Lachende Grüße, eKy
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