22.11.2016, 11:09 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Sanatorium
November! Eingepfercht im Irrenhaus
versiegender Empfindung, doch hege ich zu Lieb und Hass durchaus noch eine schwache Bindung. Der bunte Sommer, der im Lande war - vergessen düster glänzt er, und das, wozu ich einst imstande war, zeigt ein vergittert Fenster. Triumph! Der Kampf der menschlichen Natur hielt nur für ein paar Wochen, dann lag er nackt und regungslos im Flur - sein Wille war gebrochen! Fassung 2 November! Eingepfercht im Irrenhaus versiegender Empfindung, doch hege ich zu Lieb und Hass durchaus noch eine schwache Bindung. Der bunte Sommer, der im Lande war - vergessen düster glänzt er, und das, wozu ich einst imstande war, zeigt ein vergittert Fenster. Der Kinder Tollen und ihr lautes Spiel bin schweigsam ich belugend, erinnernd, als der Dämon mich befiel im Fahrtwind meiner Jugend. Diffuse Tage harrend im Verschluß, da sich das Selbst verwässert, man sagt nach jedem Minus folgt ein Plus, und hofft, daß sich was bessert. Triumph! Der Kampf der menschlichen Natur hielt nur für ein paar Wochen, dann lag er nackt und regungslos im Flur - sein Wille war gebrochen!
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Das Leben ist eines der schwierigsten. Geändert von Terrapin (22.11.2016 um 11:50 Uhr) |
22.11.2016, 14:23 | #2 |
Gast
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Guten Morgen, Terrapin.
Die erste Fassung gefällt mir besser. Sie ist eindringlicher. Ich war noch nie im Irrenhaus, kann mir aber vorstellen, dass du es als Symbol für die Welt meinst. LG von Koko |
23.11.2016, 11:57 | #3 |
Gast
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Hallo Terrapin,
Hier spricht ein LI deutlich die Verzweiflung eines Menschen an, der in der Irrenanstalt ist. Irrenhaus sagt man ja heute nicht mehr, aber früher vor ca 1980 war das ein Hort des Grauens. Dort sperrte man kranke Menschen vor dem „ Normalen“ weg. Was Normal ist definiert die Gesellschaft. Heutzutage ist die Psychiatrie in unserer Gesellschaft fest verankert. Und wer seelisch Erkrankt ist, bekommt dort Hilfe. Du hast dieses Grauen im Irrenhaus Worte verliehen, und sie hinterlassen Beklemmung und Staunen. Letztendlich hat der Mensch in diesem Gefängnis verloren und sein Lebenswillen war gebrochen. Auch ich finde die erste Fassung eindringlicher. Liebe Grüße sy |
23.11.2016, 17:50 | #4 |
TENEBRAE
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Hi Pinni!
Die erste Fassung gefällt mir besser. Die zusätzlichen Strophen der 2. Fassung sind nicht gänzlich auf demselben lyrischen Niveau - so mein Gefühl. Kann es sein, dass sie beigefügt wurden, als du vielleicht ein bißchen weniger inspiriert warst, weniger sprachgewandt formuliertest? Der Kinder Tollen und ihr lautes Spiel bin schweigsam ich belugend, erinnernd, als der Dämon mich befiel im Fahrtwind meiner Jugend. Diffuse Tage harrend im Verschluß, da sich das Selbst verwässert, man sagt nach jedem Minus folgt ein Plus, und hofft, daß sich was bessert. "Der Kinder Tollen ... bin schweigsam ich belugend" - Ehrlich, so würde vielleicht ein alter Lateiner formulieren, wenn er wörtlich übersetzt, aber schönes, lyrisches Deutsch ist das nicht. Und meint das "erinnernd" in Z3, dass das LyrIch sich selbst erinnert oder jemanden erinnern will, oder erinnert das Tollen der Kinder das LyrIch an etwas? Worauf bezieht sich das? In der anderen Str.: Komma nach "sagt" in Z3, und das "was" in Z4 klingt gemeinsprachlich flapsig. Zum ursprünglichen Werk: Bei Str. 3 fällt mir einiges auf: Triumph! Der Kampf der menschlichen Natur Wer triumphiert hier? Die menschliche Natur (kurz) oder der November? Wem galt der Kampf der menschlichen Natur? Und erzählt die Strophe hier nicht vielmehr von einem Versagen? Den "Triumph" würde ich mit einem Fragezeichen versehen, als zynische Frage passt er. hielt nur für ein paar Wochen, Ein Sieg kann halten, ein Kampf dauert. dann lag er nackt und regungslos im Flur - Wer ist mit "er" gemeint? Das LyrIch? Bei logischem Bezug auf die menschliche Natur müsste es "sie" heißen, bzw. "ihre" in der Folgezeile. sein Wille war gebrochen! Das Gedicht gefällt mir gut, die ungleichen Zeilen wiegen sich rhythmisch, passen aber kongenial zur Zerissenheit, Zerschlagenheit der Figur. Vorschlag: November! Eingepfercht im Irrenhaus versiegender Empfindung, doch hege ich zu Lieb und Hass durchaus noch eine schwache Bindung. Der bunte Sommer, der im Lande war - vergessen düster glänzt er, und das, wozu ich einst imstande war, zeigt ein vergittert Fenster. Triumph? Der Sieg der menschlichen Natur hielt nur für ein paar Wochen, dann lag sie nackt und regungslos im Flur - ihr Wille war gebrochen! Solltest du die Zusatzstrophen (sie sind ja nicht schlecht, nur eben nicht GANZ so lyrisch beatmet wie die anderen, so zumindest meine Gefühl) nicht streichen wollen, was ich gut verstünde, hier noch ein paar Verbesserungsvorschläge dafür: Der Kinder Tollen und ihr lautes Spiel aus Schattenraum belugend, erkenne ich die Last, die mich befiel im Fahrtwind meiner Jugend. Diffuse Tage harrend in Verschluß, da sich das Selbst verwässert - man sagt, nach jedem Minus folgt ein Plus, und hofft, daß man sich bessert. Sehr gern gelesen und bewerkelt! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
23.11.2016, 19:43 | #5 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber Terrapin,
die erste Fassung bekommt auch meine Stimme. Das vergitterte Fenster, der Sieg der menschlichen Natur und der gebrochene Wille beinhalten alles, was die Zusatzstrophen ausmalen. Ich würde unbedingt "lag sie nackt" und "ihr Wille war gebrochen" übernehmen, weil Du in den ersten zwei Strophen von "ich" sprichst und dann erst kommt die menschliche Natur. Ein sehr gutes Gedicht, das beim Lesen Betroffenheit auslöst. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
10.02.2017, 14:00 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 469
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Hi an alle
Nur kurz. Die erste Fassung gefällt auch mir besser, war auch die ursprüngliche. Die folgenden zwei kitzelte nur die eigene Neugier Tage nach dem Erstellen aus mir. Ihr kennt das gewiss. Um die letzte Strophe häufen sich noch Gedanken und Ideen der Änderung. Doch fühle ich mich derzeit nicht im Stande eine gelungene Fertigung zu begreifen. Strophe drei ist auch mehr aus Sicht der Behandelnden zu verstehen als der Protagonist selbst, welcher ja schon völlig dillierend im interstellaren Kosmos schwebt. Was ich aber mangelnd begreiflich absetzte im Gedicht. Eigenes Verfehlen der gewollten Wirkung. Kommt Zeit dreht Rad. Danke, Terrapin.
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Das Leben ist eines der schwierigsten. |
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