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Alt 05.05.2017, 00:18   #1
Eisenvorhang
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Beiträge: n/a
Standard Der Nebel

Mit jeden Schritt in Deine Richtung
verschiebt sich Dein Gewand
und jede Kontur Deiner Dichtung
verschwindet in dem Band,
das weder nah noch fern vor mir,
der Ewigkeit. Es zieht
nun dieser graue tote Frieden,
so schwadenschwer ins Land
und ist er jetzt dahingeschieden,
da türmt er gleich die nächste Wand
und kippt und senkt sich abgeschieden,
geschmeidig, matt und mondbeglänzt,
in jenem dunklen Tal der Abendröte,
in dem das letzte Leben grenzt.

Nun lichten sich auch meine Nöte,
die, allem Schönen sich verwehren
und wenn sich mir die Chance noch böte:
noch einmal - bitte - möchte ich den Nebel ehren.

Ich will, dass Nebel durch das Leben zieht,
dass jeder Blinde auch das Schöne sieht,
das Schöne, was aus ihm entschwand -
das Schöne, was aus ihm entstand.

Geändert von Eisenvorhang (05.05.2017 um 01:15 Uhr)
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Alt 05.05.2017, 11:57   #2
Kokochanel
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dem Nebel wird selten ein positives Gedicht gewidmet, lieber EV und doch hast du den einzig schönen Moment in ihm aufgespürt und beschrieben.
Wenn er sich lichtet, entsteht ein magischer Moment, der wirkt, als ob es etwas neu zu entdecken gibt, das vorher nicht da war.
Dieser Moment wird in deinem Gedicht stimmungsvoll spürbar.

Das "Band" kommt mir etwas abrupt, es sollte sich vorher irgendwe formen, bilden.
Hier haben wir wieder so ein frei stehendes Wort Ewigkeiten. Ich würde mir das als Schreibstil nicht angewöhnen. Kriegt man schlecht wieder raus...
Fee hat sich damit umfassend beschäftigt. ich muss das nicht wiederholen.

Lg von Koko
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Alt 05.05.2017, 19:40   #3
Eisenvorhang
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Hallo Koko :]

Das Band der Ewigkeit, leider zerstört der Einschub, der Metrik geschuldet, die Sprachlichkeit.
Ich werde eine Version 2 optimieren und Deine Kritik in den Zeilen einpflanzen.

Ich danke Dir fürs Lesen und beklugfummeln!

vlg

ev
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Alt 06.05.2017, 01:33   #4
Eisenvorhang
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Version 2

Mit jeden Schritt in Deine Richtung
verschiebt sich Dein Gewand
und jede Kontur Deiner Dichtung
verschwindet in dem Nebelband,
das weder nah noch fern vor mir,
das immer um mich, dieses Wir,
mich trägt zum dichten Nebelrand.

Es zieht nun dieser graue Frieden,
so schwadenschwer ins Land hinein
und ist er jetzt dahingeschieden,
da zieht auch gleich der Nächste ein,

der kippt und senkt sich, abgeschieden,
geschmeidig, matt und mondbeglänzt,
ruht er im Tal - und wird benieden -
in dem das letzte Leben grenzt.

Nun lichten sich auch meine Nöte,
die, allem Schönen sich verwehren
und wenn sich mir die Chance noch böte:
noch einmal - bitte - ihn zu ehren.

Ich will, dass Nebel durch das Leben zieht,
dass jeder Blinde auch das Schöne sieht,
das Wunderbare, was aus ihm entschwand -
das Wunderschöne, was aus ihm entstand.

Geändert von Eisenvorhang (06.05.2017 um 01:45 Uhr)
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Alt 06.05.2017, 13:44   #5
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Hallo EV,

dein Nebelgedicht gefällt mir!
Und zu den Änderungen des Textes kann ich nur sagen, es ist dein Text,
du hast ihn geschrieben und für gut befunden.

Möglicherweise wirkt er durch vieles An- und Umbauen geschmeidiger, lesbarer,
vielleicht auch sachlich richtiger, aber das ist dann
nicht mehr die Urfassung,

Bei mir selber habe ich immer das Gefühl, wenn man zuviel daran herumbastelt,
geht manchmal auch ein Stück Originalität verloren, das Urgefühl der Aussage,
auch wenn es sich *schöner* anhört.

Besonders gut gefällt mir die letzte Strophe
Zitat:
Ich will, dass Nebel durch das Leben zieht,
dass jeder Blinde auch das Schöne sieht,
das Wunderbare, was aus ihm entschwand -
das Wunderschöne, was aus ihm entstand.
Perfektion ist nicht alles


Gern gelesen!
LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2017, 00:35   #6
Eisenvorhang
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo Chavali

Schön, dass Du mich in meine Fäden beehrst! :]

Ich gehe mit mir relativ streng ins Gericht - ich bin zwar auf dem Weg, die Grundlagen zu verinnerlichen, aber noch etwas davon entfernt.

Für die nächsten sechs Monate habe ich folgende Ziele:

- ein Gedicht ohne grammatikalische Fehler zu schreiben
- eine solide Metrik
- ein einfaches Deutsch

Wenn ich das geschafft habe, werde ich meine Texte auch strenger und selbstbewusster verteidigen.
Du hast recht, Perfektion ist nicht alles und auch Rilke schrieb nicht perfekt (verweis "schwarze katze" "das benehmende Gepolster" haha).

Ich verstehe jedoch was Du meinst, du möchtest mir mehr Mut zur Unveränderung zusprechen.

Ach! Ihr seid einfach super, ich bekomme hier so viel Hilfe.
Ein Danke reicht schon bald nicht mehr!

vlg

EV
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Alt 12.05.2017, 12:15   #7
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
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Hallo Eisenvorhang,

Dein Nebelgedicht finde ich sehr lyrisch.

Beim Lesen bleibt man bei deinen Worten und gleichzeitig entwickeln sich bei mir eigene Bilder zum Nebel. Ob es der natürliche Nebel der Wassertröpfchen sind, oder der Lebensnebel durch den wir Menschen manchmal wandern, Beides entwickelt sich....

Du gehst deinen Weg der Worte. Verliere nicht deine Eigenständigkeit. Ich kenne es von früher, wenn mir ein Kommentar geschrieben wurde, dann fand ich ihn sehr logisch und sinnvoll. Aber Alles mußte bei mir langsam sacken. Metrik, Logik freies Sinnen, Gefühl und überhaupt das ich im Internet war und mich anderem Sinnen und Denken auslieferte. Ich bin ein Laie durch und durch.

Ich habe einfach gesagt: ich schreibe ein neues Gedicht...das mache ich noch...

Sehr gerne gelesen, weil mir die Stimmung gefällt

Liebe Grüße sy

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