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19.02.2018, 23:48 | #1 |
Gesperrt
Registriert seit: 20.11.2016
Ort: Hilden, NRW
Beiträge: 531
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Takt oder Rhythmus
Manche ixen unverzagt, jedoch:
Ein Gedicht gehorcht nicht immer den Takten eines Metronoms, es trotzt bisweilen, denn der Rhythmus, der da schwingen soll, Ist die Seele des Gedichts und Keine Ixerei, auch gut gemeinte nicht, Ist imstande, Sinn und Form alleine mit Trochäen oder Jamben, Noch mit Anapästen oder Daktylen In Gedichte voller Anmut, in Choräle, Oden, schaurige Balladen oder Hymnen einzubrennen in die Herzen. Traut euch, schreibt auch ruhig mal holprig, Alles muss von Herzen kommen! Lass das Zählen aller Silben, Liebe ist der Motor allen Schreibens, Erato sei euch hold und küsst Sicher auch, wenn du mal stolperst. Geändert von Felix (20.02.2018 um 00:14 Uhr) |
20.02.2018, 00:36 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hi Felix!
Wie ich auf so ein Gedicht sehnlichst gewartet habe! Endlich getraut sich mal jemand! Wie mich das strenge Metrum ankotzt und wie Qualität danach bemessen wird, zeugt in meinen Augen nur von Spracharmut. Ich lasse das mal so stehen und verbleibe mit einem Gedicht von Rilke (bin vorhin erst darauf gestoßen und habe mich über die Metrik gewundert): Und du wartest, erwartest das Eine, XxXxxXxxXx das dein Leben unendlich vermehrt; XxXxxXxxX das Mächtige, Ungemeine, xXxXXxXx das Erwachen der Steine, XxXxxXx Tiefen, dir zugekehrt. XxxXxX (etc.) Es dämmern im Bücherständer die Bände in Gold und Braun; und du denkst an durchfahrene Länder, an Bilder, an die Gewänder wiederverlorener Fraun. Und da weißt du auf einmal: das war es. Du erhebst dich, und vor dir steht eines vergangenen Jahres Angst und Gestalt und Gebet. allergernst gelesen! Danke dafür! |
20.02.2018, 16:56 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Schönes Akrostichon und ein guter Anstifter für Diskussionen rund um das gebundene Sprechen!
Abgesehen davon, dass einige Zeilenumbrüche nicht mit den rhythmischen Umbrüchen zusammenfallen, ist Dein Gedicht aber durchaus ein Beleg für die Schönheit durchrhythmisierter Sprache (so ist das von Dir denke ich auch mitintendiert) - die einzige Zeile, bei der ich nicht wüsste, wie ich sie im Zusammenhang mit den anderen Zeilen anders als "prosaisch" lesen könnte, ist "Noch mit Anapästen oder Daktylen". Ähnlich wie bei Deinem schönen Gedicht über Ilse ist für mich übrigens der klassische (im Sinne von antik-klassisch) Tonfall frappierend. Gefällt mir sehr gut! |
20.02.2018, 18:36 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Felix,
wo du Recht hast, haste Recht. Liebe Grüße Thomas P.S.: Nur klappt das mit dem Rhythmus leider nicht immer so, wie bei Sprachkünstlern von Rilkes Format.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
20.02.2018, 21:25 | #5 |
Gesperrt
Registriert seit: 20.11.2016
Ort: Hilden, NRW
Beiträge: 531
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Hallo Thomas,
ich bin der Letzte, der als Gegner eines wie immer gearteten Metrums auftreten will. Ein guter Pianist wird die Erfindung des Metronoms immer zu schätzen wissen, aber seine Interpretation wird sich in Nuancen von der anderer Pianisten unterscheiden. Für mich ist das Einhalten bestimmter Regeln uner-lässlich. Allerdings: Ich wehre mich gegen eine mechanisch wirkende Silbenzählerei und empfinde metrische Genauigkeit nicht als Korsett, gebe dem Rhythmus (vor allem beim laut gelesenem (rezitierten) Gedicht den Vorrang. In diesem Sinn soll mein Akrostichon verstanden werden. Beste Grüße, Felix Hallo Sufnus, schönen Dank für Deinen Kommentar. Ein paar Gedanken dazu stehen in meiner Antwort an Thomas (und ich muss mich ja nicht wiederholen). Ein Akrostichon zwingt ja schon zur Einhaltung bestimmter Vorgaben und ein Gedicht "zwingt" ja auch zur Beachtung von Regeln. Ich halte es da mit Schiller (Freiheit ist der Zweck des Zwanges/wie man eine Rebe bindet/dass sie statt im Staub zu kriechen/frei sich in die Lüfte windet). Liebe Grüße, Felix Lieber EVG, aus meinen Antworten an Thomas und Sufnus kannst Du entnehmen, dass ich einerseits sehr darauf bedacht bin, bestimmte metrische Vorgaben einzuhalten, andererseits aber durchaus bereit bin, die starren Formen zugunsten eines Rhythmus zu brechen. In diesem Sinn, herzliche Grüße! Felix
Geändert von Chavali (20.02.2018 um 22:04 Uhr) Grund: Mehrfachpost |
20.02.2018, 22:48 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Felix,
ich hatte dich schon verstanden. U.A. weil ich seit sehr langer Zeit der gleichen Meinung bin. Der wesentliche Zusammenhang, den auch der von dir zitierte Pianist kennt, ist, dass Rhythmus ohne Metrum nicht entstehen kann. Aber das Metrum darf eben den Rhythmus nicht erschlagen, wie es manche Xerwixer tun. Liebe Grüße Thomas
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