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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 27.06.2009, 20:45   #1
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: SpreeAthen
Beiträge: 565
Standard Weg-weg-Kunst

Eine ganz besondre Kunst
gibt es manchmal in Berlin,
sie erweist uns diese Gunst:
Wegzulassen, das macht Sinn.

Weggelassen wird hier manches,
Brücke oder Flugbetrieb,
zu erneuern oder ordnen,
was uns wertvoll übrig blieb.

So wie Brücken von der U-Bahn
wurd der Republik-Palast
weggelassen. Löwenzahn
wächst nun unterm Fahnenmast.

Dieser wird wohl bald ersetzt,
durch ein Schloss per Amtsbeschluss,
bis auch dieses dann zuletzt
fürn Palast einst weichen muss.

Weggelassen allesamt,
was uns Heil und Wohl versprach,
Rathaus, Reich und Kanzleramt
brächten nicht mehr Ungemach.

Oder die Bevölkerung,
die in diesem Land nur stört.
Landschaftlich Beglückwünschung
man ja Allerorten hört.


Das Weglassen der U-Bahn-Brücke kann man im Zeitraffer sehen www.youtube.com/watch?v=jJ3bUAd7r7w
__________________
gestörte Kreise

Geändert von Archimedes (27.06.2009 um 20:56 Uhr)
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Alt 24.06.2011, 23:32   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Archimedes,

wenn man ein wenig "in die Tiefen" des Eilands vordringt, findet sich manch kleiner, versteckter "Schatz".

Ein interessantes Werk, das mir allerdings eher ein "schiefes Lächeln" entlockt. Nun, auch feinsinnige Ironie ist eine Form von Humor, was bedauerlicherweise im Humorbereich eher selten zu finden ist. Wobei ich finde, der Stammtisch wäre für diese Thematik ebenfalls eine passende Rubrik. Das kommt ganz auf den "Betrachtungswinkel" des Lesers an.

Für mich ist es irgendwie in der Mitte zwischen beiden Rubriken angesiedelt, wobei das natürlich nur mein persönliches Empfinden ist.

Hier in Stuttgart ist man auch zur Zeit "ganz groß" im Weglassen. Der Zug der Zeit fährt und fährt, nicht aufzuhalten ...

So schnelllebig ist das "Heute", der Mensch kommt nicht mehr hinterher. Manchmal wird so rasch ein neues Bauwerk hochgezogen, dass erst im Nachhinein entdeckt wird: Hupps, Wasserrohrbruch? Tja, da wurde in der Eile wohl gepfuscht. Alles, selbst das Leben, erfolgt im "Zeitraffer".

Gut gelungen finde ich das Einbauen der 5. Strophe: Einiges musste weichen, da ist es gut, es "weg zu lassen". Nicht jede Veränderung bzw. Erneuerung ist schlecht, einiges ist gut und macht Sinn. Aber es gibt eben auch viel "Neues", das nur um des Neuen willen geschieht, das macht oft keinen Sinn.

Ich sehe dieses Gedicht als eine Art "Spiegel" des menschlichen Lebens, der hinter dem Offensichtlichen noch eine zweite Ebene zeigt. Vielleicht spiegelt das hier beschriebene Vorgehen auch uns selbst gleich noch mit ...

Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen. Egal, ob vieles davon noch "gut zu gebrauchen" wäre, da es sich bewährt hat.

Zitat:
Oder die Bevölkerung,
die in diesem Land nur stört.
Landschaftlich Beglückwünschung
man ja Allerorten hört.
Ja, über die "Köpfe hinweg" wird entschieden, letzten Endes wird niemand mehr gefragt. Die Bevölkerung als Störfaktor, denn sie könnte ja eigene Ansichten haben. Schöne, neue Welt, herzlichen Glückwunsch. Auf zur Fahrt in die Zukunft, entweder fahren wir mit - oder wir erleben, wie der Zug uns überrollt.

Gerne gelesen und kommentiert.

Stimme

P.S.: Beinahe vergessen: Mir gefällt der "Rhythmus", ich kann ihn mir leicht in Richtung "Tschuff-Tschuff, Tschuff-Tschuff, Tschuff" denken ...
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.06.2011, 00:24   #3
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: SpreeAthen
Beiträge: 565
Standard

Hallo, Stimme der Zeit, da muss ich sehr staunen: Es ist fast auf den Tag genau 3 Jahre her, das ich dieses Gedicht hier eingestellt habe. Und nun kommt ein erster Kommentar dazu!!!
Dabei hast du alles genau erfasst. Ich finde die Ironie als Stilmittel wird leider zu selten angewandt. Sie gehört meiner Meinung nach unbedingt zu Humor, ist somit in der Lage zum Hintersinnen anzuregen.

Das Weglassen ist eine besondere Form der Krisenbewältigung oder ein besonderes künstlerisches Mittel auf einen Umstand aufmerksam zu machen. So hat man nach dem 2. Weltkrieg weggelassen, weil man nicht die Möglichkeiten oder die Mittel hatte, wiederaufzubauen. Man hat auch weggelassen, weil man sich über die Art des Gebäudes, das dorthin gebaut werden soll, nicht einigen konnte. Oder man lässt rund um bzw. neben einem Gebäude gezielt weg, um dieses besonders hervorzuheben z.B. beim Schloss oder Tempel.
Manchmal stört auch die Bevölkerung z.B. Rentner, Jugendliche, Unbequeme. Die lässt man dann weg, zum Beispiel am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Gesellschaft. Da hast du auch feinsinnig erkannt eigentlich sich jeder selbst erkennen kann, indem er fragt, inwieweit er nicht selbst wegelassen wird.

Das Versmaß ist, wie du angedeutet hast X---X-X, was das gebetsmühlenartige unterstreichen soll. Danke für deinen ausführlichen Kommentar,
Grüße Archimedes ...der mit den Litanei-Kreisen
__________________
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