10.01.2010, 11:37 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Im Liebesboot
Übern See fährt das Boot und es schaukelt so sacht
auf den Wellen dahin, wie das Herz mir doch lacht! Ei, mein Liebster, zu dir trägt der Nachen mich froh! Weit voraus eilt mein Blick. Stehst am Ufer du? Wo? Wellenberg, Wellental, rasch vom Bug springt die Gischt, Wär die Lieb nur kein Traum, der mit plötzlich erlischt! Flösse ewig dahin sie in wiegender Flut! Liebster, sieh doch: Ich bin dir in Ewigkeit gut! Übern See fährt ein Boot, wenn die Sehnsucht mich trägt, wie mein Herz Sinn und Hand, dann die Ruder bewegt! Banger Blick eilt voraus, nimmt dein Lächeln als Lohn: Liebster, hältst du mich fest, treibt mein Boot nicht davon! |
10.01.2010, 12:48 | #2 |
gesperrte Senorissima
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Liebe larin!
Der Stil erinnert mich an Dichterinnen aus der Frühromantik, aber ich kann mich schwer täuschen! Mir gefallen die Verse ungemein, weil sie so authentisch scheinen - keine Bastelei l'art-pour-l'art, sondern Ausdruck eines sehnenden Herzens. -------------------------------------------------------------------------------- Übern See fährt das Boot und es schaukelt so sacht auf den Wellen dahin, wie das Herz mir doch lacht! Ei, mein Liebster, zu dir trägt der Nachen mich froh! Weit voraus eilt mein Blick. Stehst am Ufer du? Wo? (Stehst Du am Ufer....?) Wellenberg, Wellental, rasch vom Bug springt die Gischt, Wär die Lieb nur kein Traum, der mit plötzlich erlischt! (mir) Flösse ewig dahin sie in wiegender Flut! Liebster, sieh doch: Ich bin dir in Ewigkeit gut! (sehr schön!) Übern See fährt ein Boot, wenn die Sehnsucht mich trägt, wie mein Herz Sinn und Hand, dann die Ruder bewegt! Banger Blick eilt voraus, nimmt dein Lächeln als Lohn: Liebster, hältst du mich fest, treibt mein Boot nicht davon! ___________ also: Eigentlich nur ein Tippfehlerchen. Berührend, Dein Gedicht. Hier schreibt eine Julia (mit ihren 15 Jahren). Lieben Gruß von cyparis |
10.01.2010, 16:04 | #3 | |||
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Liebe larin,
ein goethisch angehauchtes Werk im Anapäst. Das ist schonmal beeindruckend! Allerdings: Es ist nur goethisch angehaucht und der Anapäst kommt teils recht zwangsbetont daher. Beim Lesen musste ich an Goethes Auf dem See denken, Epoche: Empfindsamkeit. Zitat:
Da der Nachen doch recht unbekannt ist, würde ich Barke vorschlagen. Vers 4 finde ich wie gesagt dem Versmaß geschuldet und daher sehr unglücklich; ebenso wie den Reim froh/wo. Ansonsten eine schöne Strophe Zitat:
Nun geht es in die Innensicht des LI, der Übergang dorthin ist sehr fließend und gut gestaltet! Das LI wünscht sich eine unvergängliche Liebe (die Liebe ist das Boot) und bezieht diesen Gedanken auf die Situation im Boot - es wiegt sich mit ihr auf dem See und ist somit ein Zeichen für das LD: Das LI wird das LD ewig lieben. Zitat:
V2 ist katastrophal. Entweder soll Herz im Genitiv stehen, das ist aber nicht erkenntlich oder es fehlt ein Komma. Und bewegt müsste strenggenommen bewegen heißen. Da dieser Vers auch als Anapäst gelesen grausig ist, würde ich Dir dazu raten, ihn noch einmal zu überarbeiten! Das LI möchte in seiner Liebe (auf/mit dem Boot) vom LD festgehalten werden, es möchte, dass seine Liebe erwidert wird. Es möchte wahrscheinlich auch, gemeinsam mit dem LD, für immer auf dem Boot (der Liebe) verweilen. Dieses Gedicht sagt mir durchaus zu. Ich kann es nachempfinden und halte es für metrisch recht ausgereift. Liebe Grüße Feingeist Nachtrag: Finde den Titel viel zu offensichtlich. Der stößt einen ja geradezu auf meine Interpretation. Glaube, den könnte man auch subtiler gestalten Geändert von Feingeist (10.01.2010 um 20:35 Uhr) |
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10.01.2010, 20:39 | #4 |
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Hallo a.c.larin,
das ist das erste Werk im Anapäst, das ich je las, glaub ich. Selber habe ich mich auch nie wirklich an dieses Metrum herangewagt. Ich hatte zwar hier und da Schwierigkeiten es zu lesen, aber das liegt sicher daran, dass ich diesen Rhythmus einfach nicht gewohnt bin und manches automatisch anders betone. Ist dir auch inhaltlich ganz gut gelungen, finde ich. LG, Abraxas |
10.01.2010, 21:33 | #5 |
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Ahoi larin,
aha, das ist ein Anapäst? Wunderbar! Aus den Zeilen singt und klingt es, dass es eine wahre Freude ist. Fühle mich in einen im Walzertakt schaukelnden Kahn versetzt und schmettere Liebeslieder! Lieben Gruß Seeräuber-Jenny Geändert von Seeräuber-Jenny (11.01.2010 um 00:19 Uhr) |
10.01.2010, 23:18 | #6 |
gesperrte Senorissima
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Oh Schreck, larin!
Anapäst? ich weiß nicht mal, was das bedeutet. Aber ich will mich kundig machen. Kratzfuß von cyparis |
11.01.2010, 00:59 | #7 | |
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Zitat:
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11.01.2010, 01:27 | #8 |
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Ahoi Abraxas,
stimmt: links - zwo - drei... Dann schaukelt das Boot eben im beschwingten Dreivierteltakt mit Auftakt, nicht wahr? Lieben Gruß Seeräuber-Jenny |
11.01.2010, 16:31 | #9 |
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Hallo Seeräuber-Jenny,
nehmen wir die erste Zeile als Gegenstand: "Übern See fährt das Boot und es schaukelt so sacht" Nun erklär mir bitte mal, wo du hier einen Auftakt siehst. LG, Abraxas |
11.01.2010, 18:06 | #10 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo, alle miteinander,
hab eure kommentare schon gestern gelesen, wollte sie aber mal in ruhe verdauen, bevor ich antworte. erstmal vorweg: dieses gedicht war mal mein erster versuch in die (pestigen) gefilde des anapäst : xxX vorzudringen. in der tat entwickelte das experiment von anfang an eine gewisse eigendynamik, denn zunächst einmal wolte ich ein gedicht über die insel mainau schreiben, stieg daher ( gedanklich) in ein boot ein, kam aber aus selbigem nicht mehr heraus - und landete zuletzt ganz woanders . na schön, macht nichts. schließlich ist das dem kolumbus auch passiert... liebe leier, ganz bestimmt ist der stil, in dem es geschrieben wurde, antiquiert. welches "heutige" mädel würde a) seinen schatz mit "liebster" titulieren? oder b) übern see schippern, um ihn zu sehen? (heutzutage gibts sms, e-mail, handy, facebook. in ganz dringende fällen holt er sie einfach mit dem auto ab) kein grund also für schiffsreisen und elegisches schmachten! die mädels heutzutage sind höchstwahrscheinlich "cooler" unterwegs. lieber abraxas, probieren geht über studieren - von fehlerfrei bin ich noch weit entfernt, "was allein wohl daran liegt, dass man nicht kann, was man nicht übt ( Zitat: reinhard mey). der inhalt wurde, was er wurde. geplant war was anderes, (wie das leben halt so spielt) liebe jenny, aufgrund persönlicher bekanntschaft hast du wohl irgendwie mein wienerherz schlagen gehört: in der tat hatte ich beim schreiben dieser zeilen die ganze zeit eine melodie im kopf, die mich hartnäckig auch noch den tag darauf weiterverfolgte. die kriegte mit der zeit einen unglaublichen schwung ( ähnlich dem "drehwurm", den man kriegen kann beim walzertanzen. war es ein walzer? ich weiß es nicht genau, abes es könnte durchaus sein...) schön , dass auch du die musik gehört hast! dadlü, dadlü, dadlum, dadlum.... hallo feingeist, deinen langen und ausführliche kommentar musste ich einige male lesen - da gibt es auch so einiges, was ich dazu zu sagen habe. erstmal: an goethe dachte ich keine sekunde! nicht mal hauchend. ich hatte musik im kopf - und die nahm mich in beschlag. der anapäst ist als metrum allerdings ein böses vieh erstmal deshalb, weil man so nicht spricht, des weiteren entwickelt er eine eigendynamik: ich hatte das gefühl, dabei immer schneller zu werden. zugegebenermaßen hat es mich deshalb fast aus der ersten kurve geworfen (Str 1/Z4). die notbremsung sieht so aus, wie sie nun aussieht, wobei mich persönlich weniger der reim froh/wo stört (denn das sind beides geschlossene o-vokale, da man das h bei froh nicht hört. oder wird das h in norddeutschland etwa behaucht ausgesprochen? hier in österreich jedenfalls nicht). Die zerstückelung des satzes ist, finde ich, das größere Problem. das "übern"sehe ich weniger kritisch - hier dürfte sich aber die art der artikulierung sehr unterscheiden, was den norddeutschen und süddeutschen sprachraum betrifft. ( so sagt ein norddeutscher z.b.turm, r-betont in wien hört sich dasselbe wort aber so an: tuam, und zwar nicht im dialekt , sondern auch hochsprache. "übern" hierzulande ist ein glattes "üban" - und das geht sich gut aus.) "wellenberg, wellental" klingt mit der walzermusik, die ich da im kopf hatte, ziemlich anapästig, also, wenn ich das gedicht als text dazu singen müsste, wärs nicht schwierig. nachen: ich habe mir aufgrund deines hinweises bilder von barken und bilder von nachen im internet angesehen. auch wenn das wort "nachen" nicht sehr gebräuchlich ist - barke ist es auch nicht -, trifft es wohl eher auf das zu, was sein kann, denn: "nachen" heißen ( diese boote) besonders dann , wenn ihnen geringfügigkeit und zerbrechlichkeit dem mächtigen element des wassers gegenüber angedeutet wird." ( quelle: Johann August Eberhard: handwörterbuch der synonyme) barken haben häufig auch mehrere sitze und ruderer, wurden in früherer zeit auch als prachtbarken und mit segel gebaut) für könige in england, in venedig oder im alten ägypten. nö, ich denke es ist wenig wahrscheinlichm dass ein einzelnes mädel mit so einem ding übern see fährt..... abgesehen davon gefällt mir das wort "nachen" klanglich viel besser! "barke" klingt ein bissel nach hundegebell (zumindest für jemanden , der auch englisch kann ) über inversionen kann man streiten . ich persönlich finde nicht alle zwangsläufig schrecklich, genauso wenig, wie nicht jedes "und" am zeilenanfang zu verdammen ist. das scheint mir eher eine mode zu sein.... den "liebsten" kann ich mit vollem bewusstsein als betont an den zeilenanfang stellen ( schließlich ist er die ursache für die ganze mühsame seefahrt) - und dass die liebe sich nicht an gepflogenheiten und konventionen hält, ist seit romeo und julia hinlänglich bekannt. beim gedanken an ihren liebsten stolpert ihr herz ein wenig aus dem (vers)maß...(jungs, ihr solltet froh sein, das ihr uns so beieindrucken könnt!) tja , die sache mit der "gischt" ist wohl ein wenig wahr. aber das mädel ist bis über beide ohren verknallt in den typen! da wird schon mal der pickelige junge vom nachbardorf zum "liebsten", das lausige ruderboot zum "nachen" und die kleine bugwelle (die jedes boot erzeugt, wenn es fahrt aufnimmt) zur "gischt". frag sie mal in zwanzig jahren wieder - ich denke, dann betrachtet sie die ganze sache weitaus nüchterner. bei stophe drei hatte ich zunächst ein "mein" in der ersten zeile stehen, habe es aber dann gelöscht, weil sonst eine doppelung entstanden wäre (mit zeile 2 : mein herz) wozu in V 2 ein genitiv stehen sollte, ist mir rätselhaft . meines herzens - was? oder hast du hier das " herz" als anrede gelesen? ich meinte es so: das herz ist der motor und antrieb für das geschehen: zuerst ist die emotion da (die ist unbewusst) dies steigt ins bewusstsein - das nennt man gefühl. aus dem gefühl erwächst denken und planung ( der sinn). daraus wiederum resultieren die handlungen (von "Hand") ausgeführt. allerdings gebe ich zu, dass mich bei Sinn und Hand(XxX) der walzerrhytmus davongetragen hat...Wiener Blut - Wiener Blut...) "banger" ist auch grenzwertig - da gebe ich dir recht. "bewegen" müsste es nicht heißen! das wäre dann wirklich ein grammatikfehler. das herz bewegt die ruder. die unruhe bewegt die räder. der lehrer unterrichtet die kinder. (das objekt in diesen sätzen steht in der mehrzahl, das verb gehört aber zum subjekt.) hier war eher die korrektur katastrophal - findet du nicht auch? (achtung suggestivfrage! du kannst hier auch "nein" sagen! ) die anregung, diesen vers zu überarbeiten, lass ich mir aber gern durch den kopf gehen, denn wenn er so missverständlich rüberkommt, sollte eine bessere lösung gefunden werden. zum titel: ich finde nicht, dass man alles verschlüsseln und verkomplizeren muss. hin und wieder darf schon auch "marmelade" draufstehen, wo marmelade drin ist. danke für eure kommentare! larin Geändert von a.c.larin (11.01.2010 um 18:20 Uhr) |
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