23.08.2010, 15:46 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Fast wie im Pornoheft
Ich spiele gern Konzertgitarr', |
24.08.2010, 00:37 | #2 |
Gast
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Hmm, ja, aber wonach bewertet man, ob diese Kunst echte Kunst im Sinne höherer Ansprüche ist?
Nach dem Gefühl? Sehr trügerisch. Nach Definitionen? Schwer herauszufiltern, woher sie stammen. Soll Kunst gut tun? Leider wohl nicht mehr als auch alles andere vorhanden ist. Ein schweres Feld, das hier soweit belyckert ist, dass man einige Gedanke säen kann - Dank dafür |
24.08.2010, 20:44 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Limes
Ich hab keinesfalls eine festgeschraubte Meinung zum Thema. Ob Kunst, Objekt oder künstliches Gebaren: Entweder, es wird überhaupt wahrgenommen, oder der Konsument muss zum Wahrnehmen bei seinen "Triggerpunkten" getroffen werden. Dass sich Sex verkauft, ist bekannt. Aber auch Provokationen, die Aufmerksamkeit erregen. Möglicherweise rütteln sie verstaubte Moral auf. Aber Moral ist sowieso von den inneren Ansichten des Einzelnen abhängig. In vielen Dingen hab ich den verstorbenen Chr. Schlingensief nie verstanden. Dass er sich manchmal zum Affen gemacht hat (oder zum Gorilla), um überhaupt "anstößig" zu sein und in Folge dann Aufmerksamkeit zu bekommen ist die eine Methode. Ich bin aber der Meinung, alle Provokative hat immer auch den Pferdefuss der Prostitution. Freier Stil in allen möglichen Disziplinen braucht keine Konventionen. Leider brauchen auch "Chaoten" sowas nicht. Chaoten sind eigentlich Nichts-Könner. Ein Künstler kann sich sehr wohl bewusst chaotisch inszenieren. Ein Beispiel dafür ist die "Schredder"-Performance einiger Klassemusiker, zu sehen z.B. auf youtube. Hör dir das mal an. Ist funny. Gib einfach "shred" oder "shreds" im Suchenkästchen ein und amüsier dich! Blaugold |
25.08.2010, 09:28 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo blaugold,
der titel hat mich zunächst ein wenig abgehalten, hier reinzuschauen. ich dachte: was wird da jetzt kommen? letztendlich siegte aber doch die neugier. angenehm überrascht stellte ich fest, dass hier eine menge witz zwischen den zeilen schwingt - für mich könnte dieses gedicht auch gut bei der lustigen lyrik stehen. dein protagonist hat freude daran, seine gitarre nach eigenem gutdünken zu verwenden ( oder missbrauchen).die lust am gar-nix ist bei ihm groß. für den zuhörerer wirds wahrscheinlich eher qualvoll gewesen sein. dass solche leute in jedem fall "nichts" können, kann ich nicht ganz unterschreiben: ich habe eine sehr liebe freundin, die beschäftigt sich seit vielen jahren mit "freier musik". sie hat ein abgeschlossenes musikstudium am konservsatorium und komponiert so sachen wie:" serenade für klavier, einmachglas, zeitungspapier und tennisball! !(kein witz!) das sind durchkomponierte, ausgeklügelte stücke für 2-3-personen, die dann mit partitur dasitzen und genau nach vorgabe des komponisten mit dem zeitungspapier rascheln, den tennisball ins klavier werfen (kein witz), laut "aha" oder "ui" oder andere ausrufe tätigen, mit dem Stuhl rücken, usw.usw..... so ein stücklein kann dann schon 15, 2o minuten dauern. vom raumklangerlebnis liegt so etwas wohl nicht weit von dem von dir beschriebenen e-gitearrenwürger.(also zumindest für mich) wie gesagt: es ist eine sehr liebe freundin. manchmal gehe ich zu ihren konzerten ( und leide still). sie selbst ist unendlich glücklich mit ihrer musik. sie sagt: das füllt mich so aus . und ich glaube ihr das, denn wenn man sie ansieht, weiß man, dass es stimmt, das sie das ihre gefunden hat. sie ist auch nicht böse, dass es für mich anders ist und dass die meisten menschen ihrer kunst nichts abgewinnen können. ich kann nichts pornographisches an ihrer art in der welt zu sein finden. obwohl ich doch vor dieser art "musik" lieber flüchten möchte ...... aber es kommt wohl nicht nur darauf an, was gemacht wird, sondern auch wer etwas macht. und auch das ist wahr: man kann einfach nicht alles verstehen. muss man ja auch nicht. gerne gelesen, nachgegrübelt und weitergesponnen, liebe grüße, larin |
26.08.2010, 00:03 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Larin
Schön, dass du das Augenzwinkern im Text nicht übersehen hast. Die Konzertgitarre spielt meistens die "Erste Geige" - weil sie oft solo musiziert! Freier Stil kann auch so festgelegt werden, wie Frank Zappa (Gitarrist) mal sagte: "Alle meine Solos sind improvisiert. Es gibt keine zwei gleichen. Ich bin nicht perfekt, manchmal verspiele ich mich in der einen oder anderen Note; dann wiederhole ich sie ein, zweimal, und schon entsteht der Eindruck, das sei gewollt ...!" Das finde ich nicht nur äusserst amüsant, sondern auch sympathisch-frech dem Hörer gegenüber. Denn er gibt seine Unperfektheit zu! Und hinterfragt das Kunstverständnis des Konsumenten gleich mit. (Hast du den falschen Ton gehört ...?) Ich bin ja deiner Meinung, dass deine Freundin auch aus einem Grundverständnis für Musikregeln heraus ihre aussergewöhnlichen Konzerte darbietet. Nicht zuletzt, weil sie wohl das Stück komponiert, sprich durchgeplant hat. Ich schrieb ja im ersten Kommentar. Chaoten sind eigentlich Nichts-Könner. Ein Künstler kann sich sehr wohl bewusst chaotisch inszenieren. Darin steht doch auch, dass Nichts-Könner keine Künstler sind, aber ihr Chaos fatalerweise als Kunst verstehen und dass für einen Künstler=Könner das ausbrechen aus Regeln ins Chaos teil ihrer Art ist. Da sehe ich einen höllenweiten Unterschied! Ich danke dir für deine Anmerkungen. Blaugold |
26.08.2010, 20:53 | #6 |
Gast
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Von Mc Donald´s wurden in den 90er Jahren in Ostdeutschland zwei Cds unters Volk gebracht, die hießen "Mitten ins Herz" (Top-Hits aus dem [früheren] Osten) - 2 Teile, einen davon habe ich und höre sie gerade wieder - künstlerisch wertvoll - teilweise sowas von lichtdurchdrungen, dass einem schier der Atem stockt...
vertrieben (seltsames Wort, eigentlich) von einer scheinbaren AntiKunstKonsumMaschine... Nichts ist, wie es zu sein scheint Geändert von Gert-Henrik (26.08.2010 um 21:05 Uhr) |
28.08.2010, 03:16 | #7 |
Lyrische Emotion
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Guten Abend Blaugold,
ich habe mich auch gut unterhalten, sowohl was den Text betrifft, als auch bei den Kommentaren. Auf jeden Fall hat er sein Ziel ereicht und eine nette Diskussion ausgelöst. larin hat eindrucksvoll beschrieben, wie differenziert Kunst sein kann. Allerdings sehe ich in ihrem Beispiel immer noch ein Konzept der Künstlerin hinter ihrem Kunstwerk stehen. Im Gegensatz dazu hat der Chaot kein solches. Es ist allerdings auch immer eine Frage, inwieweit der Zuschauer, Zuhörer, Betrachter oder Leser bereit ist, sich auf ein Kunstwerk einzulassen oder welche Erwartungen er daran knüpft. Oft scheitert es daran, weil er den Intentionen des Künstlers nicht folgen kann. Wie auch, wenn kein erkennbares Konzept vorhanden ist. Doch genau das ist es ja. Wenn sich der Betrachter von der Fessel des gesuchten Konzepts befreit und das Kunstwerkwerk als solches betrachtet, dann wird er auch im Chaos etwas Einzigartiges entdecken können: Nämlich die Individualität eines jeden Chaoten. Das kann man dann sowohl als natürliche Kunst oder aber auch als Scheiße bezeichnen... Ich hab bei YouTube mal schred(s) eingegeben und reingehört. Ist wirklich amüsant, doch man merkt bei vielen Videos, daß dort echte Profis am Werk sind. Und da passt sogar das Chaos. Noch eine Schlussanmerkung sei erlaubt. Vielleicht kann der Chaot wirklich nichts und hat trotzdem Spaß am "Erzeugen". Wollen wir ihm diese Freude nehmen? Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
28.08.2010, 20:41 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo blaugold,,
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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29.08.2010, 02:09 | #9 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Faldi, wa Bash
Ja, den Spass, was Eigenes zu produzieren, von sich zu geben, etwas darzustellen haben wohl alle, die das auch veräussert sehen wollen, also, es zur "Schau" stellen. Ob dies dann Kunst oder Scheiße ist - wer weiß das immer so genau. Die gebotenen Beispiele auf youtube, als shreds bezeichnet, zeigen echte Könner/Künstler, die ganz sicher grossen Spass daran haben, ihre eigenen Ambitionen, Ansprüche oder ihre Ernsthaftigkeit für die Musik eben mal nicht todernst zu interpretieren. Sie produzieren dabei im Grunde Chaos, Wirrwarr, Strukturlosigkeit und offerieren eigentlich scheinbare Inkompetenz! Ich glaube nicht, dass sie dieses Wirken ernsthaft als Kunst im Zusammenhang ihrer künstlerischen Fähigkeiten begreifen wollen! In meinem Gedicht bezeichnet das Lyrische Ich selbst sein eigenes Musizieren als miserabel (Scheisse)! Der Titel soll mit aussagen, dass im Pornoheft äusserst selten sowas wie Kunst zu finden ist. Es dient sicherlich anderen Interessen! Ich persönlich spiele auch Gitarre, trete mit Liedern auf. Wird am Ende des Konzertes Zugabe erbeten, frage ich schelmisch, ob ich mal ein "versautes" Lied spielen dürfe. Klar, dass da wahrscheinlich fast jeder im Publikum auf irgendwas Bestimmtes wartet! Ich "schreddere" dann eine Minute lang auf der Klampfe und stelle mich künstlich linkisch! Ein Gejaule in Zupf und Schrammel quasi Nicht immer wird dies als Gag und mit Humor aufgefasst. Wohingegegen ich schon mal etwas intensiv zu Beginn mein Plektrum im Gitarrenkoffer gesucht habe, dabei wirklich verzweifelt sanft fluchte, und dies dann als kommödiantisch betrachtet und beklatscht wurde! Insofern möchte ich euren Kommentaren auch zustimmen, das "sich drauf einlassen" und unkonventionelle Facetten des Dargebotenen erkennen ist nicht unwichtig. Und die Diskussion zum Fakt "Kunst oder Scheisse" fand ich (wie jede Diskussion, die ein Werk auszulösen imstande ist) amüsant und passend. Blaugold |
29.08.2010, 21:28 | #10 | ||
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LG * (s.d. mein Werk http://gedichte-eiland.de/showthread.php?t=5500 ) |
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