23.12.2010, 11:13 | #1 |
TENEBRAE
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Ferne Flamme
Im angedachten Raum vor meinen Türen,
den morgendlicher Menschengeist betritt, weiß ich ein Ahnen fernes Feuer schüren, und leise zieht sein Funkenhauch mich mit zu Zielen, die mich nimmermehr erreichten zuvor im Taumel, den mein Leben litt, wo es von flachen traurig nur zu seichten Bereichen dunkler Sehnsuchtstümpel glitt. Das Licht wird klar, es leitet meine Flamme zu neuen Ufern, die der Geist erklomm. Der du mich selig klettern siehst, verdamme mein Eilen nicht, denn diese Lust ist fromm!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (21.06.2018 um 21:02 Uhr) |
27.12.2010, 10:55 | #2 |
Gelegenheitsdichter
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Beiträge: 3.210
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Lb. Erich,
schön schwermütig. Einzig "Glutenhauch" würde ich durch "Funkenhauch" ersetzen, weil "Gluten" mich an "glutenfrei" erinnert und eigentlich der Gluthauch das richtige Wort wäre. Gerne gelesen und mitgelitten. LG W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt |
27.12.2010, 13:07 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Walther!
Vielen Dank für dein begeistertes "Mitleiden"! Von wegen deinem Vorschlag: Ich gebe dir Recht, dass dieses Wort dem von dir angeführten ähnlich klingt. Allerdings ist es ein relativ "neuer" Begriff, also bin ich - als "alter Kämpe" - gar nicht auf diese Idee gekommen. Warum ich es dennoch so belassen will? Hör mal auf die Wortmelodie! Was klingt weicher, lyrischer: Funken oder Gluten!? Klar, das "G" vorn und das lange "u" lesen sich weicher, angenehmer, der lyrischen Stimmung angemessener. Find ich eben. Hingegen dein Vorschlag? Ein fauchendes "F", ein kurzes "u", welches das "k" umso härter hervortreten lässt! Sei mir also bitte nicht bös, wenn ich in diesem Fall das Risiko einer "Verwechslung" lieber in Kauf nehme! Ich bin eben ein alter "Klangjunkie" - für mich sind Sprachmelodie und Reimschema fast noch wichtiger als der Inhalt, weil bei mir eben die Schönheit der Sprache an sich immer im Vordergrund steht! Deshalb bringt mich Rilke zum Weinen, und nur deshalb schreibe ich selbst: Bescheidene Versuche, seine Wortmagie auch nur annähernd zu erreichen! Sozialkritisches Hinterfragen und flammende Aufrufe an die menschliche Geistestätigkeit sind für mich zweitrangig! Wenn sie die Reinheit und Schönheit der Sprache nicht transportieren, sind sie für mich nur Gebrabbel, Gewäsch, auch wenn ihr Ansinnen noch so wahr und gerechtfertigt sein mag. Nur über die Melodie der Sprache, diese fast unterbewußt wirkende Magie der Lyrik, erreichen Inhalte letztlich das Herz des Hörers und vermögen ihn innerlich zu bewegen, gar zu zerbrechen - alles andere ist oberflächliche Hirnwichserei! Ich maße mir allerdings nicht an, solches zu können! Lies Rilke, dann begreifst du, was ich meine. Nicht nur ein oder zwei der eben sattsam bekannten Werke, nein. Tauche richtig ein! Lies: "Mir zur Feier", "Dir zur Feier", " Das Buch der Bilder", "Neue Gedichte", "Der neuen Gedichte anderer Teil", "Das Stundenbuch", "Sonette an Orpheus", usw... Am besten, du legst dir gleich das Gesamtwerk zu: Gibt's sehr schön beim Inselverlag! Ja, okay, er hat seeehr viel religiösen Schmonzes geschrieben, den man heutzutage als Kitsch bezeichnen könnte, wenn man ihm und seinem reinen Empfinden nicht geneigt ist. Aber selbst darin erkennt man in jeder Zeile seine geradezu geniale Sprachbeherrschung, die ans Magische grenzt! Ich bin überzeugt, dass Rilke das Beste geschaffen hat, wozu die deutsche Sprache je fähig sein wird! Soviel dazu! Ich hoffe, diese etwas ausufernd geratene Lobeshymne hat dich nicht allzu sehr gelangweilt. Bin etwas ins Plaudern geraten... LG, eKy
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27.12.2010, 16:01 | #4 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. Erich,
meinen Rainer Maria kenne ich vor- und rück- und seit- und himmelwärts! Du magst gerne das Wort so belassen, ich finde Dein Werk gelungen. Ich habe einen kleinen Verbesserungsvorschlag gemacht, mehr nicht ... LG W.
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03.02.2011, 12:09 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, walther!
Es sollte keinesfalls aggressiv oder herabwürdigend rüberkommen, dass ich mich gegen deinen Vorschlag entschieden habe. Das mit dem Gluten aus der Nahrungsmittelindustrie liegt mir einfach zu ferne. Ich lese nur Gluten. Dennoch vielen Dank für deine freundliche Auseinandersetzung mit meinem Text. LG, eKy PS vom 16.3.18: Habe mich nun doch entschieden, die "Funken-" anzunehmen. Ist einfacher und verständlicher für den Leser. Vielen Dank nochmals für den Tipp.
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