28.03.2011, 10:29 | #1 |
TENEBRAE
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Die Rast
Dort in einer Eiche Schatten
ruh ich an des Waldes Runde, schaue grüne Ufermatten, hell besonnt zu hoher Stunde. Aus den Wassern vor der Eiche glüht Smaragd mir, und Türkise werfen sich vom Grund der Teiche nach der Uferbänke Kiese. Glitzernd wiegen sich die Wellen in der Mittagsbrise Hauch, und das Gras an manchen Stellen um das Glitzern wiegt sich auch. Ach, wie wunder will dies Schauen mir ein Bild im Herzen sein, doch ein himmlisches Ergrauen löscht der warmen Sonne Schein. Drohend wird des Waldes Runde, trüb und bleiern alle Teiche, und die Winde tragen Kunde wie aus kaltem Schattenreiche. Fröstelnd geh ich meiner Wege, nehm das Bild im Lichte mit, doch wie rasch ich mich auch rege, Dunkel folgt ihm - und hält Schritt.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (06.04.2011 um 12:46 Uhr) |
28.03.2011, 20:14 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo erich,
sehr stimmungsvoll, wie hier das spiel von licht und schatten eingefangen wurde. man merkt den wetterwechsel geradezu körperlich. brr! jetzt muss ich mir aber eine jacke holen, weil mich fröstelt! bin gerne gedanklich mitspaziert! lg, larin |
29.03.2011, 20:26 | #3 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
wie treffend, wie schön, wie wahr! Die ersten drei Strophen zeigen Bilder auf, die wir ersehnen - diese in einer poetischen Sprache und vollendeten Versen. Die vierte Strophe zeigt die immer noch vorhandene Kühle, ja Kälte auf und es folgen wieder lyrische Bilder, die die Täuschung offenbaren. Bin neulich erst losgezogen. Von innen lockten Sonne und Vogelgesang. In bester Stimmung und in heller Sommerjacke brach ich aus. Schon nach knappen 500 Schritten bin ich fast erfroren. Als hättest du mein voreiliges Frühlingseinfangen verdichtet. Danke für den Lesegenuss in warmer Stube. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
29.03.2011, 23:45 | #4 |
Gast
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Hallo Erich Kykal,
gefällt mir sehr, dein Werk! Ich sehe darin allerdings irgendwie mehr als die Erlebnisse einer Rast und eines Wetterumschwunges. Gerade die letzten 2,5 Strophen lassen vielfältige Interpretationsmöglichkeiten zu. Ich finde Metaphern, die Parallelen zu der derzeitigen angespannten Weltlage aufzeigen, die das LI auf Schritt und Tritt verfolgen, so dass es nicht einmal mehr die Natur in vollen Zügen genießen kann, weil die traurigen und tragischen Ereignisse in der Welt immer einen Schatten über die Seele legen. Auch "trübe und bleierne Teiche" (verseuchter Pazifik?), "drohend" = Bedrohung, "Winde tragen Kunde" sprechen für mich eine andere Sprache. Das "himmlische Ergrauen" und die "kalten Schattenreiche" könnten auch eine tiefergehende Bedeutung haben. Eine andere Interpretationsmöglichkeit wäre eine Depression, die "dunkel folgt und Schritt hält". Das LI genießt zwar die Schönheit der Natur, aber Schwere und Dunkelheit lauern immer im Hintergrund und können jederzeit über das LI hereinbrechen, wie dann hier am Ende geschehen. Aber nun ja, immerhin hast du es ja im Bereich 'Natur' gepostet, und nicht unter 'Trauer und Düsteres'. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass ich meine eigenen Empfindungen während meiner derzeitigen Streifzüge durch die erwachende Natur dort zu sehr hineininterpretiere! Die Metrik ist natürlich astrein, wie bei euch allen hier! Was soll ich dazu noch sagen? Außer vllt: Ich muss noch viel lernen! Kleiner Kritikpunkt: und das Gras an manchen Stellen um das Glitzern wiegt sich auch. wirkt auf mich ein wenig reimgeschuldet und bleibt hinter der ansonsten sehr schönen poetischen Sprache etwas zurück. Damit ich auch mal was zu meckern hab! Sehr gern gelesen! Liebe Grüße, fringilla |
30.03.2011, 09:40 | #5 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Dana!
Ja, meteorologisch betrachtet passt das Gedicht gut in die Jahreszeit! Vielen Dank für deine freundlichen Gedanken. Hi, larin! Auch dir Dank für deinen Beitrag! Hi, fringilla! Du hast das Gedicht perfekt analysiert. Die Komponente mit den aktuellen Geschehnissen in Japan hatte ich zwar nicht im Sinn, als ich es schrieb, sie passt aber wunderbar dazu! Ich wollte aussagen, dass man sich nie seiner Lage sicher sein kann in der Welt. Wer sich im Sonnenschein wähnt, findet sich im Handumdrehen im Schatten wieder. Alles ist stets in Gefahr. Veränderung ist die einzige Konstante - und nicht immer zum Besseren! Diesen Gedanken wollte ich quasi in ein Naturgleichnis kleiden. Schön, dass es so augenfällig gelungen ist. Vielen Dank für deine tiefschürfenden Überlegungen! PS: Schade, gerade diese Stelle mit dem Gras fand ich besonders "fließend" und gelungen - hab ich mehrmals umgeschrieben! Seufz.... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
30.03.2011, 22:57 | #6 | ||
Gast
Beiträge: n/a
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Hi eKy,
Zitat:
Zitat:
Diese zwei Zeilen stehen aber in keinem Verhältnis zu deinem wunderbaren Werk! Liebe Grüße, fringilla |
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31.03.2011, 12:17 | #7 |
Galapapa
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Hallo Erich,
ein schönes Werk, das auch ich gleich zu Beginn viel tiefer interpretiert habe. Mit gefällt besonders die poetische Sprache, die durch den Trochäus einen fröhlichen Anstrich bekommt. Das passt zu dem beschriebenen Idyll. Wie mit der Auslegung gebe ich fringilla auch mit der Widerholung des Glitzerns Recht. Das stört, wenn auch nur ein klein wenig, und ließe sich mit "Leuchten", "Funkeln" oder Ähnlichem leicht vermeiden. Diskussionswürdig finde ich den Hinweis des Buchfinken bezüglich der "und" am Versanfang. Auch ich benutze dieses Bindewort ab und zu so und es stört mich dort, so es nicht mehrfach vorkommt, überhaupt nicht. Jede andere Wortart, bis hin zu den Artikeln, werden auch nie bemängelt, es sei denn, sie wiederholen sich. Steckt dahinter vielleicht eine Art Dogma, das man aus den Lehrbüchern heraus verinnerlicht. So wäre vorstellbar, dass einem jedes noch so passende "und" am Satzanfang störend oder gar falsch vorkommt. Ich gebe zu bedenken, dass andere Konjunktionen ja offensichtlich auch nicht gemieden werden; warum auch? Doch das ist nur meine wenig kompetente Meinung dazu. Bei der Interpretation habe ich mir die ständig zunehmende Umweltverschmutzung und -veränderung vorgestellt. Dazu passt natürlich auch das Szenario, das wir gegenwärtig in Japan mitverfolgen. Ich halte solche Dinge für viel unheimlicher und bedrohlicher, als ein heraufziehendes Unwetter. Dein Werk hat mir sehr gefallen! Sei herzlich gegrüßt von mir! Galapapa |
01.04.2011, 08:44 | #8 |
TENEBRAE
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Hi, Charly!
Vielen Dank für deinen freundlichen Beitrag! Ich habe eines der "Glitzer-Wörter" durch "Funkelnd" ersetzt. Ich denke, das wird euch zufriedenstellen. Denn so wie dir (und übrigens auch mir) bei diesem ominösen "und-Verbot" (bitte nicht böse sein, fringilla pleiadae...) geht es mir auch mit manchen Wortwiederholungen: Nicht alle erscheinen störend - manchmal befördern sie sogar eine erstrebte Aussage, einen Inhalt, der ansonsten sublimiert bliebe. So erging es mir auch in diesem Fall: Die Wiederholung des Glitzern verstärkte nach meinem Dafürhalten den Eindruck des beschworenen Bildes, anstatt ihn zu schwächen. Aber dies ist eben ein subjektiver Eindruck. Ich werde wohl noch darüber nachsinnen. LG in den Schwarzwald, eKy
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05.04.2011, 23:16 | #9 | ||
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo nochmal,
ich rudere in zweifacher Hinsicht zurück! @ Galapapa: Zitat:
Übrigens bin ich kein Buchfink (fringilla coelebs) , fringilla steht für den Finken allgemein, von denen es mehrere Arten gibt. Ich bin der Plejadenfink, zu Hause auf den Plejaden! @ eKy: Zitat:
in der Mittagsbrise Hauch, und das Gras an manchen Stellen um das Glitzern wiegt sich auch. Nach deiner Änderung fände ich – ich bitte untertänigst um Vergebung – wiederum Glitzernd in V1 doch geeigneter, denn wie du schon sagtest, ist um das Glitzern wiegt sich auch in gewisser Weise eine Verstärkung des Glitzerns in V1. Es hat aber vor allem auch eine auf V1 bezugnehmende Bedeutung. Denn jetzt muss ich mich fragen: um welches Glitzern? (V4). Glitzern ist zwar ein Synonym für Funkeln, aber der Gedankengang wäre dann doch etwas umständlich. Ich hoffe, meine Ausführungen sind einigermaßen verständlich. Meine Kritik an V3 + 4 zielte auf eine teilweise oder völlige Änderung dieser Zeilen ab. Wenn du aber nur das Glitzernd in Funkelnd abänderst, dann wäre ich nach deinen Ausführungen, die in diesem Fall zweimal Glitzern(d) ausreichend rechtfertigen, dafür, die ursprüngliche Fassung wieder herzustellen. Lieber Gruß an euch beide! fringilla |
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06.04.2011, 10:17 | #10 |
ADäquat
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Hallo Erich, hallo zusammen,
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