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#1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Ich gieße mir den Abend in den Becher,
trink ihn in langen Zügen langsam leer und bin darin, als treuester der Zecher, dem Dämmern hingegeben ohne Wehr. Die Nacht deckt mir die Sinnentafel kühl mit Silber wie aus mondenhellen Flüssen, nährt mich mit unerfindlichem Gefühl aus ihren wiesentaubeschwerten Küssen. Wir fallen tief uns in die offnen Wunden, als wollten wir vergessen, dass die Zeit verloren ist, die wir uns nicht gefunden zu großen Augenblicken in der Ewigkeit. Dann rauche ich den Morgen in der Pfeife, lass Nebel steigen in den neuen Erdentag und fasse, wo ich seine Seligkeit begreife, der meinen nach, die er mir schenken mag.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (01.11.2011 um 21:42 Uhr) |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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hi erich,
ganz kurz musste ich darüber nachdenken, was eine wiesentaube mit schwert sein könnte( mit wiesentaubeschwerten Küssen) aber dann fiel ja doch der groschen bei mir.... ![]() ein sehr feine speise hast du uns da zusammengebraut! ganz noble kusine - oder wie das auf französisch heißt. nur der titel wirft mich irgendwohin zurück in die vorstadt, wo in einem hinterhof jemand "nachmahl!" durch ein fenster plärrt und damit meint, der solcherart herbeigerufene möge sich umgehend heim begeben, denn das essen stehe ja schon auf dem tisch und werde noch unversehens kalt... ich weiß, "abend-mahl" kann auch missverstanden werden, "ausspeisung" weckt wiederum ganz andere assoziationen. dennoch - mir gefällt der titel einfach nicht. abgesehen davon geht der dionysische genuss ja schon am nächsten morgen weiter, der angeblich "in der pfeife" geraucht wird. (feines bild übrigens) kännte dir eventuell "nachtgenährt" oder vielleicht "mahl zur nacht " gefallen? oder "sinnen- mahl"? das fände ich besser. nur nicht dieses unselige NACHTMAHL! ("kaisermühlen-blues" lässt grüßen ![]() allergernst gelesen, larin |
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#3 | ||||
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Moin, Erich,
ich musste über larins "Wiesentaube mit Schwert" lachen, ich konnte nicht anders, also sei nachsichtig, wenn ich das einfach erwähnen muss ... ![]() Jetzt aber zum Gedicht: Zitat:
![]() Zitat:
Zitat:
![]() Wobei das gegenseitige Heilen "offener Wunden", die der Tag "geschlagen" hat, sehr poetisch dargestellt ist! Die Strophe an sich ist gelungen, das "Finden seltener Momente in der Ewigkeit" eine schöne Vorstellung; nur im Zusammenhang mit den anderen bekommt sie einen "Beigeschmack" ... ![]() Zitat:
Was larins Anmerkungen zum Titel betrifft, nun, irgendwie hat sie recht. Von ihren Vorschlägen gefällt mir "Sinnen-Mahl" am besten, aber ich würde "Sinnes-Mahl" daraus machen. Als Vorschlag von mir: Wie wäre es mit "Sinnes-Tafel"? Das LI "isst und trinkt" ja von der "gedeckten Sinnentafel". Mir persönlich sagt nur "Sinnen-" als Titel nicht so zu, ich würde "Sinnes-" wählen. (Im Gedicht dagegen finde ich es durchaus passend.) Gerne "mitgetafelt" und gerne kommentiert. Liebe Grüße ![]() Stimme ![]()
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#4 | ||
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
im Gegensatz zu meinen Vorgängerinnen kann ich dem Titel mehr abgewinnen, schon ob der Rubrikwahl. Wegen der Rubrik erhielt ich Bilder, die mich beim Aufenthalt in Kneipen schon immer fasziniert haben. (Ich habe noch nie allein eine Kneipe betreten - für mich ist sie immer ein Ort zum Gruppentreffen oder mindestens zu zweit. ![]() Aber wenn ich dann doch dort gewesen bin, lenkten mich jene "Einzelgänger" total ab. Ich beobachtete, staunte und hinterfragte. Meistens waren es Herren oder Männer ![]() Sie saßen einfach da, bestellten einen Drink nach dem anderen und die Bestellung selbst ergab die einzige "wörtliche Rede". Sie schauten meist nicht in die Runde, sondern: Zitat:
Auch über das "einfallende Wir" nicht. Denn auch das passierte. Es kam jemand dazu, sie redeten (ich weiß nicht was - vielleicht fielen sie sich in die Wunden) - bis einer ging. Danach erst der andere. Ohne Händedruck, ohne "Verabredung". Bei mir stellte sich immer ein falsches oder begründetes Mitgefühl ein. Ich sah Einsamkeit, eine die sich nie suchend zeigte. Die letzte Strophe bestätigt mir die Leere Zitat:
Gern gelesen und das, was ich beobachtet habe in wunderbarer Lyrik hier bei dir gefunden. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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#5 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, larin, Stimme, Dana!
Schöne Zeilen zu den meinen, danke! Ich wollte - schon so viele herkömmliche Naturgedichte geschrieben habend - die Nacht als Mahl in mehreren Gängen, als Sinnengenuss der besonderen Art darstellen, aber auch Dana's Kneipenvergleich gefällt mir. Es könnte auch in der Stadt sein... Der Titel ist mir relativ wurscht, da könnt ihr euch streiten ![]() ![]() Das "wir" in S3 meint eigentlich die Nacht und mich, wurde andernorts aber auch als Liebesakt mit einer Frau (mit der zuvor gespeist wurde) interpretiert, was mir auch sehr gefällt. Das Morgenpfeiferl wäre dann die obligate Rauchpause nach dem Sex, sozusagen. Passt auch wieder... ![]() LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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#6 |
Gedankenspringer
Registriert seit: 24.04.2009
Ort: Schönbrunn
Beiträge: 192
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@Erich
Moin, Zitat: Die Nacht deckt mir die Sinnentafel kühle mit Silber wie aus mondenhellen Flüssen, nährt mich mit allem, was ich tiefer fühle in ihren wiesentaubeschwerten Küssen. Metapher: „Sinnentafel kühle“ Echt originell, nur „Sinnentafel“ lenkt mich Richtung ausgeweidet, abgeschlachtet usw. die „Tafel“ ist daran schuld. Sinnenkissen? Sinnenhort? Das Gedicht ist sehr gut nur hier, Zitat: Wir fallen tief uns in die offnen Wunden, als wollten wir vergessen, dass die Zeit verloren ist, die wir uns nicht gefunden zu seltnen Augenblicken in der Ewigkeit. Ich glaube, das könnte man besser schreiben, nicht ganz so pathetisch. Zitat: „Wir fallen tief uns in die offnen Wunden,“// klingt mir nach Schuldzuweisung und so. Wir fallen tief in unsre offnen Wunden, vielleicht eher so: Wir fallen tief in unsre offnen Wunden, dort wollen wir beweinen, all die Zeit die leblos war, die wir uns nicht gefunden zu seltnen Augenblicken in der Ewigkeit. Nö Erich, mein Kommentar ist keine Kritik, vielleicht eine Nachdenkinsel. Grüße. |
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#7 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, hg!
Nö, ist schon recht so. Zu deinen Gedanken: Ich weiß nicht, wie du bei "Tafel" auf ausgeweidet kommst - eine Tafel ist ein schön gedeckter Tisch, zumindest in diesem Sinnzusammenhang. Deine Version "wir fallen tief in unsre offnen Wunden" impliziert automatisch, dass jeder in seine eigenen Wunden fällt - zumindest ist die erwünschte Gegenseitigkeit dieses Aktes nicht ausreichend fixiert. Ich sehe auch keine Schuldzuweisung darin. Jeder hat sozusagen Lebenswunden, bildhaft hier auch die Nacht. Meine sind seelischer Natur, die Dunkelheit mag für sich selbst als solche stehen. Sieht man in dieser Str. das Beisammensein 2er Menschen, impliziert die Wendung ein gegenseitiges Sichöffnen und im anderen versenken, um ebendiese Wunden zu schließen... Du siehst, die Sichtweise hängt sehr vom Ausgangspunkt der Überlegung ab. Dennoch Danke für dein Hinterfragen. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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