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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 04.01.2012, 21:03   #1
Lena
Lyrische Träumerin
 
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Ort: Dort, wo meine Träume mich nähren.
Beiträge: 686
Standard Mein Leben parkt am Waldesrand.

Mein Leben parkt am Waldesrand

Die Jahre ziehen eindrucksvoll
mal elfenhaft, mal wie ein Troll,
mal renitent, mal ausdruckslos
im Flug vorbei - so ist das Los.

Der Nachwuchs geht wohin er will,
ein lautes Haus wird plötzlich still.
Der Tag voll Stress weicht Agonie
da klingt von fern die Melodie:

Die Jahre zogen eindrucksvoll
mal elfenhaft, mal wie ein Troll.
Doch Leben ist ein großes Land.
Mein Leben parkt am Waldesrand.


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Marion Baccarra

Geändert von Lena (08.01.2012 um 17:11 Uhr)
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Alt 04.01.2012, 21:44   #2
Stimme der Zeit
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Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Lena,

Zitat:
Die Jahre ziehen eindrucksvoll
mal Elfenhaft, mal wie ein Troll
mal renitent, mal ausdruckslos
im Flug vorbei,- so ist das Los.
ein Gedicht mit "Wiedererkennungswert", jedenfalls was mich betrifft. Die Jahre ziehen vorüber, hinterlassen viele, viele "Eindrücke", die wir auch "Erinnerungen" nennen. Es gibt schöne, gute Jahre, und es gibt schlechte, "schlimme" Jahre. Und natürlich auch besonders "eindrucksvolle" Jahre, die voller Aktivität waren, vielleicht auch erfüllt von persönlichen Erfolgserlebnissen. Dann wieder gibt es Jahre, in denen anscheinend überhaupt nichts von Bedeutung zu geschehen scheint, die einfach "ausdruckslos" vorübergehen und kaum Spuren bzw. Eindrücke hinterlassen. Im Nachhinein betrachtet, scheint die Zeit nur so "vorbeigeflogen" zu sein. Besonders, wenn man Kinder hat. Ich kenne das sehr, sehr gut. Ich sehe meine erwachsene Tochter an und frage mich oft: Wie kann es nur sein, dass sie so schnell erwachsen wurde?

Zitat:
Der Nachwuchs geht wohin er will
ein lautes Haus wird plötzlich still
der Tag voll Stress weicht Agonie
da klingt von Fern die Melodie:
Ja, dann merken wir es am deutlichsten. Der Nachwuchs verlässt das "heimische Nest" und lebt sein eigenes Leben. Das Haus wird still. Anstatt für mehrere Personen zu kochen, jagt man ein oder zwei Schnitzel in der großen Pfanne herum - Zitat von meiner eigenen Großmutter , die sich immer freute, wenn wenigstens Sonntag "Leben in der Wohnung" war, da meine Eltern und ich in meiner Kindheit (wir wohnten nicht sehr weit entfernt) dort jeden Sonntag aßen - übrigens auf Wunsch meiner Großmutter.
Das ist keine Kritik - aber ist "Agonie" nicht doch ein wenig sehr hart? Ich lebe auch alleine, aber abgesehen davon, dass ich manchmal keine Lust habe, für mich alleine zu kochen, ist es gar nicht so "schlimm". Ich genieße es durchaus auch, dass ich nicht ständig "gefordert" bin. Aber das ist selbstverständlich nur meine ganz persönliche Ansicht. Die "Melodie" ist hier die Überleitung zum Verstehen oder Akzeptieren?

Zitat:
Die Jahre zogen eindrucksvoll
mal Elfenhaft, mal wie ein Troll.
Doch Leben ist ein großes Land.
Mein Leben parkt am Waldesrand.
Das (alte?) "Lied" wiederholt sich. Trotzdem habe ich hier die Empfindung der Hoffnung, dass das Leben noch nicht vorbei ist. Es ist ein "großes Land", das sicher noch viel "Raum" hat, auch für Neues. Vielleicht auch für das, wofür zuvor keine "Zeit" war? Das Leben "parkt", ich interpretiere das als "wartende Bereitschaft". Da ist noch der Wald, den es zu erforschen und zu "erleben" gilt - das Neue, noch Unbekannte. Mir gefällt der Ausklang, und nach der näheren Betrachtung der dritten Strophe revidiere ich meine Meinung. Im Zusammenhang passt "Agonie" durchaus. Hier ist damit gemeint, dass es vielleicht erst mal wie ein "Absturz" ist, plötzlich "alleine" zu sein, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Das kann schon anfangs dazu führen, sich doch ziemlich "verloren" vorzukommen.

Formal möchte ich etwas anmerken:

Zitat:
mal elfenhaft, mal wie ein Troll - als Adjektiv (keine Substantivierung) wird es kleingeschrieben
Zitat:
Die Jahre zogen eindrucksvoll
mal elfenhaft, mal wie ein Troll. (vorbei?)
Doch Leben ist ein großes Land.
Mein Leben parkt am Waldesrand.
Eigentlich ist der Satz hier "unvollständig", mir fehlt hier das "vorbei" von Strophe 1. Allerdings bin ich nicht akribisch, denn ich denke, dir ist die Aussage von Vers 3 wichtig, und ich wüsste auch nicht, wie ich sie "erhalten" kann, ich kann nur eine "Idee" als Anregung bieten:

Die Jahre zogen eindrucksvoll
mal elfenhaft, mal wie ein Troll
vorbei im großen Lebensland.
Mein Leben parkt am Waldesrand.

Das ist kein Vorschlag, nur eine Anregung, denn, wie ich sagte, hier ändert sich die Aussage. Es dient lediglich der "Veranschaulichung", was ich meine.

Eine Frage noch bezüglich der Interpunktion: Ist sie beabsichtigt unvollständig? Dann sage ich natürlich nichts, das ist folglich deine Intention. Aber ich kann das ja nicht sicher wissen.

Das Gedicht gefällt mir gut, ich habe es gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 04.01.2012, 23:44   #3
Chavali
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Liebe Lena,

ein toller Titel! Schade, dass der nicht mir eingefallen ist

Die ganz persönliche Bilanz des/der Protagonisten/in hast du hier gezogen.
Die Art und Weise, wie du das getan hast, welche Metaphern du verwendet hast, gefällt mir sehr.

Das Leben am Waldesrand? Mir scheint das eher eine Außenseiterrolle zu sein.
Es gibt da zwei Möglichkeiten:
Entweder man lebt gesellschaftlich am Rande, oder fühlt sich auf persönlicher Ebene an den Rand gestellt.

Oder in Wartestellung - was auch mit dem parken angedeutet wird.
So etwa: Mal sehen, was noch kommt....

Es gibt Höhen und Tiefen, stille und besinnliche, laute und hektische Zeiten.

Lena, ich finde dein Gedicht sehr gut gelungen.
Ein wenig irritiert bin auch ich über die Interpunktion.
Mal setzt du sie, mal nicht.

Insgesamt eine schöne, interessante und ansprechende Arbeit.

Liebe Lob-Grüße,
katzi
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Alt 06.01.2012, 09:09   #4
Lena
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Liebe Stimme.

„Agonie“
Ein Teil kommt in diesem Gedicht nicht vor nämlich das der Mann plötzlich abstürzt. Nachdem die Kinder ausgezogen und er sein Rentenalter erreicht hatte – begann eine Depression – die immer intensiver wurde – deshalb nahm ich das Wort Agonie. (Zusammenbruch, Kampf, Qual, Lethargie - )

Die Frau sah ihre Kinder flügge werden und bereitete sich relativ frühzeitig vor, nach der Devise: Das Leben ist ein großes Land – und parkte ihr Leben am Waldesrand.
Auch das hast du absolut richtig gelesen. Warum gerade am Waldesrand? Der Wald soll hier das umschlossene Leben zeigen das einmal war: Große Liebe-Kindererziehung-Ruhestand.
Tritt man heraus aus dem Waldesrand beginnt eine neue Welt und dort parkte sie ihr Leben. (Abfahrtbereit.)

Die „Melodie ist ihr Gedanke und ihre Erinnerung daran, was zu tun ist, wenn diese „Ruhige Zeit kommt.
Die Jahre zogen eindrucksvoll
„zogen“, als Vergangenheit..als Rückblick.

Zum Thema Interpunktion: Da war ich mir nicht ganz sicher. Wenn du da einen Tipp für mich hättest, wäre ich sehr froh.

Es ist wirklich so wie du sagst:
Wie kann es nur sein, dass die Kinder so schnell erwachsen wurden?
Eine Frage die wohl kaum einer beantworten kann. Die Zeit rennt...ein Jahr ums andere vergeht und ehe man sich versieht(noch liegen die Kuscheltiere herum) gründen sie ihre eigene Familie. Erschreckend, und wunderbar zugleich. Zu diesem Zeitpunkt können „Vater und „Mutter/Mann und Frau beginnen neue Lebenspläne zu schmieden.

Liebe Katzi.

Mir gefällt der Titel auch richtig gut. Danke für dein Kompliment.

Das Leben am Waldesrand zu parken bedeutet heraustreten zu können aus dem " Lebensabschnitt und gemeinsam in einem neuen zu starten.

Wartestellung ist genau der Richtige Ausdruck dafür. Die Interpunktion...da bräuchte ich noch einen Rat.

Liebe Stimme, Liebe Katzi

Ich freue mich sehr über euer Lob und bedanke mich für die Kommentare, die sehr hilfreich und informativ sind.

Liebe Wochenendgrüße sendet euch

Lena)
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Geändert von Lena (06.01.2012 um 09:11 Uhr)
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Alt 06.01.2012, 09:48   #5
Chavali
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Zitat:
Die Interpunktion...da bräuchte ich noch einen Rat.
Liebe Lena,

aber gerne doch. Hier meine Version:


Zitat:
Mein Leben parkt am Waldesrand. <<Punkt weg(Titel)

Die Jahre ziehen eindrucksvoll
mal elfenhaft, mal wie ein Troll<<Komma
mal renitent, mal ausdruckslos
im Flug vorbei,- so ist das Los.<<ohne Komma oder ohne Bindestrich, beides geht nicht

Der Nachwuchs geht wohin er will<<Komma
ein lautes Haus wird plötzlich still<<Punkt hinter still
der Tag voll Stress weicht Agonie<<Satzanfang groß und Komma hinter Agonie
da klingt von Fern die Melodie: <<fern klein

Die Jahre zogen eindrucksvoll
mal elfenhaft, mal wie ein Troll.
Doch Leben ist ein großes Land.
Mein Leben parkt am Waldesrand.
Strophe 3 ist ok.
Hier nochmal die Zusammenfassung der ersten beiden Strophen:

Die Jahre ziehen eindrucksvoll
mal elfenhaft, mal wie ein Troll,
mal renitent, mal ausdruckslos
im Flug vorbei - so ist das Los.

Der Nachwuchs geht wohin er will,
ein lautes Haus wird plötzlich still.
Der Tag voll Stress weicht Agonie
da klingt von fern die Melodie:

Das wäre mein Vorschlag für die Interpunktion.
Was mir auch beim zweiten, dritten Lesen nicht so ganz zusagt,
ist das 2x Leben in der letzten Strophe.
Wie wäre es mit

Doch (das) Dasein ist ein großes Land.
Mein Leben parkt...?


Lieben Gruß,
katzi

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Alt 06.01.2012, 20:04   #6
Dana
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Liebe Lena,

dein lyr.Ich passiert Revue.
Ich lasse mich nur auf den Text ein, weil die anderen Winzigkeiten bereits besprochen werden.

Dein Gedicht, das in schöner fließender Sprache und metrisch klangvoll den Lauf des Lebens darstellt, spricht mich sehr an.
Ich gestehe zugleich warum:
Als das Haus noch voll gewesen ist und ich beständig gefordert wurde, träumte ich manchmal vom Sein nur mit mir allein.
Ich bin heute noch sicher, dass ich immer gut mit mir zurecht käme. Allerdings unter der Bedingung, dass es meinen Lieben noch besser geht, sonst hätte ich ein Problem oder wieder zu tun.

Genau das, hast du treffend verdichtet. Am Waldesrand zu parken fühlt sich entspannend und romantisch an. Es fühlt sich aber nur so an, denn Leben findet nicht am "Rand" statt und schon gar nicht parkend.
Das lyr. Ich sucht noch einen Platz und der Weg dahin erfordert evtl. noch ein Durchstarten.
Allerdings erfühle ich keine Klage oder Anklage darin, lediglich eine Wegbeschreibung, die hier eine Pause macht.

Mit ein paar Liter Benzin und aufgelöster Agonie geht es weiter, immer.
Die Jahre ziehen weiter, die bisherigen zogen.

Ein feines Gedicht von dir, das eines Tages aus der Denkerklause in Hoffnung und Fröhlches überspringen wird - es fehlt nur noch eine Strophe.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 05.02.2012, 12:45   #7
Panzerknacker
Mal lachend - mal traurig
 
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Registriert seit: 13.02.2009
Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte
Beiträge: 1.613
Standard

Hallo Lena,

unsere Tochter wir bald einundzwanzig, deswegen hat dieses Gedicht auch für mich einen hohen Wiedererkennungswert. Ich weiss von was du schreibst. So traurig einen das ganze macht, aber ganz großartig geschrieben.

Schöne "kalte" Sonntagsgrüße
der Knacki
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Ich bin ein Niemand.
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