22.03.2017, 01:24 | #1 |
Gast
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Der Ruf
Der Ruf
Ich besinge in der Nacht das dunkle und edle Schaudern Und die mondbeglänzte Pracht im ewigem Sehnen auftönt Das Glänzen leiser Sterne es sanft in Bäumen sich wiegt ruf ich in schwarzer Ferne das Kind, was in mir liegt. 22.03.2017 © bobo |
22.03.2017, 11:42 | #2 | |
heimkehrerin
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Das hat was, lieber bobo!
Die Nachtstimmung, die du eingefangen hast, dringt da definitiv durch die Zeilen bis zu mir durch. Ich kann den Ruf hören. Und die Uhrzeit, zu der du den Text eingestellt hast, sagt mir, das Gedichtlein könnte aus der Situation heraus entsprungen sein. Aus einer dieser typischen spät-nächtlichen Stimmungen geboren sozusagen. An ein paar Stellen hakt es für mich aber sprachlich und stört das nächtliche Schwingen, weil es einen aus der Melodie reißt: Zitat:
Dann hieße es also: Ich besinge in der Nacht das dunkle und edle Schaudern während mondbeglänzte Pracht auftönt in ewigem Sehnen Das Glänzen leiser Sterne sanft in Bäumen sich wiegt Ich ruf in schwarzer Ferne das Kind, das in mir liegt Wortschöpfungen wie "mondbeglänzt" finde ich persönlich sehr schön! Dafür stoße ich mich an dem "auftönen" etwas - eventuell möchtest du ja damit eine Doppeldeutigkeit ausdrücken: den Ton, den man hören kann und den Farbton, der gehoben wird oder aufglänzt. Aber so wirklich funktioniert das sprachlich nicht. Dem Leser verlangst du da schon seeeeehr viel an gutem Interpretationswillen ab. Dazu ist aber wiederum der Rest des Gedichtes zu "lesbar" und nah an grammatikalisch richtiger Sprache - dadurch wirkt dieses Wort wie ein Ausreißer und als nicht geglückt oder nicht gekonnt. Und das ist schade. Mit den vielen verdrehten Satzstellungen verstellst du für mein Gefühl eigentlich die Sicht auf die schönen Bilder, die du mit den Worten malst. Ich würde viel geradliniger schreiben und eher die Bilder wirken lassen (denn die sind gut) anstatt mit Sprachgekünstel etwas zu be"wirken" zu versuchen. Das hat der Text gar nicht nötig. Gern gelesen! Lieber Gruß, fee Geändert von fee_reloaded (22.03.2017 um 15:39 Uhr) |
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22.03.2017, 14:32 | #3 |
Gast
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Ich habe mal schnell einen einfachen 5-Heber mit Jamben geschrieben, aus dem Gefühl heraus, hat keine fünf Minuten gedauert.
Das sollte passen: Ich schreibe heute ein Gedicht so dicht in dem der Dichter von der Laune spricht. An schlechten Tagen bin ich mieß gelaunt so dass sogar die schlechte Laune staunt. xXxXxXxXxX xXxXxXxXxX xXxXxXxXxX xXxXxXxXxXx Am Morgen ist die Laune richtig schlimm dann denkt mein Hund ich wäre der "Jong-Kim". weil ich - ein pseudo großer dichter Dichter - nur "oxycodon" schluck mit Wein und Trichter. <- ("oxycodon" unterbricht lesefluss, müsste es auf "oxy" amputieren, aber keine fünf Heber mehr) xXxXxXxXxX xXxXxXxXxXx xXxXxXxXxXx xXxXxXxXxXx In den zwei Strophen sollten vier weibliche Kadenzen vorzufinden sein - der Rest sind männliche Kadenzen. Die Senkung am Versanfang sollten Auftakte sein? Also es geht, wenn ich will - gesetz des Falls die Zeilen sind richtig (!). Und allein weil ich weiß, dass ich es vielleicht könnte... Ist der Preis schon nicht mehr heiß. lg! Wünsch dir einen schönen Tag liebe Fee und ganz großes Danke für deine Hilfe! Geändert von bobo (22.03.2017 um 15:04 Uhr) |
22.03.2017, 19:36 | #4 | ||
heimkehrerin
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Zitat:
Wenn's so aussieht: schluck nur Oxycodon mit Wein und Trichter x X xXxX x Xx Xx fühlt sich die Betonung beim Lesen natürlicher an und man kann es mit viel gutem Willen als Oxycodon lesen und damit passt es wieder ins Reimschema. Manchmal muss man eben an der Satzstellung feilen. Oder es geht eben einfach nicht und man muss versuchen, die Aussage anders zu treffen. "Bieg dich oder ich fress dich" klappt aber nun mal nicht. Du wirst darin noch besser, die Hebungen und Senkungen zu hören. Man ist auch nicht immer gleich konzentriert und dann kann man schon mal "wunschhören" beim Dichten oder ist nicht ganz sattelfest beim Orten von Hebungen und Senkungen. Zitat:
Ich müsste jetzt lügen, wenn mir dieser Gedanke mal völlig fremd gewesen wäre. Klar machen die "großen Sachen" mehr Spaß - aber man überschätzt sich doch. Einfach, weil man noch gar nicht weiß, was man noch alles NICHT weiß. There's so much more to it than meets the eye. Aber ja - du kannst ganz gut, wenn du willst. Den Eindruck hab ich auch. Das mit dem Wollen scheint dir da eher im Weg zu stehen. Du willst zu viel zu rasch. Man kann da aber nichts überspringen. Das zeigt sich sofort und jeder halbwegs aufmerksame Gedichteleser spürt solche Aussetzer in den Gedichten. Und für die Unaufmerksamen möchte man ja nun nicht schreiben, oder? Du malst ja auch nicht gleich die Fresken in der Sixtinischen Kapelle, wenn du grade mal seit drei, vier Wochen mit Pinsel und Farben hantierst. Lieber Gruß, fee |
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22.03.2017, 19:58 | #5 |
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ja, geht doch.
Das Oxy muss ja nicht sein, das kann man ja durch ein anderes Wort ersetzen. ich stimme Fee zu. Dichtung ist auch Handwerk und irgendwann automatisiert sich das. Ist bei allem so, beim Kochen, beim Sport, beim Musizieren. Irgendwann denkt man nicht mehr drüber nach, braucht keine Rezept mehr, keinen Trainer, keine Noten und es geht von alleine. Aber bis dahin ist der Weg "der Weg des schnöden Übens" Schmunzeln von Koko Tipp: ich versuch es mal als Anschaungsmaterial- um dir zu zeigen, wie man an einem Werk arbeiten kann, um es zu perfektionieren.So hätten wir zumindestens mal die Heber gleichmässig und die Bezüge logisch. Nun haben wir aber in Vers 1 und 2 immer noch kein gleiches Reimschema. Man könnte dies hier so lassen, wenn es einem so reicht, da in Vers 1 ja nur 1 Reimpaar ist. Man könnte sich aber jetzt auch noch weiter daran machen und noch einen Reim auf Sehnen machen. Ein Gedicht schreiben ist "Arbeit"..., das ist auch bei versierten Dichtern nicht anders. Zumal man mit zunehmendem handwerklichen Können immer anspruchsvoller an sich selbser wird. So war es zumindest bei mir. Der Ruf Ich besinge in der Nacht 4 das dunkle,edle Schaudern 3 und in der mondbeglänzten Pracht 4 vertönt ein stummes Sehnen. 3 Wenn fragend es in Bäumen wiegt 4 im Glanze leiser Sterne 3 dann rufe ich in schwarzer Ferne 4 das Kind, das in mir liegt. 3 Geändert von Kokochanel (22.03.2017 um 20:17 Uhr) |
22.03.2017, 22:00 | #6 |
Gast
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Ihr habt schon recht, ich sollte mich wohl zügeln.
Ist nicht so einfach, wenn der "Durst" einsetzt. Was sind denn die Konsequenzen, wenn eine Strophe von dem Reimschema der anderen Strophe abweicht? Ich kann doch, meinetwegen auch A B C D A B A C reimen um individuelle Bezüge zum vorhergesagten herzustellen. Wieso muss es immer ABAB oder ABBA etc sein? Geändert von bobo (22.03.2017 um 22:13 Uhr) |
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