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Alt 28.05.2017, 14:07   #1
Thomas
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Liebe Koko,

ich meine, ich sehe es weniger persönlich zwischen Steinbrück und Schulz. Ich muss dir gestehen, dass mein erster Gedanke bei dem Wahlergebnis für Schulz genau diese Honecker-Idee war und ich habe sogar nachgeschaut, welche Ergebnisse in der Nachkriegszeit in der SPD vorkamen. Es machte auf mich einen abstoßenden Jubelperser-Eindruck. Ich vermute nicht nur auf mich. Deswegen finde ich es gut, dass es angesprochen wird. Eine Gleichsetzung von Honecker und Schulz sehe ich nicht. Es ist ein hartes Statement, sozusagen eine harte Parade, in einer Situation, wo man im vollen Galopp das Pferd nicht mehr wechseln kann (wie Steinbrück ja sagt) sondern nur noch die Richtung. Die Erwähnung der FDP ist meiner Meinung nach auch wichtig, die ja durch einen Ein-Themen-Wahlkampf ins Desaster geführt wurde. Ich verstehe Steinbrück so, dass er sagt: "Nur das nicht! Nicht nur das Gerechtigkeitsthema!" Ich denke, dass er da Recht hat, bin mir aber nicht sicher, ob die anderen Hypies das kapieren. Wahrscheinlich wird er erst einmal abgestraft. Mal sehen.

Liebe Grüße
Thomas
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Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 28.05.2017, 19:42   #2
Kokochanel
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deine Argumentation ist sicherlich nachvollziehbar, Thomas, doch es ist einfach schlechter Stil, sehr sehr schlechter Stil. Wollen wir nach Burgern, Fracking und vielen anderen schönen Dingen, die wir den good friends aus den Staaten nachgeahmt haben, hier nun im Wahlkampf auch Trumpities einführen? Ich nicht.

Nein, an Honecker musste ich bei den 100 Prozent nicht denken, obwohl ich sonst ein eher misstrauischer Mensch bin. Da war einer, der mit Herzblut einstieg, sich voll reinwarf und man nahm es ihm ab. Ein versierter Europa- Politiker und doch innenpolitisch ein Unerfahrener. Darum hat er sich ja auch von Kraft stoppen lassen. Nein, er wirkte authentisch.
Mir fällt da eher Profallas "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen" ein, als das Parlament und die CDU-Anhänger auf die wiederholten, unsinnigen Rettungspakete für Griechenland abstimmen sollten.

Im Übrigen hat es mit Respekt zu tun und Anstand.Ich mag es einfach nicht, wenn einer so zwischengenommen wird, obwohl er nichts getan hat.
Schon in der Schule bin ich dazwichengegangen, wenn wieder mal Dicke oder Brillenschlangen gemobbt wurden. Dem blöden Nachbarsjungen, der meine Mutter bepöbelte und meinen Hund mit Steinen bedarf, sodass sie sich nicht mehr raustraute, habe ich, obwohl er stärker war, mit 17 die Hucke voll gehauen.
Mit andren Worten: Respekt und Anstand will gelernt und bewahrt sein. Sonst geht unsere Gesellschaft den Bach runter.
Auch Steinbrück sollte das lernen. Dann passt vielleicht auch der Maßanzug zu ihm...

LG von Monika
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Alt 28.05.2017, 20:35   #3
mallarme
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Liebe Koko,
bewundere Dein engagiertes Eintreten für Schulz. Ich gebe Dir recht, das was Steinbrück da hingelegt hat ist alles andere als Partei-konform. Er hat vergessen was sich gehört wenn man dem gleichen Verein angehört. Sicherlich muss Kritik möglich sein, aber dann mit Maß und im richtigen Kreise und nicht nur auf die populistische Paucke gehauen.
Allerdings muss ich gestehen, dass mir der Hype um Schulz auch nicht gefallen hat. Er kann wahrscheinlich garnicht so viel dafür, aber Inhalte habe ich da von Anfang an nur ganz wenige gesehen. Merkel, mag sie sein wie sie will, aber ihre etwas unaufgeregte Art die Dinge anzugehen und nicht gleich auf jedes Pferd aufzuspringen egal in welche Richting es läuft, ist in der heutigen Politik wahscheinlich wichtiger als uns lieb ist. Bei soviel Populismus und und Eigenegogehabe was uns tagtäglich umgibt, habe ich bei Merkel immer ein wenig das Gefühl,
das macht sie nicht nur für sich.
Mein Gefühl kann auch falsch sein, aber ihre Politik hat uns bisher nicht ganz schlecht getan.
Sicherlich war in der Flüchtlingsfrage nicht alles am richtigen Platz und es wird uns auch noch sehr lange beschäftigen. Ich stelle mir allerdings dann immer die Frage, wie hätte ich reagiert, wie wäre ich damit umgegangen, wie hätte ich den unendlichen Druck ausgehalten wenn alle Seiten auf mich schauen und von mir erwarten jetzt genau das Richtige zu tun.
Ein schwieriges Feld was Du da begonnen hast zu beackern, aber die Ausgangsfrage war ja nach Steinbrück und in der Frage gebe ich Dir recht, das war weder angemessen noch sinnvoll, da hätte er als Genosse andere Wege gehen können seine Kritik anzubringen.
Beste Grüße
mallarme
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Alt 28.05.2017, 21:38   #4
Thomas
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Lieber mallarme,

wenn das Problem nicht so sehr Schutz ist (wie du sagst) sondern der Hype der Genossen, dann ist logischerweise "unter Genossen" nichts zu bewirken, das ist doch das Problem. Deswegen kann ich Steinbrück nicht verurteilen. Manchmal geht es halt nicht anders. Mir kann es ja egal sein, aber als SPDler wäre ich froh über jeden, der versucht Wege aus dem bevorstehenden Abstieg zu finden. Ich wiederhole, dass ich kein Steinbück-Fan bin und wenn jemand etwas besser macht und geschickter, werde ich ihn loben.

Ok. Dabei will ich es jetzt belassen, die Dinge gehen ihren Gang.

Liebe Grüße
Thomas
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Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.05.2017, 13:43   #5
AAAAAZ
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Hi Kokochanel,

Peer Steinbrück konnte mich z.B. an dieser Stelle nicht enttäuschen, sondern nur bestätigen.
Nun, er steht zwar noch nicht mit Herrn Schröder auf der Bühne, und ich bin kein Fan, doch nach Niederlegung seines Bundestagsmandates hat er schon innerlich den gefühlten Till Eulenspiegelstatus in sich stecken. Und das tut er spätestens mit seinem beruflichen Ansinnen allen kund. Damit alleine hat er sich schon vom irdischen Dasein eines Parteisoldaten gelöst. Selbst schuld, wenn die Partei in diesem Stadium im Wahlkampfendspurt auf ihn setzt und ihn aufs Podium und vor die Kameras hieft. Das ist doch klar, dass ein angehender Kabarettist spätestens dort unweigerlich in einen ordentlichen Interessenskonflikt geraten muss. Ein Gazprom Gerhard wird auch nicht mehr für Umwelt und Soziales zur Verfügung stehen.
Wer Peer Steinbrück schon einmal erleben durfte, kennt seine Tendenz zu kernigen Sprüchen, mit welchen er durchaus zu spalten und vor den Kopf zu stoßen weiß. Mit z.T. eitler Rhetorik weiß er sich gehörig zu inszenieren. In der neuen Rolle jedoch wird er auf der politischen Bühne zunehmend unberechenbar und steht in solchen Momenten einem Erdogan und einem Trump in nichts nach. Steinbrück heißt nicht Schmidt, der mit der Zeit Weltmann geworden und ein Parteisoldat geblieben ist.
Und auch ein Machtpolitiker wie Schulz muss seine neue Rolle (er)finden. Sein couragiertes und markiges Auftreten als EU-Weltpolitiker hat mit deutschem Provinzinteresse nicht viel gemeinsam. Rollenwechsel bei allen Beteiligten,
Außerdem entspricht der schonungslose Umgang z.B. bei einer internen Parteikrise nach solch einer Wahlschlappe durchaus der alten Parteitradition, sich im Stile der Siebziger Jahre gruppendynamisch die Wunden zu lecken. Wenn es sein muss bis aufs rohe Fleisch. Ein Kabarettist verspürt dabei sogar Lust, kann er doch direkt mal sein Süppchen daraus kochen.
Und einige Wähler empfinden darin die tiefste Ehrlichkeit und Authentizität ihrer Herzenspartei. Sie machen deshalb genau dort ihr Kreuzzeichen.
Während ein Lindnermythos unisono aufgebaut wird, kneift auch ein Seehofer rechtzeitig die Backen zusammen und flötet in Harmonie. Das ist politische Disziplin und Kalkül.
Nein, hier war die SPD eindeutig zu dumm, den Bock zum Gärtner machen zu wollen. Peer hätte nicht mehr mitspielen dürfen, ganz einfach. Und der neue Peer wird ordentlich vom Leder ziehen müssen, um nicht in den Verruf geraten, Parteikabarett machen zu wollen. Die Partei sollte auf ihn reagieren, wie auf jeden anderen Politclown auch, d.h. ohne falsche Solidaritätserwartungen.
Dein ,,Heul doch" Ende wird einen Steinbrück nicht mehr erreichen, das solltest du der SPD als Vorschlag einreichen.
Lieben Gruß, AZ

Geändert von AAAAAZ (30.05.2017 um 01:11 Uhr)
AAAAAZ ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.05.2017, 10:04   #6
Kokochanel
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danke, liebe Mall. Wie man sieht, eröffnet der Text ungeahnte Möglichkeiten, zu philosophieren. So sollte es sein.
Es geht mir weniger um die Person Schulz, auch bin ich kein Vereinsmeier. Partei-konform wäre für mich also nichts.
Deshalb bin ich ja in keiner Partei und auch keine Politikerin, obwohl es mich schon gereizt hätte.

Natürlic h kann man unter Genossen was bewirken, Thomas- aber sicherlich nicht so, wie Steinbrück es tut.
Die große Frage, die auch der Text im Übrigen stellt, ist, ob Steinbrück es überhaupt tut, um etwas für die Partei zu bewirken. oder welcher Art seine Motive sind. Seehofer und Merkel machen jetzt auf Eititei und jeder weiß, dass es darum geht, vor der Wahl die Reihen geschlossen zu halten. Steinbrück aber demontiert den Kanzlerkandidaten und wirft damit auch ein schlechtes Bild auf die Einigkeit der SPD. Da kann auch Malus Kuhblick nichts mehr retten...

Danke AAZ für deine ausführlichen Gedanken, "...Peer hätte nicht mehr mitspielen dürfen, ganz einfach..."Ja, vielleicht hast du recht.
Ob die SPD eine Partei ist, die sich im Grabgang wohl fühlt, kann ich nicht sagen, so intensiv habe ich mit ihr nicht beschäftigt.
Die FDP hat sich ein bisschen geziert und doch! geht sie im Norden in die Koalition- weil der Wähler es ja so will. Klar.

Politik ist ein dreckiges Geschäft.

LG von Koko
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