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Alt 28.04.2017, 16:04   #1
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heimkehrerin
 
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Standard Für Georg

Als Mutter zu bestehen ist kein Leichtes!
Dies weiß ich wohl und dass mir nicht gelingt,
stets schweigend zuzusehn, damit Erreichtes
auch Selbst-Erlebtes wird und dich beschwingt
als Sicherheit in deinem Tun und Streben.
Das ist, was ich mir fest für dich ersehne!
Doch fällt mir schwer, dich vollends freizugeben,
wo ich dich noch in Kinderschuhen wähne.

Mir scheint's, als wurdest gestern du geboren;
als liefst die ersten Schritte du vor Stunden.
Inzwischen ist, was kindlich war, verloren;
nur Ahnung mehr. Und dennoch tief verbunden
sind du und ich, auch wenn sich still und leise
schon Sprache ändert, Tonfall und Berührung.
Ich will dir Hafen sein nach jeder Reise
und lass auch immer öfter dir die Führung.

Doch treibt mich wieder mütterliches Bangen
und überfällt zu schützen mich der Drang,
versteh; ich habe grad erst angefangen
dich loszulassen; werd' mein Leben lang
mir wünschen, dass gelänge, dich zu hüten
vor Kummer, Leiden, Misserfolg und Gram.
Mit Nachsicht mögest du mir dies vergüten
und auch mit einem Rüffel dann und wann.

Es ist nicht so, dass ich nicht an dich glaube.
Im Gegenteil - du bist mein ganzer Stolz!
Und wenn ich dir die Luft zum Atmen raube,
verzeih; ich bin geschnitzt aus Mutterholz.




.April_2017
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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.”

― Peter Stamm, Agnes

Geändert von fee_reloaded (28.04.2017 um 16:22 Uhr)
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Alt 28.04.2017, 17:35   #2
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
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ach Fee, was für ein zauberhaftes Gedicht. Es spricht von purer Mutterliebe und sollte deshalb auch unter "Liebe" stehen.
Mutterliebe, die gibt, die immer da ist und die die Mutter doch als Person sich zurücknehmen lässt.
Die Vorsicht, das Kind nicht zu erdrücken in seiner übergroßen Liebe, die Bitte, zu verstehen, wie schwer es fällt, einen unbedarften Vogel in die raue Welt fliegen zu lassen. der Drang, immer beschützen zu wollen. Das kenne ich.

Traurig musste ich zusehen, dass man sie irgendwann nicht mehr beschützen kann,dass Menschen sie verletzen, die jungen Vögel, denen man selbst schon beigekommen wäre- aber sie müssen eben ihre Erfahrungen selber machen. Mussten wir ja auch.
Ein super Gedicht, liebe Fee, voller Gefühl und gekonnt geschrieben.

Sehr gerne gelesen mit lg von Koko
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Alt 28.04.2017, 21:57   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Fee!

Auch bin sehr angenehm berührt von diesem leisen Tönen auch kritisch selbstanalytisch betrachteter Mutterliebe!

Viel zu schnell wachsen sie heran, ich denke es mir öfter bei meinen Schülern: Heute noch schüchtern vertrauensvolle Erstklässer mit großen Augen, morgen schon altklug und halbstark sich losreißen wollende Ins-Leben-Strömer am Ende der Vierten!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 29.04.2017, 14:23   #4
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heimkehrerin
 
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Ich danke euch beiden recht herzlich, liebe Koko, lieber Erich,

für die schönen Zeilen!

Ja, es zerreißt einem schon immer das Herz, wenn man als Mutter nur zusehen kann, wenn das eigene Kind verletzt wird - egal, wie sehr man weiß,
dass man es selbst ja auch überstanden hat seinerzeit. Dass das so ist und eigentlich die größte Herausforderung für Eltern, steht ja in keinem Elternratgeber...man ist da also gemeinerweise nicht vorgewarnt und dementsprechend gewappnet.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
...morgen schon altklug und halbstark sich losreißen wollende Ins-Leben-Strömer am Ende der Vierten!
Ja, genau da befindet sich mein Junior gerade und für mich ist dann immer sehr hilfreich mich zu erinnern, wie ich meine Schüler in dieser Altersstufe wahrgenommen habe. Das bringt ein wenig auf Distanz als Mutter und dadurch wird man gelassener und besonnener. Das gelingt nicht immer, aber immer öfter.

Euch beiden noch ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße,

fee
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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
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― Peter Stamm, Agnes
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Alt 01.05.2017, 17:50   #5
Hans Beislschmidt
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hex Fee, wie gut ich das kenne und wie gut du das in Worte gegossen hast. Ich tröste mich immer damit, dass ich mich in diesem Alter auch nicht darum gekümmert habe, was meine Eltern denken und fühlen. Die Zurücknahme kommt aber der Kunst zu Gute und das ist das "Gute". Gern gelesen und berührt. Hans
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chorch chorch
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Alt 01.05.2017, 20:56   #6
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heimkehrerin
 
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Danke, lieber Hans!

Und es ist gut zu hören, dass du die "Freiheit" hattest, dich von der Meinung deiner Eltern zu distanzieren. Wer, wie ich, mit einer sehr kontrollierenden Mutter zu tun hatte, ist da natürlich doppelt "sensibel", was das Thema angeht.

Und wenn ich mich dennoch manchmal dabei ertappe, dass ich doch in gewissen Stressituationen so ähnlich wie meine Mutter versuche, das Leben für meinen Sohn zu leben, zieh ich immer erschrocken die Notbremse (manchmal zwar erst etwas spät, aber gottseidank sagt er es mir, wenn ich so drauf bin. "Mama, ü-ber-für-sorg-lich!!!!!" lol .

Lieber Gruß,
fee
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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
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― Peter Stamm, Agnes
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Alt 02.05.2017, 21:48   #7
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe fee,
ich habe täglich Dein Gedicht gelesen und es hat mich unendlich berührt. Einen Kommentar schrieb ich bislang nicht, weil ich ebenso täglich damit beschäftigt war, zu überdenken, wie ich es sage.
Du erfasst die Liebe zum Kind mit ganzer Echtheit. Darin stecken Sehnsucht, Selbstkritik und Hinterfragen. Als würde man aus sich selbst heraustreten, um alles zu sehen und zu geben. Man erwischt sich immer wieder bei Wiederholungen vom Selbstge(er)lebten, man denkt sich zurück in die Gedankenwelt des jeweiligen Alters des Kindes, man scheitert, verzeiht, lächelt, ist überglücklich und doch bangt man.
Für mich ist die Liebe zum Kind die einzig bedingungslose und das Wertvollste, was wir im Leben erfahren können. Unabhängig von allem, was geschieht, geschehen kann. Sie ist da.
Das "Mutterholz", es mag "belächelt" werden, ist ein Material, für das wir uns entschuldigen dürfen und von dem wir uns doch nicht befreien können (auch nicht wirklich wollen),
Das Besondere an dieser Bedingungslosigkeit ist, dass alles Machen, Tun und Wollen es nicht vom "Erfolg" abhängig macht. Es ist da.
Alles Liebe Euch beiden.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2017, 16:13   #8
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Registriert seit: 19.02.2017
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Liebe Dana,

ich bin sprachlos vor Freude über deinen wundervollen Kommentar! Vielen, lieben Dank!!!

Ich habe so lange an diesem Herzenstext gefeilt und war dennoch bis zuletzt nicht so ganz überzeugt, ob die Gefühle, die ich darin zu verpacken versucht habe, überhaupt in all ihrer Tiefe transportiert werden können - doch jetzt sehe ich, dass sie dich sehr wohl erreicht haben. Was könnte ich mir Schöneres wünschen als solch einfühlsame Herzenszeilen wie von dir!

Herzlichen Dank und lieber Gruß,
fee
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― Peter Stamm, Agnes
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Alt 14.08.2017, 10:30   #9
Kokochanel
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Ich vermisse deine Herzenstexte, liebe Fee
LG von Koko
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