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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 03.01.2018, 15:19   #1
juli
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Beiträge: n/a
Standard Das Buch der letzten Seiten

Das Buch der letzten Seiten

II

Viele Bücher hatte sie gelesen:
Dunkelheit und fremdes Denken
welche die Gedanken lenken,
so als wär sie dort gewesen.

Mit dem Wissen und dem Wesen
ihren Willen einzurenken,
auf das Andre umzuschwenken,
folgte sie den klugen Thesen -

Ihre Seele wollte leben,
in den blauen Himmelsweiten,
frei von Idealen schweben,

fliegen und sich selbst vergeben,
um im Buch der letzten Seiten
Blütenblätter aufzuheben.

I


So viele Bücher hatte sie gelesen
von Dunkelheit und Liebe, fremdem Denken,
und ließ ihr eignes Sein gedanklich lenken,
als wär es wahr, und sie dabei gewesen,

befeuert von Ideen und fremden Wesen
versuchte sie ihr Leben einzurenken,
auf unbekannte Bahnen umzuschwenken,
mit vielen neuen, klug durchdachten Thesen -

Jedoch die eigne Seele wollte leben,
sich finden in den blauen Himmelsweiten
um frei von aller Schwere zu entschweben:

Ein Fliegen und sich dabei selbst vergeben!
Es war für sie das Buch der letzten Seiten,
um bunte Blütenblätter aufzuheben.



Geändert von juli (05.01.2018 um 14:54 Uhr)
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Alt 03.01.2018, 16:42   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Sy!

Toll, ein Sonett in zwei Varianten, "blumig" und kurz.

Peanuts:

Das Buch der letzten Seiten

So viele Bücher hatte sie gelesen
von Dunkelheit und Liebe, fremdem Denken,
und ließ ihr eignes Sein gedanklich lenken,
als wär es wahr, und sie dabei gewesen,

befeuert von Ideen und fremden Wesen
versuchte sie ihr Leben einzurenken,
auf unbekannte Bahnen umzuschwenken,
mit vielen neuen, klug durchdachten Thesen -

doch ihre eigne Seele wollte leben, (betonungsmäßig besser: jedoch die eigne Seele ...)
sich finden in den blauen Himmelsweiten
um frei von aller Schwere zu entschweben:

Ein Fliegen und sich dabei selbst vergeben!
Es war für sie das Buch der letzten Seiten,
gefallne Blütenblätter aufzuheben.


S2Z4, S3Z3 sowie das letzte Terzett waren nur vierhebig, der Rest fünfhebig. Du kannst natürlich andere Wege finden, die besagten Zeilen zu verlängern.


II

Bücher hatte sie gelesen:
Dunkelheit und fremdes Denken,
welche die Gedanken lenken,
so als wär sie dort gewesen.

Mit dem Wissen und dem Wesen,
ihren Willen einzurenken,
auf das Andre umzuschwenken,
folgte sie den klugen Thesen -

Ihre Seele wollte leben (Kein Komma hier)
in den blauen Himmelsweiten,
frei von Idealen schweben,

und das Buch der letzten Seiten
einfach mal alleine heben,
um in ihre Welt zu schreiten.


Hier waren die korrigierten Zeilen zu lang (fünf- statt vierhebig), und ein paar Komma-, Betonungs- oder Fallfehler.

Beide Versionen wissen zu gefallen.

Gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2018, 20:01   #3
Thomas
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Beiträge: 3.375
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Liebe syranie,

die trochäische Version finde ich viel interessanter und besser, nur in der letzten Strophe hast du das wunderschöne Bild der im Buch aufgehobenen Blütenblätter nicht.

Ich würde statt:

und das Buch der letzten Seiten
einfach mal allein aufheben,
um in ihre Welt zu schreiten.


schreiben:

fliegen und sich selbst vergeben,
um im Buch der letzten Seiten
Blütenblätter aufzuheben.


Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.01.2018, 11:53   #4
juli
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Beiträge: n/a
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Lieber Erich, lieber Thomas,

Danke fürs Vorbeischauen und für Eure Gedanken. Ich habe alle Tipps übernommen.

Zunächst habe ich ein 5 hebiges Sonett geschrieben. Dabei habe ich herausgefunden, dass es auch 4 hebig geht. (klar geht das! ) Dabei sind mir die Heberzahlen etwas aus dem Sinn geflutscht. Das Vierhebige ist kompakter und mehr auf den Punkt gebracht, deswegen habe ich es noch oben gehievt. Vielleicht mache ich eine Sammlung Vierhebige Thomas, der Schluß gefällt mir ausgesprochen gut!

fliegen und sich selbst vergeben,
um im Buch der letzten Seiten
Blütenblätter aufzuheben.

( warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen?)

Ich habe schon selber darüber nachgegrübelt, aber es war ziemlich zum Schluß und meine Hirnleistung ließ wohl nach. Die Blütenblätter finde ich super!

Ich bedanke mich bei Euch Beiden und wünsche einen schönen Tag.

Liebe Grüße sy
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Alt 04.01.2018, 12:01   #5
Kokochanel
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Liebe Syranie,

da ist dir ein tief gehendes Sonett gelungen!
Ich würde es auf keinen Fall tröchäisch ind verkürzt auf 4 Hebungen nehmen, zumal " den Willen einrenken", ein seltsamer Ausdruck ist für das, was du ausdrücken willst.
Das 5 hebige ist wunderbar, hat Raum genug, alles so zu beschreiben, dass es auch eingängig ist.

"So viele Bücher hatte sie gelesen
von Dunkelheit und Liebe, fremdem Denken,
und ließ ihr eignes Sein gedanklich lenken,
als wär es wahr, und sie dabei gewesen,

befeuert von Ideen und fremden Wesen
versuchte sie ihr Leben einzurenken,
auf unbekannte Bahnen umzuschwenken,
mit vielen neuen, klug durchdachten Thesen -

Jedoch die eigne Seele wollte leben,
sich finden in den blauen Himmelsweiten
um frei von aller Schwere zu entschweben:

Ein Fliegen und sich dabei selbst vergeben!
Es war für sie das Buch der letzten Seiten
gefallne Blütenblätter aufzuheben.".

Es geht doch um ein LI, das sich von Büchern, vielleicht auch symbolhaft über Gespräche anregen lässt, über seinen eigenen Lebensweg und seine Lebenseinstellung nachzudenken. Letztlich aber bleibt es bei sich oder es findet dadurch zu sich- ein sehr schöner Gedankengang also.
Auch das Fliegen und sich selbst vergeben ist richtig gut.
Die Blütenblätter als starkes Endsymbol für das, was dem LI im Leben wichtig war und vergangen ist. Die Blätter als getrocknetes Kleinod aufheben.
Sozusagen: Alles, was geschehen ist gehört zu mir, aber ich kann es akzeptieren.
Besser geht es nicht für ein Sonett. Die Verkürzung gefallne würde ich noch ausmerzen. Gefallen ist auch negativ, ob das hier so als Schluß konnotiert werden soll, denke ich nicht.

Vielleicht:
"Es war für sie das Buch der letzten Seiten
sich ihre Blütenblätter aufzuheben.".
oder: in ihnen Blütenblätter aufzuheben.


En perfektes Sonett, sogar mit gleichen Endreimen in 5 er Hebung in den Quartetten. Bitte nicht verkürzen ( tut einem ja richtig weh schnüffs.

Sehr gerne gelesen mit lG von Koko
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Alt 05.01.2018, 15:01   #6
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe Koko,

Danke für Deine ausführliche Antwort.

Ich favorisiere das 4 Hebige Sonett

Einfach aus dem Bauchgefühl heraus. Es ist kompakter, knackiger, klarer.

Das 5 Hebige lasse ich trotzdem stehen, weil es die Mutter, der Ursprung war.

Deine Idee das Wort:" gefallne" habe ich in " um bunte" geändert. Das ist positiver.

Deiner Interpretation stimme ich im vollem Umfang zu. Auch dafür Dank

Liebe Grüße sy

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Alt 18.01.2018, 21:10   #7
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Liebe syranie,

da ist dir hier aber etwas außergewöhnlich Schönes und Interessantes gelungen, vor allem auch deshalb,
weil es zwei Varianten davon gibt.
Beide haben was, beide gefallen mir - da ist eine Entscheidung schwer.

Deshalb will ich auch keines favorisieren.
Kluges Thema obendrein!

Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.01.2018, 12:17   #8
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
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Liebe Chavali,


Ja, das Thema ist durch meinen Kopf gekreist.

Ja, mit der Zeit verändere ich auch meine Meinung, das heißt, ich mag mal mehr die lange Version und mal wenn ich in einer anderen Stimmung bin die "knackige". da kann man mal sehen, wie Stimmungen in unsere Texte hineinwirken.

Danke Chavali!

Liebe Grüße sy

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