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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 04.09.2017, 18:46   #1
Chavali
ADäquat
 
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Standard Haltepunkt



Wo sonst die Autobusse hielten,
die Bänke schon verlassen sind,
wo Babys in den Wagen spielten,
pfeift längst der kalte Winterwind.

Vergangen ist der Punkt im Leben,
an dem wir wussten, wo wir stehn,
bereit, uns gänzlich preiszugeben,
um Kraft zu finden, aufzusehn.

Ein Narr, der meint, nichts ändert sich,
dass alles noch wie früher ist,
auch wenn ihm noch erinnerlich
ist seine Sicht als Optimist.

Wo ist der Haltepunkt des Lebens,
wo bleibt uns wirklich, auszuruhn
von all den Mühen des Erstrebens?
Für Lügen sind wir lang immun.

Ein welkes Blatt, ein Zweig vom Baum,
verwirbeln auf dem Bürgersteig.
Der Haltepunkt, er bleibt ein Traum.
Uns fehlt ein wahrer Fingerzeig.




__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (08.09.2017 um 14:31 Uhr) Grund: zwei, drei Erdnüsse - thx eKy
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Alt 04.09.2017, 19:34   #2
ginTon
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Standard

Hi chavilein...


interessanter Text, vor allem inhaltlich finde ich ihn philosophisch
betrachtet sehr amsprechend. auch formal finde ich den Text ge-
lungen...

Zitat:
Wo sonst die Autobusse hielten,
die Bänke schon verloren sind,
wo Babys in den Wagen spielten,
da pfeift der kalte Winterwind.
Gute Strophe gefällt mir sehr. Eine trostlose Gegend wird beschrieben.

Zitat:
Vergangen ist der Punkt im Leben,
an dem wir wussten, wo wir stehn,
wir stets bereit warn, preiszugeben
die Kraft in uns, um aufzusehn.
Wäre nicht besser zu schreiben?

Was wir bereit warn preiszugeben
war Kraft in uns, um aufzusehn.


Zitat:
Ein Narr, der meint, nichts ändert sich,
dass alles noch wie früher ist,
auch wenn ihm noch erinnerlich
ist seine Sicht als Optimist.

Wo ist der Haltepunkt des Lebens,
wo bleibt uns wirklich, auszuruhn,
von all den Mühen des Erstrebens?
Für Lügen sind wir lang immun.

Ein welkes Blatt, ein Zweig vom Baum,
verwirbeln auf dem Bürgersteig.
Der Haltepunkt, er bleibt ein Traum,
uns fehlt ein wahrer Fingerzeig.
Diese Strophen finde ich allesamt gut geschrieben.

gerne gelesen ...liebe Grüße ginnie
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Alt 04.09.2017, 22:38   #3
Chavali
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Hi ginnie,

das preiszugeben bezieht sich doch auf die folgende Zeile, da passt die Formulierung von dir nicht
Zitat:
interessanter Text, vor allem inhaltlich finde ich ihn philosophisch
betrachtet sehr amsprechend. auch formal finde ich den Text ge-
lungen...
Na, wenn das kein schönes Lob ist, dann weiß ichs auch nicht

Vielen Dank und lieben Gruß,
chavi
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Alt 05.09.2017, 10:55   #4
Erich Kykal
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Hi Chavi!

Ein schönes philosophisches Gedicht. Vor allem die beiden letzten Strophen finde ich lyrisch gerundet und gelungen.
Die ersten beiden staksen ein wenig. S3 würde ich ganz umschreiben oder streichen. Die Kadenzen fallen aus dem Schema, der Sprachklang ist hart, und vor allem die heftige Inversion in Z3 und 4 macht erschauern!


Wo sonst die Autobusse hielten,
die Bänke schon verlassen sind, "Verloren" könnte man missverstehen als "dem Verderben geweiht".
wo Babys in den Wagen spielten,
pfeift längst der kalte Winterwind. Ein "da" am Zeilenbeginn wirkt sprachlich nicht sehr elegant.

Vergangen ist der Punkt im Leben,
an dem wir wussten, wo wir stehn,
bereit, uns gänzlich preiszugeben
und Kraft zu finden, aufzusehn.

Ein Narr, der meint, dass alles bliebe,
wie es mal früher für ihn war,
und nie sich neues Schicksal schriebe
für seinen Seelenavatar.


Wo ist der Haltepunkt des Lebens,
wo bleibt uns wirklich, auszuruhn Kein Komma am Zeilenende hier.
von all den Mühen des Erstrebens?
Für Lügen sind wir lang immun. Man ist "Gegen" etwas immun, nicht "Für" etwas. Ob man das auch so schreiben kann, erscheint mir zweifelhaft ...

Ein welkes Blatt, ein Zweig vom Baume Letzte Str. nur mit männl. Kadenz klingt hart. Kein Komma am Zeilenende hier.
verwirbeln auf dem Bürgersteig.
Der Haltepunkt entschwebt im Traume.
Uns fehlt ein wahrer Fingerzeig. Hier würde ich die beiden Schlusszeilen als eigene Sätze stehen lassen. Das verstärkt den Eindruck.


So zöge sich das Kadenzenschema wmwm sauber durch, sprachliche Abrundungen ergänzen den homogenen Eindruck.
Nimm für dich, was dir brauchbar erscheint!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (08.09.2017 um 20:28 Uhr)
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Alt 08.09.2017, 14:28   #5
Chavali
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Lieber Erich,

hier ist ja noch ein wunderbarer Kommentar von dir
Wunderbar deshalb, weil du die Erdnüsse aufgespürt hast und Wege aufzeigst,
wie man sie wegknabbern kann
Ich bin da ganz deiner Meinung.

Viele davon munden mir sehr gut und ich werde mir einiges davon herauspicken

Was das Für und Gegen in der Lügenzeile betrifft, bin ich mir da nicht so sicher und möchte
es deshalb so lassen, wie es ist.
Ich meine, man kann es so schreiben und auch verstehen, wenn auch die Bezeichnung gegen korrekter wäre,
weil man nur gegen etwas sein kann oder dafür, das ist richtig.
Hier aber, so denke ich, wirkt die Formulierung rückbezüglich, wenn du verstehst;
ich kann es jetzt nicht besser erklären


Hab ganz lieben Dank und sei gegrüßt von
Chavi
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Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.02.2018, 22:41   #6
Deimos
Marsmond
 
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Hallo Chavali,

schönes Gedicht, jeder Mensch braucht einen Haltepunkt im Leben.

Du hast hier Persönliches mit Gesellschaftlichem verbunden?
Ich finde es gut gelungen!

Gruß Deimos
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„Seine Zeit als welthistorisches Volk liegt hinter ihm.“

Zitat aus Finish Germania von Rolf Peter Sieferle über die Deutschen
Deimos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.02.2018, 11:21   #7
Chavali
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Beiträge: 13.004
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Hallo Deimos,

ja, man kann so einiges in die Aussage des Textes hineinlegen.

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren

LG Chavali
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