14.02.2018, 12:48 | #1 |
TENEBRAE
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Stadtbesuch
Wieder in der Stadt gewesen:
Tausend Mienen, drin zu lesen, tausend Blicke, sie zu streifen, tausend Leben zu begreifen - aber ach, sie eilen weiter, selbstversunken, ernst und heiter. Wieder durch die Stadt gegangen: Tausend Farben spielen Fangen, tausend grelle Hinweisschilder. Tausendschön versprechen Bilder deinen Sinnen, deinem Willen, sie mit Neuem zu erfüllen. Wieder aus der Stadt geflohen: Tausend Schatten unter hohen, tausendfach erklärten Mauern. Tausende Dämonen lauern, werfen Echos ins Gewimmel unter grau meliertem Himmel.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
14.02.2018, 21:44 | #2 |
ADäquat
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Servus Erich,
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14.02.2018, 23:05 | #3 |
TENEBRAE
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Hi Chavi!
Ich war selbst ein mindestens halber Stadtmensch bis zu meinem 38. Geburtstag, als ich aufs Land zog, aus einer Mietshauswohnung in ein eigenes Haus. Nicht dass es mir leicht gefallen wäre, die Räume meiner Kindheit aufzugeben ... Aber je länger ich am Land lebe, desto nerviger wird mir das anonyme Gewusel der Stadt. Ja, es kann beängstigend werden, stellt man das Dunkel in der menschlichen Natur in Rechnung ... Vielen Dank für den wohlwollenden Kommi! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
15.02.2018, 12:36 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hey eKy,
Dein Stadtausflug gefällt mir. Das Wort "Tausend" hast du gekonnt eingesetzt. Es sendet die Vielfalt, und den Stress der Stadt. Auch ich habe meine Kindheit in der Stadt verbracht, und lebe seit meinem 25 LJ auf dem Land. Ich bin ambivalent, manchmal muss ich in die Stadt um genau dieses Feeling zu haben, wie du das hier beschreibst. Deine letzte S. zeigt, wie froh man sein kann, wenn man wieder zurückkehrt. Uff, ich bin es immer wieder....Halt ein Landei geworden durch und durch Schön das Worte wieder bei dir sprudeln. Ich bin gerne mit spazieren gegangen. Liebe Grüße sy |
15.02.2018, 14:28 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 539
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Hi eKy,
dieses Gedicht ist wahnsinnig gut! Ich selbst mag es klein und beschaulich, weil das für mich Heimat ist. Die Stadt - damit meine ich die größeren Städte - ist mir zu laut, zu grau, zu übervoll und eng. Natürlich bietet sie viele Eindrücke, auch schöne, und Leute zu beobachten kann auch Spaß machen. Aber auf Dauer ist die Stadt für mich das, was du in der letzten Strophe beschreibst. Sehr, sehr und sehr gern gelesen! Gruß, Laie |
15.02.2018, 16:55 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hey Eky,
ich hab`s mal zwei Jahre auf dem Land probiert. Ging voll in die Hose! Gespräche über Melkmaschinen, Fußballmeisterschaften in der Amateurklasse, Landfrauenausflüge und Karnevalsbüttenreden usw. usw. – bis ich’s dann kapiert habe: „da gehörst du nicht hin“. Ich gebe ehrlich zu, dass ich „tausendfach“ schon Kulturprogrammankündigungen gelesen habe, zu denen ich dann doch nicht hingegangen bin aber vielleicht genügt mir das Wissen, dass ich es könnte, wenn ich nur wollte. Wer keinen Wert auf soziales Umfeld mit all seinen Verpflichtungen legt, für den ist es natürlich egal, ob man seinen Lebensmittelpunkt in der Stadt oder auf dem Land hat. Ich schätze aber das urbane Getöse sehr und bin auch nicht lärmempfindlich. Eins aber hat sich in den letzten Jahren geändert. Die Stadt ist gefährlicher geworden, denn die Zeiten als man noch leicht angetrunken und sorglos durch die Kneipen ziehen konnte, sind vorbei. Heute muss man aufpassen und auf der Hut sein, denn der nächtliche Raum gehört anderen Menschen und „mit Neuen zu erfüllen“ bekommt eine schräge Bedeutung. Gerne gelesen Gruß vom Hans
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chorch chorch |
15.02.2018, 18:52 | #7 |
TENEBRAE
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Hi Sy!
Einen Tag mit Bummel halte ich schon aus, aber dann bin ich auch wieder froh, dass ich raus bin und nicht mehr da wohnen muss. Wenn um 4h morgens die Besoffenen aus der Eckkneipe im Rausch ihre leeren Bierflaschen an die Wand werfen und gröhlend die Gasse entlangziehen - das werde ich kaum vermissen! Hi Laie! Schön, dass du es auch so siehst! Für mich ist "Heimat" die Landschaft, in der ich aufgewachsen bin, die Verbindung zum Land selbst. Menschen kamen für mich immer beiläufig darin vor ... Hi Hans! Ich habe das Territiorialdenken mancher Menschen nie verstanden: "Das ist "unser" Viertel! Hier bestimmen WIR! Wir entscheiden, wer hier gehen darf und wer nicht!" und so weiter ... - So nach dem Motto: Die Ecke, in die ich pisse, ist markiert als mein persönlicher Bereich! Sind wir Hunde oder was!? Mit dem Gang-Unwesen aus den USA ist diese mittelalterliche Denke wieder zu uns rübergeschwappt, und die Machoallüren der jungen Deutschtürken oder Neonazis machen es auch keinen Deut besser! Nun, wie du sagst: Ich bin einer von denen, die ohne "soziales Umfeld" leben. Das tat ich auch schon weitgehend in der Stadt, hier am Lande aber bin ich so isoliert wie ich möchte - also eigentlich gänzlich, abgesehen von Einkäufen, Behördengängen, Werkstattbesuchen oder meiner wöchentlichen Massage. Nach 15 Jahren Bikerszene macht mir "gefährlich" nichts aus - aber ich bin einfach froh, wenn ich keinem Menschen mehr persönlich begegnen muss ... - Ich bin es müde, mich zu erklären, oder warum der andere eindeutig ein Schwachkopf ist - kommt eh nix bei rum! Auch werde ich mit voranschreitendem Alter zunehmend lärmempfindlich - wohl eine Lehrerkrankheit ... Vielen Dank für eure Begeisterung und die interessanten Gedanken! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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