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Experimentelles Versuchslabor

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Alt 07.03.2018, 18:23   #1
Sufnus
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Gegen Kummer und Groll und aller Leiden Gedächtnis

Von ginTon angeregt, hier auch mal ein Mohngedicht


Gegen Kummer und Groll und aller Leiden Gedächtnis

Mohnblumen
blühen im Auge
röter als rot.

Noch die Nachtseite der Sonne
enthält Spuren von Mohn.

Rotes Auge,
das den Mohn doch
am allerrötesten braucht:

Rot wie Mohn, weiß wie der Trost,
schwarz wie der Schlaf.

Das dunkelste Wiesenrot
bei Lichte betrachtet
zum Mohnauge verbrannt.

Hier, mein Kleiner, dieses Rasselchen fand
ich für Dich im fruchtbaren Helmand-Tal

zum Summen der Bienen
und Dröhnen der Drohnen
über Kummer und Groll
und aller Leiden Gedächtnis.

Geändert von Sufnus (07.03.2018 um 21:14 Uhr)
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Alt 23.03.2018, 16:39   #2
Sebastian
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 31.01.2018
Beiträge: 573
Standard

Absolut beeindruckend. Ich habe mir schon nach den ersten Versen gedacht, dass dies weniger ein Naturgedicht ist als ein gesellschaftskritisches Werk und in den letzten beiden Strophen wurde ich dann endgültig bestätigt. Ich finde es wirklich gut, wie du die Situation und auch den Teufelskreis der Menschen in Afghanistan einfängst, ohne den Zeigefinger zu erheben oder auf irgendwelche populistischen Züge ( Stichwort: Sichere Herkunftsländer) aufzuspringen. Dieses Gedicht zeigt mehr, wie sich die Droge und die mit ihr einhergehende Lethargie und Verbitterung durch den Alltag zieht. Ich hoffe das dieses Werk noch viel mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Sebastian ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.03.2018, 17:28   #3
Sufnus
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hi Sebastian,
vielen Dank für Dein Lob und - vor allem - Deine Beschäftigung mit dem Text, der zugegebenermaßen nicht gleich beim ersten Lesen völlig klar ist (er soll ja auch mehrmaliges Lesen überstehen, ohne nichtssagend zu werden).
Den Bezug zur Opiumproblematik in Afghanistan hast Du genau richtig herausgelesen.
Ich wünschte mir, der Text könnte dabei ein bisschen mithelfen, über Ängsten und Schuldzuweisungen, die Krieg und menschliches Leid bei äußeren Betrachtern auslösen, die Menschlichkeit und das Mitgefühl nicht zu verpassen.
Grüße,
S.
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