Niemand liebt mich nicht

[Christian Wolf]

Niemand hat nie Zeit für mich,
Niemand hält nie meine Hand,
Niemand küsst mich nie zum Abschied.

Niemand macht Liebe mit mir,
aber Niemand macht sie so,
dass ich denke, ich bin Irgendjemand.

Niemand sind fast alle Menschen, liebe Menschen.

Niemand sitzt mit mir beim Essen,
Niemand sitzt mit mir im Sonnenuntergang,
Niemand redet immer über Jemand.

Aber Niemand ist nie ganz bei mir.

Niemand drückt mich weg beim Küssen,
und Niemand geht weiterhin fort.
Niemand trifft sich oft mit Freunden,
mit denen er nicht anders schlafen würde als mit mir.

Niemand ist immer auf Geburtstagen,
aber Niemand schläft neben mir ein,
weil Niemand so viel arbeiten muss.

Niemand ist mir irgendwie zu grob,
und Niemand ist mir irgendwie zu kalt.

Liegt in der Zärtlichkeit nicht alle Liebe,
und in der Liebe nicht die ganze Wahrheit?

Niemand ist am Ende Niemand.

Niemand, der mich erwartet,
Niemand, der mir wehtut,
aber jemand, der mir fehlt.

[Sebastian]

Verwirrend und kryptisch aber auf eine sehr gute Weise. Es ist eben nicht das kitschige Idealbild sondern die eher die Realität der Gefühlswelt mit ihren Irrungen und Wirrungen und daher passt die äußere Form auch gut und macht es dadurch rund, das eben nichts wirklich rund ist.

[Christian Wolf]

Hallo, Sebastian!

Mittlerweile liebt mich ein gewisser Niemand wirklich sehr und jetzt bin ich ihm auch Jemand, der wichtigste sogar. Aus Unmut ist das entstanden und auch nach mehrmaligen Überlegungen habe ich mich dafür entschieden meinen Niemand als Person beizubehalten, warum auch das Niemand liebt mich- nicht so gewählt ist und dann kann man natürlich lesen was man will. Aber so fühlt es sich eben an, wenn man einfach nicht weiß, woran man ist, ganz richtig.

Vielen Dank,
Christian