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Alt 22.07.2018, 00:46   #1
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
Standard Hirtenlied

Wohl die Momente, da wir schwiegen,
umsänftigt von der Sternenpracht.
Wohl die Momente, da wir stiegen
in ein Äon der ewgen Nacht,
und alles war so kühn erdacht.
die Schatten der Erinnrung fliegen
aus einem fernen Traum erwacht...
befreit von Irrtum und von Siegen

Wohl die Momente, die uns zwangen,
zu wissen, das die Hoffnung irrt.
Wohl die Momente, da wir bangen,
das unser Wirken größer wird.
Im lauen Sommerabend schwirrt
ein Schmetterling im Raum gefangen.
Ich bin nur ich! Ein schlichter Hirt,
wo Wiesen, Wald und Berge prangen.*

*und dies sie Berge, tauverhangen
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.

Geändert von Terrapin (25.07.2018 um 06:16 Uhr)
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Alt 24.07.2018, 12:27   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Zitat:
Zitat von Terrapin Beitrag anzeigen
Wohl die Momente, da wir schwiegen,
umsänftigt von der Sternenpracht.
Wohl die Momente, da wir stiegen
in ein Äon der ewgen Nacht,
und alles war so kühn erdacht.
die Schatten der Erinnrung fliegen
aus einem fernen Traum erwacht...
befreit von Irrtum und von Siegen

Wohl die Momente, die uns zwangen,
zu wissen, das die Hoffnung irrt.
Wohl die Momente, da wir bangen,
das unser Wirken größer wird.
Im lauen Sommerabend schwirrt
ein Schmetterling im Raum gefangen.
Ich bin nur ich! Ein schlichter Hirt,
wo Wiesen, Fels und Berge prangen.*

*und dies sie Berge, tauverhangen

Hi Pinni!

An sich schön geschrieben, bis auf das Betonungskuddelmuddel bei "Wohl die Momente, ...". Da gibt es eigentlich nur 2 Lesarten:

XXxXx,XxXx oder xXxXx,XxXx

Ersteres ein Hebungsprall, aber eigentlich die natürliche Version, letzteres metrisch korrekt, aber sehr unnatürlich betont.

Ich weiß, du meintest Version 1, nämlich als Ausruf. Aber mir geht das taktmäßig in diesem Text leider sehr gegen den Strich. Ich zeige mal, wie ich es verfasst hätte:

Momente waren's, da wir schwiegen,
umsänftigt von der Sternenpracht.
Momente, da wir schweigend stiegen
in ein Äon der ewgen Nacht,
und alles war so kühn erdacht.
Die Schatten der Erinnrung fliegen,
aus einem fernen Traum erwacht...
befreit von Irrtum und von Siegen.

Momente waren's, die uns zwangen,
zu lernen, dass die Hoffnung irrt.
Momente, die wir endlos bangen,
dass unser Wirken größer wird.
Im lauen Sommerabend schwirrt
ein Schmetterling, im Raum gefangen.
Ich bin nur ich! Ein schlichter Hirt,
wo Wiesen, Fels und Berge prangen.*

*und dies sind Berge, tauverhangen


Peanuts:

S1Z6 - Nach Punkt in Vorzeile groß beginnen. Komma ans Zeilenende.
Am Ende von S1 fehlt der Punkt.
S2Z2 - "dass"
S2Z4 - "dass"
S2Z6 - Komma nach "Schmetterling".
Sternchenzeile - Gemeint ist wohl "sind".


Inhaltlich ein schönes, sprachlich wohlgesetztes Stimmungsbild einer Zweisamkeit oder der Erinnerung daran (Das LyrIch spricht von "wir"), die nicht von Dauer war. Dennoch verbleibt dieses Gefühl einer Sehnsucht nach endloser Erweiterung in jene Sternennacht, die diese Liebe hütete.
Zuletzt aber verbleibt nur das "ich bin nur ich" - der Höhenflug mündet in Bescheidenheit und Ergebenheit in den Lauf der Dinge.
Sehr interessant auch die Sternchenzeile als lyrisches Mittel, sozusagen ein Bild nachzureichen, um den Gesamteindruck noch zu runden. Rilke bediente sich dessen zuweilen, soweit ich mich erinnere.

In S2Z3 müsste es nach korrekter zeitlicher Stringenz des Textes eigentlich "bangten" heißen, aber das würde reimlich nicht passen. Das könnte man aber so beheben:

"Momente voller Hinverlangen,"

So hätten wir dann als endgültige Version diese:

Momente waren's, da wir schwiegen,
umsänftigt von der Sternenpracht.
Momente, da wir schweigend stiegen
in ein Äon der ewgen Nacht,
und alles war so kühn erdacht.
Die Schatten der Erinnrung fliegen,
aus einem fernen Traum erwacht...
befreit von Irrtum und von Siegen.

Momente waren's, die uns zwangen,
zu lernen, dass die Hoffnung irrt.
Momente voller Hinverlangen,
dass unser Wirken größer wird.
Im lauen Sommerabend schwirrt
ein Schmetterling, im Raum gefangen.
Ich bin nur ich! Ein schlichter Hirt,
wo Wiesen, Fels und Berge prangen.*

*und dies sind Berge, tauverhangen


Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Geändert von Erich Kykal (24.07.2018 um 12:36 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.07.2018, 22:29   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Hi Terri,

irgendwie ein schönes, ungewöhnliches und etwas seltsames Gedicht.
Es ist eine Mischung aus emotional und doch beschreibend.

Habs gern gelesen!

LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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