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Alt 19.09.2018, 23:18   #1
Ophelia
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Ophelia
 
Registriert seit: 10.05.2016
Beiträge: 251
Standard Irreführend

Du wolltest dich mit Freiheitsworten schmücken,
und dass du an dem Tisch der Weisen sitzt.
Mit deinem Blut hast du den Vers geritzt,
dein Werk stand aber niemals ohne Krücken.

Das Aufrechtstehen lag dir nicht, nur bücken
und winden. So, als ob nichts aus dir blitzt,
was manchmal phantasievoll Wunder schnitzt.
Genau betrachtet könntest du entzücken,

doch ist dein Denken ganz und gar verdreht.
Du kannst es ohne Stärke nicht entwirren,
Ideen blitzen vielversprechend, schwirren,
dein Wollen bleibt entkräftet und verweht.

Was damals uns bewegt hat und verbunden,
war Schwärmerei in seltsam leeren Stunden.
__________________
Vom Tod erwart ich Leben und vom Schweigen ein Wort.
Baratynsky
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Alt 11.10.2018, 09:57   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.913
Standard

Hi Ophelia,

ich glaube, dass dieser vorzügliche und sonettartige Text noch keine Kommentare erhalten hat, liegt daran, dass er, wie es der Titel schon andeutet, nicht ganz so leicht zu entschlüsseln ist.
Es handelt sich um eine Beschreibung und es ist zu vermuten, dass es hier um eine Zweierbeziehung geht.
Vielleicht geht es dabei um eine (Ent)Täuschung, welche der Protagonistin widerfahren ist. Denn oftmals ist es ja so, das die ersten Eindrücke nicht das halten, was sie versprechen.
Mit der Zeit bemerkt man, wie sich die Dinge in eine andere Richtung entwickeln und die anfängliche Schwärmerei weicht einer nüchternen Realität, was dann schlechterdings zur Enttäuschung führt.
Das ist hier sehr speziell beschrieben, aber kann doch stellvertretend für viele andere Beziehungen gelten, falls ich das nicht gänzlich missinterpretiert habe.

Auf jeden Fall sind das sehr ordentliche und klangvolle Zeilen, die mir gut gefallen haben.


Gern gelesen und kommentiert...

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 11.10.2018, 18:42   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Liebe Ophelia,


ich las deinen Text damals schon und Faldi hat recht - er ist sehr gut geschrieben,
aber eben nicht leicht zu verstehen.

Die letzten beiden Zeilen gefallen mir am besten und ich denke,
dass sie auch der Schlüssel sind:
Damals jung und voller Ideale, hat sich später herausgestellt, dass man eher
oberflächlich gedacht und gehandelt hat....


Liebe Grüße
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 13.10.2018, 22:54   #4
Ophelia
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Ophelia
 
Registriert seit: 10.05.2016
Beiträge: 251
Standard

Lieber Falderwald,

vielen Dank für deinen Kommentar. Welch Ehre! Du hast es vorzüglich interpretiert. Der sonettartige Text ist schon einige Jahre alt. Ich habe ihn mal wieder hervorgekramt. Vor vielen Jahren war ich mit einem Blender befreundet. Er gab vor ein großer Künstler zu sein ( bekam aber nix auf die Reihe) und wollte sich nur wichtig machen. Ich ließ mich zunächst beeindrucken und merkte dann aber bald, dass die, die sich am meisten aufblähen und selbst loben auch den größten Hohlraum besitzen. Kurz um, als ich hinter die Fassade blickte, war ich schnell ernüchtert.


Liebe Chavali,

freut mich ebenfalls, dass du die Verse auch noch kommentiert hast. Mit zunehmendem Alter kann man oft nur den Kopf schütteln über die Oberflächlichkeit des jungen Erwachsenseins. ( gibt auch Ausnahmen, ich gehörte aber nicht dazu...) Aber sag das Mal den jungen Leuten...

Ganz liebe Grüße euch beiden

Ophelia
__________________
Vom Tod erwart ich Leben und vom Schweigen ein Wort.
Baratynsky
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