18.10.2019, 19:42 | #1 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Ein frommes Gebet
Ein frommes Gebet O Herr! Ich kann mit dir nur reden, allein und jetzt an diesem Ort, denn wüssten sie von meinen Schäden, dann sperrten mich die Menschen fort. Ich habe da so Fantasien, sie geben einfach keine Ruh, so hab ich mir dein Ohr geliehen, ich bitte dich, hör einfach zu: Sie ist ein Miststück sondergleichen, ein Element aus Straßendreck, sie schreitet fröhlich über Leichen auf ihrem Weg voran hinweg. In ihrer Nähe wirkt das Stinken von ungekühlten Fischen nicht, wenn ihre Augen einmal blinken, dann werfen sie nur schwarzes Licht. Was je von ihren kalten Armen umfangen worden ist, verdirbt, im Herzen kennt sie kein Erbarmen, wen ihre Liebe frisst, der stirbt. O Herr! Was hast du da geschaffen? Dein Ungeheuer macht voll Lust aus deinen Untertanen Affen, warst du dir dessen je bewusst? Am liebsten würd‘ ich sie erschießen, aus Gnade wie ein krankes Pferd, ein ungehemmtes Blutvergießen, doch ist sie keine Kugel wert. Noch schöner fände ich ihr Kreischen, so schrill, bis ihre Kehle qualmt, wenn meine Zähne sie zerfleischen und meine Faust ihr Hirn zermalmt. Doch vorher würde ich sie ficken, bis ihr nichts anderes mehr frommt, und mit der Aussicht dann ersticken, dass sie nicht in den Himmel kommt. Zum Glück sind das nur wirre Träume, das ist, was mir Entspannung bringt, so öffnen sich die neuen Räume dem Wunsch, der meinem Hirn entspringt. O Herr! Ich habe meine Gründe und hoffe, dass du mich verstehst, ich fleh dich an, verzeih die Sünde, dass du erst ihr den Hals umdrehst. Ich weiß, du kannst nichts garantieren, um eines aber bitte ich, wird uns die Hölle einst frittieren, dann stell sie hautnah neben mich. Falderwald . .. .
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software Geändert von Falderwald (19.10.2019 um 21:29 Uhr) Grund: Vorschläge von Erich umgesetzt |
18.10.2019, 22:23 | #2 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi Faldi!
Ungewöhnlicher Inhalt von dir - darf ich einen autobiographischen Inhalt annehmen bei solch einem Furor? Formal folgende Stellen: Doch vorher würde ich sie ficken, ("beglücken", falls das f-Wort dem lyrischen Moralststut zum Opfer fallen sollte. ) bis ihr nichts anderes mehr frommt, und mit der Aussicht dann ersticken, dass sie nicht in den Himmel kommt. Zum Glück sind das nur wirre Träume, das ist, was mir Entspannung bringt, so öffnen sich die neuen Räume dem Wunsch, der meinem Hirn entspringt. O Herr! Ich habe meine Gründe und hoffe, dass du mich verstehst, ich fleh dich an, verzeih die Sünde, dass du erst ihr den Hals umdrehst. "Frommt" wird mit dem Dativ verwendet: Etwas frommt mir/ihr usw.. Eine Ansicht hat man von einem Gebäude - hier geht es um eine Aussicht (für sie). Dass es sich um eine Ansicht im Sinne von Meinung des LyrIch handeln könnte, erscheint mir sprachlich zu weit hergeholt, um nicht verwirrend für den Leser zu sein. Komma nach "frommt" und "Wunsch". "rumdreht" ist mir zu gemeinsprachlich, das ist eher Kindersprache. Gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
19.10.2019, 12:39 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Falderwald,
da das Gedicht etwas lang geraten ist, würde es ihm wahrscheinlich gut tun, die Strophen 6 und 9 zu streichen. Die Schlussstrophe finde ich angesichts dieser Beschreibung der Hölle auf Erden sehr lustig. Wenn der Herr einem der Beiden genügenden Abstand schenkte, käme er vielleicht in den (irdischen) Himmel. Wobei Hölle und Himmel auf Erden oft gar nicht so weit auseinander liegen. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
19.10.2019, 21:36 | #4 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
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Beiträge: 9.912
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Hi Trauerdichter,
ja, du warst sehr inspirierend . Freut mich, wenn es dir gefällt. Servus Erich, wo du recht hast, hast du recht. Ich habe alle Anmerkungen umgesetzt, dankefein. Und nein, der Text ist rein fiktiv . Moin Thomas, mhm, ich kann mich so schwer davon trennen. S6 ist als Übergang gedacht, von der Beschreibung zum Wunsch und S9 ist mein Favorit, deftig aber kräftig Tja, Beziehungen sind manchmal wie Himmel und Hölle. Das ist dann aber eben kein Kinderspiel... Vielen Dank fürs Lesen und eure Gedanken. Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
20.10.2019, 21:45 | #5 |
Nur ein Schatten
Registriert seit: 18.10.2019
Beiträge: 37
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Klasse.
So eine Qualität wie hier findet man auf fb nicht |
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