23.09.2009, 18:33 | #1 |
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Der Leuchtturm
Hoch aufgerichtet, hilfsbereit,
umbrandet ihn das Meer der Zeit. Ein Leuchten geht durch meinen Sinn: Zu ihm, da ziehts mich machtvoll hin! Mein Schiff, es schaukelt sich in hohen Wellen, in wilder Gischt entgegen ihm voll Lust. Wird meine Landung gut, werd ich zerschellen? Lass Ballast los, wann immer du es musst! Ich reite auf der Leidenschaft des Meeres. Mein Boot braucht nur die Richtung. Lass sie sehn! Wirf deinen hellen Schein auf Allzuschweres - So werde ich gewiss nicht untergehn! Ob ich den Hafen finde, den ich suche? Ich wähle gut. Mein kluger Steuermann weiß um die Perlen, weiß von Gold und seidnem Tuche, das tief im Lagerraum dies Boot noch bergen kann! Sie sollten mir das Löschen gut bezahlen! Ich war so viele Tage auf dem Meer, und hab doch nichts verloren - ohne Prahlen! Komm Leuchtturm, zeig die Richtung, ungefähr....
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
24.11.2009, 20:38 | #2 |
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Hallo larin,
in den letzten Tagen haben es mir deine Gedichte angetan. Das hier gefällt mir, und würde ich gern kommentieren. Aber ich bin unsicher, ob meine Interpretation richtig ist. Und wenn nicht, ja, dann wäre das äusserst peinlich für mich. Andererseits steht das Gedicht in einer Rubrik, wo meine Interpretation doch nicht so abwegig wäre. Aber ich habe Angst mich zu blamieren. Deshalb wollte ich dich was fragen: Könnte man den hoch aufgerichteten Leuchtturm mit den weissen Schaumkronen des Meeres in Verbindung bringen? Würde mich mal interessieren. Avec compliments distinguées Corazon gurabia aidoru |
24.11.2009, 21:43 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe gurabia,
du fragst, ob man eine verbindung zwischen dem leuchtturm und den schaumkronen herstellen kann? wenn du assoziationen in diese richtung hast - warum denn nicht? ich glaube, wir dürfen einander nicht das leben so schwer machen, in dem wir einen imperativ aufstellen, dass irgendetwas, das gesagt wurde "die wahreste aller wahrheiten" wäre! es gibt bilder, die unterschiedliche erinnerungen und verknüpfungen auslösen. eine rose ist eine rose ist eine rose - aber für jeden ist eine rose etwas anderes. der , der sich gerade gestochen hat, wird beim wort "rose" etwas anderes assoziieren als der, dem seine große liebe soeben einen riesigen rosenstrauß geschenkt hat. ein rosenverkäufer, der um kargen lohn nächtlichweise gaststätten abklappern muss, denkt über rosen noch ganz was anderes. wir sind nicht halb so "objektiv", wie wir uns gemeinhin weismachen wollen! unsere wahrnehmung ist sehr stark selektiv - also von eigenen erfahrungen und bedürfnissen geprägt. die fragen, denen man nachgehen kann, sind doch die: was bedeutet es für dich ? was bedeutet es für mich? gibt es gemeinsamkeiten, gibt es unterschiede? gibt es berührungspunkte? und auf diese art und weise finden wir allmählich heraus, was in unseren köpfen so vor sich geht und auch, wie wir zu einander stehen. und das kann ungeheure spannend und bereichernd sein. vielen dank, dass du meinen leuchtttum aus dem dunkel der nacht ein wenig ins licht gerückt hast... lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (24.11.2009 um 21:46 Uhr) |
24.11.2009, 21:55 | #4 | |
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Zitat:
für mich war der Leuchtturm ein Symbol für Männlichkeit. Symbol einer Erektion. Das Boot war ein weiblicher Körper. Der Hafen die Vereinigung der Körper. Das Meer die Lust und Leidenschaft auf der das Boot schwebte. Die Ladung die Verheissung von Glück und Lust. Wilde Gischt - ich sagte Schaumkronen, na ja, ich will da jetzt nicht ins Detail gehen. Du wirst schon wissen, was ich meine. So fand ich das Gedicht ein wunderschönes, hocherotisches Bild ohne jegliche Plumpheiten oder Derbheiten, ohne abgegriffene Begriffe und Bilder. Hat mir so gefallen, wie ich es verstand. Ist mir trotz deines Mut machenden Kommentares jetzt peinlich. Nicht dein Gedicht. Mein Kommentar. Egal Lieber Gruss Corazon |
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24.11.2009, 22:45 | #5 |
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liebe gurabia,
nö - muss dir gar nicht peinlich sein. dass ein leuchtturm auch als phallusymbol gesehen werden kann, würde dir jeder psychoanalytiker abkaufen. und da er hier in der rubrik "sinnliches" steht, werd ich mir wohl auch so etwas ähnliches dabei gedacht haben.... scheint aber bisher noch niemand auf dieselbe idee gekommen zu sein wie du. nicht nur das "ewig weibliche zieht uns hinan" - das "ewig männliche" kann durchaus ähnlich wirken! wie fein du hinter die bilder gespürt hast! lg, larin
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26.11.2009, 17:17 | #6 |
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Du machst mich ja ganz verlegen
Liebe larin, ja, beides kann uns anziehen, das weibliche, das männliche oder wie hier die Bilder in deinem Gedicht. Wo Österreich doch ein Binnenland ist, denke ich, und da so schöne Bilder vom Meer. Es ist erstaunlich, was man mit der richtigen Sprache alles so grazil und diskret um- und beschreiben kann. Da hast du wirklich die Fähigkeit dazu. Liebe Grüsse gurabia aidoru Geändert von Corazon (05.12.2009 um 16:13 Uhr) |
25.07.2017, 10:39 | #7 |
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eine interessante MIschung und gut verdichtet, lieber larin. Selten fndet man solch erotischen Gedichte in dieser verbrämten, ansehnlichen Form.
Gern gelesen mit lG von Koko |
01.10.2020, 17:58 | #8 |
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Hallo larin,
mir hat dein Gedicht auch gefallen.Man kann es als erotische Metapher lesen,aber auch eine konkrete Interpretation ist möglich. Der Leuchtturm spielte früher in der Seefahrt wirklich eine wichtige Rolle. Oder man nimmt es als Sinnbild für den Lauf des Lebens überhaupt. Liebe Grüsse zoe |
05.10.2020, 07:51 | #9 |
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hallo zoe, hallo coco,
ich verrate euch was: dass man dieses gedicht in zwei richtungen lesen kann, war absicht! erotik passiert vor allem in der vorstellung. man muss also nicht alles direkt beim namen nennen. die wahren abenteuer sind im kopf! lg, larin
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