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Alt 01.06.2009, 21:37   #1
Helene Harding
Gast
 
Beiträge: n/a
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Liebe Chavali, diese Geschichte, und "wunderbar" erdrückend, aus deiner Feder findet meine besondere Aufmerksamkeit. Auch wenn sich hier nicht allzu viele Interpretationsmöglichkeiten ergeben, ich hatte meine promt parat.

Kurz geschildert: Eine Frau, gedankenversunken, verweilt an einem schönen See, auf dem Enten spazieren schwimmen. Sie denkt so über das Eine oder Andere nach, doch ihre Welt ist an sich in Ordnung.
Dann der Break, die plötzlich auftauchende Frau beantwortet das unschuldige Lächeln der vermeintlich vertrauten Frau (Anrede Frau Baumann) mit einem bösen Blick.
Die vormalige Vertrautheit zwischen ihnen wird jäh zerrissen, dadurch, dass sie halb freiwillig (ihr Schweigen ist gleich einer Zustimmung) in ein Krankhaus verbracht wird.
Besonders dramatisch die Szene, wo sie angeschnallt und ihrem Schicksal überlassen wird.
Mir lief es zum Schluss eiskalt den Rücken runter, denn mich beschäftigte im Nachhinein die gleiche Frage, wie das LyI, was geschieht nun weiter?
Obwohl ich schon einige derart gruselige Filme gesehen habe, können mich Bücher oder Texte um ein vielfaches stärker erreichen.

Respekt.

alles liebe, Helene

Geändert von Helene Harding (01.06.2009 um 22:58 Uhr)
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Alt 04.06.2009, 08:59   #2
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.003
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Hallo oliver (du liest doch noch mit?)
Zitat:
Ich habe es einfach so weg gelesen, fühlte mich unterhalten und am Ende überrascht.
Überrascht worden bin ich durch deinen Beitrag,
den ich so nicht vermutet hätte.

Lieber basse,

zu deiner Interpretation:
Die Frau sitzt nicht einfach ruhig da. Sie sitzt da zwar, aber sie ist offensichtlich einem Heim entwichen
oder ausgebüxt oder eben ausgerückt, wie man eigentlich Abschnitt II entnehmen kann.
Man hat sie gesucht.
Zitat:
mitunter weiß die Frau sogar, das sie einen Beschützer braucht,
Die Nächstenliebe (gar Beschützertum) hielt sich dabei allerdings sehr in Grenzen, im Gegenteil, sie wurde ja misshandelt.
Dass man in Abschnitt I meint, sie könne noch klar denken, ist richtig, denn partiell ist da ja so.
Dann wieder tritt ein Zustand der Demenz ein, in dem sie nichts mehr erfassen und sich nicht erinnern kann.

Hab herzlichen Dank!


Liebe Helene,


du hast meine Intention voll erkannt.
Schön, dass es mir gelungen ist, solche Emotionen zu wecken.
Zitat:
Mir lief es zum Schluss eiskalt den Rücken runter, denn mich beschäftigte im Nachhinein die gleiche Frage, wie das LyI,
was geschieht nun weiter?
Wie es weitergeht, bleibt der Fantasie der Leser überlassen.
Ich mag solche open ends.

Auch dir vielen Dank!


Liebe Grüße,
Chavali
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 31.10.2009, 10:03   #3
Pedro
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Benutzerbild von Pedro
 
Registriert seit: 31.10.2009
Ort: Freiburg
Beiträge: 151
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Morgen Chavali,

bin erst heute in diesem Forum angekommen, beschäftige mich seit Jahren mit Kurzgeschichten und fand schließlich die deinige.

Eine alte Frau sitzt an einem See und lässt die Umgebung auf sich einwirken. Deine bildhafte Beschreibung des Stimmungsbildes hat mir gefallen.
Die Gedankengänge der Frau kann ich im Wesentlichen nachvollziehen.

Aber:

Zitat:
denke ich und kann nicht mal sagen, warum ich das denke.
- würde eine alte Frau, wahrscheinlich hat sie Alzheimer, das denken ?

Zitat:
Bei Amseln ist das besonders deutlich.
Das Männchen hat glattes glänzend schwarzes Gefieder und einen auffälligen gelben Schnabel.
Was hat das Weibchen? Nichts Attraktives, äußerlich. Grau, kleiner und der Schnabel unwichtig als Farbe.
Leben Amseln auch als Paar ein Leben lang zusammen wie die Enten, frage ich mich...
- sie sieht im Augenblick keine Amseln, dieser Einschub stört mich ein wenig, klingt wie aus einem Biologiebuch.

Zitat:
Ich ritze mit meinem Stock ein paar Furchen in die Fläche vor der Bank.
Es geht schwer, denn der Boden ist festgetreten und staubtrocken.
- jetzt sehe ich wieder die alte Frau in ihrer Einsamkeit vor mir, kann mitfühlen.

Im zweiten Teil deines Textes wurde mir dann klar, dass die Protagonisten aus einem Heim entwichen ist.
Sie ahnt, dass sie die Frau (Altenpflegerin oder Krankenschwester) schon einmal gesehen hat, auch das Auto erscheint ihr bekannt, an ihren Namen erinnert sie sich nicht.
Das entspricht der Realität. Ich kannte einen Mann, der täglich seine Frau in einem Altersheim besuchte, sie erkannte ihn nicht mehr.

Was in Heimen, was alten, hilflosen Menschen passiert, ist unglaublich. Ich habe mich damit beschäftigt und die Praxis gesehen.
Deine Geschichte käme auch ohne Brutalitäten aus. (Mit dem Stock schlagen, in einem dunklen Raum an ein Bett binden)
So offensichtlich wird im Allgemeinen nicht vorgegangen.

Zitat:
Was mache ich hier? Ich weiß es nicht.
- der Schluss gefällt mir auch sehr, zeigt ohne auf Tränendrüsen zu drücken den verzweifelten Hilfeschrei der alten Frau, den niemand hört.

Deine Geschichte hat mich getroffen.

Gruß

Pedro
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Alt 02.11.2009, 05:48   #4
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.003
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Hallo Pedro,

herzlichen Dank für deine Replik.
Sie lässt mich einiges klarer sehen.
Im Gegensatz zu dir habe ich nämlich noch nie persönlich mit dieses bedauernswerten Kranken zu tun gehabt
und auch noch kein Heim von innen gesehen.
Meine Geschichte ist reine Fiktion, wobei mich das Thema sehr interessiert.
Deswegen werde ich auch die Passage, in der die alte Frau über die Vögel nachdenkt, ändern oder streichen.


Ich freu mich, dass du dir meine Geschichte angesehen hast und wünsche dir als Neuling in diesem Forum viel Spaß!

Lieben Gruß,
Chavali

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