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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 02.06.2009, 14:36   #1
ruhelos
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hallo Seeräuber Jenny,

du hast die Morgenstimmung in der Stadt in passenden Metaphern gehüllt, eingefangen und lieferst dem Leser so umfassendes Stadtbild. Dein Gedicht im Kreuzreim liest sich flüssig. Die Stimmung ist deutlich spürbar. Auch ich wäre, an einem solchen Morgen lieber eine Katze, die noch ein wenig träumen darf.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)
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Alt 02.06.2009, 17:53   #2
RiffRaff
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Ahoi Seeräuberin,

dieses Gedicht gefällt mir, auch wenn ich Berlin nicht so intim kenne. Du hast weiter oben geschrieben, diese Taubenbrut sei Lokalkolorit. Dann ist damit mein erster Einwand schon vom Tisch. Ich hoffe, es geht in Ordnung, wenn ich Alternativvorschläge unterbreite? Wenn du sie nicht gebrauchen kannst, sperr sie in Davy Jones Kiste:

Der Morgen graut, die Taube gurrt,
die Stadt erwacht zum Leben.
Der Wecker, schrillt die Katze schnurrt,
sie muss sich nicht erheben.

Der Himmel ist ne dicke Wand,
drauf malen Krähen Kreise.
Hab schon ne Kippe in der Hand,
der Kaffee tröpfelt leise.
(sagenhafte Strophe, das Sahnestück des Gedichts für mich)

Der Müllcontainer scheppert roh
die Katze durch die Räume, (k.A. wie du zu Wortfalschgebrauch stehst)
mich aus der Tür und ins Büro
- tabu für süße Träume
Das Frauchen finde ich furchtbarlich

Die Masse quetscht sich ungestüm
in engen U-Bahn-Schächten
Im Wagen riecht es nach Parfüm
und nach durchzechten Nächten.

Die Ampel kartzt erneut am Rot,
doch das kann ich noch schaffen.
Da fährt ein Raser mich fast tot
vor anderen die gaffen.

Ach, könnte ich ein Kätzchen sein,
ich finge große Hummeln
und legte mich ins Körbchen rein,
den Morgen zu verbummeln.

Ach könnte ich ne KAtze sein
ich kehrte selbstbewusst
der Welt den Rücken, schliefe ein
und wüsste nichts von Frust.

Ich weiß, ich habe ziemlich reingepfuscht, aber es hat Spaß gemacht, an diesem schönen Stück zu drehen. Nimm wie gesagt die vorgenommenen Änderungen als eine Äußerung aus einer anderen Ecke. Mir ist vor allem die letzte Strophe zu süß, aber das ist Geschmäcklichkeit und keine Kritik in diesem Sinne.

lG

RiffRaff
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Alt 02.06.2009, 21:17   #3
Seeräuber-Jenny
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Ahoi ruhelos,

wie schön, dass wir diesen Donnerstagmorgen in Berlin gemeinsam erleben konnten, auch wenn es nur virtuell war.

Katzen sind zwar keine Dichter, aber Lebenskünstler. Wie gerne würde ich mit ihnen tauschen und hinter Fellmäusen herjagen statt hinter dem lieben Geld.

Herzlichen Gruß
Seeräuber-Jenny



Ahoi RiffRaff,

nicht nur die Tauben gehören zum Berliner Lokalkolorit. Wir haben viele Wildtiere hier: Greifvögel, Elstern, Füchse, Kaninchen, Dachse, Wildschweine und noch viele mehr. Es gab sogar zwei Seeadler.

Ich freue mich, dass du dir die Mühe gemacht hast, eine neue Version des Gedichts vorzustellen. Deine Vorschläge waren gewiss nicht für die Katz, und so will ich gerne darauf eingehen:

Zitat:
sie muss sich nicht erheben.
Das gefällt mir, nicht hingegen der schrillende Wecker. Stadt und Verfasserin erwachen langsam zum Leben. Da passt der moderat klingelnde Wecker besser hinein. Damit habe ich aber eine Silbe zuviel, um 's "Kätzchen" zur "Katze" machen zu können, was notwendig wäre, um deinen Vorschlag für die 4. Zeile zu übernehmen. Vielleicht lässt sich noch ein einsilbiges Synonym für "klingeln" finden.

Aye, die 2. Strophe ist für mich auch die schönste. Die Zeit der Ruhe, der Muße, der Tagträumerei, bevor die Pflicht beginnt.

Die 3. Strophe überzeugt mich nicht. Für mich lesen sich die ersten zwei Zeilen so, als würde der Müllcontainer die Katze durch die Räume scheppern, da das Verb "jagen" fehlt. Auch würde mich die Katze niemals aus der Tür jagen. Ich könnte ihr keine größere Freude bereiten, als weiter mit ihr zu kuscheln. Mit Abkürzungen wie Katz habe ich eigentlich keine Probleme. Ich könnte ein Apostroph dahinter machen.

Das "Frauchen" scheint für Nicht-Berliner ein Graus zu sein. Das Wort wird in diesem Gedicht nicht im frauenverachtenden Sinne verwendet. In Berlin ist es unter Katzen- und Hundebesitzerinnen weit verbreitet, von sich selbst als "Frauchen" zu sprechen. Auch nennen sich männliche Hundebesitzer manchmal selbst "Papa".

Zitat:
Die Masse quetscht sich ungestüm
in engen U-Bahn-Schächten
Finde ich sehr passend und werde ich gerne übernehmen.

Zitat:
Da fährt ein Raser mich fast tot
Gefällt mir auch gut.

Zitat:
Ach könnte ich ne Katze sein
ich kehrte selbstbewusst
der Welt den Rücken, schliefe ein
und wüsste nichts von Frust.
Klasse!

Entspricht zwar nicht dem von mir verwendeten Versmaß, wäre aber ein herrlicher Schluss. Vielleicht übernehme ich ihn. Bin mir noch nicht schlüssig.

Zugegeben, mein Schluss ist zuckersüß und wirkt vielleicht ein bisschen kitschig. Aber an diesen Tagen, an denen mir ein rauher Wind um die Ohren weht, wäre ich manchmal gerne noch ein Kind.

Danke für deine Vorschläge. Es hat Spaß gemacht, den Berliner Morgen mal mit etwas anderen Augen zu betrachten.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (02.06.2009 um 21:26 Uhr)
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Alt 02.06.2009, 21:35   #4
RiffRaff
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Hallo Jenny,

schön, dass du was anfangen konntest mit meinen Einlassungen. Bezüglich des Missverständnisses in S 3

Es war auch so gedacht, dass der Mülleimer die Katze roh durch die Wohnung scheppert und das lyrische Ich mit diesem Scheppern aus dem Haus treibt. Deswegen habe ich auch wegen Wortmissbrauch (das sollte sich auf meine Verwendung von scheppern beziehen) gefragt.

Beim Abschlussvers habe ich - peinlich - nicht auf deine Vorgaben geachtet, eine Zeile betont und die nächste dann unbetont enden zu lassen. Passt daher nicht so recht zu deinem Gedicht, aber zu meiner Katze, die die Vorlage geliefert hat,

lG

RiffRaff

Wie wärs wenn der WEcker summt brummmt knarrt dröhnt ächzt seufzt klagt

Geändert von RiffRaff (02.06.2009 um 21:45 Uhr)
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Alt 02.06.2009, 21:56   #5
Seeräuber-Jenny
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Ahoi RiffRaff,

da liegt, glaube ich, ein Missverständnis vor. Der Müllcontainer scheppert unten auf der Straße, weil die BSR angerückt ist.

Aye, schade, dass die Silben unbetont sein sollen. Dein Schluss gefällt mir!

Zitat:
Wie wärs wenn der WEcker summt brummmt knarrt dröhnt ächzt seufzt klagt


"Seufzen" finde ich am besten. Danke!

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Edit:
Hab noch was Besseres gefunden: "stöhnt"!

Gruß Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (02.06.2009 um 22:16 Uhr)
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Alt 02.06.2009, 22:18   #6
R.Haselberger
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Hallo Seeräuber-Jenny!
Ja, dein Gedicht ist kurzweilig und glanzgeputzt wie das Deck einer Sklavengaleere.

Nur der Fleck am Ende, trübt mein Glasauge.
RiffRaff (Dieser Haudegen ist mir unbekannt auf allen sieben Meeren) nennt ihn süß, ich aber klitschig. Willst du, dass ich mit meinem Holzbein darauf ausrutsche, wie, wo, was?

Sicher gibt es eine bessere letzte Strophe. Hummeln und Katze passt nicht!
RiffRaffs Vorschlag war schon besser, geht aber nicht wegen der Kürze.

Momentan fällt mir nur ein:

Ach, könnte ich ein Kätzchen sein,
ich schlief nach Snack am Morgen,
erneut im Kuschelkörbchen ein,
nicht Sorgen, nur geborgen.

Gruß R.H.
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Alt 02.06.2009, 22:53   #7
Seeräuber-Jenny
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Ahoi R. H.,

aye, im kurzweiligen Plauderton kommt dieses kreuzgereimte Gedicht daher.

Aber Vorsicht: In dem süßen Früchtchen steckt ein bitterer Kern. Wie schrieb Bert Brecht: "So verging meine Zeit, die auf Erden mir gegeben war". Ohne Unterlass laufen wir mit als Rädchen im Getriebe und halten so eine riesige Maschinerie in Gang. Man stelle sich mal vor, was passieren würde, würden alle Frauchen im Körbchen bleiben. Dann würden alle Rädchen still stehen und mit ihnen die große Maschine.

Ich finde, Hummeln und Katzen passen ganz gut zusammen, denn für meine Kater gibt es kein größeres Vergnügen, als auf dem Balkon dicken Hummeln und Fliegen nachzujagen.

In deinem Vorschlag hast du die beiden Verniedlichungen übernommen. Dadurch wirkt er nicht weniger süß als der Originaltext. "Verbummeln" finde ich schon passend. Ich denke, auch dieses Wort wird in Berlin vielleicht häufiger verwendet als woanders.

Dank und Küsschen an den finsteren Piraten R. H.
Seeräuber-Jenny



Ahoi RiffRaff,

pleased to meet you, buckliger Butler!

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (02.06.2009 um 23:12 Uhr)
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Alt 02.06.2009, 23:00   #8
RiffRaff
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http://www.youtube.com/watch?v=68oFRt9XZR8
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Alt 02.06.2009, 23:12   #9
Seeräuber-Jenny
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Beim Klabautermann, was für ein heißes Video!
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Alt 05.06.2009, 00:19   #10
forelle
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Ort: Auf Wanderschaft
Beiträge: 513
Standard Morgens in Berlin

Ahoi, Jenny,


Ach, wäre ich doch
mal ein Mensch,
dann könnte ich
zur Arbeit gehen.

Dann wär mein Leben
spannend, toll zugleich,
würd mir Whiskas
selbst verdienen.

Und nach Feierabend
würd ich Frauchen dann
vom Kratzbaum locken, mit:
"Scheba in Gourmet."

Na, vielleicht doch nicht so ´ne jute Idee

grüßt forelle

.
forelle ist offline   Mit Zitat antworten
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