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Alt 02.11.2009, 10:11   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Verloren!

Damals schneite es zwar nicht mehr, doch an manchen Stellen bedeckten noch Schneeflächen die Wiesen und Felder. Dementsprechend hart und kalt fühlte sich der Boden unter meinen Pfoten an. An sonnigen Tagen konnte jedoch die Luft um die Mittagszeit schon angenehme, vorfrühlingshafte Milde erreichen. Das Erwachen der Natur stand also unmittelbar bevor.

Für mich war es deshalb rätselhaft, dass mir mein altes Frauchen trotzdem so unendlich müde erschien! Ach, ich hatte ja keine Ahnung! Mir pulsierte das Blut schon voll Ungeduld in den Adern, ich wollte raus ins Freie, wollte entdecken, wollte erobern, vielleicht auch wieder eine neue Kätzin betören....

Eines Morgens geschah das Ungeheuerliche: Hatte gerade meine morgendlichen Dehn -und Streckübungen hinter mir, sowie eine kurze Generalwäsche eledigt, als mir auffiel, dass es in der Küche immer noch merkwürdig still war. Auch aus dem Schlafraum hörte man keinen Ton.
Das kam mir gleich etwas sonderbar vor, denn es geörte zu den Gewohnheiten der Alten, morgens früh aufzustehen, um Wasser heiß zu machen und im Zimmer das Wärmtier neu zu befüllen.
War sie etwa aus dem Haus gegangen, ohne dass ich es bemerkt hatte?

Zu meinem großen Erstaunen lag sie immer noch im Bett und schlief.
Geduldig legte ich mich neben sie und wartete. Der Tag schritt voran, doch sie blieb, wo sie war und ließ sich auch durch Schmeicheln und Stupsen nicht dazu bringen, wach zu werden. Allmählich wurde mit komisch zumute....
Was sollte ich tun? Die Türen und Fenster waren fest verschlossen - ich konnte nicht einmal hinaus, um Hilfe zu holen!

Erst nach drei Tagen klopfte eine Nachbarin an die vordere Türe.
"Frau Wimberger," rief sie, "Frau Wimberger, ist ihnen etwas passiert?"
Als geraume Zeit später endlich die Türe aufgebrochen wurde, stürzte ich sofort hinaus und versteckte mich beim Holzstoß im hinteren Teil des Gartens. Ich war hungrig, ich war traurig, und ich war, das wurde mir jetzt erst so richtig bewusst, wieder ganz alleine und auf mich selbst gestellt.

Die Kaninchen hopsten unruhig in ihren Ställen hin und her. Auch sie waren ja seit drei Tagen nicht mehr gefüttert worden. Die armen Kerlchen! Hoffentlich würde man sie noch rechtzeitig finden, bevor Schlimmeres mit ihnen passierte!
Für mich stand gleich fest: Ich musste weiter, musste rasch einen neuen Platz für mich finden, vor allem für die Nacht, denn so warm war es ja nun doch noch nicht geworden.
Traurig machte ich mich auf den Weg......

Seufz. Hoffentlich finde ich Camillo, bevor es ihm ähnlich ergeht.
Muss mich beeilen. Ist schon zappenduster hier und der Schneefall wird auch immer stärker. Brrr! Wie werd ich ihn aber bloß aus dieser Falle rauskriegen?
Na, egal - mir wird schon was einfallen. So, nur noch der eine Gartenzaun, durch unter der Hecke, rüber zum Holzverschlag und - wie? Was?

Wo ist Camillo?
Nicht mehr drin? Hat er sich etwa selbst befreit? Wie hat er das gemacht?
Und, wenn er schon raus ist - warum kommt er dann nicht gleich heim? Hat er sich nun etwa echt verlaufen, der Dummian?

He, Camillo - wo bist du ? Mrrruauu! Kannst du mich hören? Kannst rauskommen aus deinem Versteck, ich tu dir nichts mehr! Fest versprochen!
War alles nur ein dummes, dummes Missverständnis! Mrrruau! Camillo! Camillo!
Hörst du mich, Kätzchen?
Komm wieder heim , heute Nacht wirds eise-eisekalt hier draußen......!

Wird fortgsetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (02.11.2009 um 10:13 Uhr)
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Alt 07.11.2009, 14:51   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Unverstanden!

Ihr seid gemein! Das ist ungerecht! Ich wollte euch doch nur helfen!
Aber bitte, wenn ihr unbedingt meint - dann geh ich halt meine Hofrunde und ihr müsst mit dem Zettelausspuck -Dings ganz alleine herummurksen!

Verdammt ungemütlich hier draußen, brrr! Der Schnee ist zwar wieder weggeschmolzen, aber eigentlich ist es nun auch nicht viel besser: Seit gestern Abend nieselt es in einem fort! Man weiß gar nicht, wo man hintrapsen soll - überall ist es nass und die Pfoten werden total matschig. Schnell laufen sollte man auch nicht, sonst kommt man auf den heruntergefallenen Blätten noch ins Schleudern. Hab ich schon "Brrrr!" dazu gesagt?

Ich muss mir dringend einen einigermaßen gemütlichen Ort suchen!
He, da hör ich doch so ein gewisses Brummen - kommt da nicht etwa Karls Lauftier aus der Ferne herangetuckert? Das wäre ideal, dann könnte ich mich auf dessen warme Schnauze legen und mir den Bauch wärmen. Dann geh ich doch mal gleich zu Fräulein Mossbrugger rüber. Da stellt Karl nämlich sein Lauftier jetzt regelmäßig ab. Absichtlich. Hat sich verliebt, der Gute! Der soll mal lieber aufpassen! Fräulein Moosbrugger ist nicht minder zutraulich wie meine Dreifärbige! Wenn das so weitergeht, hat Karl über kurz oder lang auch so eine kleine Nervensäge im Haus...

Ach ja, das wollte ich euch ja rasch erzählen: Camillo ist noch immer nicht zurück. Eigenartig. Dachte, der würde heimfinden, sobald er aus der Falle raus ist. So schwer kann das doch selbst nicht bei Schneelage sein! Frauchen hat beschlossen, ihn suchen zu lassen.
Suchen lassen, das geht so: Herrchen setzt sich an das eckige Dingsda in seinem Arbeitszimmer und trippelt mit den Vorderpfoten über ein flaches Brettchen mit Tasten. Irgendwie sagt er so dem Arbeitszimmer-Fernsehen, dass es ein Bild von Camillo machen soll und sich einen Hilferuf an alle Nachbarn ausdenkt. Das Allerspannendste aber kommt noch: Herrchen kann dem Fernsehen auch sagen, dass es seine Gedanken ausspucken soll! Die kommen dann rechts daneben bei einer anderen Maschine in flachgedrückter Form heraus! Camillos Gesicht ist darauf und auch kleine, schwarze Muster -ähnlich wie in Herrchens Zeitung. Menschen verstehen solche Muster, sie nennen das "Lesen". Dürfte aber nicht ganz einfach sein, es zu erlernen, zumindest hat Klein-Nina im Vorjahr ziemlich lange gejammert, dass es doch " so schwer" sei....

Mir gefiel Camillos Bildchen sehr gut. Man konnte ihn gut darauf erkennen.
Die Maschine spuckte einen Zettel nach dem anderen aus, und ich guckte mit großem Interesse zu. Einer muss ja schließlich aufpassen, dass alles richtig abläuft - außerdem musste Herrchen grade mal aufs Klo.
Weil ich nett sein wollte, beschloss ich, ihm bei der Camillo-Suche zu helfen.
Dachte mir, wenn ich an den Zetteln ziehe, wird die Maschine die Blätter vielleicht noch etwas schneller ausspucken. Ein leises "Ratsch!" sagte mir sofort, dass ich an der Technik noch etwas zu feilen hatte. Also sprang ich gleich direkt auf das Gerät und beäugte die Sache näher. Möglicherweise hatte ich mit den Hinterpfoten mehr Erfolg! Schrrrrrr- itz! Fast wäre ich abgestürzt! Auf diesem Blatt hatte Camillos Konterfei eine tiefe Narbe von der Stirne abwärts. Mist! das war wohl auch nichts!
Also probierte ich es nun mit dem Maul, ganz, ganz vorsichtig und auch nur an einer einzigen Ecke... Da, schon hatte ich sie! Blöde Ecke! Das Blatt hatte sie abgeworfen! Hmm, mal überlegen...
Könnte das Ergebnis etwa besser ausfallen, wenn man sich gleich dem gesamten Körpergewicht auf die erscheinende Seite draufstellt....?

"Samuel!" Soeben war Herrchen vom Klo zurückgekommen.
Ich hatte ihn gar nicht kommen hören und erschrak deshalb so sehr, dass ich gleich vom Blattspuckgerät herunterpurzelte und auf sämtlichen, bereits auf dem Boden liegenden Blättern, landete. Schnell wollte ich aufstehen und Fersengeld geben - schrummm! Dabei wirbelte ich den ganzen Blattsalat wie in einer Wolke um mich herum in die Höhe!
"Samuel!" Verdammt, warum musste Herrchen auch immer gleich so brüllen?
Ich wollte ihm doch nur helfen.
Als er mir aber auch noch "Ksch, ksch!" hinterherrief, war ich mit meiner Langmut am Ende. Na gut, wenn er unbedingt meint! Soll er sich doch seine kleine Nervensäge selber suchen! Mir sagt niemand "Ksch, ksch - niemand, niemand....

Ah, ich liebe so einen durchgewärmten Lauftierbauch! Hier lässt es sich doch für ein Weilchen aushalten! Solltest du auch machen Camillo, woimmer du auch im Augenblick sein magst.....


Wird fortgesetzt!
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Geändert von a.c.larin (07.11.2009 um 14:57 Uhr)
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