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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 15.09.2009, 22:35   #1
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard Reife

So nimmt das Leben seinen Lauf.
Tausendmal gesehn und tief betrachtet.
Am Ende steht die Todestauf.
Umarmt, umhüllt, umnachtet:
Beendet.

Selig, wer dann ohne Fragen
Im Tiefinnersten der Welt
Niemals unterliegt den Klagen.
Der sich selbst zusammenhält.

Wer sich findet in den Tiefen
Innerstens, eigenstens Ruhn,
Reift hinein ins wahre Sein,

Weil ihn die eignen Geister riefen.
Irrsal ward nicht seinem Tun.
Ruhig wird der Tag und klein.

Seele treibt nicht Ausverkauf.
Innen gibt es nie Verrat:
Noch ist sie sich treu geblieben.
Kniefall fand im Geist nie statt.
Es nimmt das Leben seinen Lauf.
Nichts wendet.
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Alt 23.09.2009, 18:35   #2
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard

Hallo cyparis

Dein Gedicht ist inhaltlich eine Auseinandersetzung mit der Reife der Seele, der Lebenserfahrung und Bewertung all der Jahre.
Mit einem der wahrscheinlich am längsten auseinanderliegenden Reime.
(Beendet in S1 - Nichts wendet in S5)

Interessant, dass du diese Gedanken in dieser Rubrik gestellt hast. Spiritualität - was ist das, möchte ich eigentlich fragen. Nicht unbedingt dich oder jemand anderes, eher mich selbst.
Spirit ist Geist, Spiritualität somit Geistlichkeit, vielleicht geistvoll. Was ist Geistlichkeit? Religiöser Glaube, Gedankliches, Wissen, Erfahrung, Konservation, traditionelles Handeln...? Ich glaube, Spiritualität ist vor allem Fragen. Hinterfragen von Gegebenem, nicht Vorgekautes und Kulturelles reflektionslos übernehmen oder bequem annehmen. Leben ist nur unmittelbar zu erfahren. Kein Grundsatz oder Lehrglaube ersetzt das eigene "Erfühlen" der Welt. Warum soll man irgendetwas Erlebtes ändern? Es ist nur eine der unzähligen Facetten des möglichen Austausches von Wirklichkeit. Damit meine ich nicht, dass alles Schlechte unumstößlich anzunehmen sei. nur die im Innern gespeicherte Erfahrung macht eine Abgleich von Leben und Tod möglich. Wer schon vor dem Tod das Leben für beendet sieht, keine weiteren Erfahrungen mehr macht, der ist wahrlich schon Tod im Geist. Sollte Reife das Ende der Fragen sein?

So. Bin mal etwas anders an den Inhalt deines Gedichtes rangegangen.
Kommt es hin an deine Intention?


Blaugold
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Alt 23.09.2009, 19:30   #3
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Lieber Blaugold,

zuerst in aller Kürze:
Geistlichkeit ist für mich Klerus in jeder Formation.
Geistigkeit ist das Erleben des eigenen Geistes, der eigenen Seele - was mit Glauben in unserem abendländisch geprägten Sinn nichts zu schaffen hat.
Deswegen sprach ich auch im halb übertragenen Sinne von den eigenen Geistern.

Ja: Reife ist die Reife vor dem Tod. Das Ende der Fragen an den eigenen Geist.
Mögen sie kommen, wann sie wollen. Gestellt werden sie allemal vorher.

Bis bald lieben Gruß
und Dank
von
cyparis
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Alt 23.09.2009, 19:45   #4
Lena
Lyrische Träumerin
 
Registriert seit: 13.02.2009
Ort: Dort, wo meine Träume mich nähren.
Beiträge: 686
Standard

Liebe Cyparis

Staub sind wir

wir sinken


Selig, wer dann ohne Fragen...was für ein gemeinnissvoller, und dennoch klarer Text.

Ich muss gestehen, das ich deine Antwort auf Blaugold gelesen habe, und vielleicht auch deshalb etwas klarer sehe.

Die letzte Strophe hat es mir sehr angetan:

Seele treibt nicht Ausverkauf.
Innen gibt es nie Verrat:
Noch ist sie sich treu geblieben.
Kniefall fand im Geist nie statt.
Es nimmt das Leben seinen Lauf.
Nichts wendet.


Ich möchte dir zustimmen,..in all deinen Zeilen. Je näher und tiefer ich es wirken lasse, um so mehr.

Mich hast du berührt, und auch nachdenklich gemacht, aber auf eine eher beruhigende Weise.

Liebe Grüße an dich

Lena
__________________
~ Mit lieben Gedanken ~


©auf alle meine Werke
............
Marion Baccarra
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Alt 23.09.2009, 20:06   #5
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe Lena,

(selten zu sehen!!!!),
das freut mich. Mein Gedicht will Ruhe ausströmen.
Jeder, der in sich schaut, kommt an einen Ruhepol, weil er (wie ich? alleine?) trotz aller Unruhe in sich selber wirklich ruhen kann.
Alltägliches - so wichtig es auch sein mag - wird nicht unwesentlich, aber aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.
Was zählt:
Die Treue zu sich selbst.

(Das schließt Gefangenschaft und Folter aus.
Ob ich mir dann treu bliebe??
Aber das ist ein völlig anderes Kapitel).

Hab Dank für Deinen Kommentar!


Lieben Gruß
von
cyparis
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