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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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... eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht,....
Ich hege wieder zarte Hoffnungen! Frauchen hat heute Camillo in den Transportbehälter gesteckt, in dem sie mich immer zur Tierärztin bringt! Vielleicht wird die ihn auch von hinten pieksen (bösgrins) oder möglicherweise sogar kastrieren ( diebischfreu) - was immer das sein mag. Vielleicht muss Camillo auch für immer dortbleiben - hätte jedenfalls nichts dagegen einzuwenden. So eine Menschenwohnhöhle ist ohne Zweitkater-Rivalen eindeutig angenehmer zu bewohnen! Räkelte mich vorhin geradezu genüsslich auf dem neuen Wohnzimmerteppich . Das anschließende Krallenschärfen machte mir seit langer Zeit auch wieder mal so richtig Spass! Noch dazu wurde ich auch von niemandem gerügt - weil Frauchen ja mit ihrem Lauftier und Camillo weggelaufen ist! Ach Frauchen, liebes Frauchen! Bring ruhig das kleine Miststück weg und dann liebe nur noch mich - mich ganz allein! Ich werde dir zu Füßen liegen, dein Herz umschmeicheln, die Wunden deiner Seele trösten, dir immer dein treuergebenster Samuelschatz sein.... Schmacht - mijau! Verschmähte Liebe kann schon weh tun.... Vielleicht kommt sie ja wieder zur Besinnung, das wäre wirklich hoch an der Zeit. Herrchen jedenfalls hat vorhin die Katzenklappe wieder so eingestellt, dass ich ungestört rein und rauskann. Was für ein Segen! Ich liebe ihn! Herrchen ist der Beste! Gab mir nachher sogar eine Extra - Knabberstange. Einfach so. "Na, Alterchen, wie gehts denn so?" brummelte er freundlich und tätschelte mich dabei. "Weibers sind schon wankelmütig in ihren Leidenschaften, nicht wahr? Ohren steif halten, Junge, da müssen wir Männer halt einfach durch...!" Ach - ein wahres Wort von Kater zu Kater tut doch immer gut! Ich rieb mein Köpfchen an seinem linken Hosenbein und umwickelte schwanzmäßig sein rechtes - soll keiner sagen ich ließe es bei artgerechter Behandlung an Freundlichkeiten fehlen! Sah ihm dabei tief in die Augen und mauzte: "Kannst du nicht mal ein Machtwort reden mit ihr? Du bist doch der Rudelführer hier. Da musst du schon mal zeigen wos langgeht, sonst schleppt sie über kurz oder lang noch alles Mögliche ein, nur weil es vier Beine hat und niemandem gehört....." Er schien mir aber nicht recht zuzuhören, denn gerade hatte er an der Bauchseite seines heißgeliebten Lauftieres rotbraune Flecken entdeckt. Schlimme Hautkrankheit! Erst bilden sich dicke Blasen, dann blättert die obsterste, farbige Schicht ab, danach zeigen sich rostrote Flecken und zuletzt richtige Löcher..... Grusel ! Hoffentlich krieg ich sowas nie! Herrchen lief gleich in den Keller und holte ein kleine, bunte Dose... Hoffte schon auf einen zusätzlichen Snack , doch mittlerweile war Herrchen schon zu beschäftigt mit der Malaise seines Lauftieres, also beschloss ich, unserer Nachbarin, Fräulein Moosbrugger, wieder mal eine Besuch abzustatten. In letzter Zeit ist sie sehr empfänglich für Trost. Hat auch ihren Kummer, die Gute. Sie hat mirs leise schluchzend ins Ohr geflüstert. Ihr Freund, so vermutet sie, hätte auch noch eine andere. Ach , die Ärmste! Ich kann sie ja so gut verstehen! Schätzchen, ich weiß doch, was du mitmachst: Dein Freund liebt eine andere - und mein Frauchen hat Camillo ins Haus genommen! Wir trösten uns dann gegenseitig : Ich schnurre ausdauernd - und sie füttert mich mit allerhand Leckerlis. Wie kann ein Menschenkater dieser Frau nur abtrünnig werden? Also ich würde mich doch nie irgendjemand anderem zuwenden, dazu bin ich viel zu treu und anhänglich.... Frauchen mag es allerdings nicht so sehr, dass ich Fräulein Moosbrugger besuche - versteh gar nicht, warum. Ich glaube, sie hat ihr immer noch nicht verziehen , dass Herrchen sich ihretwegen so sehr für die Gartenarbeit interessiert hat. Menschen haben schon ein reichlich verzwicktes Gefühlsleben, kanns euch sagen! Zum Glück sind wir Katzen da ganz anders.... Wird fortgesetzt!
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Wohl dem , der ein Zuhause hat....
Damals war für mich die Sache klar: Nie wieder wollte ich in die Hände der Menschen geraten! Ich hielt mich geraume Zeit nur am Rande ihrer Siedlungen auf und bewohnte vor allem die angrenzenden Felder und Hecken. Da Hochsommer war, gab es wettermäßig auch kaum etwas dagegen einzuwenden. Die gegegentlichen Regenschauer waren eine willkommene Abkühlung von der täglichen Hitze, bei starkem Gewitter verkroch ich mich irgendwo unter einem Holzstoß oder hinter einem Schuppen - alles in Allem also kein schlechtes Leben für einen jungen Kater im Vollbesitz seiner Jungkaterkräfte! Futter fand ich genug, denn ich war ein geschickter Jäger und in den Feldern tummelten sich die Mäuse. Hin und wieder erwischte ich auch einen Vogel, aber zumeist waren es nur ganz junge, die das Fliegen noch nicht so richtig erlernt hatten. Mussten sie dann auch nicht mehr. Die Mühe nahm ich ihnen ab..... Ich hatte damals auch eine Freundin, Halbangora mit schönem, seidigen Fell. Sie hieß Amelie und wohnte in einem der Siedlungshäuser ganz in der Nähe. Amelie liebte die Mäusejagd genau so wie ich. Es war ihren Besitzern zwar nicht ganz recht, dass sie sich mit mir in den Feldern herumtrieb, doch irgendwie schaffte sie es immer, sich für einen kleinen Ausflug freizumachen. Wir wurden bald auch ein Liebespaar! Ach, diese süße, seidige Amelie! Nie werde ich ihr honigfarbenes, weiches Fell vergessen...... Doch als der Sommer vorüber ging und die ersten Herbststürme übers Land wehten, blieb Amelie immer öfter aus und ich wartete vergeblich an unserem gewohnten Treffpunkt auf sie. Es war wohl so, dass die Menschen sie in ihrer Wohnhöhle eingeschlossen hatten, um sie von mir fernzuhalten. Mrruau! Ich wusste doch, warum ich diesen Typen nicht traute. Dennoch trieb ich mich mittlerweile häufiger auch in ihren Siedlungen umher, denn die Mäuse auf den Feldern waren spärlicher geworden, die Vögel vorsichtiger und mein Appetit immer beträchtlicher. Irgendwie ahnte ich wohl schon das Hernannahen des kommenden Winters. Die Nächte waren bedeutend frischer und die Gewitter auch heftiger geworden. An manchen Tagen blies ein stürmischer Wind durch mein Fell und ließ mich wirklich frieren. Deshalb war es hoch an der Zeit, einen warmen Unterstand zu finden - aber wo, bitte, sollte der sein...? Eines Tages kam ich an einem sehr kleinen, schon ein wenig baufällig wirkenden Häuschen vorbei. Straßenseitig hingen ein paar Blumenkästen vor den Fenstern und eine grüne Holzbank stand da, auf der oft eine Zeitung lag. An der Hinterfront hatte das Häuschen einen schmalen, langgezogenen Garten, in dem allerhand Grünzeug in sehr ordentlichen Reihen angepflanzt war. Tagsüber hoppelten zwei Häschen durch all die Beete - sie hätten leicht auch in die angrenzenden Felder entwischen können, doch das taten sie nie. Das interessierte mich. Tiere, die freiwillig bei Menschen blieben, obwohl sie hätten fliehen können? Vielleicht war ja hier doch ein einigermaßen angenehmer Ort, um zu überleben, zumindest für einen Winter.... Ich begann also, das kleine Häuschen zu beobachten. Wie sich sehr bald herausstellte, wohnte darin nur eine alte Frau. Sie konnte wohl nur noch schlecht sehen, schien aber feine Ohren zu haben, denn sie drehte immer den Kopf nach allen Seiten, wenn ich leise an ihr vorüber durch den Hof huschte. Folgen konnte sie mir nicht, denn sie kam selber nur mühsam voran und hatte einen Stock, auf den sie sich dabei stützen musste. Doch sobald sie aus dem Haus in den Hof trat, witterten die Häschen und hoppelten freudig auf sie zu. Irgendetwas bekamen sie dann wohl immer zu fressen. Danach trug sie die alte Frau zu kleinen Holzbehältern, in denen sie sie über Nacht einschloss. Am Morgen ließ sie ihre Tiere wieder frei. Ich verfolgte das Geschehen mehrerer Tage lang, bis ich mir sicher war, dass von dieser Frau wirklich keine Gefahr für mich ausging. Schließlich wagte ich mich hinter einer Mülltonne hervor, als sie gerade auf der Bank vor ihrem Haus saß. Ich mauzte ein wenig und wartete, was nun passieren würde. Doch sie schien mich gar nicht bemerkt zu haben, saß nur weiter ganz stumm auf der Bank und murmelte etwas vor sich hin. Dann stand sie langsam auf und ging ins Haus hinein. Die Tür ließ sie aber offen. Nanu? Neugierig geworden kam ich ein paar Schritte näher und guckte in den Flur hinein. Wo war sie nur geblieben? Es dauerte jedoch nicht allzu lange, da hörte ich schon ihre schlurfenden Schritte wiederkommen. Sofort zog ich mich hinter die Mülltonne zurück. "Mauzi,Mauzi, Mauzi!" hörte ich sie rufen. Sie trug ein kleines Schälchen mit einer weißen Flüssigkeit in der Hand, das sie unter der kleinen Bank abstellte. "Mauzi, mauzi, mauzi!" rief sie noch ein zweites Mal. Dann machte sie wieder kehrt und ging zurück ins Haus. Diesmal schloss sie die Tür. Ich wartete erneut, doch sie kam nicht wieder. Hatte sie mit "Mauzi, Mauzi! " etwa mich gemeint? Vorsichtig schlich ich mich näher. Die weiße Flüssigkeit hatte eine angenehmen Geruch. Ich erinnerte mich, dass ich früher mal etwas Ähnliches getrunken hatte. Auf diese Weise kam ich zu meinem ersten Schälchen Milch nach langer Zeit. Und es sollten noch viel weitere folgen.... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (24.10.2009 um 11:56 Uhr) |
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#3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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..,die mit Eifer sucht. ....
Leute, das müsst ihr gesehen haben: Ein Lauftier, das sich verlaufen hat! Zwar nicht sehr weit, aber immerhin doch. Kam gestern früh von meinem Hofrundgang zurück und wollte noch kurz zu Fräulein Moosbrugger rüberflitzen ( Ihr wisst schon: wegen Trost spenden), da bemerkte ich, dass das Lauftier von Karl dort vor dem Gartentor stand. Sehr seltsam, das. Da fiel mir ein, dass es den Abend zuvor auch nicht vor dem Mittermaier - Haus gestanden hatte, wo es eigentlich hingehört. Dachte mir also, der junge Mann wäre einfach noch unterwegs. Und nun hatte sein Lauftier plötzlich nicht ganz heimgefunden! Versuchte gleich, der Sache auf den Grund zu gehen und machte dabei noch eine ganz andere Entdeckung: Auch Karl schien nicht mehr genau zu wissen, wo er wohnt! Der kam nämlich freudestrahlend aus dem Moosbrugger-Häuschen heraus und steckte sich gleich eine Feuerstange in den Mund! Das macht er immer so, wenn er mit sich und der Welt zufrieden ist. Was am Nicht-Heimfinden allerdings so toll sein soll, konnte ich mir nicht erklären. Fräulein Moosbrugger stand hinter ihm in der offenen Türe und winkte ihm freudestrahlend nach. Offenbar war sie froh, ihn über seinen Irrtum aufgeklärt zu haben. Dann sah sie mich und zwitscherte vergnügt: "Hi Samy, wie wärs mit einem kleinen Imbiss?" Für einen schmackhaften Happen zwischendurch bin ich eigentlich immer zu haben, nur, dass sie jetzt so überaus fröhlich war, irritierte mich ein bisschen. Woher kam der jähe Stimmungswechsel bei ihr? Ich dachte mir daher: Wahrscheinlich ist das Fräulein sehr teilnahmsvoll und freut sich darüber, das sie ihrem Nachbarn ein wenig behilflich sein konnte.... Ihr könnt euch aber meine Verblüffung nicht vorstellen, als ich heute Morgen feststellen musste, das Karls Lauftier wieder falsch übernachtet hatte.... Muss ich mir nun Sorgen machen um das liebe Fräulein? Frauchen hat auch schon bemerkt, was da los ist, nimmts aber sehr gelassen. Im Gegenteil: Ihr scheint die rätselhafte Lauftierkrankheit durchaus recht zu sein. "Na endlich wird dieser Garten auch einmal richtig beackert!" meinte sie heute beim Frühstück zu Herrchen. Der schien mir aber eher enttäuscht zu sein, denn er zuckte nur mit den Schultern und vertiefte sich in das Betrachten seiner Zeitung. Vielleicht meinte er damit, dass der kleine Moosbrugger-Garten ja gar nicht so viel Pflege braucht... Ich war ein wenig verwirrt, denn ich kann mir nicht vorstellen, was Karls Lauftier mit dem Garten von Fräulein Moosbrugger zu tun haben könnte! Um damit zu ackern, so wie die seltsamen Tuckertiere, die manchmal über die Felder fahren, müsste er daran noch einige deutliche Veränderungen vornehmen. Und ob das das Fräulein Mossbrugger das überhaupt will? Nach einer Weile ließ Herrchen die Zeitung niedersinken und meinte knapp: "Wenn das nicht wieder sein nächster Verkehrsunfall wird...." Dann verließ er die Küche und ich konzentrierte mich auf Wichtigeres, denn soeben kam Camillo bei der Katzenklappe herein und wollte sofort etwas zu fressen haben. Weil sein eigener Napf schon leer war, machte er sich über die Reste auf meinem Teller her, was mir sofort ein heftiges Fauchen entlockte. Frauchen schimpfte ein wenig mit Camillo und setzte ihn zum Glück vor seinen eigenen Teller, den sie gleich mit Futter befüllte. Mir war der Appetit vergangen, also nützte ich die Gelegenheit, um durch die Katzenklappe abzuhauen, nicht ohne Camillo vorher noch mal gründlich angeschnauzt zu haben. Der sollte ruhig wissen, wer hier der Herr im Hause ist... Nützte mir aber nicht viel - Frauchen schickte mir ein entrüstetes "Samuel!" hinterher. Seufz. Damit wird sie wohl meine Erziehungsmaßnhamen auch weiterhin unterminieren... Seit Camillo vom Tierarzt zurück ist, darf er auch wieder in den Hof hinaus, angeblich, weil es nun egal ist, ob er sich verläuft oder nicht. Irgendetwas Geheimnisvolles hat die Tierärztin angeblich mit ihm gemacht. Mir wäre es allerdings auch vorher schon egal gewesen, wohin dieser kleine Besen sich verkrümelt - soferne es nur bald ist und weit genug weg! Lag anschließend auf unserem Lauftierschutzdach und grübelte darüber nach, wohin Camillo wohl am besten verschwinden könnte. Dachte mir: Wenn Lauftiere sich verlaufen können, dann könnten es doch kleine Kater erst recht tun! Möglicherweise müsste man dazu auch nur ein ganz klein wenig nachhelfen. Und nach einigem Sinnieren kam mir plötzlich eine zwar finstere, aber durchaus überlegenswerte Idee..... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (25.10.2009 um 06:52 Uhr) |
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#4 |
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Trautes Heim
Damals gingen meine Ideen allerdings in eine ganz andere Richtung. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich an etwas Gutes gewöhnen kann! Ich, der ich einen Sommer lang umherstreunte und keinen Gedanken daran verschwendete, mich an irgendjemanden anzuschließen, ich wurde allmählich seßhaft! Natürlich half der voranschreitende Herbst und die immer kühler werdenden Nächte gehörig mit, doch wäre die alte Frau nicht so überaus vorsichtig und geduldig mit mir gewesen - wer weiß, ob ichs nicht doch vorgezogen hätte , im Freien zu überwintern? Das tägliche Schüsselchen Milch holte ich mir jedenfalls bald. Sie stellte es immer frühmorgens unter die Bank vor dem Haus, sodass mein Magen rasch eine gewisse Pünktlichkeit erlernte. An milden Herbsttagen saß die Alte auch mittags vor dem Haus und aß Brot mit Wurst oder Käse. Wenn sie mich in der Nähe vermutete, warf sie wie selbstverständlich immer ein paar Stücke in Richtung der Mülltonne, denn dahinter hockte ich zumeist und beobachtete sie. Nach und nach musste sie die Leckerbissen gar nicht mehr so besonders weit werfen, denn ich rückte immer näher und näher.... Eines Tages im Spätherbst, es war schon geraume Zeit ziemlich frostig gewesen, fielen die ersten Flocken vom Himmel. Ich mochte das weiße Zeug überhaupt nicht! Abgesehen davon, dass es sich so kalt anfühlte unter den Pfoten, hatte es auch noch die unangenehme Eigenschaft, mir das Fell nass zu machen, sobald ich mich an irgendeinen geschützteren Ort zurückzog, um mich zu wärmen. Ich dachte mit wehmütigen Erinnerungen an die trockenen Nächte im Tierheim, gruselte mich aber zugleich bei bem Gedanken an den Tierarzt. Das konnte ja heiter werden, wenn das so weiterging..... Die alte Frau war schon den ganzen Vormittag im Garten zugange gewesen und zerkleinerte Holzstücke, die sie anschließend in verschiedenen Kistchen aufstapelte. Dabei seufzte sie und stöhnte auch manchmal - die Arbeit schien ihr nicht leicht zu fallen. Doch warum blieb sie nicht in ihrem Haus? Da drin war es doch sicher viel wärmer und auch gemütlicher als hier draußen im eisigen Schneewind. Ich guckte ihr interessiert bei ihrer Tätigkeit zu. Das schien sie irgendwie zu freuen, denn sie begann bald, irgendwelche halblauten Worte vor sich hin zu murmeln. Redete sie nun mit mir oder mit sich selbst? Weil ich nicht unhöflich sein wollte, warf ich hin und wieder ein vorsichtiges "Miau!" ein, worüber sie immer zu lächeln begann. Schließlich war sie fertig und war im Begriff zurück ins Haus zu gehen, als sie plötzlich innehielt, so , als wäre ihr etwas eingefallen. Jedenfalls drehte sie sich noch einmal um , mit ihren Augen den Garten absuchend .( Es hatte schon zu dämmern begonnen, daher konnte sie mich wohl gar nicht mehr so genau erkennen). Klar und deutlich rief sie: "Mauzi, Mauzi , Mauzi - komm!" Das ließ ich mir nicht zweimal sagen! Sobald sie die rückwärtige Türe zum Haus geöffnet hatte, sauste ich blitzgeschwind an ihr vorbei und in den Vorraum hinein! Ich hatte kaum Zeit zu überlegen und war anschließend selbst über mich verwundert, denn die Türe zur Freiheit schloss sich hinter mir, und ich hatte trotzdem überhaupt keine Angst! Meine Wohltäterin machte sich daran, ein Feuer auszurichten. Mitten in ihrem Hauptwohnraum hatte sie ein kleines, schwarzes Ding stehen. In dessen Maul stopfte sie nun Papier - und Holzstücke und legte auch ein paar dunkle Steine darauf. Dann machte sie Feuer mit einem kleinen Stäbchen. Ich war sehr erstaunt, denn so etwas hatte ich noch nie gesehen. Wenig später wurde es im Raum angenehm warm. Die Alte ging in die Küche. Von dort brachte sie eine Schale Tee für sich und ein Schüsselchen Futter für mich. Sie setzte sich auf die Bank , nahe zum Feuermaulkasten und sobald ich mit dem Fressen fertig war, sprang ich auf ihre Schoß und verbrachte so den Abend mit ihr. Es wurde der Beginn einer tiefen und innigen Freundschaft.... Wird fortgesetzt! .
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#5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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....sucht, was Leiden schafft
Kleine Kätzchen sind ja sowas von neugierig! Da kann auch mal was passieren - habs ja immer schon gesagt. Das habt ihr jetzt davon! Armes Ninalein, nun musst du so viel weinen. Na komm Schätzchen, Samuel wird dich trösten. Ja, ja, streichel mich, mich allein - und nicht den kleinen Rabauken.... Bin heute sehr zufrieden mit mir und der Welt! Camillo hat was angestellt - Frauchen musste sehr mit ihm schimpfen und Nina will ihn jetzt eine Weile in ihrem Zimmer nicht mehr sehen. Weil er ihre Puppe kaputt gemacht hat. Schwerer Schädelbasisbruch, bedingt durch rückwärtigen Aufprall. Puppen sehen aus wie kleine Menschen, nur dass sie eben nicht lebendig sind. Aber sehr ähnlich angezogen. Ninas Lieblingspuppe sitzt immer auf dem Mansardenfensterbrett und guckt in den Garten hinunter. Besser gesagt : Sie saß! Denn heute Vormittag ist sie abgestürzt. Das ist aber in Camillos Sündenregister zu schreiben! Was musste er sich denn unbedingt am Vorhang hochhangeln und anschließend oben auf dem Fensterbrett spazieren gehen? So etwas macht man doch nicht! ( Vor allen Dingen dann nicht, wenn man es nicht richtig kann! ). Soll mir aber recht sein , wenigstens wissen sie jetzt, was sie sich da für eine Plage ins Haus genommen haben! Nina hat Rotz und Wasser geheult, als sie das Püppchen auf dem Boden liegend wiederfand. Ein dicker, breiter Sprung ging quer durch das Puppengesicht, sah echt nicht schön aus - und Camillo war mittlerweile hinterm Bett verschwunden. Frauchen guckte auch ganz betrübt. "Herrje, ausgerechnet die Puppe mit dem Porzellankopf!" hörte ich sie sagen. Zur Strafe fischte sie das ungezogenen Katzenkind unterm Bett hervor und setzte es vor die Türe. Der guckte vielleicht verdutzt drein! Hat wohl geglaubt, ausgerechnet für ihn gäbe es nur Freibriefe für Unartigkeiten.... Ich witterte gleich eine günstige Gelegenheit und heftete mich an seine Fersen. Mein untrüglicher Instinkt sagte mir, dass jetzt der langersehnte Moment gekommen war, meinen Plan ( Aktion "Rettet Samuels Seelenfrieden" ) zu verwirklichen.... Trabte erst mal eine Weile unauffällig hinter ihm her, um zu sehen was er vorhatte. Sondierte dabei sorgfältig das Terrain, jetzt Minusch zu treffen, wäre doch etwas unangenehm gewesen. Schließlich überholte ich ihn und tat dabei so, als hätte ich gerade eine interessante Spur gefunden. Wie zu erwarten war, wurde er sofort auf mich aufmerksam. Er lief wieder voraus und lauerte mir hinter der nächsten Hecke auf , um plötzlich heraus zu springen..... So ging das Spielchen eine Zeit lang hin und her. Dabei lockte ich ihn langsam, aber unmerklich zuerst hinter Dobrowolnys Holzstoß und von dort weiter entlang der Gartenzäune, bis hin zu meinem angepeilten Ziel. Nun musste ich nur noch ein wenig Glück haben.... Wird fortgesetzt!
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#6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Wie ein Herz und eine Seele...
Damals hatte ich das Glück jedenfalls ganz auf meiner Seite! So kalt es in diesem Winter auch draußen war, im Haus der alten Frau fand ich doch alles, was mein Herz begehrte. Es schien, als hätte sie nur auf jemanden wie mich gewartet, denn, einmal bei ihr eingezogen, wurde ich zum Mittelpunkt ihres Interesses. Die Milch servierte sie mir immer gewässert und handwarm. Das Futterschälchen wurde stets peinlich sauber gehalten, selbst mein Fell bekam nach kurzer Zeit einen seidigen Schimmer, weil sie es täglich zweimal bürstete! Ich belohnte sie für ihre Bemühungen mit Geschnurre vom Feinsten und legte mich, wenn sie wieder einmal das Gliederreißen plagte, zärtlich über ihre rechte Schulter, da, wo sie immer besonders arge Schmerzen hatte. Das tröstete sie ein wenig. Im Übrigen war sie aber ein tapferes Weiblein, das sich zäh und verbissen durch ihren Alltag kämpfte, soweit ihr Alter das eben zuließ. Dabei erzählte sie mir oft ganz wirre Geschichten aus ihrer Vergangenheit - offenbar hatte sie auch schon eine Menge erlebt, nur schien ihr die Reihenfolge der Geschehnisse beim Erinnern irgendwie durcheinander zu geraten. Mich störte das aber nur wenig. Ich lauschte dem Tonfall ihrer Stimme und spitzte nur gelegentlich die Ohren, nämlich immer dann, wenn sich manchmal, zwischen zwei Atemzügen, dieses seltsame Zischen bei ihr hören ließ. Sie musste danach oft ihre Erzählungen unterbrechen, um wieder zu Atem zu kommen, doch da es sie selber nicht beunruhigte, machte auch ich mir weiters keine Sorgen um sie.... Das sollte sich allerdings als Irrtum herausstellen, denn je länger der Winter mit seiner Kälte andauerte, desto häufiger wurden die Zischlaute und auch die Pausen, die sie zur Erholung brachte, verlängerten sich. Trotzdem sorgte sie für mich mit einer rührenden Hingabe. Und so begriff ich allmählich, dass meine durch Flucht und Herumstreunen erlernte Furcht vor den Menschen wohl doch nicht ganz den Tatsachen gerecht wurde. Vom Küchenfenster aus hatte ich einen guten Blick auf die davor befindliche Straße. Auch wenn nur selten jemand an unserem Haus vorüberging, da es fast am Ende der Straße lag, so bot sich mir doch oft genug Gelegenheit, unsere unmittelbaren Nachbarschaft zu beobachten und einige Dinge über die Gepflogenheiten der Menschen zu lernen. Mittlerweile hatte der Winter ja vollends Einzug gehalten und die Schneedecke reichte mir bis an die Nasenspitze, Grund genug für mich, mich nicht allzu oft nach draußen zu wagen und wenn, dann immer nur für kurze Zeit. Manchmal allerdings begleitete ich meine alte Dame ein Stück die Straße entlang. Sie zog dann immer ein kleines, zweirädriges Wägelchen hinter sich her, in dem sich bei ihrer Rückkunft zumeist auch etwas Leckeres für mich befand! Heute erscheint es mir erstaunlich, dass sie es trotz ihres hohen Alters noch schaffen konnte, so zu jagen, doch damals nahm ich ihr glückliches Jagdgeschick als selbstverständlich an und genoss die damit für mich verbundenen Annehmlichkeiten in vollen Zügen! Ich ahnte noch nicht, wie schnell sich meine Lage abermals ändern würde. Als der Winter dem Ende zuging, war die Zeit, Abschied zu nehmen, erneut gekommen. Doch diesmal fiel es mir wirklich schwer, fortzugehen..... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (31.10.2009 um 16:25 Uhr) |
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#7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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......kein sanftes Ruhekissen
So - geschafft! War gar nicht mal so schwierig! Ging mir doch glatt auf den Leim, das Dummerchen! Na, das wird ihm wohl eine Lehre sein. Und möglicherweise bedeutet es für mich, dass der Hausfrieden jetzt endlich wieder hergestellt ist. Brrr! Muss mir zuerst aber gründlich die Pfoten wärmen - der Boden ist schon verdammt kalt da draußen. Heute Nacht wird es bestimmt noch zu frieren beginnen....Na ja, er hat ja auch schon ein dickes Fell bekommen, der Kleine. Muss er halt kräftig mauzen, vielleicht nützts ihm ja was..... "Mami, hast du vielleicht Camillo gesehen? Er ist mit Samuel vorhin rausgegangen und noch nicht wieder zurück gekommen! Und jetzt wirds langsam finster draußen. Sollten wir ihn nicht lieber rufen?" "Kannst du machen, mein Liebes, ich finde auch , dass er schon ein bisschen zu lange weg ist. Holt sich sonst noch eine Erkältung. Er ist noch zu klein für eine Nacht im Freien um diese Jahreszeit. Also geh nur, Nina kann dir ja beim Suchen helfen..." Hm, Tommy und Frauchen machen sich offenbar Sorgen um den kleinen Flederwisch. Na, sie werden schon über den Verlust hinweg kommen - schließlich und endlich haben sie ja mich! Außerdem werden sie ihn nicht so schnell finden. Hehe! Da müsstet ihr schon über drei Zäune klettern, und so schlau seid ihr nicht. War schon eine tolle Idee von mir, ihn in die Marderfalle zu locken! Musste gar keine besonderen Überredungskünste einsetzen, so verspielt wie der noch ist. Hopste einfach von selber da rein, als der Wind einige Blätter dahin wirbelte. Schnapp - und schon war er drin eingeschlossen! Tja, Junge - so ist das Leben: Pech für dich, Glück für mich! Wirst halt eine Weile drin warten müssen, bis wieder jemand kommt. Kannst ruhig süß und niedlich dreinschauen und erbarmungswürdig vor dich hin mauzen - die kleine Mona will dich dann sicher sofort zu sich nach Hause nehmen. Die hätte sich ja auch mich schon so gerne behalten.... Problem gelöst, würde ich sagen. Ach, ich bin schon wirklich ein überaus schlauer und raffinierter Hauskater! Nina kommt gerade von draußen herein. Sieht ziemlich verheult aus, die Kleine. Na hör mal, so schlimm ist das doch nun auch wieder nicht! Camillo wird das schon schaffen. Habs ja schließlich auch geschafft. Hm. Damals wars zwar noch etwas wärmer als jetzt, aber was solls - geschehen ist geschehen, lässt sich nix mehr ändern dran! War eigentlich in der Hütte Licht vorhin? Mist! Habs nicht nachgeprüft! War zu beschäftigt, die kleine Nervensäge zur Marderfalle zu locken... Ui! Und wenn da nun gar niemand mehr drin wohnt, der ihn finden kann? Verdammt! Dann hockt er ja wirklich die ganze Nacht lang da drin und vielleicht auch noch den nächsten Tag und den übernächsten und den darauf folgenden.... Ojojoj! Und wenn das wirklich so ist, wird er entweder langsam verhungern oder erfrieren oder möglcher Weise auch beides gleichzeitig! Ojojoj! Hab ich jetzt was angestellt? Er ist ja doch noch ein kleiner Kater, der nicht viel von Leben weiß! Schande über mich! Was hab ich getan? Ich muss raus! Ich muss ihn wiederfinden. Ich muss irgendwen auf ihn aufmerksam machen. Ojojoj! Und jetzt fängts auch noch zu schneien an. Ganz dicke Flocken. Mijaul, mrrruau ! Wenn bloß Minusch nichts davon erfährt.... Weg da von der Katzenklappe! Ich habs eilig! Ich muss ein Katzenleben retten! "Mami - sieh mal Samuel an! Was ist denn jetzt bloß wieder mit dem los...?" "Nina, Samuel ist schon ein große Kater, der muss halt mal seine Runde durch den Hof machen. Lass ihn einfach vorbei - der weiß schon, was er tut. Wir beide nehmen jetzt erst mal die Taschenlampe und suchen Camillo. Im Wetterbericht haben sie für heute Nacht starke Schneefälle angesagt. Wir sollten ihn bald finden...." Wird fortgesetzt!
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Verloren!
Damals schneite es zwar nicht mehr, doch an manchen Stellen bedeckten noch Schneeflächen die Wiesen und Felder. Dementsprechend hart und kalt fühlte sich der Boden unter meinen Pfoten an. An sonnigen Tagen konnte jedoch die Luft um die Mittagszeit schon angenehme, vorfrühlingshafte Milde erreichen. Das Erwachen der Natur stand also unmittelbar bevor. Für mich war es deshalb rätselhaft, dass mir mein altes Frauchen trotzdem so unendlich müde erschien! Ach, ich hatte ja keine Ahnung! Mir pulsierte das Blut schon voll Ungeduld in den Adern, ich wollte raus ins Freie, wollte entdecken, wollte erobern, vielleicht auch wieder eine neue Kätzin betören.... Eines Morgens geschah das Ungeheuerliche: Hatte gerade meine morgendlichen Dehn -und Streckübungen hinter mir, sowie eine kurze Generalwäsche eledigt, als mir auffiel, dass es in der Küche immer noch merkwürdig still war. Auch aus dem Schlafraum hörte man keinen Ton. Das kam mir gleich etwas sonderbar vor, denn es geörte zu den Gewohnheiten der Alten, morgens früh aufzustehen, um Wasser heiß zu machen und im Zimmer das Wärmtier neu zu befüllen. War sie etwa aus dem Haus gegangen, ohne dass ich es bemerkt hatte? Zu meinem großen Erstaunen lag sie immer noch im Bett und schlief. Geduldig legte ich mich neben sie und wartete. Der Tag schritt voran, doch sie blieb, wo sie war und ließ sich auch durch Schmeicheln und Stupsen nicht dazu bringen, wach zu werden. Allmählich wurde mit komisch zumute.... Was sollte ich tun? Die Türen und Fenster waren fest verschlossen - ich konnte nicht einmal hinaus, um Hilfe zu holen! Erst nach drei Tagen klopfte eine Nachbarin an die vordere Türe. "Frau Wimberger," rief sie, "Frau Wimberger, ist ihnen etwas passiert?" Als geraume Zeit später endlich die Türe aufgebrochen wurde, stürzte ich sofort hinaus und versteckte mich beim Holzstoß im hinteren Teil des Gartens. Ich war hungrig, ich war traurig, und ich war, das wurde mir jetzt erst so richtig bewusst, wieder ganz alleine und auf mich selbst gestellt. Die Kaninchen hopsten unruhig in ihren Ställen hin und her. Auch sie waren ja seit drei Tagen nicht mehr gefüttert worden. Die armen Kerlchen! Hoffentlich würde man sie noch rechtzeitig finden, bevor Schlimmeres mit ihnen passierte! Für mich stand gleich fest: Ich musste weiter, musste rasch einen neuen Platz für mich finden, vor allem für die Nacht, denn so warm war es ja nun doch noch nicht geworden. Traurig machte ich mich auf den Weg...... Seufz. Hoffentlich finde ich Camillo, bevor es ihm ähnlich ergeht. Muss mich beeilen. Ist schon zappenduster hier und der Schneefall wird auch immer stärker. Brrr! Wie werd ich ihn aber bloß aus dieser Falle rauskriegen? Na, egal - mir wird schon was einfallen. So, nur noch der eine Gartenzaun, durch unter der Hecke, rüber zum Holzverschlag und - wie? Was? Wo ist Camillo? Nicht mehr drin? Hat er sich etwa selbst befreit? Wie hat er das gemacht? Und, wenn er schon raus ist - warum kommt er dann nicht gleich heim? Hat er sich nun etwa echt verlaufen, der Dummian? He, Camillo - wo bist du ? Mrrruauu! Kannst du mich hören? Kannst rauskommen aus deinem Versteck, ich tu dir nichts mehr! Fest versprochen! War alles nur ein dummes, dummes Missverständnis! Mrrruau! Camillo! Camillo! Hörst du mich, Kätzchen? Komm wieder heim , heute Nacht wirds eise-eisekalt hier draußen......! Wird fortgsetzt!
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Unverstanden!
Ihr seid gemein! Das ist ungerecht! Ich wollte euch doch nur helfen! Aber bitte, wenn ihr unbedingt meint - dann geh ich halt meine Hofrunde und ihr müsst mit dem Zettelausspuck -Dings ganz alleine herummurksen! Verdammt ungemütlich hier draußen, brrr! Der Schnee ist zwar wieder weggeschmolzen, aber eigentlich ist es nun auch nicht viel besser: Seit gestern Abend nieselt es in einem fort! Man weiß gar nicht, wo man hintrapsen soll - überall ist es nass und die Pfoten werden total matschig. Schnell laufen sollte man auch nicht, sonst kommt man auf den heruntergefallenen Blätten noch ins Schleudern. Hab ich schon "Brrrr!" dazu gesagt? Ich muss mir dringend einen einigermaßen gemütlichen Ort suchen! He, da hör ich doch so ein gewisses Brummen - kommt da nicht etwa Karls Lauftier aus der Ferne herangetuckert? Das wäre ideal, dann könnte ich mich auf dessen warme Schnauze legen und mir den Bauch wärmen. Dann geh ich doch mal gleich zu Fräulein Mossbrugger rüber. Da stellt Karl nämlich sein Lauftier jetzt regelmäßig ab. Absichtlich. Hat sich verliebt, der Gute! Der soll mal lieber aufpassen! Fräulein Moosbrugger ist nicht minder zutraulich wie meine Dreifärbige! Wenn das so weitergeht, hat Karl über kurz oder lang auch so eine kleine Nervensäge im Haus... Ach ja, das wollte ich euch ja rasch erzählen: Camillo ist noch immer nicht zurück. Eigenartig. Dachte, der würde heimfinden, sobald er aus der Falle raus ist. So schwer kann das doch selbst nicht bei Schneelage sein! Frauchen hat beschlossen, ihn suchen zu lassen. Suchen lassen, das geht so: Herrchen setzt sich an das eckige Dingsda in seinem Arbeitszimmer und trippelt mit den Vorderpfoten über ein flaches Brettchen mit Tasten. Irgendwie sagt er so dem Arbeitszimmer-Fernsehen, dass es ein Bild von Camillo machen soll und sich einen Hilferuf an alle Nachbarn ausdenkt. Das Allerspannendste aber kommt noch: Herrchen kann dem Fernsehen auch sagen, dass es seine Gedanken ausspucken soll! Die kommen dann rechts daneben bei einer anderen Maschine in flachgedrückter Form heraus! Camillos Gesicht ist darauf und auch kleine, schwarze Muster -ähnlich wie in Herrchens Zeitung. Menschen verstehen solche Muster, sie nennen das "Lesen". Dürfte aber nicht ganz einfach sein, es zu erlernen, zumindest hat Klein-Nina im Vorjahr ziemlich lange gejammert, dass es doch " so schwer" sei.... Mir gefiel Camillos Bildchen sehr gut. Man konnte ihn gut darauf erkennen. Die Maschine spuckte einen Zettel nach dem anderen aus, und ich guckte mit großem Interesse zu. Einer muss ja schließlich aufpassen, dass alles richtig abläuft - außerdem musste Herrchen grade mal aufs Klo. Weil ich nett sein wollte, beschloss ich, ihm bei der Camillo-Suche zu helfen. Dachte mir, wenn ich an den Zetteln ziehe, wird die Maschine die Blätter vielleicht noch etwas schneller ausspucken. Ein leises "Ratsch!" sagte mir sofort, dass ich an der Technik noch etwas zu feilen hatte. Also sprang ich gleich direkt auf das Gerät und beäugte die Sache näher. Möglicherweise hatte ich mit den Hinterpfoten mehr Erfolg! Schrrrrrr- itz! Fast wäre ich abgestürzt! Auf diesem Blatt hatte Camillos Konterfei eine tiefe Narbe von der Stirne abwärts. Mist! das war wohl auch nichts! Also probierte ich es nun mit dem Maul, ganz, ganz vorsichtig und auch nur an einer einzigen Ecke... Da, schon hatte ich sie! Blöde Ecke! Das Blatt hatte sie abgeworfen! Hmm, mal überlegen... Könnte das Ergebnis etwa besser ausfallen, wenn man sich gleich dem gesamten Körpergewicht auf die erscheinende Seite draufstellt....? "Samuel!" Soeben war Herrchen vom Klo zurückgekommen. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören und erschrak deshalb so sehr, dass ich gleich vom Blattspuckgerät herunterpurzelte und auf sämtlichen, bereits auf dem Boden liegenden Blättern, landete. Schnell wollte ich aufstehen und Fersengeld geben - schrummm! Dabei wirbelte ich den ganzen Blattsalat wie in einer Wolke um mich herum in die Höhe! "Samuel!" Verdammt, warum musste Herrchen auch immer gleich so brüllen? Ich wollte ihm doch nur helfen. Als er mir aber auch noch "Ksch, ksch!" hinterherrief, war ich mit meiner Langmut am Ende. Na gut, wenn er unbedingt meint! Soll er sich doch seine kleine Nervensäge selber suchen! Mir sagt niemand "Ksch, ksch - niemand, niemand.... Ah, ich liebe so einen durchgewärmten Lauftierbauch! Hier lässt es sich doch für ein Weilchen aushalten! Solltest du auch machen Camillo, woimmer du auch im Augenblick sein magst..... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (07.11.2009 um 12:57 Uhr) |
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#10 |
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Auf Platzsuche
Mir war damals auch mächtig kalt - besonders in den ersten Nächten, nachdem ich mein behagliches Quartier bei der alten Dame verlassen hatte. Mehr durch Zufall entdeckte ich die wärmende Qualtät von Lauftierschnauzen. Diese sind ja zumeist ausgesprochen kaltschnäuzig, doch wenn sie gerade bewegt wurden, wird ihnen warm ums Maul. Ich trieb mich damals in der Nähe eines menschlichen Jagdplatzes herum. Die Jagd der Menschen findet nicht etwa in Wald und Flur statt- nein, auch dafür benützen sie eigens dafür errichtete Höhlen. Sie stellen dazu ihr Lauftier auf einem Platz davor ab und holen sich vergitterte Wägelchen, in welche sie dann ihre gesamte Beute einfüllen. Dass alles, was die Menschen fressen wollen, in einem eigenen Haus eingesperrt ist, finde ich praktisch - so kann das Futter wenigstens nicht weit weg laufen. Auch mir kam dieser Umstand zuhilfe, denn hinter dem Jagdplatz standen auch eine Reihe von Mülltonnen, in denen immer wieder auch etwas für mich Verwertbares zu finden war. Irgendwann einmal wollte ich dort auf einen etwas höheren Kistenstapel springen und benützte dazu eine Lauftierschnauze als Zwischenlandeplatz, aber -oh Wunder! Die Schnauze war ja angenehm warm! Gleich streckte ich mich bäuchlings der Länge nach aus und ließ mich anständig durchwärmen! Von diesem Tag an machte ich es mir zur Gewohnheit, genau darauf zu achten, wer gerade mit seinem Lauftier angekommen war. Dort waren die Schnauzen immer am wärmsten. An besonders kalten Tagen konnte auf diese Weise schon mal ein halber Vormittag damit verbracht werden, die Kälte der vergangenen Nacht aus den Knochen zu vertreiben.... Allmählich wurde es aber wärmer und der Frühling stand kurz bevor. Da packte mich wieder so eine gewisse Unruhe und ich verließ mein Stammplätzchen beim Jagdrevier. Es war nun die Zeit gekomen, da die Feldmäuse ihre Jungen wafen. Nicht lange mehr, und auf den Feldern würde ein reicher Tisch für mich gedelckt sein! Frischfleisch! Endlich wieder! Auch die Vögel begannen allmählich mit dem Nestbau, ihr Gezwitscher sprach eine deutliche Sprache. Hmmmmm - saftiger Jungvogel, frisch aus dem Nest gefallen.... Ich nahm mein altes Streunerleben wieder auf, nicht ohne die Erfahrungen, die ich bei der alten Dame gemacht hatte, zu nützen. Eines war mir aber klar: Noch vor dem nächsten Winter musste ich mir eine neue Bleibe suchen, denn so angenehm die Lauftierschnauzen auch sein mochten zu Ende eines Winters - im Hochwinter, bei dicker Eis-und Schneelage schienen sie mir doch als Wärmequelle nicht ganz ausreichend zu sein, um mir ein einigermaßen sichers Überleben zu gewährleisten! So wanderte ich mehr oder weniger ziellos zwischen Feldern und Menschensiedlungen umher, während ich darüber nachdachte, wo meine nächste Unterkunft sein könnte. Eines Tages erreichte ich auf einer dieser Wanderungen auch die Kastanienbaumallee und den kleinen Hof, um den kuschelig gedrängt die Menschhäusern standen. Ich sah mehrere Katzen dort ein- und ausgehen und wusste sofort: Dies hier war ein guter Platz, um fortan behaglich zu leben! Dort, wo kleine Schälchen vor der Haustüre standen, konnte ich zunächst einmal meinen ärgsten Hungen stillen und in aller Ruhe beobachten, wessen Gunst ich mir wohl alsbald zu eigen machen konnte. Eine einzelne alte Dame wäre zwar nett gewesen, doch hatte ich ja nun gelernt, dass auch alte Damen nicht ewig leben. Dann also, so dachte ich mir, vielleicht doch jüngere Leute. Denn allmählich, so wurde mir klar, war mir das Herumstreunen doch zu anstrengend geworden.... Eines Tages sah ich mein späteres Frauchen mit ihrem Lauftier um die Ecke kommen. Sie war wohl gerade auf Jagd gewesen, denn gleich darauf holte sie eine große Tasche aus dem Bauch ihres Lauftieres und ging zur Eingangstür ihrer Wohnhöhle. Während sie noch damit beschäftigt war, diese zu öffnen, kam ich hocherhobenen Schwanzes auf sie zugelaufen und begrüßte sie wie eine alte Bekannte: "Mrrrrauuu! Guten Tag, schöne Dame! Hätten Sie zufällig Verwendung für einen durchtrainierten Hauskater mit Lebenserfahrung? Bin kuschelerprobt und absolut hingabebeständig! Sie werden es sicher nicht bereuen, wenn Sie jemanden wie mich ins Haus nehmen.....!" Ich weiß nicht, ob sie damals schon mein umfassendes Angebot so verstanden hat, doch sie schien sich über meine Aufmerksamkeiten zu freuen und bedankte sich dafür mit zwei Scheiben Wurst, die sie aus ihrer Einkaufstasche holte.... Da wusste ich: Diese Frau wird meine Zukunft sein! Und von dem Tag an begann ich mit ihrer Erziehung....... Wird fortgesetzt!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (08.11.2009 um 09:16 Uhr) |
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