03.11.2009, 10:54 | #1 |
Neue Eiland-Dichterin
|
Marionnettiste
Flammend heiß fließt es durch ihre Venen -
Als wär’ sein Feuer es, das sie ernährt. Seine Fäden werden ihre Sehnen - aus wilder Gier, die sich geschwind vermehrt. Um sie scheint es zweifelsfrei geschehen! Sein passionierter Tanz soll sie befrei’n. Doch das Scheuern möchte nicht vergehen, Zumute ist dem Püppchen bloß nach Schrei’n. Als sie merkt, sie muss sich anders retten, Gegen das Sträuben muss Magie entsteh’n, sprengt sie ihre engen Fäden-Ketten, lässt sich in körperlichem Sein (z)ergeh’n. Jetzt sind ihre Bänder tot, zerrissen. Als hätt’ das starke Feuer sie verbrannt, kommen ihre Schreie unverbissen, getrost liegt sie in seiner sanften Hand. Geändert von Blumenmädchen (09.11.2009 um 18:25 Uhr) |
07.11.2009, 18:26 | #2 | |
Gast
Beiträge: n/a
|
Hallo Schatz,
da sich offensichtlich niemand an dieses (Kunst-)Werk herantraut, will ich mal den Anfang machen, vielleicht finden sich ja Nachzügler Erst einmal zum Metrum - an einer Stelle hast Du es nicht stringent durchgezogen. Fahrlässigkeit oder Unterstützung des Inhaltes? Ich will eben die Stelle aufzeigen: S3V2 - gegen wird NIE auftaktig betont. Warum also benutzt Du hier nicht eine Senkung am Anfang des zweiten Verses? Ich weiß es nicht. Die Kadenzen hast Du zur Einheit gewalttätig hingebogen, also Elisionen benutzt - das ist schade und hat darüberhinaus keine Wirkung. Würde die Elisionen schnellstens eliminieren und die Wörter ausschreiben, also: befreien, Schreien, entstehen u.s.w. Den Titel, Marionettenspieler, finde ich, wie Du weißt, unpassend - weiterhin sehe ich keine Kongruenz zwischen der Hitze und den Venen (Gefühle, Leben, menschlich) und dem Püppchen (künstlich - gefühllos) - Du weißt ja sowieso, dass ich mit dem Inhalt nicht konform gehe, aber vllt. finden sich ja einige Zuredner Erst kommen die Fäden des Spielers, die werden zu den Sehnen - so schlimm es klingt, das ist immerhin noch nachvollziehbar; dann kommt plötzlich sein passionierter Tanz, der sie befreien soll? - Welches Scheuern denn plötzlich? Beim Marionettenspiel kann es dehnen, strecken, ziehen... aber Scheuern?! Zitat:
Weiterhin verstehe ich die kursiv gesetzten Worte nicht - hat das Kursive irgendeine spezielle Bedeutung? Betonungsrelevant ist es jedenfalls nicht?! Ansonsten - ich finde, dass Du Dir zu wenig dichterische Freiheit gönnst; Du klebst viel zu sehr an der Form, passt vielleicht zum Inhalt, beeinträchtigt aber Deinen Ausdruck - versuch's doch mal ohne Reime und mit einem neutraleren Thema?! Wie auch immer, ich kenne ja die Originalversion und seitdem hast Du einen großen Schritt gemacht - Du kennst meinen Anspruch und nimmst mir daher meine wohlgemeinte Kritik hoffentlich nicht krumm In Liebe Dein Feingeist |
|
07.11.2009, 19:55 | #3 |
Neue Eiland-Dichterin
|
Hallo mein Feingeist,
vielen Dank, dass du auch mal ein Werk von mir kommentiert hat. =) Du bist ja fast schon ein hohes Tier im Forum, ich fühle mich sehr geehrt^^ Okay, ich werde S3V2 noch einmal überarbeiten. Natürlich weiß ich, dass das Werk längst nicht vollkommen ist, aber auch ich sah eine mehr oder weniger minimale Verbesserung und habe es deshalb einmal reingestellt. Es kann gut sein, dass du mit dem Inhalt nicht "konform" gehst und dass er für viele nicht logisch/interpretierbar erscheint, aber ich denke, er hat meine Gefühle sehr gut ausgedrückt. Ja, Dehnen, Strecken und Ziehen hatte ich auch zur Auswahl, hatte mich jedoch für "Scheuern" entschieden.^^ Es ist eben der passendste Ausdruck von allen, um auszudrücken, dass etwas unangenehm ist, finde ich. Und ja, vorher war es für sie ja auch fast wie "rohe Gewalt" (so schlimm natrülich nicht, aber unangenehm). Und ja, natürlich haben die kursiv geschriebenen Wörter eine Bedeutung, und zwar soll man nachempfinden können, wie sich ihre Sichtweise verändert. Im 1.Teil des Gedichts ist sie zu sehr auf den Marionettenspieler fixiert, vergisst sich dabei, im 2. Teil jedoch spürt sich in sich hinein, lässt den äußeren Druck abfallen und im letzten kann sich sich auf sich, aber auch auf ihn einlassen. Mit der Magie ist gemeint, dass sie sich öffnen lernt. Auch für Dinge, die ganz natürlich sind seit jeher, aber die sie durch irgendwelche Einflüsse nicht annehmen kann. Wie für das Püppchen der Marionettentanz. Vielleicht kannst du mein Gedicht jetzt ein wenig mehr verstehen. Schade fände ich es allerdings, wenn ich mich jetzt wieder einem "neutraleren Thema" zuwenden müsste. Ich denke, dass jedes Gedicht etwas aus dem Inneren offenbart und noch mehr natürlich solche, deren Themen man sich selbst aussucht. Vielleicht sollte ich allerdings wirklich erst einmal ganz frei schreiben, vielleicht bekommt es mir und den Lesern besser^^ In Liebe, dein Blumenmädchen |
09.11.2009, 18:33 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
|
Hallo Blumenmädchen
Inhaltlich gefällt mir dein Gedicht sehr gut. Die kursiv gehaltenen Worte verdeutlichen recht gut deine Intentuion, ich habe zuvor allerdings deine Erläuterungen dazu gelesen. Gut hast du auch die wechselnd zu betonenden Auftakte und Endungen zustande gebracht, bis auf eine Ausnahme, die ich störend beim Lesen empfinde. Das würde beim Tanzturnier wohl Abzug in der technischen Benotung geben! Ich markiere mal: (dick=betont) Flammend heiß fließt es durch ihre Venen - Als wär’ sein Feuer es, das sie ernährt. Seine Fäden werden ihre Sehnen - aus wilder Gier, die sich geschwind vermehrt. Um sie scheint es zweifelsfrei geschehen! Sein passionierter Tanz soll sie befrei’n. Doch das Scheuern möchte nicht vergehen, Zumute ist dem Püppchen bloß nach Schrei’n. Als sie merkt, sie muss sich anders retten, Gegen das Sträuben muss Magie entsteh’n, sprengt sie ihre engen Fäden-Ketten, lässt sich in körperlichem Sein (z)ergeh’n. Jetzt sind ihre Bänder tot, zerrissen. Als hätt’ ihr starkes Feuer sie verbrannt, kommen ihre Schreie unverbissen, getrost liegt sie in seiner sanften Hand. auch die letzte Strophe ist konform. Das rot markierte Gegen tanzt aus der Reihe, das sehe ich genauso, wie Feingeist. Auch die Elisionen gefallen mir nicht besonders, aber ok. Ebenso ist die Alternative anbietende Schreibweise (z)ergehn zwar nicht grundsätzlich unmöglich, doch muss sie hier sein? Das mit der dichterischen Freiheit laut Feingeist sehe ich sehr diffizil. Es ist ersichtlich, dass du bei diesem Gedicht eine einheitliche Form anstrebtest, was zum Großteil gelang. Was ich meine: Bei aller Freien Form in der dichterischen Umsetzung - macht ein Banause diesbezüglich Unterschiede; ist ein dilettantisches Werk nicht auch frei von jeglichen Regeln? Ist Dichten in freien Formen leichter? was meinst du? Blaugold |
11.11.2009, 21:43 | #5 |
Neue Eiland-Dichterin
|
Lieber Blaugold,
vielen Dank, dass du dich auch mit diesem meiner Werke beschäftigt hast! =) Ich habe noch nicht viel Übung in Sachen Metrik bzw. Gedichteschreiben. Dieses ist erst mein 5./6. Gedicht ; ), somit neige ich immer noch zu Elisionen und Inversionen. ^^ Und ja, du hast Recht, (z)ergehn müsste nicht sein. Ich denke nochmal darüber nach. ; ) Natürlich denke ich auch nicht, dass Dichten in freien Formen leichter ist, keinesfalls. Bei mir ist es z.B. so, dass ich die Aussage meiner Gedichte meist so verschleiert darstelle, dass der Leser eigentlich nicht auf meine Intention kommen kann. Würde ich allerdings geradeheraus schreiben, wie ich mich fühle und dann noch ein wenig daran feilen, das würde mir wohl noch schwerer fallen, da ich mir einige Gefühle wohl nicht eingestehen will, nicht (anderen) offenbaren will. Wie auch immer, der Leser muss sich ja berührt fühlen und das kann er nur, wenn die Zeilen des Dichters direkt aus seinem Herzen kommen. Also vielen Dank nochmal und liebe Grüße vom Blumenmädchen |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|