26.02.2009, 01:41 | #1 |
Gast
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Ave
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~ und die Daumen zeigten nach unten ~ „Wollen sie wirklich den Sohn zu uns schicken?“ fragte der Rektor, und mit bettelnden Blicken zupfte ich an meines Vaters Hand, neben dem ich vor Angst zitternd stand. „Ja.“ schluchzte er, auch ich musste weinen, fürchtete sehr, er würde verneinen, doch dazu gab es ja keinen Grund, denn schon seit Wochen war ich gesund. Ich war voll Hoffnung auf ein besseres Leben, wollte in der Schule mein Bestes geben, einmal so sein wie die anderen auch, ohne Narkosen und Spritzen im Bauch. Sechs Jahre musste ich im Krankenhaus liegen, schwer war’s für mich, den Krebs zu besiegen, dann aber endlich kam meine Zeit – als mutiges Kind, zum Leben bereit! Mein Ziel war es viele Freunde zu finden, die Schmerzen der Kindheit zu überwinden. Nur meine Glatze erinnerte mich, dass ich den anderen Kindern nicht glich. Dass diese dann tödliche Witze rissen, konnte ich ja am Anfang nicht wissen. Ich war das Futter der Brutalität, das in ihre menschlichen Klauen gerät. So war meine Freude ganz schnell verblichen, mein Strahlen war bitteren Tränen gewichen und auch der Krebs brach wieder aus – sie schickten mich nochmals ins Krankenhaus. Ein paar Wochen später bin ich verschieden: „Und möge er ruhen in ewigem Frieden!“, sagte der Pfarrer an meinem Grab – die Daumen der Kinder zeigten hinab. 26. Februar 2009 Geändert von DerKleinePrinz* (09.03.2009 um 18:30 Uhr) |
26.02.2009, 09:34 | #2 |
MohnArt
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Oh, Kleiner Prinz, dies ist wahrhaftig ein "Finstere Nacht" Gedicht.
Kinder können so grausam sein, aber in Deinem Gedicht scheint noch die Unfähigkeit der, oder des Lehrers hinzuzukommen, der die Klassenkameraden nicht vorbereitet hat. Ja, Kummer kann altes Leiden neu entfachen. Die Metrik scheint mir an einigen Stellen etwas ungewöhnlich, vielleicht kannst Du ja etwas dazu sagen. ich hätte es gerne etwas "runder" gehabt, aber das Thema ist ja nun mal auch nicht rund. Liebe grüße sendet Dir, Klatschmohn |
27.02.2009, 23:11 | #3 |
Gast
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Ahoi Kleiner Prinz,
dein Gedicht geht mir sehr nahe. Für todkranke Kinder muss es doppelt schwer sein, diese Krankheit zu ertragen, wenn sie von ihren Kameraden auch noch ausgegrenzt werden. Ich war früher selbst krebskrank und kann nur sagen: Es lohnt sich, zu kämpfen, um den Krebs zu besiegen. Im Krankenhaus habe ich viele krebskranke Kinder getroffen, die sehr tapfer die schlimmen Therapien über sich ergehen ließen und die bis zum Schluss das Lachen nicht verlernt hatten. Ab der 2. Strophe habe ich ein paar Verbesserungsvorschläge: „Ja!“ schluchzte er. Auch ich musste weinen, fürchtete sehr, er würde verneinen. Doch dazu gab es ja keinen Grund, denn schon seit Wochen war ich gesund. Ich war voll Hoffnung auf ein besseres Leben, wollte in der Schule mein Bestes geben, einmal so sein wie die anderen auch, ohne Narkosen und Spritzen im Bauch. Sechs Jahre musste ich im Krankenhaus liegen, schwer war’s für mich, den Krebs zu besiegen, dann aber endlich kam meine Zeit – als mutiges Kind, zum Leben bereit. Dass die Kinder tödliche Witze rissen, konnte ich am Anfang nicht wissen. Ein sehr gutes Gedicht, das zum Nachdenken anregt. Liebe Grüße Seeräuber-Jenny Geändert von Seeräuber-Jenny (27.02.2009 um 23:50 Uhr) |
03.03.2009, 20:40 | #4 |
ADäquat
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Hallo Prinzi*,
hier wollte ich schon lange mal schreiben, aber der außergewöhnlich tragische Inhalt hielt mich zunächst davon ab. Die Jenny hat dir ja schon ein paar Tipps gegeben, wie man das Ganze sprachlich etwas runder machen könnte. Mir fällt da gar nichts ein, denn so wie du die Leidenszeit des Kindes dargestellt hast, muss man einfach mitempfinden. Kinder können grausam sein - aber sie fühlen die Grausamkeit nicht so wir wir Erwachsenen. Sie nehmen alles viel leichter und begreifen noch nicht, dass solche Hänseleien sehr weh tun können. Ich habe nur auf den Inhalt gesehen und sage für deine Verdichtung einfach mal: Daumen hoch. Lieben Gruß, katzi
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09.03.2009, 18:19 | #5 | |
Gast
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Besser spät als nie
Hi ihr! Liebe Klatschmohn, ich glaube Lehrer können bei sowas nie viel machen. Was sollen sie auch tun? Jeder Mensch muss sich in seinem Leben selbst behaupten, mein LI hat es nicht geschafft, weil es durch die Krankheit benachteiligt ist, die anderen nutzen das aus um sich selbst als stärker darzustellen, ich denke das machen auch schon einige Kinder. Leider. Zitat:
Danke für deine netten Zeilen. ~~~ Liebe Jenny, das mit deiner Krebskrankheit wusste ich natürlich und ich hatte schon die Befürchtung dir vielleicht irgendwie mit meinen Zeilen zu Nahe zu treten, ich glaube das ist zum Glück nicht passiert. Ich lag als Kind mal neben einem krebskranken Kind im Krankenhaus. Der lag da schon sein ganzes Leben lang, ich nur 2 Wochen. Ich wollte aber schon nach einem Tag nicht mehr, denn das Zimmer mussten sich 15 Kinder teilen. Ich habe das damals alles noch nicht verstanden, ganz kann ich mich auch nicht mehr erinnern, ich weiß nur, dass dieser kleine Junge mir damals in Sachen Reife und Lebensfreude wohl bis heute noch vorraus ist, ich hoffe er lebt noch. Deine Vorschläge übernehme ich entgegen meiner Gewohnheit alle, da sie in der Tat den Lesefluss steigern, ich hätte ein derart unfertiges Werk nicht veröffentlichen dürfen. Danke für deine Mühe! ~~~ Liebes Kätzchen, ich danke dir zunächst für deine Zeilen Aber ob die Kinder noch nicht wissen was sie tun, ich weiß es nicht und muss darüber nachdenken. Ich denke schon das man als Kind weiß, das man den anderen weh tut. Aber ob man die Tragweite seiner Handlungen erkennen kann weiß ich nicht. An dieser Stelle möchte ich mal einen hochinteressanten Link empfehlen. Ich denke der dürfte für Eltern, aber auch Kinder interessant sein - es lohnt sich: http://insel.heim.at/mainau/330807/kinder/index2.html Auch dir herzlichen Dank für deine wie immer netten Zeilen Liebe Grüße an euch DerKleinePrinz* |
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09.03.2009, 18:55 | #6 | ||
ADäquat
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Lieber Prinzi*,
ich bin nochmal hier Zitat:
Zitat:
Ich werde sicher noch länger darin lesen, weil mich diese Themen auch ansprechen. Liebe Grüße, katzi
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Geändert von Chavali (09.03.2009 um 20:34 Uhr) |
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