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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 15.05.2011, 20:15   #1
Chavali
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Standard Neunzehn Dornen

Neunzehn Jahre ohne Liebe
ohne Glück und Zärtlichkeit;
allzustark traf Bitterkeit
mich in der Vergangenheit.
Schwarze Blüten ohne Triebe
säumten lange meine Wege
der Traurigkeit.

Tränensalz auf meinen Wangen,
Mund und Ohren frostgeeist,
bis Gedanken in mir keimten,
die mit Taten sich vereinten.
Graue Tücher des Vergessens
lagen vor mir auf dem Stege
der Einsamkeit.

Einmal brach ich alle Türen
auf und ließ, was heutig war,
zurück im Käfig der Verzweiflung;
schob Dornenhecken ganz und gar
mit blutend Händen vor mir her.
Neunzehn Dornen in der Zeit
der Duldsamkeit.



__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (17.05.2011 um 16:18 Uhr)
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Alt 16.05.2011, 00:56   #2
Yoapharél
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Standard

Liebe Chavali,

dein Gedicht hat jetzt ein wenig Tränensalz über meine Wangen fließen lassen...

Ich will gar nicht großartig mit den ein wenig wechselnden Versfüßen oder nicht durchgehendem Reimschema anfangen – dein Gedicht hat mich einfach tief berührt und da sind ebengenannte Dinge vielleicht gar nicht so wichtig (obgleich das I-Tüpfelchen, wäre das auch noch perfekt! )

Deine poetisch schöne Sprache fasziniert mich, in jeder Strophe finde ich einige wunderschöne Perlen der Poesie! Die drei „Keit-Worte“ in den Schlussversen runden das Ganze sehr schön ab.

Was mir nicht ganz so gefällt, ist die Inversion in S2 V4.

Sehr gern gelesen!


Ein lieber Gruß an dich!

Yoa


edit:

allzustark die Bitterkeit
gewesen in Vergangenheit.

dieses gewesen in Vergangenheit finde ich nicht so optimal. Vor Vergangenheit fehlt mir auch der Artikel. Vllt kannst du da nochmal ein wenig feilen? (meine Tränen sind getrocknet, hab jetzt mit klarerem Kopf nochmals gelesen ) Ich will, dass dieses Schmuckstück richtig glänzt!

Geändert von Yoapharél (16.05.2011 um 02:06 Uhr)
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Alt 16.05.2011, 08:45   #3
Chavali
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Standard

Liebe Yoa,

ich freu mich sehr, dass du über meinen Text geschaut und auch noch die Stelle entdeckt hast,
die mir selber nicht so recht gefallen wollte:
Zitat:
dieses gewesen in Vergangenheit finde ich nicht so optimal.
Nun hatte ich folgende Idee, die ich auch schon in die Tat umgesetzt habe:

traf mich in der Vergangenheit

Was meinst du, ist es so besser?
Zitat:
Was mir nicht ganz so gefällt, ist die Inversion in S2 V4.
Was das betrifft, hab ich damit eigentlich kein Problem, würde aber durch folgende Version verschwinden:

der sich mit meinem Tun vereinte

Die Zeile hätte dann zwar eine Silbe mehr.. aber die Inversion wäre weg...
Oder hast du oder jemand eine Idee?
Zitat:
Deine poetisch schöne Sprache fasziniert mich, in jeder Strophe finde ich einige wunderschöne Perlen der Poesie!
Die drei „Keit-Worte“ in den Schlussversen runden das Ganze sehr schön ab.
Mhh, das ist natürlich ein feines Lob
Ich danke dir dafür und für die Auseinandersetzung mit meinem Text.


Lieben Gruß,
Chavali








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Geändert von Chavali (16.05.2011 um 08:48 Uhr)
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Alt 16.05.2011, 19:56   #4
Dana
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Liebe Chavali,

bei tief traurigen Texten bin ich meist dabei - ich liebe sie.

Neunzehn bittere Jahre in neunzehn Dornen darzustellen ist schon eine gute Idee.

Die andere oder besondere Versform mag ich auch.

Ich weiß auch, warum ich traurige Texte mag. Bei fröhlichen und glücklichen Texten kann man meist nur fröhlich zustimmen. Hier aber kann man tiefer eintauchen und ein wenig "schlaumeieren".

Das lyr. Ich betrachtet und beschreibt Gewesenes. Mit der "Duldsamkeit" und der Beschränkung auf 19 Jahre erfühlt man ein Heraustreten, und das ist gut so.
Die Vergangenheit, mag sie noch so traurig gewesen sein, ist zugleich eine Erfahrung, die verhindert, erneut irgend etwas zu erdulden. So hofft der Leser zumindest.



Neunzehn Jahre ohne Liebe
ohne Glück und Zärtlichkeit;
allzu stark traf Bitterkeit
mich in der Vergangenheit.

Schwarze Blüten ohne Triebe
säumten lange meine Wege
der Traurigkeit.

Tränensalz auf meinen Wangen,
Mund und Ohren frostgeeist,
bis Gedanken in mir keimten,
die mit Taten sich vereinten.

Graue Tücher des Vergessens
lagen vor mir auf dem Stege
der Einsamkeit.

Einmal brach ich alle Türen
auf und ließ, was heutig war, (das ist anders, und toll)
(hinter Ausweglosigkeiten,)
Dornenhecken ganz und gar;
schob sie blutend vor mir her.
Neunzehn Dornen in der Zeit
der Duldsamkeit.

Liebe Chavi, ich habe nur mitgemischt. Schau es dir an und nimm Rücksicht auf meine Sicht der Traurigkeiten. Wenn du etwas magst, ist gut - wenn nicht, ist auch gut. (Du weißt schon)

Gern eingetaucht und wieder aufgetaucht,
liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 16.05.2011, 22:25   #5
Thomas
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Hallo Dana, Hallo Chavali,
weich ein Zufall! Ich habe das Gedicht heute gelesen. Es hat mich sehr beeindruckt. Ich wollte etwas dazu sagen, konnte es aber nicht. Es ist ziemlich "heavy" und ich hoffe, dass nicht zu viel Lebensrealität dahinter steht. Die Vorschläge von Dana zu Strophe 1 und 2 find ich gut (Chavali verzeihe, wenn ich deiner Meinung vorgreife), aber die 3 Strophe würde ich lassen, wie sie ist.
Viele Grüße
Thomas
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Alt 17.05.2011, 16:16   #6
Chavali
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Liebe Dana,
Zitat:
Die andere oder besondere Versform mag ich auch.
Das hoffte ich, denn es muss auch mal was anderes sein gell

Deiner Interpretation ist nix hinzuzusetzen.
Deinen Ideen zur Verbesserung schon: Sie sind nämlich ganz in Ordnung
Und so werde ich einiges verändern.
Zitat:
Gern eingetaucht und wieder aufgetaucht,
Das freut mich. Danke für alles!


Hallo Thomas,
Zitat:
ich hoffe, dass nicht zu viel Lebensrealität dahinter steht
Aber nein, ist ja sicher bekannt, dass das LyrIch nicht mit dem/der Verfasser/in gleichzusetzen ist.
Wohl aber spielen doch gewisse Einflüsse, ob nun selbst erlebt oder vom Hörensagen, eine Rolle.
Zitat:
Die Vorschläge von Dana zu Strophe 1 und 2 find ich gut
Ja, ich auch, deswegen werde ich auch einiges ändern.
Zitat:
Es hat mich sehr beeindruckt.
Danke, das freut mich!


Liebe Grüße,
Chavali
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Alt 17.05.2011, 17:44   #7
ginTon
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liebe chavilein

irgendwie finde ich das Werk sehr gut, auch wenn es sehr düster ist, aber im
Grunde lese ich in dem Text auch ein wenig die Zeichen der Moderne heraus,
19Jahre Vereinsamung eines Menschen in der Zeit, ich meine das Gedicht lässt
ja auch sehr viel Interpretationsfreiheit...

ein wenig habe ich rumprobiert und mal die Wörter der letzten Zeilen
weggelassen, funktioniert auch und hört sich gut an...würde dann
so aussehen...

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Zitat:
schob Dornenhecken ganz und gar
mit blutend Händen vor mir her.
Neunzehn Dornen in der Zeit


Vorschlag:
ich schob die Dornen ganz und gar
mit blutenden Händen vor mir her
neunzehn Dornen in der Zeit ???
die Dornenhecke ließe sich mitunter eliminieren, da es ja ein paar Zeilen später
auch nur um Dornen geht.....ansonsten sehr schönes Werk liebe Grüße gin
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Alt 17.05.2011, 20:06   #8
Chavali
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lieber ginnie,

die Strophen 1 + 2 hast du ja so akzeptiert, wie sie sind
Für die dritte Strophe bietest du mir eine Änderung an, die ich aber gar nicht gut finde,
denn schließlich habe ich ja schon in der vorletzten Zeile das Wort Dornen stehen und hier passt
eine Wiederholung so gar nicht.

Deswegen denke ich, dass die Dornenhecke so bleiben muss, auch, weil sie ja etwas bestimmtes aussagen soll
und nur Dornen - das reicht eben nicht...

Deine Interpretation liegt gut, damit kann ich leben
Zitat:
irgendwie finde ich das Werk sehr gut, auch wenn es sehr düster ist,
Jaaa, das ist im Moment meine Spezialität


Danke dir herzlich!
Lieben Gruß,
chavi
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Alt 18.05.2011, 19:40   #9
Yoapharél
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Liebe Chavali,

nun komme ich wohl zu spät, um deine Fragen zu beantworten , aber ich finde die jetzige Version super!!


Lieber Gruß,
Yoa
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Alt 21.05.2011, 17:38   #10
Chavali
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Liebe Yoa,
Zitat:
nun komme ich wohl zu spät, um deine Fragen zu beantworten
*lächel* naja, hier wurde noch ein bisschen gebastelt
Lieb von dir, dass du noch mal rein schaust!
Zitat:
aber ich finde die jetzige Version super!!
Oh, das freut mich sehr!
Danke!

Und ganz lieben Gruß,
Chavali
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