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Bei Vollmond Phantastisches und Science Fiction

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Alt 14.08.2011, 22:01   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe Larin,

hoch interessant, das Gedicht ohne Antwort der Verfasserin zu lesen.
Ich wäre ganz und gar in Stimmes Fußstapfen getreten und hätte noch ein wenig nachgestoßen.
Der Vergleich von Thomas ergänzte für mich die "Gefahr", der wir uns aussetzen und zeigte auf, dass sie nicht unbedingt "Guru" heißen müssen. Ein/eine Vertreter(in) für eine "gute Sache", ein Heiler oder Seher finden ihre "Opfer" sehr leicht, wenn sie die Not erkennen und ihre "magischen" Gaben einsetzen.

Deine Antwort allerdings, hat mich nicht weniger als das Gedicht selbst beeindruckt.
Die Welt ist so, wie wir sie sehen, bzw. sehen wollen. Die Gründe für die Sichtweisen will ich dabei "unbesehen" lassen.

Aber:

Zitat:
Zitat von larin
Möglicherweise kann/ könnte man Religionen abschaffen.
Bei der Spiritualität dürfte es sich anders verhalten.
Ich denke, sie ist ein Teil des menschlichen Daseins und erfüllt eine bestimmte Aufgabe in seinem psychischem Funktionieren - wenn also Amtskirchen nicht mehr als der geeignete Raum dafür erscheinen, dann werden Sekten und Ersatzreligionen( Konsumzwang, Machtgier, Promiskuität, politische Strömungen)....dafür herhalten müssen.
Was ist Religion? Ist es nicht auch Spiritualität?
Beide sind in Jahrtausenden "unabschaffbar" geblieben, ganz im Gegenteil.
Ganz sicher sind sie ein Teil des menschlichen Daseins. Was ich vermisse, sind "Gurus", die die Bedürftigkeit im menschlichen Sinne umsetzen und zum Denken und Nachdenken "verführen".
Das hat es noch nie gegeben. Es entstehen entweder machtvolle Institutionen oder "Einzelbereicherer", die die Not oder Naivität der übrigen für sich ausnutzen.

Natürlich kann und sollte jeder für sich selbst entscheiden, so wie Thomas es ausgedrückt hat:

Zitat:
Zitat von Thomas
der Guru ist meist gar nicht das wesentliche Problem, sondern unsere Illusion der Bedrohung durch Zauberworte entgehen zu können, nur weil wir nicht dem Mut haben, im Keller das Licht anzuknipsen, und uns der (oft nur scheinbaren) Bedrohung zu stellen.
Voraussetzung dafür wäre aber, dass alle von diesem Schalter im Keller wissen, was bedeutet, dass nur Bildung diese Entscheidungsfähigkeit bedingt. Damit meine ich nicht Hochschulbildung und Studien, sondern eine Chance, sich vor einer Entscheidung mit diesen Dingen gedanklich auseinander zu setzen.
Diese haben wir alle nicht bekommen (behaupte ich einfach).
Ganz im Gegenteil. Wir erfahren, bevor wir nachfragen oder gar nachlesen können, Wundersames, Unerklärbares vorgesetzt und wachsen so geprägt nach.

Damit will ich sagen, dass dieses "Zuerst -bei- sich- selbst- anfangen" zwar richtig ist, aber auch nur die Einzelnen schützt. Das wissen die Gurus sehr genau.

Gleichzeitig habe ich nichts gegen "spirituelle", kulturelle Sitten, Bräuche und Spiele. Wenn ein Regentanz in der Trockenheit stattfindet, ist es letztendlich egal, weshalb es danach doch geregnet hat. Diese Gemeinsamkeit trägt zum Zusammenhalt bei und kann ruhig als hilfreich betrachtet werden.

Wenn aber ein Pastor vorher von Haushalt zu Haushalt geht und verspricht für Regen zu beten, dafür aber von jedem einen entsprechenden Obulus verlangt, in diesem Falle sogar von jenen, die einer anderen Kirche angehörten, dann müssten eigentlich alle Kellerschalter klicken. Sie taten es nicht, denn niemand wollte einen evtl. Regen verhindern (selbst erlebt).

Natürlich verführen wir alle auf ganz eigne oder abgeschaute Art.
Das Eis von Papi, nur weil er lieber ist als Mami, werden Papi und Mami verkraften.
Die Werbung kann mich zu Unsinnkäufen verführen, doch sobald ich es fühle (z.B. in der Geldbörse), kann ich von mir aus damit aufhören.
Mit Sekten und Religionen verhält es sich ein wenig anders. Aus einigen kann man einfach austreten, das stimmt. Aus den meisten jedoch nicht ohne Folgen.
Für viele ist schon eine schlichte Nichtdazugehörigkeit gefährlich.

Was wir hier besprechen, dass "jene Leichtigkeit" und "eigene Betrachtung" jedem von uns passieren kann, ist stimmig - aber nur hier in unseren Landen.
Betrachten wir es breit gefächert, hat es doch mit Bedrohung und Gefahr zu tun.
Schlimm ist, dass sobald sich hier die Verhältnisse drastisch ändern, jene Gurus eine Blütezeit zu erwarten haben. Sie werden die Not der Opfer schon zu nutzen wissen.

Liebe larin, ich schrieb unter "Verführungszwang".
Der Auslöser bleibt dein interessantes Gedicht, das ich nicht ungelobt stehen lasse. Eine sehr nachdenkliche Spiritualität.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 11.09.2011, 08:31   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hallo dana,

verzeih- ich blieb dir die antwort wirklich lange schuldig,
das hole ich jetzt gleich nach.
also: ich glaube nicht, dass der mensch auf spiritulität je ganz verzichten wird können. vielleicht einzelne, aber nicht die spezies als solche.
warum?
das liegt in der natur der sache: wird sind einer vielzahl von tatsächlichen ( aber auch eingebildeten ) bedrohungen ausgesetzt.
als kind klammern wir uns an eltern - dann plötzlich gibt es keinerlei "schutz" mehr. der wunsch, einen großen , starken verbündeten zu haben bleibt aber irgendwie erhalten.

aus diesem schutz -und hilfsbedürfnis ziehen manche ihre vorteile. stimmt.
andere wieder entwickeln echte instrumente der hilfe und des trostes:
die, die man als "seelsorger" bezeichnen kann. die können konfessionell eingebunden , aber auch konfessionsfrei, überkonfessionell sein.

wir brauchen sie und sollten nicht grundsätzlich alles verteufeln, was es auf diesem sektor gibt - denn das leben ist kein langer, ruhiger fluss: katastrophen passieren, schicksalsschläge ereignen sich, und wenn schon sonst nichts ist, setzen uns krankheit und tod unwiderrufliche grenzen.

und genau an diesen zeigt sich immer wieder, dass blanke vernunft ratlos und machtlos wird - weil es eben hier um emotionen geht. emotionen, die durchlebt und bewältigt werden müssen. dafür gibt es kein allgemeingültiges rezept ( daher auch keine allein seligmachende "religion", keinen "einzigen wahren glauben") , weil es auch keinen schuh gibt, der auf alle füße passt....

dass aber die menschen sorge und fürsorge auch im emotional-seelischen bereich brauchen, ist nicht zu leugnen: "der mensch lebt nicht vom brot allein."
er kann nicht nur alleine vom brot leben. das liegt an seinem säugetier-gehirn, das vom ersten atemzug an auf ein "du" ausgerichtete ist. wären wir krokodile, verhielte es sich anders.
daher ist es kein wunder, dass der mensch so ein großes "du" auch im weltall vermuten möchte, dass er es beklagt, dass dieses "du" nicht in seinem sinne eingreift und alles regelt, so wie er es persönlich gerne hätte, usw...usw...

nützt alles nichts: wenn wir gott abschaffen , müssen wir uns erst recht um uns selbst und unsere gefühle kümmern.
wie man das richtig macht, haben wir aber noch gar nicht wirklich gelernt. (die psychoanalyse ist erst hundert jahre alt).
davor haben aber schon religionen , philosophie und naturwissenschaften versucht, unseren platz in der welt zu klären und antworten auf "letzte fragen" zu finden.

es gibt mittlerweile viele antworten.
nichtsdestotrotz muss jeder seine eigene finden.
ist ja irgendwie logisch: auch im schuhgeschäft muss jeder den schuh finden, den er sich wirklich anziehen kann......
und wie im schuhgeschäft schwatzt dir mancher "verkäufer" unpassendes auf - andere wieder horchen genau hin auf deine befürnisse und unterstützen dich bei der suche....
das unterscheidet den guten "seelsorger" vom bloßen "seelenfänger". ( und das kann jetzt jede person in mit autorität behafteter stellung sein: priester, lehrer, therapeuten, ärzte, psychologen, politiker, eltern, aber auch der gute freund von nebenan, der mitmensch......) die frage ist immer die: stellt sich jemand in den dienst einer sache - oder will er bloß selber aus ihr persönlichen nutzen ziehen?

eine frage der moral und der ethischen grundhaltung.
und über die können wir schon gar nicht hinwegsteigen!

religion wird vielleicht einmal überflüssig werden. ethische maßstäbe aber werden wir immer brauchen.
und das wird noch viel arbeit werden (oder bleiben)- am steinplatz und auch sonstwo.

liebe grüße, larin

Geändert von a.c.larin (11.09.2011 um 08:37 Uhr)
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