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Alt 04.09.2011, 00:04   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe Stimme,

ich muss mich noch einmal kurz melden.
Ich meinte Plinius der Ältere, der etwa im Jahre 25 geboren ist - diese 20er Jahre.

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Im Grunde genommen, auch das gebe ich zu, fände ich es weit weniger schlimm, würden diese Menschen nur sich selbst schaden. Aber sie schaden ihren Partnern - und vor allem ihren Kindern. Bei Letzteren hört für mich jedes Verständnis auf!
Diese ähnlichen Gedanken wollte ich im Kommentar auch äußern und bremste mich, weil ich bedachte, dass jede schlimme Krankheit die gesamte Familie belastet. Doch du hast recht, mit deiner Behauptung. Dieser Schaden für die Angehörigen ist weitaus schlimmer, weil er zu oft durch Brutalität des Kranken verstärkt wird.

Liebe Grüße und gute Nacht,
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 04.09.2011, 00:09   #2
Erich Kykal
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Ach, Stimmchen, das ist ja die Crux!
Die grundsätzliche Blödheit der Menschenwelt wird sich nie ändern, ganz egal, wieviele Altruisten sich dafür entscheiden, sich nicht damit abzufinden - wirf einen Blick in die Geschichte, und du verstehst, was ich meine...
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 04.09.2011, 11:58   #3
Falderwald
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Moin Stimme,

ich kopiere mal dein erstes Sonett hier hin, damit auch klar wird, wovon wir hier reden:

Zitat:
Retrospektive Aktualität


Der Mensch, das ist ein sonderbares Wesen:
Er meint nicht, was er sagt, er sagt nicht, was
er meint und sucht in vino veritas.
Das können wir bei Plinius schon lesen.

Am liebsten möchte er beim Saufen sterben,
als Sarg, ach ja, ein großes, volles Fass;
so bliebe er für alle Zeiten nass,
um einst elysisch Bacchus zu beerben.

Am Kiosk, jeden Morgen in der Frühe,
wird heimlich Wodka oder Gin geschluckt.
Sein Alltagstrott verschwimmt, ganz ohne Mühe,

es ist ganz einfach, einfach wegzulaufen.
Zu Hause bleiben Frau und Kind geduckt –
er würde sie bedenkenlos verkaufen.
Rückblickende Gegenwärtigkeit?

Die Menschen sind schon seltsam, ja manchmal könnte man sogar meinen, sie seien alle Autisten, denn wie sollten sie auch ihre Vorstellungen von dieser Welt dem Nächsten anschaulich nahe bringen.
Sie flüchten sich dabei in ihre eigene Welt und denjenigen, welchen dies nicht so einfach möglich ist, steht dafür ein legaler Verstärker zur Verfügung, der in diesem Fall der Wein, stellvertretend für den Alkohol, ist.
Und so sagte schon Plinius der Ältere: "In vino veritas".
Im Rückblick hat sein überliefertes Zitat an Aktualität nichts eingebüßt, weil es ja auf mehreren Ebenen interpretierbar ist.
Zum einen besitzt der Alkohol eine enthemmende Wirkung. Unter seiner Wirkung sind schon viele Dinge gesagt worden, die zwar Wahrheitsgehalt besaßen, aber vielleicht besser unausgesprochen geblieben wären.
Zum anderen suchen eben wirklich viele Erleichterung im Alkohol, weil sie glauben, damit ihre Leiden zu verringern und machen dies zu ihrer Wahrheit.
Letztendlich wird das zu einer ständigen Einrichtung, weil es eben ziemlich schnell geht, seinen Intellekt mit Alkohol so zu betäuben, so daß die objektive Welt an Schwere verliert.

Im zweiten Quartett ist Zynismus pur zu erkennen. Gefällt mir und ich möchte es deshalb so stehen lassen und nicht zerreden.

Es ist oft zu sehen, daß viele Menschen mit ihrem Leben einfach nicht (mehr) zurecht kommen. Sie können es und auch sich selbst nicht mehr ertragen und flüchten deshalb in die Scheinwelt des Alkohols.
Die schlimmen Fälle beginnen bereits am frühen Morgen und müssen im Laufe des Tages ihren Pegel immer auf einem bestimmten Level halten.
Das beherrscht ihr Leben, sie verändern sich und sie laufen weg, so wie es im Text beschrieben steht.
Sie laufen von der Welt weg und von sich selbst, obwohl sie etwas suchen, was sie nie finden werden, weil sie gar nicht wissen, was sie da suchen.

Die Welt und ihre Objektivität bleiben dahinter zurück, so daß all jene, die in ihrem direkten Umfeld leben, die Leidtragenden sind.
Das ist ein Teufelskeis, der niemals endet, denn von demjenigen, der in Abhängigkeit vom Alkohol lebt, sind oftmals wieder andere Schicksale abhängig.
Das kann nicht gut gehen und so sind oft Kinder und Partner die Leidtragenden.

-------------------------------

Die von dir beobachteten Dinge kann ich nur bestätigen.
Ich habe eine Weile eine Lottoannahmestelle betrieben und der Absatz von Spirituosen in kleinen Flaschen war tatsächlich in den Morgenstunden am Größten.
Dann war ich lange Jahre Taxiunternehmer. Was ich da, sowohl auf den Tag- als auch auf den Nachtschichten erlebte, spottet jeder Beschreibung.
In meinem Text "Taximenschenspiel" steht dazu einiges. Und selbstverständlich war dort Kollege Alkohol einer der Hauptprotagonisten, obwohl er nicht namentlich erwähnt wird, weil das Thema eigentlich ein anderes war.

Gegen den gemäßigten Verzehr von Alkohol ist sicherlich nichts einzuwenden.
Er kann anregend und entspannend sein und auch zu einer guten Stimmung verhelfen. Außerdem schmeckt z. B. Wein auch sehr gut.
Ich selbst habe aber schon vor 20 Jahren dem Alkohol abgeschworen.
Zum einen weil ich befürchtete, damit nicht umgehen zu können, zum anderen weil ich Angst um das Wertvollste hatte, was mir die Natur mitgab: Mein Gehirn.
Heute verwende ich Alkohol nur noch zum Kochen oder aber ich nasche schon mal gefüllte Pralinen oder gieße ein wenig Eierlikör über das Schokoladeneis.
Aber niemals verwende ich ihn, um mich zu berauschen.
Und in solchen Dingen bin ich ziemlich konsequent.

Fazit:

Den Einstand in den Sonett(en)kranz, den ich schon vorher lesen durfte, mit diesem Text halte ich für gelungen.

Er hat mir gefallen, weil er ein immer aktuelles Thema beinhaltet.
Sozusagen eine Retrospektive Aktualität...


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 04.09.2011, 16:10   #4
Stimme der Zeit
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Hallo, Faldi,

danke für deinen ausführlichen und kompetenten Kommentar.

Zitat:
Rückblickende Gegenwärtigkeit?

Die Menschen sind schon seltsam, ja manchmal könnte man sogar meinen, sie seien alle Autisten, denn wie sollten sie auch ihre Vorstellungen von dieser Welt dem Nächsten anschaulich nahe bringen.
Sie flüchten sich dabei in ihre eigene Welt und denjenigen, welchen dies nicht so einfach möglich ist, steht dafür ein legaler Verstärker zur Verfügung, der in diesem Fall der Wein, stellvertretend für den Alkohol, ist.
Und so sagte schon Plinius der Ältere: "In vino veritas".
Im Rückblick hat sein überliefertes Zitat an Aktualität nichts eingebüßt, weil es ja auf mehreren Ebenen interpretierbar ist.
Zum einen besitzt der Alkohol eine enthemmende Wirkung. Unter seiner Wirkung sind schon viele Dinge gesagt worden, die zwar Wahrheitsgehalt besaßen, aber vielleicht besser unausgesprochen geblieben wären.
Zum anderen suchen eben wirklich viele Erleichterung im Alkohol, weil sie glauben, damit ihre Leiden zu verringern und machen dies zu ihrer Wahrheit.
Letztendlich wird das zu einer ständigen Einrichtung, weil es eben ziemlich schnell geht, seinen Intellekt mit Alkohol so zu betäuben, so daß die objektive Welt an Schwere verliert.
Die Problematik sehr treffend geschildert, Faldi. Ich war ohnehin schon immer der Ansicht, dass die psychische Abhängigkeit von dieser "legalen Droge" weit stärker ist als die körperliche - was, wie ich finde, ohnehin bei jeder Droge der Fall ist, sei sie nun legal oder nicht.

"In vino veritas" wählte ich aus genau dem von dir angeführten Grund. Noch vor ein, zwei Jahrhunderten wurde Alkoholismus als eine Art "Kavaliersdelikt", eine kleine "Charakterschwäche" angesehen. Wenigstens diese Denkart hat sich mittlerweile geändert.

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, Faldi. Alkohol ist nicht nur legal und leicht verfügbar, im Vergleich zu anderen Rauschmitteln ist er auch billig - das "erleichtert" den Konsum beträchtlich ...

Zitat:
Im zweiten Quartett ist Zynismus pur zu erkennen. Gefällt mir und ich möchte es deshalb so stehen lassen und nicht zerreden.
Ich sagte zwar, dass ich es nicht als "Charakterschwäche" ansehe, aber ich möchte von einer "Denkschwäche" sprechen, denn einem vernünftig überlegenden Menschen müssten die Konsequenzen klar sein. Ich wusste schon als Kind, dass Alkohol eine sehr üble Sache sein kann. In Strophe 2 bin ich zynisch, ja, aber mit Grund. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der allergrößte Teil der Menschheit die Betrunkenheit schlicht und einfach genießt, man denke an "Ballermann & Co". Oder an den Dokumentarfilm, in dem Tiere sich an gärenden Früchten berauschen, jedes Jahr aufs Neue. Sie "lernen" auch nichts aus dem darauf folgenden "Katzenjammer" ...

Zitat:
Es ist oft zu sehen, daß viele Menschen mit ihrem Leben einfach nicht (mehr) zurecht kommen. Sie können es und auch sich selbst nicht mehr ertragen und flüchten deshalb in die Scheinwelt des Alkohols.
Die schlimmen Fälle beginnen bereits am frühen Morgen und müssen im Laufe des Tages ihren Pegel immer auf einem bestimmten Level halten.
Das beherrscht ihr Leben, sie verändern sich und sie laufen weg, so wie es im Text beschrieben steht.
Sie laufen von der Welt weg und von sich selbst, obwohl sie etwas suchen, was sie nie finden werden, weil sie gar nicht wissen, was sie da suchen.
Ja, wenn das Stadium des "Pegeltrinkens" erreicht ist, dann sind sie zu "Sklaven der Flasche" geworden. Diese Menschen benötigen nur zur Aufrechterhaltung des äußeren Anscheins Mengen, die nicht-alkoholabhängige Menschen bereits restlos betrunken machen würden.

Sie suchen und laufen weg, da sie überhaupt nicht wissen, was sie suchen, noch, wohin sie laufen. Tatsache ist und bleibt: Sie suchen am "falschen Ort" und sie laufen in die "falsche Richtung". Aber das erkennen sie nicht.

Zitat:
Die Welt und ihre Objektivität bleiben dahinter zurück, so daß all jene, die in ihrem direkten Umfeld leben, die Leidtragenden sind.
Das ist ein Teufelskeis, der niemals endet, denn von demjenigen, der in Abhängigkeit vom Alkohol lebt, sind oftmals wieder andere Schicksale abhängig.
Das kann nicht gut gehen und so sind oft Kinder und Partner die Leidtragenden.
Nun, was diesen Teil deines Kommentars anbetrifft, möchte ich nicht zu sehr darauf eingehen, aber ich stimme dir zu.

Zitat:
Die von dir beobachteten Dinge kann ich nur bestätigen.
Ich habe eine Weile eine Lottoannahmestelle betrieben und der Absatz von Spirituosen in kleinen Flaschen war tatsächlich in den Morgenstunden am Größten.
Dann war ich lange Jahre Taxiunternehmer. Was ich da, sowohl auf den Tag- als auch auf den Nachtschichten erlebte, spottet jeder Beschreibung.
In meinem Text "Taximenschenspiel" steht dazu einiges. Und selbstverständlich war dort Kollege Alkohol einer der Hauptprotagonisten, obwohl er nicht namentlich erwähnt wird, weil das Thema eigentlich ein anderes war.
Meine Güte, bin ich langweilig. Ich spiele auch kein Lotto ...

Dein "Taxigedicht" habe ich gelesen. Dank einer aktiven Fantasie konnte ich mir dein zweifellos sehr abenteuerliches Leben lebhaft vorstellen. Im Ernst - ich hätte als Frau zu viel Angst, nicht nur nachts. Andererseits ist dir wohl nichts Menschliches mehr fremd, schätze ich.

Zitat:
Gegen den gemäßigten Verzehr von Alkohol ist sicherlich nichts einzuwenden.
Er kann anregend und entspannend sein und auch zu einer guten Stimmung verhelfen. Außerdem schmeckt z. B. Wein auch sehr gut.
Ich selbst habe aber schon vor 20 Jahren dem Alkohol abgeschworen.
Zum einen weil ich befürchtete, damit nicht umgehen zu können, zum anderen weil ich Angst um das Wertvollste hatte, was mir die Natur mitgab: Mein Gehirn.
Heute verwende ich Alkohol nur noch zum Kochen oder aber ich nasche schon mal gefüllte Pralinen oder gieße ein wenig Eierlikör über das Schokoladeneis.
Aber niemals verwende ich ihn, um mich zu berauschen.
Und in solchen Dingen bin ich ziemlich konsequent.
Zitat:
Er kann anregend und entspannend sein und auch zu einer guten Stimmung verhelfen.
Genau da liegt das Problem, das viele Menschen mit ihrer "Konsequenz" haben. Die positive Wirkung - oder besser gesagt, das, was als positiv betrachtet wird. Eine Frage der Wahrnehmung, ich z. B. empfinde jede Störung meiner Denkprozesse als negativ. Das gilt sogar für Achterbahnfahrten - Angst "kitzelt" mich nicht, ich habe lieber keine.

Dem Alkohol musste ich also nie abschwören. Mein Alkoholkonsum beschränkt sich auf 2-3 Gläser im Jahr, zu ganz besonderen Gelegenheiten, z. B. Silvester.

Zitat:
Fazit:

Den Einstand in den Sonett(en)kranz, den ich schon vorher lesen durfte, mit diesem Text halte ich für gelungen.

Er hat mir gefallen, weil er ein immer aktuelles Thema beinhaltet.
Sozusagen eine Retrospektive Aktualität...
Ich danke dir herzlich, dass du dich so tief in die Thematik "eingelesen" hast und natürlich für dein Lob!

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (05.09.2011 um 05:40 Uhr) Grund: "Mensfcheit" *schmunzel* - nachträglich einen Tippfehler entdeckt.
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Alt 05.09.2011, 22:24   #5
Falderwald
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Moin Stimme,

du bist aber schnell.
Erwarte bloß nicht, daß ich da Schritt halte.
Mein Wort halte ich aber, auch wenn ich ein wenig hinterhinken muss.
Also, auf geht's...

Zitat:
Kühles Kalkül

Er würde sie bedenkenlos verkaufen,
den Teil von sich, als „Seele“ gut bekannt;
Gefühle hat er längst aus sich verbannt,
da ohne sie Geschäfte besser laufen.

Investitionen muss er kalkulieren,
berechnen, ob ein Risiko besteht,
dass jemand anders reich nach Hause geht,
um seine Zukunft dreist zu okkupieren.

Gedanklich schwelgt er süß in kalten Träumen,
zumindest, bis die Wirklichkeit ihn weckt.
Für Menschen ist kein Platz in leeren Räumen,

in denen Mars und Mammon sich zerraufen.
Die Emotion indes hat sich versteckt –
besteht sie nicht aus einem Trümmerhaufen?
Tja, das würde er wohl, da es die Seele aber nicht gibt, wäre das ein Handel mit leeren Händen. Letzteres könnte er höchstens an der Börse machen.
Gefühle hingegen kann man sich beim Geschäftemachen überhaupt nicht leisten, diese wirkten nur kontraproduktiv.

Ein Risiko besteht natürlich immer, aber bei einer guten Kalkulation lässt sich dieses sicherlich minimieren, dafür muss man ein Näschen haben.
Und ein wenig Selbstbewusstsein gehört schon dazu, um seine Zukunft fest in beide Hände zu nehmen und besser als die anderen zu planen.
Also herrscht hier "Kühles Kalkül" vor. Investionen jeglicher Art, also auch die wenigen noch vorhandenen Gefühle, müssen schon gewinnbringend angelegt werden.

Ob die Träume kalt sind, in denen er süß schwelgt, ist eine Frage des Standpunkts. Von außen betrachtet ist das vielleicht so, aber für ihn sind sie jedenfalls süß und können durchaus vom Feuer seiner Leidenschaft herrühren.
Weshalb den ersten beiden Zeilen des ersten Terzetts auch meine inhaltliche Kritik zukommt, denn sie beinhalten eine sehr subjektive Sicht.
In der dritten Zeile wollen mir die "leeren Räume" nicht gefallen.
Wenn sich dort der Gott des Krieges und der Mammon bekämpfen, können sie nicht leer sein.

Ich schlage deshalb vor, aus "kalten Träumen" "seinen Träumen" und aus "leeren Räumen" "kalten Räumen" zu machen.
So wären beide Kritikpunkte aus der Welt.

Die kalten Räume symbolisieren dann auch schon die fehlenden Gefühle, die sich versteckt haben.
Ja, manchmal könnte man meinen, daß die gefühlte Menschlichkeit in Wirklichkeit nur ein großer Trümmerhaufen ist.

Aber war das nicht zu allen Zeiten so?
Haben die Menschen nicht schon immer nur ihren Vorteil gesucht und alle verfügbaren Mittel dafür eingesetzt?
Heute jedoch sind die Methoden viel subtiler geworden, so daß es nur recht und billig ist, dieses "Kalte Kalkül" noch einmal ins Bewusstsein zu rufen.

Und ich denke, das ist im Großen und Ganzen gelungen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

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Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.09.2011, 17:44   #6
Stimme der Zeit
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Hi, Faldi,

Zitat:
du bist aber schnell.
Erwarte bloß nicht, daß ich da Schritt halte.
Mein Wort halte ich aber, auch wenn ich ein wenig hinterhinken muss.
Also, auf geht's...
Fühl dich bitte nicht "zeitlich" gedrängt, in Ordnung? Es ist nur so, dass ich mittlerweile auch wieder andere bzw. neue Gedichte schreibe, also dachte ich, erst mal täglich eines posten, jeder Kommentator / jede Kommentatorin kann sich ja ein Werk "heraus picken" und sich ohnehin so viel Zeit lassen, wie er oder sie möchte.

Zitat:
Tja, das würde er wohl, da es die Seele aber nicht gibt, wäre das ein Handel mit leeren Händen. Letzteres könnte er höchstens an der Börse machen.
Die "Seele" dient hier auch nur "stellvertretend" für die Eigenschaften, die ihr im allgemeinen zugeschrieben werden. Welches andere Wort mit dem gleichen Symbolgehalt könnte ich benutzen? Jedem ist klar, was mit "Seele" gemeint ist, ansonsten bedürfte es einer längeren und ausführlichen Erklärung. Für gewöhnlich symbolisiert die Seele das "Gute", das "Positive" im Wesen des Menschen, deshalb verwende ich sie hier. Das LI ist also bereit, das, was postiv, gut und "menschlich" in ihm ist, zu verkaufen, gewissermaßen den "besseren Teil" seines Selbst.

Zitat:
Gefühle hingegen kann man sich beim Geschäftemachen überhaupt nicht leisten, diese wirkten nur kontraproduktiv.
Frag nicht, wie es heutzutage in der Chefetage eines sogenannten und auch noch "christlichen" Sozialunternehmens aussieht ...

Zitat:
Ein Risiko besteht natürlich immer, aber bei einer guten Kalkulation lässt sich dieses sicherlich minimieren, dafür muss man ein Näschen haben.
Und ein wenig Selbstbewusstsein gehört schon dazu, um seine Zukunft fest in beide Hände zu nehmen und besser als die anderen zu planen.
Also herrscht hier "Kühles Kalkül" vor. Investionen jeglicher Art, also auch die wenigen noch vorhandenen Gefühle, müssen schon gewinnbringend angelegt werden.
Ein "Näschen" namens Berechnung, ja. "Ein wenig Selbstbewusstsein" - also dabei musste ich wirklich grinsen. Ein wenig viel, damit man danach streben kann, der Beste zu sein. (Ich weiß, wie du es meinst, ich widerspreche hier nicht, sondern erkläre nur.)

Die "Frau an seiner Seite" oder auch der "Mann an ihrer Seite" muss natürlich passen. Ein repräsentatives Äußeres ist da sehr wichtig, ebenso vorhandenes Vermögen und vorteilhafte familiär-geschäftliche Verbindungen.
Zitat:
Ob die Träume kalt sind, in denen er süß schwelgt, ist eine Frage des Standpunkts. Von außen betrachtet ist das vielleicht so, aber für ihn sind sie jedenfalls süß und können durchaus vom Feuer seiner Leidenschaft herrühren.
Weshalb den ersten beiden Zeilen des ersten Terzetts auch meine inhaltliche Kritik zukommt, denn sie beinhalten eine sehr subjektive Sicht.
In der dritten Zeile wollen mir die "leeren Räume" nicht gefallen.
Wenn sich dort der Gott des Krieges und der Mammon bekämpfen, können sie nicht leer sein.
Du hast mit deinen Einwänden recht, das ist sehr subjektiv geschrieben, deshalb änderte ich die beiden Verse bereits gestern.

Deine Vorschläge machen Sinn. (Nun ja, als Verfasserin bin ich subjektiv, ab und zu denke ich nicht daran, dass ich die Sicht der Leser stärker berücksichtigen sollte. Meistens, wenn mich etwas ärgert. Natürlich weiß ich, wie ich "leere Räume" (im übertragenen Sinn) meinte - das kann der Leser aber nicht wissen. Danke für's "Erinnern".)

Zitat:
Die kalten Räume symbolisieren dann auch schon die fehlenden Gefühle, die sich versteckt haben.
Ja, manchmal könnte man meinen, daß die gefühlte Menschlichkeit in Wirklichkeit nur ein großer Trümmerhaufen ist.
Faldi, spenden beispielsweise aktuell noch viele Menschen, ohne es hinterher von der Steuer abzusetzen? Was mit der einen Hand gegeben wird, holt man sich schnellstens mit der anderen wieder zurück. Es gibt das Wort "uneigennützig" wohl nur noch in Wörterbüchern. Helfen? Ja, wenn man selbst in "Sicherheit" bleibt und keinen wie auch immer gearteten "Verlust" bei der Sache hat, ob nun in finanzieller oder anderer Hinsicht. Kein Risiko eingehen, das nicht die eigene Unversehrtheit oder einen Profit garantiert. Bestenfalls beides.

Zitat:
Aber war das nicht zu allen Zeiten so?
Haben die Menschen nicht schon immer nur ihren Vorteil gesucht und alle verfügbaren Mittel dafür eingesetzt?
Heute jedoch sind die Methoden viel subtiler geworden, so daß es nur recht und billig ist, dieses "Kalte Kalkül" noch einmal ins Bewusstsein zu rufen.
Durchaus. Es gab aber ebenfalls "schon immer" Menschen, die diese Einstellung als falsch ansehen, es gibt sie noch heute, und sie tragen dazu bei, diese Tatsachen den Menschen "immer wieder" ins Bewusstsein zu rufen. (Wenn auch, leider zwangsläufig, in recht geringem Umfang.)
Zitat:
Und ich denke, das ist im Großen und Ganzen gelungen.
Ein bisschen Geschmackssache, aber du hast im Großen und Ganzen recht. Das erste Sonett war besser.

Zitat:
Gerne gelesen und kommentiert...
Dankeschön!

Liebe Grüße

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Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2011, 21:54   #7
Odiumediae
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Schon mit dem ersten Sonett deines Kranzes hast Du mich als Stammleser gewonnen. Ich mag die Anspielung auf das verlogene Verhalten der Menschen, vor allem in bezug auf die im Weine verborgene Wahrheit.

Was mir weiterhin gefällt, sind die Titel der Sonette, vor allem die Titel, die den wunderbaren Wert subtiler Seitenhiebe auf die Paradoxie gewisser Gepflogenheitn in der menschlichen Gesellschaft gleich in sich tragen. Dadurch spürt man, dass dem Verfassen der einzelnen Werke tiefere Reflexion vorausgegangen ist.

Zwei Dinge stören mich allerdings etwas. Du sprichst am Anfang allgemein vom Menschen, doch am Ende weichst Du meines Erachtens von Deinem Pfad ab, indem Du durch das Erwähnen von Frau und Kind (obschon es natürlich metaphorisch für die Treulosigkeit aller Menschen steht) den Eindruck erweckst, es ginge um Männer oder zumindest um einen bestimmten Mann.

Außerdem finde ich diesen Vers:

Zitat:
es ist ganz einfach, einfach wegzulaufen.
nicht ganz elegant. Das doppelte ‚einfach‘ wirkt auf mich, in Anbetracht der eleganten, dabei aber lockeren Schreibweise im Rest des Sonetts, ein wenig ungewollt plump.

Abgesehen von den Gründen für diese kleinen Nörgeleien gefällt mir das erste Sonett schon hervorragend.
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Alt 08.09.2011, 19:39   #8
Stimme der Zeit
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Hallo, Odiumediae,

ich danke dir:

Zitat:
Schon mit dem ersten Sonett deines Kranzes hast Du mich als Stammleser gewonnen. Ich mag die Anspielung auf das verlogene Verhalten der Menschen, vor allem in bezug auf die im Weine verborgene Wahrheit.

Was mir weiterhin gefällt, sind die Titel der Sonette, vor allem die Titel, die den wunderbaren Wert subtiler Seitenhiebe auf die Paradoxie gewisser Gepflogenheitn in der menschlichen Gesellschaft gleich in sich tragen. Dadurch spürt man, dass dem Verfassen der einzelnen Werke tiefere Reflexion vorausgegangen ist.
"Stammleser" - jetzt bin ich wirklich verlegen ...

Besonders dein Gefallen an meinen Titeln freut mich sehr, denn es sind gewöhnlich eben diese, die mir oft mehr "Schwierigkeiten" machen als das Gedicht selbst.

Zitat:
Zwei Dinge stören mich allerdings etwas. Du sprichst am Anfang allgemein vom Menschen, doch am Ende weichst Du meines Erachtens von Deinem Pfad ab, indem Du durch das Erwähnen von Frau und Kind (obschon es natürlich metaphorisch für die Treulosigkeit aller Menschen steht) den Eindruck erweckst, es ginge um Männer oder zumindest um einen bestimmten Mann.
Hier stimme ich dir zu. Es könnte selbstverständlich auch eine Frau sein. Ich poste bei meinem Sonett Nr. 1 einen alternativen Vers, vielleicht sagt er dir mehr zu. (Es hat mich ein wenig Zeit zum Nachdenken gekostet, denn eine ins Metrum passende und zugleich sinninhaltlich identische Alternative zu finden war nicht ganz einfach.) Die Variante: "Daheim bleibt die Familie geduckt,".

Zitat:
Außerdem finde ich diesen Vers:
Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit:
es ist ganz einfach, einfach wegzulaufen.
Zitat von Odiumediae:
nicht ganz elegant. Das doppelte ‚einfach‘ wirkt auf mich, in Anbetracht der eleganten, dabei aber lockeren Schreibweise im Rest des Sonetts, ein wenig ungewollt plump.
Diese "Verdoppelung" ist ein rhetorisches Stilmittel, eine Geminatio. Ich verwende gerne Stilmittel an besonders prägnanten Stellen in meinen Gedichten. Hier bedeutet es:

"es ist ganz einfach ..." - im Sinne von "leicht, problemlos" und
"einfach wegzulaufen," - im Sinne von "er/sie ist einfach (so) weggelaufen!"

Selbstverständlich ist das "Geschmackssache", aber ich wählte diese "Verdoppelung" absichtlich, um die Aussage zu verstärken. Daher möchte ich diesen Vers so belassen.

Zitat:
Abgesehen von den Gründen für diese kleinen Nörgeleien gefällt mir das erste Sonett schon hervorragend.
Du darfst jederzeit "nörgeln", ich nehme das auch keineswegs übel. Vieles nehme ich gerne an (siehe weiter oben), aber manches möchte ich nicht ändern und "verteidige" meine Intention. Nichts für ungut!

Danke für dein Interesse und deinen hilfreichen Kommentar.

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (08.09.2011 um 19:45 Uhr) Grund: Eine kleine Ergänzung.
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Alt 09.09.2011, 23:28   #9
Falderwald
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Hi Stimme,

so, dann wären wir bei Nr. 3 angelangt:


Zitat:
Gedankenlose Konzeption

Besteht sie nicht aus einem Trümmerhaufen,
die schönste Gabe, unsre Fantasie?
Ich fürchte, viele Kinder lernen nie,
was sie bedeuten kann, die Eltern kaufen

das Spielzeug vorgefertigt und akribisch
von Psychologen bestens konzipiert,
wodurch ihr Liebling rasch die Lust verliert.
Nanu, laut dem Bericht war doch empirisch

längst nachgewiesen, dass es pädagogisch
als äußerst wertvoll einzustufen ist?
Dazu erweist es sich als ökologisch,

da die Chinesen gern zusammenlesen,
besonders Müll und jede Sorte Mist.
Europa ist ein Selbstbedienungstresen.
Wenn ich mich so an meine Kindheit zurück erinnere, das war schon ganz anders damals.
Als kleines Kind habe ich fröhlich im Sandkasten und mit den Bauklötzen gespielt.
Später konnte ich mich stundenlang mit meinen Legosteinen und einer Katapult-Autobahn beschäftigen.
Ich habe mir fantastische Dinge zusammen gebaut, da war wirklich Kreativität gefragt.

Heute gibt es psychologisch geprüfte und pädagogisch wertvolle Spielmaterialien, die hervorragend dazu geeignet sind, die Kinder vom Spielen abzuhalten, weil es sie wirklich nicht mehr interessiert und wenn, dann nur kurz.

Einheitsbrei, genau so, wie es in China praktiziert wird, das wirkt auch irgendwie so langweilig und einheitlich.

Das kann man wirklich als gedankenlose Konzeption verstehen, was ich von diesem Sonett allerdings nicht behaupten kann, weil es einem roten Faden folgt und dieser sich stringent durch das ganze Gedicht zieht.

Allerdings will sich mir jetzt die letzte Zeile nicht wirklich erschließen, denn was hat jetzt Europa als Selbstbedienungstresen an dieser Stelle verloren?

Ich meine, diese Aussage ist zwar richtig, aber ich verstehe jetzt den Zusammenhang nicht, weshalb ich darum bitte, mir diesen Gedankensprung näher zu erläutern, denn so bleibt mein Urteil über dieses Text zwiegespalten und vorläufig.

Fazit:

Das erste Sonett war bisher das Beste, diese Qualität erreichen die beiden nachfolgenden noch nicht wieder.
Wer auf Platz zwei und drei meiner Wertung landet, hängt von meiner obigen Frage ab. Solange ist Nr. 2 auch mein Favorit für den zweiten Platz.

Ich stelle jetzt am Ende immer einen Vergleich an und ordne die Sonette in eine persönliche Lieblingsskala an.

Vorläufige Wertung also:

Platz 1 Retrospektive Aktualität
Platz 2 Kühles Kalkül
Platz 3 Gedankenlose Konzeption

Auch muss ich Odiumediae bezüglich der Titel recht geben. Sie sind originell, aktuell und wissen zu gefallen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.09.2011, 09:07   #10
Stimme der Zeit
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Hi, Faldi,

ich komme noch auf die letzte Zeile zurück, beginne aber am Anfang deines Kommentars:

Zitat:
Wenn ich mich so an meine Kindheit zurück erinnere, das war schon ganz anders damals.
Als kleines Kind habe ich fröhlich im Sandkasten und mit den Bauklötzen gespielt.
Später konnte ich mich stundenlang mit meinen Legosteinen und einer Katapult-Autobahn beschäftigen.
Ich habe mir fantastische Dinge zusammen gebaut, da war wirklich Kreativität gefragt.
Das ist mit den heutigen Spielzeugen tatsächlich so. Ich kann mich ebenfalls an meine Kindheit gut erinnern. Der Ort, in dem ich lebte, ist heute ein "Stadtrandgebiet", war damals aber noch ein "Dorf". In diesem Sinne spielte ich die meiste Zeit über "draußen". Ein biegsamer Ast, eine Schnur und ein halbwegs gerader Ast - fertig waren Pfeil und Bogen. Eine alte Wolldecke wurde zum Zelt, Blätter und Steine zu "Essen". Wir spielten Indianer und Cowboy, Räuber und Gendarm, Schiffbrüchige auf hoher See; wir spielten Fußball, klickerten um die Wette mit Murmeln, striegelten Pferde und halfen beim Füttern und Ausmisten in den beiden vorhandenen Kuhställen. Ach ja, Kreativität: Damals benötigten wir überhaupt kein vorgefertigtes Spielzeug, in unserer Fantasie wurde alles zu allem, was wir es sein lassen wollten. (Natürlich besaß auch ich einen Lego-Baukasten). Im Winter und bei schlechtem Wetter habe ich viel gemalt und gelesen. Und, ähem, mit Puppen spielte ich eigentlich selten ...

Zitat:
Heute gibt es psychologisch geprüfte und pädagogisch wertvolle Spielmaterialien, die hervorragend dazu geeignet sind, die Kinder vom Spielen abzuhalten, weil es sie wirklich nicht mehr interessiert und wenn, dann nur kurz.
Nach einer Stunde liegt es achtlos in einer Ecke. Dann fragen die Kinder die Erwachsenen: "Was soll ich spielen?" oder "Darf ich fernsehen?" Die meisten Kinder haben heutzutage nie gelernt, ihre Fantasie zu nutzen. Sie wollen ständige "Animation", vorgekaut und "gebrauchsfertig". Wenn sie älter werden, nehmen Fernseher und Computerspiele ihren "Platz" ein.

Zitat:
Einheitsbrei, genau so, wie es in China praktiziert wird, das wirkt auch irgendwie so langweilig und einheitlich.
China nimmt hier in mehrfacher Hinsicht und in voller Absicht, nicht nur als Beispiel, seinen "Platz" ein. Zunächst: Das meiste Spielzeug kommt von dort, ebenso Bekleidung und Schuhe. Mittlerweile die meisten elektronischen Bauteile ebenfalls, und es wird mehr. Die Welt wird immer abhängiger von chinesischen Produkten, was sich noch als fatal herausstellen wird, sollte diese Entwicklung nicht gestoppt werden. Aber das ist hier nicht Thema.

Zitat:
Das kann man wirklich als gedankenlose Konzeption verstehen, was ich von diesem Sonett allerdings nicht behaupten kann, weil es einem roten Faden folgt und dieser sich stringent durch das ganze Gedicht zieht.
Es ist eine gedankenlose Konzeption. Danke, dass du den roten Faden erkannt hast.

Zitat:
Allerdings will sich mir jetzt die letzte Zeile nicht wirklich erschließen, denn was hat jetzt Europa als Selbstbedienungstresen an dieser Stelle verloren?
Was denkst du, aus welchem "Grundmaterial" Spielzeug in China (und ein guter Teil der Bekleidung ebenfalls) hergestellt wird? China kauft, vor allem in Deutschland, aber auch massenhaft in anderen Ländern Europas hauptsächlich Plastikflaschen (aber auch jede andere Art Kunststoffmüll) auf. Diese werden geschreddert, eingeschmolzen und zu Granulat. Aus diesem Granulat werden Spielzeug und Plastikmöbel hergestellt. Und, mittels spezieller Maschinen, Pullover, Jacken und andere Kleidungsstücke aus synthethischen Fasern, kurz: Fleece.

Besitzt zu zufällig einen Fleece-Pullover? Dann trägst du, bei mittlerer Statur, ca. 25 in China zu Fleecegarn recycelte alte 1 1/2-Liter-Getränkeflaschen am Leib ...

China erwirbt diese Flaschen nach dem "Für'n Appel und 'n Ei"-Prinzip in unglaublichen Mengen, unterbezahlt die in den Fabriken beschäftigten Leute und kann dadurch trotz (für uns so wirkend!) "Billigpreisen" eine bis zu 200%ige, also ganz enorme "Gewinnspanne" einfahren. (Nehmen wir dazu noch, nebenbei festgestellt, die Tatsache, dass immer wieder Giftstoffe in Spielzeugen und Kleidungsstücken entdeckt werden und die Tatsache, dass die Arbeiter in China in Fabriken aufgrund der extremen Luftverschmutzung Atemschutzmasken tragen müssen.)

Ich musste China nehmen, und ich behaupte, dass wir hier in Europa ein "Selbstbedienungstresen" sind! China bedient sich fast "für Usus" bei uns, dort wird eine wahre Unmenge Geld mit unserem Müll gemacht, und wir sind froh, dass wir ihn "los sind". In den allerseltensten Fällen wird hinterfragt oder überhaupt darüber nachgedacht ...

Zitat:
Ich meine, diese Aussage ist zwar richtig, aber ich verstehe jetzt den Zusammenhang nicht, weshalb ich darum bitte, mir diesen Gedankensprung näher zu erläutern, denn so bleibt mein Urteil über dieses Text zwiegespalten und vorläufig.
Ich hoffe, ich konnte dir diesen "Gedankensprung" erklären, der eigentlich gar keiner ist. Das steht mit China in direktem, unmittelbaren Zusammenhang. Ehrlich gesagt, ich ging davon aus, dass diese Zusammenhänge allgemein bekannter wären, was offenbar leider nicht der Fall ist.

Zitat:
Fazit:

Das erste Sonett war bisher das Beste, diese Qualität erreichen die beiden nachfolgenden noch nicht wieder.
Wer auf Platz zwei und drei meiner Wertung landet, hängt von meiner obigen Frage ab. Solange ist Nr. 2 auch mein Favorit für den zweiten Platz.

Ich stelle jetzt am Ende immer einen Vergleich an und ordne die Sonette in eine persönliche Lieblingsskala an.

Vorläufige Wertung also:

Platz 1 Retrospektive Aktualität
Platz 2 Kühles Kalkül
Platz 3 Gedankenlose Konzeption
Dein "Fazit" entspricht meinem eigenen, aber vielleicht ist Nr. 3 jetzt inhaltlich klarer, was nicht heißt, dass es "besser" wird; es geht mir lediglich um die Thematik, die sich in all meinen Sonetten um "Mensch und Welt" dreht.

Zitat:
Auch muss ich Odiumediae bezüglich der Titel recht geben. Sie sind originell, aktuell und wissen zu gefallen.
Das freut mich immer, wenn Titel Gefallen finden, hier sogar ganz besonders, denn generell habe ich "Titelprobleme". Er kommt immer erst an letzter Stelle und kann manchmal mehr Zeit von mir "fordern" als das Verfassen des Gedichts an sich.

Danke für deinen interessierten Kommentar, denn du "gehst" wirklich in Gedichte "hinein", was mich einen Kommentar von dir besonders schätzen lässt.

Liebe Grüße

Stimme
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