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Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Guten Morgen, Thomas,
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![]() Bedauerlich ist das eklatante Missverständnis seitens des Großteils der Menschheit; die allgemeine Annahme dessen, was denn eine Depression ist. Ich erwarte nicht, dass mein kleiner Beitrag mehr als ein "Hinweis" sein kann, denn von Nichtbetroffenen kann das nicht wirklich "verstanden" werden, sondern bestenfalls auf Basis einer abstrakten Vorstellung heraus "betrachtet" werden. Zitat:
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Warum? Nun, es gibt zwei wichtige Faktoren, die für gewöhnlich nicht "beachtet" werden. Punkt 1: Es muss der Wunsch vorhanden sein, eine Entscheidung treffen zu wollen. Man "möchte" eine treffen, und "möchten" ist eine Empfindung. Das Fehlen der notwendigen Botenstoffe im Gehirn und der dadurch fehlende "Wahrnehmungszugang" zu den eigenen Emotionen macht einen depressiv erkrankten Menschen deshalb handlungsunfähig, weil es ihn "entscheidungsunfähig" macht. Selbst das morgendliche Aufstehen bedingt eine "Entscheidung dafür oder dagegen", wenn man es sich genau überlegt. Um es philosophisch auszudrücken: Es fehlt der Wille - oder, genauer gesagt, er ist da, man "weiß" es, aber er ist unerreichbar. Wie also "lebt" ein Mensch, ohne "Willen"? Ein Depressiver lebt nicht, er existiert. Das Denken kann nicht "bewusst gelenkt" werden, sondern beginnt sich mehr und mehr "im Kreis" zu drehen, da ein Gedanke durch keine bewusste Entscheidung heraus "abgebrochen" oder in eine andere Richtung gelenkt werden kann, denn dafür bräuchte es einen Willen. Das ist das Paradoxon, in dem man "gefangen" ist - eine "Gefangenschaft" in sich selbst, es zu "wissen", und absolut nichts dagegen tun zu können, da man "handlungsunfähig" ist. /: Zitat:
Es ist nicht so, als ob "Schmerz oder Leid" überwältigen würden (sie sind nicht vorhanden), sondern das, was uns "am Leben sein lässt", der Wille, zu leben, fehlt einfach. Das hat sogar mit "Aufgabe" oder "Resignation" nichts zu tun. Deshalb ein einfaches Statement, weil der Depressive gar keine bewusste Entscheidung trifft, sterben zu wollen. Er lässt es "geschehen", weil nichts "vorhanden" ist, das ihn "abhalten" könnte ... Es wird kein "aktiver" Suizid begangen, lieber Thomas. Diese Menschen bleiben einfach im Bett liegen und warten auf den Tod. Selbst die elementaren Bedürfnisse des Körpers können diese völlige "Apathie" nicht mehr "durchdringen". Das Problem mit einer Depression ist, dass dieser "Nadir" nur von Menschen erreicht werden kann, deren "Willenskraft" eigentlich sehr stark ist - erneut ein "Paradoxon". Denn sie können jahrelang dagegen "ankämpfen", den Krankheitsverlauf "verlangsamen", die "Außenwelt" lange über ihren wahren Zustand hinwegtäuschen, bevor dann der "Point of no return" erreicht wird. Die meisten Erkrankten kapitulieren bereits lange vorher, in einem Stadium, in dem sie noch zu der Handlung einer "aktiven Beendigung" fähig sind, also noch einige "Empfindungen" vorhanden sind. Depressive Menschen "frieren" ständig, selbst bei hohen Außentemperaturen. Die "innere Leere" ist kalt, was sich sogar körperlich "spiegelt". Das allerdings fällt im "letzten Stadium" ebenfalls "weg", also auch die körperlichen Empfindungen werden auf einer extrem "distanzierten Ebene" nur mehr "am Rande" wahrgenommen. Sie werden wahrgenommen, da der Körper ein "Gefäß" ist, das von der Natur her "automatisch", rein "vegetativ" Maßnahmen zum "physischen Überleben" ergreift. Die körperlichen Empfindungen gehen "zu aller Letzt" und nicht "völlig" verloren. Ein Depressiver befindet sich in einem für Nicht-Betroffene unvorstellbaren Zustand absoluter Isolation, das geht weit über den Begriff Einsamkeit hinaus. Nicht nur, dass er extern von nichts mehr berührt wird, er "berührt sich selbst nicht mehr". Auch das ist schwer zu erklären. Daraus entstand auch meine (persönliche) Definition der Begriffe "Ich" und "Selbst". Ein "nacktes" Bewusstsein, das vollkommen "isoliert" vom sonstigen "Selbst" ist, es kann nichts berühren und wird von nichts berührt. Daher verstehe ich unter "Ich" und "Selbst" etwas anderes als "gewöhnlich" darunter verstanden wird. Ein Mensch ist ein "Selbst", das "Ich" allein ist - so gut wie "nichts". Das "Bewusstsein" ist nur etwas, das ich einen "Aspekt des wirklichen Selbsts" nennen möchte. Es kann für sich alleine nicht "sein", denn "Existenz" ist kein "Leben", nicht wirklich. Der Mensch ist die Summe all seiner Teile, und das Bewusstsein, das "Ich" genannt wird, ist eben nur ein einziger Teil des Ganzen. Für sich alleine nicht lebenfähig. Daher habe ich kein Verständnis für Menschen, die "Emotionslosigkeit" als etwas "Erstrebenswertes" erachten - sie haben ja keine Ahnung, wovon sie da reden! Von der Negation ihres Selbst ... ![]() Ein weiterer Fakt: Depressive sind in keinerlei Hinsicht "unzurechnungsfähig" oder "geistig verwirrt", obwohl man häufig auch diesem "Vorurteil" begegnet, da es in "Unkenntnis der Sachlage" mit anderen psychischen Erkrankungen "gleichgesetzt" wird. Ein Depressiver hört keine "Stimmen in seinem Kopf" und er glaubt auch nicht von sich, der "Erzengel Gabriel" zu sein ... ![]() Zitat:
![]() Danke für dein Interesse, für deine Gedanken darüber und deine Fragen, die ich sehr gerne beantwortet habe. Liebe Grüße ![]() Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (11.09.2011 um 11:21 Uhr) Grund: Nachträgliche Ergänzung. |
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