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Abends am Strand Sinnliches und Erotisches

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Alt 22.12.2011, 22:40   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard Der Wahnsinn wird mit Zärtlichkeit gewoben

Erst projiziert, dann phantasmiert: Verglühe
Im Gegenlicht des Schattenspiels und dann
Vergehe in den Flammen! Fang doch an,
Wenn ich Dich, liebste Teufelin, bemühe!

Die Peitsche schwingend quäle mich vorzüglich:
So soll es sein, so will ich’s immer haben!
Zeig mir sie her, gib mir die milden Gaben:
Verfüge mich, belüge mich vergnüglich,

Bis ich vor wilder Lust nicht weiß, wo oben,
Wo unten wär, wo rechts ist und wo links.
Ich will Dich loben, durch die Kissen toben,

Durchbohren Dich mit diesem dicken Dings!
Der Wahnsinn wird mit Zärtlichkeit gewoben:
Halt’s nicht zurück, komm, stöhn’ es, schrei es, sing’s!
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 26.12.2011, 11:39   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Walther,

ich fände es schade, wenn dieses Sonett keine Kommentare bekäme. Irgendwie ist die Erotik-Rubrik seltener besucht. Ich persönlich kommentiere ganz unterschiedlos auch hier (und poste auch selbst immer wieder mal etwas), aber ich "verteile" meine Kommentare ja auch so gut wie mir möglich, und ich muss auch Gefallen an einem entsprechenden Gedicht finden. (Wobei es keine Rolle spielt, ob es nun etwas direkter formuliert ist oder indirekt in Form von Metaphern - "Geschmackssache".)

Zu Anfang eine Frage: Ist mit "projiziert" eine "Wunschprojektion" auf ein LD gemeint, oder ganz konkret ein Film? Danach folgt ja "phantasmiert". (Das Wort ist so aber nicht gebräuchlich, oder?) Ich kann mir ungefähr denken, was es heißt, ich kenne "phantasmagorisch", im Sinne von "bizarr, ausgefallen". Beziehe ich das auf das folgende Phantasiebild der "Teufelin" und der "Peitsche", dann ergibt sich für mich ein "Spiel", ausgefallen, ja, aber vielleicht gar nicht "real". Ich glaube, es kann sich auch um eine "Wunsch-/Traumvorstellung" handeln, die das LI gerne einmal erleben möchte. Beziehe ich die "milden Gaben" und das "belüge mich vorzüglich" mit ein, kann es auch real stattfinden, aber es ist dann ebenfalls ein Spiel, das LI und LD, so wirkt es auf mich, im gegenseitigen Einverständnis miteinander "spielen". Ich kann das "so und so" auslegen.

Also mir gefällt das Gedicht sehr. Besonders die letzten beiden Verse, von denen der zweite ja auch als Titel dient. Auch ansonsten begrüße ich es, dass du hier einfach mal Erotik schreibst - ohne sie zu verstecken. Also ich bin diesbezüglich auch offen - soweit mir bekannt, leben wir im 21. Jahrhundert. (Ich selbst habe "Versuche" unternommen, aber keinen davon gepostet - ich schaffe es einfach nicht, "Freie Gefühle", das sind sie für mich, in eine "Form" hineinzubekommen. Da scheitere ich immer wieder, und mir gefällt mein Geschriebenes nicht. Ich lerne jetzt auch in Sachen "Freie Verse" und hoffe, dass mir im Zuge dessen unter anderem auch hier eine Möglichkeit eröffnet wird.)

Daher stelle ich dir ein Lob aus, dir gelingt das wirklich gut. Es ist ein schönes, erotisches Gedicht. Und eine Prise Humor fehlt auch nicht, denn bei "Durchbohren Dich mit diesem dicken Dings" musste ich grinsen - auch aufgrund der Alliterationen, du hast ja nur "mit" ausgelassen. Das sagt mir zu, denn es gibt etwas Leichtigkeit: Es ist ein Spiel, es macht Spaß.

Auch dieser Vers ist ähnlich:

Zitat:
Verfüge mich, belüge mich vergnüglich,
Wobei es noch mehr gelungene Feinheiten gibt, du verwendest hier sehr schön Assonanzen und Alliterationen, schaffst Verbindungen mit Vorsilben (verglühe, vergehe, verfüge, vergnüge, vergnüglich); und ich bin hier nicht ganz sicher, aber "So soll / so will" und "Zeig mir / Gib mir", "Verfüge mich / belüge mich" sind Parallelismen mit einer "Steigerung". Es gibt auch "wo oben / wo unten - wo rechts (und) wo links - für mich nicht ganz einzuordnen, Tautologie und Repetitio? Jedenfalls gut gemacht, gerne ein Lob dafür.

Formal möchte ich noch etwas anmerken:

Zitat:
Wenn ich Dich, liebste Teufelin, bemühe!
Hier bin ich beim ersten Lesen in den Trochäus "gerutscht", ich betonte "Wenn ich dich". Ich kann es jambisch lesen, aber ganz gelungen ist die Stelle nicht, das liegt einfach daran, dass sowohl Wenn als auch Dich "gewichtiger" sind als ich und es von beiden "umrahmt" wird, du verstehst sicher, was ich meine. Mit dem "Wenn" habe ich weniger Probleme, für mich ist es in der Hauptsache das "Dich", das ich unwillkürlich betonen möchte, nicht zuletzt sorgt auch dessen Großschreibung noch dafür.

Hier ist es ähnlich:

Zitat:
Zeig mir sie her, gib mir die milden Gaben:
"Zeig ... her", ich möchte hier XxxX betonen. Es würde mir leichter fallen, wenn statt "mir sie" hier "sie mir" stünde, der Diphtong "ie" und der Bezug des Inhalts unterstützen das: Was soll das LD herzeigen? Sie, die milden Gaben. Was allerdings das rhetorische Stilmittel, das ich oben erwähnte, verlorengehen lässt. Ich finde aber, so schlimm wäre das nicht, es ist ja nur eines.

Zitat:
Halt’s nicht zurück, komm, stöhn’ es, schrei es, sing’s!
Keine Kritik, nur als Anmerkung: Hier geht es mir in erster Linie um die Bedeutung des Wortes: komm. Das ist die "Hauptsache", jedenfalls meines Erachtens nach. Danach folgt eine schöne Klimax (stöhn, schrei, sing), aber das "komm" liegt - in einer Senkung. Es ist nur eine Sache meines "persönlichen Empfindens", das ein Wort mit "zentraler Bedeutung" (unterstützt wird es auch durch die zentrale Platzierung im Vers) gerne durch eine Betonung hervorgehoben sehen möchte. Ich kann es, aufgrund der beiden Kommata, betont lesen, das ist auf diese Weise ohne "Regelbruch" machbar - ich "lande" aber beim Lesen unwillkürlich in einer Senkung. (Natürlich rein betonungsbezogen! - Der Spaß musste sein. ) Wie gesagt, keine wirkliche Kritik, aber ich möchte dir meine Gedanken darüber mitteilen.

Diese drei Stellen ändern aber nichts daran, dass ich es für ein sehr schönes Sonett halte - kein Gedanke! Ich habe es gerne gelesen, mir gefällt es wirklich gut.

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 29.12.2011, 18:41   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Liebe Stimmer der Zeit,

es ist immer wieder wunderbar, Deine Gedichtinterpretationen zu lesen. Besonders aber, wie es Dir gelingt, Deine kritischen Anmerkungen in Lobeshymnen zu verpacken. Das ist ein HHighlight der Inseldichtung, und die Hausdamen und -herren sollten sich dieser positiv wirkenden Kraft weiter versichern!

Ich werde wie immer Deine ausführlichen Hinweise und Gedanken lesen und mir überlegen, wie ich Deine Hinweise am besten umsetze! In diesem Beitrag allerdings gestatte ich mir, mich bei Dir - sicherlich durchaus stellvertretend - für Dein Superengagement für die Inseldichtung zu danken. Da ich an anderer Stelle ebenfalls "moderiere" und "antreibe", weiß ich den Aufwand sehr wohl zu schätzen!

In diesem Sinne nachträglich Dir und Deinen Lieben Frohe Festtage und ein Gutes und Gesundes Neues Jahr, voller Erfolg und Erfüllung. Auf ein Neues im Jahr 2012!

LG W.
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Alt 29.12.2011, 20:31   #4
Stimme der Zeit
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Hallo, Walther,

jetzt hast du es wirklich geschafft und mich ernsthaft in Verlegenheit gebracht. Obwohl ich mich natürlich sehr freue!

Zur Zeit habe ich sehr viel Zeit, da ich krankgeschrieben bin (ist aber nichts Gefährliches, nur etwas Langwieriges). Wenn ich arbeite, schaffe ich natürlich nicht ganz so viel.

Es ist Leidenschaft für Lyrik und Dichtung, Freundschaft und auch ein bisschen "persönliche Identifikation" mit Gedichte-Eiland, sozusagen ein "Mix", in dieser Reihenfolge.

Trotzdem: Anerkennung tut gut (ich "erlaube mir" diese Formulierung); ich danke dir und wünsche dir und deinen Lieben ebenfalls alles Gute für das kommende Jahr 2012. Gesundheit, Inspiration, und alles, was sonst noch dazugehört!

Liebe Grüße

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Alt 30.12.2011, 00:26   #5
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asphaltwaldwesen
 
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Beiträge: 961
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Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
Durchbohren Dich mit diesem dicken Dings!

köstlich, walther!

ich hab mich wieder herrlich amüsiert.
da lässt es lyrER so richtig krachen, fordert und will, dass alle alles rauslassen und dann das verklemmte "dings". wenn das nicht alltags-real-satire ist...

als stabreimfetischistin liegt mir hier ja beinah der ultimative vorschlag
Zitat:
"durchbohren dich dank dieses dicken dings"
auf der zunge.


lg,

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Geändert von fee (30.12.2011 um 00:34 Uhr)
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Alt 02.01.2012, 15:00   #6
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Ort: Im Wilden Süden
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Lb. fee,

danke für Deinen interessanten Vorschlag. Er hört sich gut an und wird geprüft!

LG W.
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