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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 10.02.2012, 21:45   #1
Chavali
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Standard Lebensspur


wie Seile halten
mich die Zwänge
einer wohlbekannten Macht
rastlos wühl ich mich
durchs Dunkel
dieser nebeltrüben Nacht
eines Schreckens
zu entkommen
den ein Rachesturm
entfacht

ungehört bleibt

mein Bemühen
jeder Anfang
scheitert nur
ohne Kraft bleibt
mein Beginnen
ich verlass die
Lebensspur

Rache siegte
lässt zurück
zerstörtes
Sein
zerbroch-
nes Glück

*

Variante II


wie Seile halten mich die Zwänge
einer wohlbekannten Macht
rastlos wühl ich mich durchs Dunkel
dieser nebeltrüben Nacht
eines Schreckens zu entkommen
den ein Rachesturm entfacht

ohne Macht ist mein Bemühen
jeder Anfang scheitert nur
ohne Kraft bleibt mein Beginnen
ich verlass die Lebensspur

Rache siegte - lässt zurück
zerstörtes Sein
zerbrochnes Glück




~~~~~~~~~~~~~~~~~~

__________________
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (15.02.2012 um 18:20 Uhr)
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Alt 10.02.2012, 22:28   #2
Thomas
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Standard

Liebe Chavali,

beim Lesen deines Gedichtes, welches wahrlich in die Kategorie 'Finstere Nacht' passt, ist mir spontan folgende (leicht veränderte) Form eingefallen. Ich kann nicht gut erklären warum ich das passender finde. Irgendwie scheinen mir die (vielleicht etwas zu) kurzen Zeilen den Rhythmus etwas in Unordnung zu bringen, was vielleicht gewollt ist. Bitte nicht als Besserwisserei auslegen, ich kann es leider nicht erklären.

Zwänge halten mich, wie Seile
einer wohlbekannten Macht.
Rastlos wühl ich mich durchs Dunkel
dieser nebeltrüben Nacht,
einem Schrecken zu entkommen,
den ein Rachesturm entfacht.

Ohne Macht ist mein Bemühen,
jeder Anfang scheitert nur,
ohne Kraft bleibt mein Beginnen,
ich verlass die Lebensspur.

Die Rache siegte, lässt zurück
zerstörtes Sein, zerbrochnes Glück


Liebe Grüße
Thomas

P.S.: bitte bald ein lustiges Gedicht.

Geändert von Thomas (10.02.2012 um 22:53 Uhr)
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Alt 11.02.2012, 12:15   #3
Chavali
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Lieber Thomas,
Zitat:
beim Lesen deines Gedichtes, welches wahrlich in die Kategorie 'Finstere Nacht' passt,
ist mir spontan folgende (leicht veränderte) Form eingefallen.
Ich kann nicht gut erklären warum ich das passender finde.
Irgendwie scheinen mir die (vielleicht etwas zu) kurzen Zeilen den Rhythmus etwas in Unordnung zu bringen,
was vielleicht gewollt ist.
Deine Gedanken kann ich gut folgen, hatte ich doch auch erst diese Variante im Sinn:

wie Seile halten mich die Zwänge
einer wohlbekannten Macht
rastlos wühl ich mich durchs Dunkel
dieser nebeltrüben Nacht
eines Schreckens zu entkommen
den ein Rachesturm entfacht

ohne Macht ist mein Bemühen
jeder Anfang scheitert nur
ohne Kraft bleibt mein Beginnen
ich verlass dieLebensspur

Rache siegte - lässt zurück
zerstörtes Sein
zerbrochnes Glück


Dann aber gefiel mir die scheibare Zerissenheit des auseinandergezogenen Textes und ich wollte mal eure Meinung dazu hören.
Deine Variante ist ja ähnlich meiner - vielleicht sollte ich eine geschlossenere Version oben mit einstellen..?

Zitat:
P.S.: bitte bald ein lustiges Gedicht.
*lächel* das kann ich nicht so gut....


Hab vielen Dank für deine Überlegungen!

Lieben Gruß,
Chavali

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Alt 11.02.2012, 14:53   #4
ginTon
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hi chavilein,,

Interessanter Text, mit einem interessanten Thema: Rache, die Tugend eines zerstörten Egos. Die Sache ist natürlich, aus welchen Gesichtspunkten man einer Rache heraus betrachtet.Als Definition habe ich in wiki folgendes gefunden:

Zitat:
Rache ist eine Handlung, die den Ausgleich zuvor erlittenen Unrechts bewirken soll. Sie ist immer eine physische oder psychische Gewalttat.

ein Unrecht hingegen ist laut Goethe: Johann Wolfgang von Goethe schrieb in Wilhelm Meisters Lehrjahre: „Niemand weiß, was er tut, wenn er recht handelt; aber des Unrechten sind wir uns immer bewußt.“[7] Damit definierte er Unrecht als bewusstes Unrecht, während Tun, welches dem Recht entspricht, unbewusst bleibe. Goethe betrachtet Unrechts- und Rechtsbewusstsein als Intuition.

Psychologisch gesehen, wird die Rache heute nicht mehr als objektive erforderliche Handlung zur Wiederherstellung einer Ordnung, sondern als bewertungsabhängige Emotion verstanden

Der Begriff „Unrecht“ ist schon sehr alt. Aristoteles betrachtete ihn als Bestandteil der Ethik. Aristoteles unterscheidet „Unrecht von Natur“ und Unrecht „kraft Verordnung“. Unrecht kraft Verordnung sei, wenn es getan werde, eine ungerechte Handlung, bevor es getan werde, sei es das jedoch noch nicht, sondern Unrecht.[5] Die aristotelische Definition antizipiert bereits den Konflikt, der in der Radbruchschen Formel zum Ausbruch kommt.


ist schon irgendwie interessant,, früher haben wir immer gesagt "Rache ist Blutwurst" d.h allein aus diesem Kinderslogan heraus betrachtet, sehe ich jene, die sich der Rache bedienen müssen, um selbst ihr eigenes kleines Ego wieder auf Hochglanz polieren zu wollen, als ganz arme Würste an...

Zum eigentlichen Gedicht, es stellt sich ja inhaltlich die Frage, wer im Vorfeld sich nicht geschädigter fühlt, entweder der, welcher Rache verübt oder doch der, welcher die Rache empfängt. Meines Erachtens dient Rache der Kompensierung eines zuvor erlittenen angenommenen Unrechts. Dieses Unrecht müsste natürlich definiert werden, da ein Unrecht aus einer Rechtsprechung heraus gegenteilig der Wahrheit entsprechen muss/müsste. Für manche ist jedoch selbst die Wahrheit ein Unrecht.

Außerdem, da eine Rache eine unrechte Handlung ist, wird im Vorfeld dieser Handlung das Unrecht strikt angenommen. Man will aus einem angenommenen Unrecht heraus Recht bekommen, über eine Tat, weiß jedoch, dass man selbst im Unrecht ist. Ein rechtsprechender Gedanke hat in dem Sinne keine unrechte Tat nötig (wie zB eine Rache), laut Aristoteles. In einer unrechten Tat, wie der Rache, sind demnach die unrechten Gedanken schon enthalten.

Der Inhalt deines Gedichtes betrachtet das Thema Rache nur von einer Seite, dem des angeblichen Opfers, wobei von vornherein eigentlich gar nicht genau festzustellen ist, wer das eigentliche Opfer ist, (s. Definition der Rache).

von der Form finde ich deine Variante besser chavi, da es fast so aus sieht wie ein Dolch oder ähnlich...insgesamt sicher ein interessantes Thema...

liebe Grüße gin
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Geändert von ginTon (11.02.2012 um 15:15 Uhr)
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Alt 11.02.2012, 18:20   #5
Chavali
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hui ginnie,

du hast dich ja toll ausführlich mit dem Thema RACHE befasst und du kannst
mir glauben, ich auch.
Nun hat ja Rache viele Gesichter, auf die ich gar nicht näher eingehen will.
Ich kann dir nur sagen, die Rache, die ich hier im Sinn hatte, ist eine von der übelsten Sorte.
Zitat:
Interessanter Text, mit einem interessanten Thema: Rache, die Tugend eines zerstörten Egos.
Das ist gut gesagt und trifft es schon sehr genau.
Zitat:
wer im Vorfeld sich nicht geschädigter fühlt, entweder der, welcher Rache verübt oder doch der, welcher die Rache empfängt. Meines Erachtens dient Rache der Kompensierung eines zuvor erlittenen angenommenen Unrechts. Dieses Unrecht müsste natürlich definiert werden, da ein Unrecht aus einer Rechtsprechung heraus gegenteilig der Wahrheit entsprechen muss/müsste. Für manche ist jedoch selbst die Wahrheit ein Unrecht.
Perfekt, ginnie. Man merkt, gelernt ist gelernt
Zitat:
Der Inhalt deines Gedichtes betrachtet das Thema Rache nur von einer Seite, dem des angeblichen Opfers,
wobei von vornherein eigentlich gar nicht genau festzustellen ist, wer das eigentliche Opfer ist, (s. Definition der Rache).
Nun lassen wir mal dahingestellt, wer wer ist.
Wenn der Text in einer angenommenen Richtung berührt, hat er sein Ziel erreicht.
Zitat:
von der Form finde ich deine Variante besser chavi, da es fast so aus sieht wie ein Dolch oder ähnlich.
ok, danke
Die kompakte Variante ist - so wie sie oben drin stehet - allerdings auch meine.
Thomas hat den Anstoß dazu gegeben, dass ich ihn - so wie ich erst dachte - auch mit einstelle.
Man brauchte ja nur die Zeilen zu verändern.


Ich danke dir! Du hast mir mit deiner Definition eine große Freude gemacht.

Lieben Gruß,
chavi
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Alt 11.02.2012, 20:07   #6
a.c.larin
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hallo chavali,

mir gefällt die erste variante besser - sie macht optisch mehr her.
ich sehe da gefühle wie in einem trichter versickern, gleichsam in nichts
sich auflösen.

ein trauriges kapitel - aber wahrscheinlich wird es uns allen irgendwann so ergehen.
andererseits: so hartnäckig unauflösbar zu sein wie plastik - ist das die wirklich die bessere option?
oder etwa das: so never-ending zu sein wie ein dauer-werbejingle?

von der warte aus betrachtet sind schlusspunkte dann gar nicht mehr so deprimierend. was meinst du?


gerene gelesen und dem nachgespürt,
larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 11.02.2012, 22:27   #7
Dana
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Liebe Chavali,
auch mir gefällt die "Trichtervariante" besser, man fällt beim Lesen mit hinein.
Ich kann mich in den Inhalt gut hineindenken, und zwar mit einer eigenen Geschichte. Darum unterlasse ich jede Interpretation - dein Gedicht spricht direkt an.
Gewagt und gelungen der Verzicht auf Zeichensetzung. Man liest nicht nur aufmerksamer, auch intensiver.

Schau mal, ob das, was ich nicht lassen konnte, eine positive Änderung sein könnte. (die doppelte Macht ist dann weg)
(Menno, bin ich höflich. Oder ängstlich? Eine Eigenschaft, die mich seit der Kindheit nicht loslässt und die ich leider auch auf meine Kinder übertragen habe.)


wie Seile halten
mich die Zwänge
einer wohlbekannten Macht
rastlos wühl ich mich
durchs Dunkel
dieser nebeltrüben Nacht
einem Schrecken
zu entkommen
den ein Rachesturm
entfacht

ungehört bleibt
mein Bemühen
jeder Anfang
scheitert nur
ohne Kraft bleibt
mein Beginnen
ich verlass die
Lebensspur

Rache siegte
lässt zurück
zerstörtes
Sein
zerbroch-
nes Glück

Rache siegt
und lässt
zurück
ein ge-
brochnes
Sein
und
Glück.
(das ist mir eben nur eingefallen)

Interessant auch die Interpretation der Rache. Habe gern nachsinniert und kann so manches Ding anders betrachten.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 15.02.2012, 11:50   #8
Chavali
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Liebe larin,
Zitat:
mir gefällt die erste variante besser - sie macht optisch mehr her.
ich sehe da gefühle wie in einem trichter versickern, gleichsam in nichts
sich auflösen
Das ist eine tolle Sichtweise!
Nach einiger Zeit des Nachdenkens gefällt mir auch Variante I besser und ich werde das auch noch oben vermerken.

Was das traurige Kapitel der Rache angeht - ich kann es persönlich auch nicht in dieser
komprimierten und intensiven Form nachvollziehen, aber es soll ja Menschen geben (besonders leider Frauen),
die ihr weiteres Leben nur diesem einen negativen Gefühl untergeordnet haben.

Danke dir für dein Nachspüren.



Liebe Dana,
Zitat:
auch mir gefällt die "Trichtervariante" besser, man fällt beim Lesen mit hinein.
Ich kann mich in den Inhalt gut hineindenken, und zwar mit einer eigenen Geschichte.
Darum unterlasse ich jede Interpretation - dein Gedicht spricht direkt an.
Das freut mich insofern, dass ich darin eine Gleich-Gesinnte bzw. ein Gleich-Betroffene erkenne.
Zitat:
Gewagt und gelungen der Verzicht auf Zeichensetzung. Man liest nicht nur aufmerksamer, auch intensiver.
Stimmt. Das seh ich auch so - musste das aber auch erst erlernen
Zitat:
Schau mal, ob das, was ich nicht lassen konnte, eine positive Änderung sein könnte.
(die doppelte Macht ist dann weg)
Ok, ich schaue mal und probiere deinen Vorschlag aus.
(übrigens geht es mir oft wie dir: man möchte niemanden zu nahe treten)
Zitat:
Interessant auch die Interpretation der Rache.
Habe gern nachsinniert und kann so manches Ding anders betrachten.
Danke auch dir, freut mich, dass ich zu so intensiven Gedanken anregen konnte.



Habt nochmals herzlichen Dank für die feinen Kommentare, larin und Dana,
und seid herzlich gegrüßt!
Chavali




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